Geschichte des L-D-M Kanals

Verkehrsgeschichte - Wasserwege, Häfen und zugehörige Bauwerke
Janericloebe
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Beitrag von Janericloebe » 12.05.2016 10:14

Hallo zusammen. Ich habe mich mal wieder mit dem Ludwig-Donau-Main-Kanal beschäftigt. Auf die Tatsache, dass der Kanal mehrere Jahrzehnte durchaus wirtschaftlich und fast 100 Jahre in Betrieb war bzw. streckenweise noch heute schiffbar ist, wurde bereits hingewiesen. Nun möchte ich einmal darstellen, wie groß der technische Aufwand war, um gerade diesen Kanal zu errichten, der ja immerhin über durch zwei Flusstäler und ein Mittelgebirge und damit durch unterschiedliches und schwieriges Gelände führte. Im Gegensatz zu meinen früheren Fotos habe ich mich diesmal mehr auf Details, weniger bekannte Einzelbauwerke und die Technik konzentriert.

Es handelt sich zunächst um punktuell ausgewählte Objekte im südlichen, zum Teil im Originalzustand erhaltenen Abschnitt. Vom Kanal existieren noch wesentlich mehr Anlagen als man sie hier komplett aufzählen könnte. Auch im nördlichen Abschnitt habe ich inzwischen einige Entdeckungen machen können, die mich selbst erstaunt haben. Aber von vorne:

Die Schleuse 6 bei Prunn im Altmühltal musste mitsamt Schleusenkanal und Schleusenwärterhaus dem Bau des 1992 eröffneten Main-Donau-Kanals weichen. Das zugehörige Altmühl-Stauwehr ist aber im Originalzustand und ohne Funktion erhalten. Der etwa 280 Meter lange Altarm der Altmühl ist heute fast ein Stillgewässer, das vor allem durch die Karstquelle Prunn gespeist wird - eine der stärksten Quellen Bayerns (600 Liter pro Sekunde). Das kalkhaltige, bläuliche schimmernde Wasser des Altarms mündet heute über den Überlauf eines Damms in den tiefer gelegenen Main-Donau-Kanal.

Während der Stillwasserkanal zwischen Bamberg und Nürnberg bereits 1843 komplett fertiggstellt war, bereitete im Süden insbesondere die Regulierung der Altmühl technische Schwierigkeiten. In trockenen Sommern erhielten die Schleusen zu wenig Betriebswasser. So beschloss man, hier nachträglich Stauwehre aus Stampfbeton und Werkstein-Quadern zu errichten. Heinrich von Pechmann, der ursprüngliche Architekt des Kanals und Erster Vorstand der Kanalbaudirektion wurde 1843 in den Ruhestand versetzt. Die Stauwehre, aber auch einige Brücken, wurden von anderen Architekten wie Ch. Beischlag oder Leo von Klenze geplant und ausgeführt.

Die eisernen Winden der Altmühl-Stauwehre lieferte die Maschinenfabrik Johann Wilhelm Spaeth im Jahre 1845 an die Kanalbau-Inspektion. Mit der Fertigstellung dieses Abschnitts war der gesamte Ludwigskanal Anfang 1846 durchgehend schiffbar. Am 2. Juli 1846 wurde der Kanal nach insgesamt 10-jähriger Bauzeit an eine Aktiengesellschaft übergeben und am 15. Juli 1846 erfolgte die offizielle, feierliche Eröffnung des Kanals. Übrigens ohne Anwesenheit des Bauherren und Namensgebers König Ludwig I.
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Janericloebe
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Beitrag von Janericloebe » 12.05.2016 12:08

Die erhaltene Schleuse 12 befindet sich an einem ebenfalls mit Karstquellenwasser gespeisten Altarm der Altmühl. Bei etwas Sonnenschein schimmert das hauptsächlich aus dem Mühlbach stammende Wasser in unbeschreiblichen Farben. Es trennt den historischen Schleusenkanal heute vom tiefer gelegenen Main-Donau-Kanal. 1934, also noch in der Betriebszeit des Kanals, wurde das ursprünglich 1845/46 errichtete Stauwehr vollständig erneuert. Es handelt sich damit um das einzige noch in Betrieb befindliche Altmühl-Stauwehr des Ludwigskanals. Flussabwärts mündet das Wasser des Mühlbachs heute über ein Überlaufbauwerk in den Main-Donau-Kanal.

Das original erhaltene Schleusenbecken verfügt über betriebsfähig gehaltene Schleusentore aus Holz. Aufgrund der abgeschnittenen Lage, wird die Schleuse heute jedoch nicht mehr genutzt.

Im Orginalzustand ist auch das Schleusenwärterhaus erhalten. Diese Gebäude beruhen auf einer Grundlage Heinrich von Pechmanns. Die Pläne wurden jedoch von einer Kommission der Obersten Baubehörde unter Leo von Klenze korrigiert. Pechmann lobte die Änderungen später und schrieb von einem "Grad der Vollkommenheit, der sie für alle ähnliche Zwecke zur Nachahmung empfehlen dürfte."

Die Schleusenwärterhäuser entsprachen annähern ähnlichen Musterplänen. Darin war vorgesehen, dass die Schleusenwärter verheiratet seien und die zumeist abgeschiedene Lage der Schleusen besonders für die damals vielen Kinder kritisch sein könnte. Für die Schleusenwärterfamilien wurde also eine gewisse Autarkie angestrebt. So gehörte zu jedem Haus zur Eigenversorgung ein kleiner Garten mit Scheune und Stall zur Haltung von Kleinvieh wie Ziegen oder Hühnern. Auch die mit Obstbäumen gesäumten und beweideten Kanaldämme standen den Schleusenwärtern zur Verfügung. Ein Schleusenwärter und seine Angestellten waren oftmals für die Pflege und Bedienung mehrerer Schleusen und eines ganzen Kanalabschnittes verantwortlich.

Das Schleusenwärterhaus der Schleuse 12 wird noch heute landwirtschaftlich genutzt und erscheint deshalb sozusagen im Originalzustand. Entsprechend den Musterplänen wurden beim Bau des Gebäudes regionale Baustoffe verwendet. Im Bereich des Altmühltals erhielten die Häuser eine verputzte Kalksteinfassade. Die Häuser entsprachen dem von König Ludig I. geförderten und weit verbreiteten historistischen Rundbogenstil.
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Janericloebe
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Beitrag von Janericloebe » 12.05.2016 18:02

Der Ludwig-Donau-Main-Kanal verließ bei der noch teilweise erhaltenen Schleuse 13 das Altmühltal. Auch hier wurde der Ludwigskanal zumeist völlig abgetragen und vom 1993 fertiggestellten Main-Donau-Kanal überbaut. Ein Nürnberger Landschaftsarchitekt hatte vorgesehen, dass der erhaltene und funktionsfähige Teil des Ludwigskanals nordöstlich von Beilngries als Wasserspeicher für das ökologisch wertvolle Ottmaringer Moos dienen sollte. Doch bereits ab 1995 war das Grundwasser in dem einstigen Moor um mehrere Meter gesunken, so dass auch das Kanalbett austrocknete. Viele Bauwerke des Kanals bis östlich von Plankstetten sind betriebsfähig erhalten und werden teilweise regelmäßig vom Bewuchs befreit.

Darunter befindet sich auch diese Straßenbrücke, deren Widerlager im Originalzustand erhalten sind und ebenfalls einen Eindruck vom damals modernen historistischen Baustil machen. Die Brücken dieser Bauart war sozusagen eine Sparversion der Steinbrücken, wie sie Heinrich von Pechmann vorsah. Die Treidelpferde passten, ohne abgespannt zu werden, durch die Brücke. Die einst hölzerne Fahrbahn wurde später durch eine Eisenträger-Konstrukion ersetzt.
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Beitrag von Janericloebe » 12.05.2016 19:26

Bei Beilngries biegt der Verlauf des Ludwigskanals nach Norden in das Tal des kleinen Flusses Sulz ab. Die Kanaltrasse verläuft hier am östlichen Berghang. Bei Gößeltalmühle befindet sich ein außergewöhnliches Bauwerk des Kanals: die Durchfahrt einer ehemaligen Gemeindestraße.

Der Architekt Heinrich von Pechmann plante diese als Trogbrücke (Brückkanal). Das heißt, dass das hier schmalere Kanalbett in einen komplett gemauerten Bett über den Straßentunnel führt. Der Rundbogen nach dem Vorbild römischer Aquädukte hat eine Höhe von 3,50 Metern. Die Höhe des gesamten Bauwerkt beträgt rund 7 Meter. Durch den Tunnel konnten nicht nur die damals üblichen Pferdefuhrwerke den Kanal unterqueren, sondern bei Bedarf auch östlich des Kanals in Gräben gesammeltes und in einer Grube abgebremstes Oberflächenwasser. Das Kanalbett ist auch hier ausgetrocknet, das Brückenbauwerk jedoch funktionsfähig erhalten und saniert.
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Beitrag von robotriot » 12.05.2016 20:03

Hier noch ein interessanter, inzwischen auch schon historischer, Fernsehbeitrag von Dieter Wieland in dem u.a. Reste vom LMD-Kanal zu sehen sind, sowie der im Bau befindliche neue Kanal: http://www.br.de/mediathek/video/sendun ... al100.html

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