Bunker unter Bahnhöfen

Zivile bzw. nicht-militärische Schutzbauwerke und Anlagen des Kalten Krieges
Benutzeravatar
René
Forenuser
Beiträge: 205
Registriert: 27.05.2003 21:58
Ort/Region: Berlin

Beitrag von René » 27.03.2006 18:27

Widersinnig ist es schon: beim baulichen Schutz für die Zivilbevölkerung wird immer mehr gespart und die Sonderverwaltungen des Bundes bauen wie die Weltmeister. Nach Angabe eines Bahnmitarbeiters baute die DB AG seit 1990 weit über 800 Schutzbauwerke für ihre Mitarbeiter - der Herr muss es wissen, weil er in entsprechender Stelle tätig ist.

Ein Job bei der Bahn ist wohl in Krisenzeiten sicherer, als in Friedenszeiten :mrgreen:
Man kann das Leben nicht verlängern, nicht verbreitern- aber vertiefen :-)

guthardt
Forenuser
Beiträge: 42
Registriert: 05.12.2005 15:08
Ort/Region: Eckernförde

Habe mal bei der Bahn gearbeitet...

Beitrag von guthardt » 19.04.2006 13:24

Also, in Neumünster ist in den 80ern ein neues Lagerhaus gebaut worden, darunter befindet sich ein (ebenfalls neu gebauter) Schutzbau für 500 Personen.
Soll den Arbeitern im Falle des Falles Sicherheit geben für alles, was von Oben kommt.
Naja, die Kosten soll damals der Kat-Schutz getragen haben.

tebbm
Forenuser
Beiträge: 3
Registriert: 16.02.2016 15:25
Ort/Region: Saarland

Bunker unter Bahnhöfen/Stellwerken

Beitrag von tebbm » 03.03.2016 13:46

Hallo, ich interessiere mich auch für Bunker unter Bahnhöfen, bzw. speziell für das Personal und den möglichen Weiterbetrieb trotz Angriffsszenario..

Aus bisheriger Recherche-Erfahrung kann ich sagen, dass nur die wenigsten Bahnhöfe/Stellwerke mit solchen Schutzbauten ausgestattet sind, jedenfalls ist das mein Eindruck bisher. Oftmals sind Anlagen für die Reisenden bzw. in größeren Knoten mit viel Verwaltungspersonal (ehemalige Bundesbahndirektionen) vorhanden, jedoch nicht für eine Steuerung des Weiteren Betriebes Stellwerkstechnisch vorgesehen oder ausgestattet. Teilweise handelt es sich auch um kommunale Schutzbauten, die lediglich zufällig direkt am Bahnhof liegen (zb. Saarstollen am Saarbrücker Hbf).

Jedoch kann ich mich an schon einige Jahre zurückliegende Fernsehreportage über einen Atombunker unter dem Frankfurter Hbf erinnern, der auch ein Notstellwerk beinhaltete. Natürlich nur Zugriff auf die Relais-Steuerung, daher Frankfurt Hbf heute über ein elektronisches Stellwerk gesteuert wird, kann davon ausgegangen werden, dass heute keine Notsteuerung von dort aus mehr vorgehalten wird, zumal die eigentlichte Stellwerkstechnik ohnehin oberirdisch angelegt ist und vermutlich nicht mehr funktionieren würde. Somit macht eine abgesetzte Steuermöglichkeit eher wenig Sinn.

Auch die Aussage, dass noch seit den 1990er Jahren Schutzbauten hergerichtet werden, kann ich so nicht bestätigen, Hinweise hierauf habe ich noch nie gefunden und kann es mir auch nicht vorstellen. Seit Ende der Behördenzeit wird konsequent zurückgebaut und abgeschafft was nicht mehr gebraucht wird, und da weiter Schutzbauten errichten, wo Landesregierungen etc. alle derartigen Anlagen aufgeben? Dass scheint mir eher unwahrscheinlich.

Auch der Katastrophenschutz-Aspekt (Verpflichtung) kann hier kaum herangezogen werden, seit der Privatisierung wurde die vielen Betriebsfeuerwehren -Grundpfeiler in betrieblichem Brandschutz und Katastrophenvorsorge- fast vollständig aufgelöst, sodass es heute nur noch in wenigen großen Rangierbahnhöfen Werkfeuerwehren gibt, eben dort, wo sie sich vom Gefahrenpotential her auch im Normalbetrieb lohnen.

Dennoch findet man immer wieder interessante Hinweise, die einem hier nicht aus dem Kopf gehen, so hört man auch von entsprechenden angeblich vorhandenen Bauwerken an Bahnhöfen, die eben nicht so groß oder strategisch definitiv wichtig wären. Hieru fällt mir ein Bahnhof mit angeblichem Notstellwerk an der Saarstrecke ein, sowie einer an der Nahestrecke, der zumindest einen Schutzraum im Gebäude der Stellwerkstechnik zu haben scheint, direkt hinter der Grenze Saarland-Rheinland Pfalz. Hier frage ich mich oft, warum gerade solche eher unbedeutenden Stellen offensichtlich doch entsprechend ausgestattet waren, ihre Nachbarbahnhöfe, welche zum Betrieb ja auch benötigt werden, jedoch eher nicht.



Diskussionen/Erfahrungsaustausch hierzu gerne.

Herr Auer
Forenuser
Beiträge: 300
Registriert: 26.01.2005 09:48
Ort/Region: Hamburg
Kontaktdaten:

Beitrag von Herr Auer » 04.03.2016 12:57

Moin Moin.

Auch während des Kalten Krieges galt :
"Räder müßen rollen für den Sieg".
Die Bahn, als Hauptlogistiker für das Militär,
mußte, natürlich auch auf vermeintlich unwichtigen
Nebenstrecken, handlungsfähig bleiben.

Die kleineren Bauwerke dienten somit nicht dem Zivilschutz
der Reisenden, die Bahnbediensteten waren hier die "Zielgruppe".
Außerdem galt (und gilt es heute wieder) sensible Technik
zu schützen, da wurde dann halt ein Raum mit Schalttechnik
in Bunkern untergebracht - gerbe auch in Zivilschutzobjekten....

Gruß aus HH
Hamburg von unten : www.unter-hamburg.de

Benutzeravatar
Cremer
Forenuser
Beiträge: 928
Registriert: 23.02.2010 11:26
Ort/Region: Bad Kreuznach
Kontaktdaten:

Beitrag von Cremer » 04.03.2016 13:16

Es gab auch den Betrieb entsprechende verbunkerte Einrichtungen für die Signaltechnik und auch für das Personal.

Genauso hatte man bei Autobahnmeistereien verbunkerte Betfiebsräume und für das Personal.
MfG Euer Fernmelder
Erich Fellgiebel 1935:Nachrichtentruppen sind kostbare, schwer zu ersetzende Mittel der Führung.

Benutzeravatar
redsea
Moderator
Beiträge: 5192
Registriert: 24.10.2006 15:35
Ort/Region: Ostwestfalen-Lippe

Bunker unter Bahnhöfen - Bahnhof Rinteln

Beitrag von redsea » 10.05.2023 20:45

Hallo zusammen,

durch Zufall beim Schlendern in der Mittagspause über den Bahnsteig des Rintelner Bahnhofes, entdeckte ich den Notausstieg zwischen neuem Bahnhofsgebäude und dem Gleis 1.

Die Recherche im Netz ergab, dass der Schutzraum im Zuge des Neubaus des einstigen Rintelner Bahnhofs in den Jahren 1975 bis 1978 angelegt wurde. Er soll für den Schutz betriebswichtigem Personals vorgehalten worden sein. Hinweise darauf, dass sich in ihm auch Bahntechnik befunden hat, habe ich keine gefunden.

Heute befinden sich in dem Gebäude die Tafel und eine DRK Kleidersammelstation.

Zeitungsartikel:

SZLZ - Rintelns geheimer Bunker

Schaumburger Nachrichten - Rintelns geheimer Bunker

Viele Grüße

Kai
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Der Pfälzer
Neu im Forum
Beiträge: 2
Registriert: 10.05.2023 22:25
Ort/Region: Lambrecht (Pfalz)

Re: Bunker unter Bahnhöfen

Beitrag von Der Pfälzer » 12.05.2023 08:27

Hallo zusammen, ich bin neu hier im Forum und interessiere mich Schwerpunktmäßig für Schutzbauten der Bahn und Post, aus der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Ich möchte hier mal ein paar Infos über die Bunker der Bahn einbringen.

Es gab bei der Bahn 85 sogenannte Betriebslenkungsstellen. Diese Stellen hatten im einzelnen unterschiedliche Aufgaben und verschiedene Größen. Die weitläufigsten Bunkeranlagen gab es bei den einzelnen Direktionen, unmittelbar unter dem jeweiligen Direktionsgebäude. Auch die Bundesbahnzentralämter und die Hauptverwaltung der Bundesbahn hatten solch große Bunkeranlagen. Weiter hatten div. kriegswichtige Bahnhöfe, größere Personen- und Rangierbahnhöfe ebenfalls eine Betriebslenkungsstelle. Aber in entsprend kleinerem Ausmaß. Die Zahl 85 entstammt der Drucksache 12/3030, Antwort auf eine kleine Anfrage einer Abgeordneten. Der Stand ist 1992. Im Laufe der Zeit mussten einige Betriebslenkungsstellen durch Abbruch weichen, die Mehrzahl existiert aber noch. Einige sind verkommen, die meisten sind zum großen Teil aber noch in sehr gutem Zustand und beinahe betriebsbereit.

Thema Schutzraum: Schutzräume für betriebswichtiges Personal gibt es etliche. Es sind über 300 ABC-Geschützte Anlagen aus der Zeit zwischen 1960 und 1990. Man kann sagen, unter jedem größeren Stellwerk aus dieser Zeit, findet sich ein Schutzraum, dessen Größe auch je nach Personalanzahl variiert. Diese sind auch in der Regel immer in gutem bis sehr gutem Zustand, die sie für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind.

Viele Grüße

Der Pfälzer

Benutzeravatar
Henning
Forenuser
Beiträge: 237
Registriert: 10.11.2004 22:45
Ort/Region: Dortmund

Re: Bunker unter Bahnhöfen - Bahnhof Rinteln

Beitrag von Henning » 17.05.2023 21:57

redsea hat geschrieben: 10.05.2023 20:45 Hallo zusammen,

durch Zufall beim Schlendern in der Mittagspause über den Bahnsteig des Rintelner Bahnhofes, entdeckte ich den Notausstieg zwischen neuem Bahnhofsgebäude und dem Gleis 1.
Sollte der Notausstieg nicht außerhalb des Trümmerschattens liegen?

Wenn hier die Giebelwand umfällt liegt sie genau auf dem Notausstieg...

Benutzeravatar
Hesse
Forenuser
Beiträge: 152
Registriert: 22.02.2013 09:49
Ort/Region: Osthessen

Re: Bunker unter Bahnhöfen

Beitrag von Hesse » 31.05.2023 14:43

Vielleicht wurde das Gebäude später so gestellt, oder das Dach erweitert?
No progress without struggle

Benutzeravatar
Geograph
Forenuser
Beiträge: 169
Registriert: 28.02.2007 18:55
Ort/Region: Hessen

Bunker unter Bahnhöfen – Bahnhof Rinteln ...

Beitrag von Geograph » 01.06.2023 20:00

Hesse hat geschrieben: 31.05.2023 14:43 Vielleicht wurde das Gebäude später so gestellt, oder das Dach erweitert?


Guten Abend,

das Rintelner Empfangsgebäude – inklusive Personenschutzraum – wurde 1977 errichtet. Eine »Dacherweiterung« gab es seitdem nicht.


Grüße,
GEOGRAPH

Antworten

Zurück zu „Kalter Krieg - Zivilschutz & Zivilverteidigung“