Flakgruppe Hannover - Flakstellungen im Stadtgebiet

Luftverteidigung durch Flak und andere Fliegerabwehr, Scheinwerferstellungen, Scheinanlagen und ähnliche Objekte
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niemandsland
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Flakgruppe Hannover - Flakstellungen im Stadtgebiet

Beitrag von niemandsland » 18.07.2013 02:09

Hallo zusammen,

hier zum ersten Mal eine Übersicht der (mir bisher bekannten) Flakstellungen der Flakgruppe Hannover im Stadtgebiet von Hannover. Grundlage sind mir vorliegende Luftbilder (überwiegend vom Herbst 1944/Frühjahr 1945). Kartengrundlage für die Darstellung hier: OSM 2013.
Mit Ausnahme für die Stellungen Harenberg/Garbsen. Hier liegen mir nur Zeugenaussagen vor.

Hinweis in Eigener Sache: Die Bücher von Koch, Nicolaisen, Hummel, Tessin, usw. stehen bei mir im Regal. Hinweise beziehen sich hier auf Kopien aus Archiven.

Falls jemand noch anderes Material hat, ich bin immer auf der Suche nach weiteren Hinweisen.

Insbesondere suche ich noch Stellungen der Flakscheinwerfer Straße zwischen Wunstorf, Evershorst, Celle usw. im Verlauf, wie diese auf der Karte für die Nachtjagd eingezeichnet, war.

Und hier sei noch mal angemerkt, das ich die Lagekarte(n) für den Zeitraum Sommer/Herbst 1944 - März 1945 noch in Kopie (für den Raum Hannover) suche, bzw. eine Signatur für eine Bestellung. :-)

Ich bedanke mich für Zeit und Mühe.

Gruß
Guido Janthor
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Beitrag von Terra Inc. » 23.08.2013 05:50

Ist zwar nicht mein geographisches Gebiet, sieht aber nach guter Arbeit aus.
Nur eins wundert mich, hast Du nicht nach leichter und schwerer Flak unterschieden?

Gruß Terra

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niemandsland
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Beitrag von niemandsland » 24.08.2013 10:45

Terra Inc. hat geschrieben: Nur eins wundert mich, hast Du nicht nach leichter und schwerer Flak unterschieden?
Hallo Terra,

in der Auflistung sind nur Ortsfeste Stellungen der schweren Flak angegeben. Diese Stellungen wurden überwiegend mit Hilfe von Luftbildern aus unterschiedlichen Quellen, ermittelt.

Ich unterscheide - nach Möglichkeit - schon nach leicht, mittel und schwerer Flak. Darüber hinaus auch in Funkmeß- und Scheinwerfer-Stellungen. Nur war es für diese Karte nicht relevant. Und ich erhebe noch immer keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da selbst die schwere Flak oft hin und her gewandert ist. Betonierte Stellungen hat es im Raum Hannover nur wenige gegegeben. So bestand z.B. die Doppelbatterie am Sahlkamp aus betonierten Geschütz-Bettung und Sockeln. Und selbst hier wurde die Stellung mehrmals, aus unterschiedlichen Gründen, verlegt und neu aufgebaut. Wenn auch im Nahbereich. Mir liegt eine Bildserie vor, wo eine zerstörte Stellung, eine Stellung im Bau und eine gerade betrieben wird.
Auch eine Batterie in der Nähe von Misburg (in Buchholz) wurde mehrfach (aus Beton) neu angelegt. Leider ist von Beiden Stellungen heute nichts mehr zu sehen.

Gruß aus Hannover
NL / Guido Janthor

Terra Inc.
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Beitrag von Terra Inc. » 24.08.2013 13:52

Danke für die Erläuterung. Was Du für Hannover machst mache ich für Mitteldeutschland (Halle-Leipzig-Merseburg und angrenzende Gebiete)
Ich hatte gefragt, weil in meinem Einzugsgebiet (Mitteldeutscher Flakgürtel) eine derartige Massierung schwerer Flak in einem Stadtgebiet nicht vorkommt. Daher hatte ich die Vermutung, daß Deine Karte auch leichte Flak enthält.
Aber die Voraussetzungen waren hier in Mitteldeutschland auch andere - die Schutzobjekte befanden sich außerhalb der großen Städte und damit auch der Großteil der schweren Flak.
Ich stimme zu, daß die Flak eine ziemlich dynamische Sache war. Die Betonbauweise gab es ca. bis 1943 aber dann zum Kriegsende gar nicht mehr.
Vielleicht ein typisches Chaos kann man bei TARA auf dem Bild 006-003-003-190-C ziemlich im Zentrum erkennen. Diese Flakstellung ist gleich bei mir um die Ecke und vermutlich ist es die Flakstellung, in der Hans Dietrich Genscher als LwH tätig war. Die Reste der oktagonalen Plattformen sind noch heute vorhanden und ein kleiner Junge warnte mich, daß man in dem Wald nicht spielen dürfe - wegen der Soldatengeister, die es da gebe...Mit seinen Erziehungsberechtigten hätte ich mich ja gerne mal unterhalten...

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Beitrag von Imme » 24.08.2013 20:27

Hallo Guido,

schönes Arbeit und prima Idee!

Anbei eine Karte mit ein paar Infos aus meinem Dunstkreis.

Beste Grüße
Andreas

P.S.: die Stellungen in Abb.3 hatte ich anfangs falsch interpretiert, daher ist die Beschreibung z.T. nicht korrekt! Es ist sind Stellungen leichter Flak!
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niemandsland
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Beitrag von niemandsland » 26.08.2013 07:44

Terra Inc. hat geschrieben:Danke für die Erläuterung. Was Du für Hannover machst mache ich für Mitteldeutschland (Halle-Leipzig-Merseburg und angrenzende Gebiete)
Ich hatte gefragt, weil in meinem Einzugsgebiet (Mitteldeutscher Flakgürtel) eine derartige Massierung schwerer Flak in einem Stadtgebiet nicht vorkommt. Daher hatte ich die Vermutung, daß Deine Karte auch leichte Flak enthält.
Aber die Voraussetzungen waren hier in Mitteldeutschland auch andere - die Schutzobjekte befanden sich außerhalb der großen Städte und damit auch der Großteil der schweren Flak.
Ich stimme zu, daß die Flak eine ziemlich dynamische Sache war. Die Betonbauweise gab es ca. bis 1943 aber dann zum Kriegsende gar nicht mehr.
Vielleicht ein typisches Chaos kann man bei TARA auf dem Bild 006-003-003-190-C ziemlich im Zentrum erkennen.
Hallo Terra,

in Hannover lagen einige Industriegebiete damals mitten in der Stadt. Hier ist auch eine deutliche Konzentration der Flak auszumachen. In Wiesenau / Vinnhorst / Brink z.B. oder auch rings um die ehemalige Stadt Linden. Dort befand sich die Rüstungsschmiede Hanomag, aber auch andere Firmen die ebenfalls wichtige Kriegs-Produktionen im Programm hatten. Dann der Raum Misburg (damals eigenständige Stadt, Hannover zugeordnet und Mitte der 1970er Jahre eingemeindet). Und dann waren da auch noch die Ortsteile Döhren und Wülfel wo es damals wichtige Industrien gab. Und hinzu kommt dann noch, das Hannover damals in der Einflugschneise in Richtung Berlin lag. Die Berichte aus dem Stadtgebiet Hannover und Seelze beschreiben oft den massiven Überflug von Geschwadern in Richtung Berlin. Und Teilweise auch den Rückflug über Hannover. Insbesondere die Aufzeichnungen aus Misburg und Seelze/Letter, die ich zum Teil (in Kopie) in meinem Archiv habe, belegen dies mehr als deutlich.

Soweit...

Ich wünsche Dir jedenfalls für Dein Projekt viel Erfolg.
Achso, ob HDG in der Flakstellung war oder nicht, könnte man doch vielleicht in Erfahrung bringen. Email-Adresse von seinem Büro in Bonn, sowie von Genscher Consult findest Du auf seiner Webseite. Viel Erfolg.

Gruß aus Hannover

NL / Guido Janthor

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Beitrag von niemandsland » 26.08.2013 07:47

Imme hat geschrieben:Hallo Guido,

schönes Arbeit und prima Idee!

Anbei eine Karte mit ein paar Infos aus meinem Dunstkreis.

Beste Grüße
Andreas
Hallo Andreas,

Danke für Deine Antwort/Infos aus Deiner Nachbarschaft.
Schöne Details. :-)

Gruß aus Hannover
NL / Guido Janthor

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Beitrag von g.aders » 31.08.2013 16:47

Hallo Herr Janthor,
sind das auf der Karte alles Stellungen schwerer Batterien? Stellungen so nahe dem innerstädtischen Bereich sind sehr ungewöhnlich.

Man sollte sich unbedingt freimachen von der Vorstellung, dass schwere Flak rund um einzelne Industrieanlagen oder -anlagenkomplexe aufgestellt wurden oder um einzelne militärische anlagen.
Es wurde immer der Großraum einer Stadt mit Industrie- und Verkehrsanlagen gesichert mit Stellungen, die an der Peripherie waren. Zentraler lagen oft Scheinwerfer und Züge leichter und mittlerer Flak, diese eben oft bei Bahnhöfen, Brücken, Fabriken, Flugplätzen, also Objekten, die man durch Tiefangriffe gefährde einstufte.

Anfang 1942 kam es allerdings zu dem "Sperrfeuerbatterien-Wahn", und da hat man tatsächlich auf Sportplätzen, Parks, Schrebergärten vorübergehend Stellungen für Sperrfeuerbatterien gebaut. Die wurden 1942 wieder aufgegeben, aber auf Luftbildern von 1944/45 sieht man sie noch - sehr zur Verwirrung des Auswerters.

Beste Grüße
Gebhard Aders

Anbei eine Skizze des Großraums Köln
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Beitrag von niemandsland » 02.09.2013 07:25

g.aders hat geschrieben: sind das auf der Karte alles Stellungen schwerer Batterien?
Stellungen so nahe dem innerstädtischen Bereich sind sehr ungewöhnlich.
Hallo Herr Aders,

in der von mir veröffentlichten Karte handelt es sich "nur" um Batterien der schweren Flak.
Ermittelt wurden die Stellungen anhand von Luftbildern (überwiegend aus dem letzten Kriegsjahr). Diese habe ich möglichst exakt über Kartenwerk gelegt. Sämtliche Karten sind georeferenziert; Ebenso die Luftbilder. Ein privater GIS-Server befindet sich gerade im Aufbau.

Lediglich bei vier oder fünf Stellungen beruhen die Angaben auf Aussagen von Zeitzeugen. Da ich bisher für diese Stellungen noch keine Luftbilder besitze. Mein derzeitiger Bestand deckt primär und flächendeckend leider nur den Innerstädtischen Bereich, sowie die Industrieviertel ab. Früher oder später werden sich aber sicher auch die Grauzonen mit Farbe füllen. :-)

Was die Stellungen im innterstädtischen Bereich betrifft, so standen diese 1944/1945 deutlich freier, als das die Karte _heute_ zeigt bzw. vermittelt. Zum Beispiel zwischen der Stadt Langenhagen und Ortsteil von Hannover "Vahrenwald" gab es hauptsächlich Häuser entlang der heutigen Vahrenwalder Straße. Die überwiegende Bebauung in diesem Gebiet waren damals Kleingartensiedlungen und Grünflächen. Das ganze war deutlich aufgelockerter, als das heute der Fall ist. Im Gegenteil die heutigen Stadtplaner kleistern eher jeden freien Platz wieder zu. :(

Ich denke, ich werde das im Herbst vielleicht noch mal an Hand einer Karte aus den 1950er Jahren darstellen.

Und was die Stellungen am Rande von Industrieanlagen betrifft, so stütze ich mich dabei auf Aussagen von ehemaligen aktiven Luftwaffenhelfern und Jungsoldaten an der Flak. Ich habe Kontakt zu einem Kreis, der derzeit noch aus etwa 7, 8 Menschen im hohen Alter besteht, die so freundlich waren, mir ein paar meiner Fragen zu beantworten. Diese Personen waren in einer Stellung, die - so ihre Aussage - direkt mit der "Verteidigung" der Deurag-Nerag befasst war.

Den Rest lass ich mal so im Raum stehen.

Gruß aus Hannover
-NL- / Guido Janthor

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Beitrag von g.aders » 02.09.2013 10:20

Hallo,

für Köln habe ich das vor vielen Jahren auch gemacht, anhand von Luftbildern die Stellungen zu ermitteln.
Damals gab es noch in Köln den Kampfmittelräumdienst mit seinen Stereogeräten, und mit deren Hilfe konnte sehr genau feststellen, ob die Stellung noch "aktiv" war. Und das waren fast ausschließlich "ortsfeste" Batterien, also die, bei denen die Geschütze versockelt waren.

Dass die Stellungen zum Schutz bestimmter Industriereinrichtungen errichtet worden seien, haben mir vor 30 Jahren auch "meine Jungs" erzählt (damals hatte ich noch das Glück, fast vollständige LwH-Klassen zusammen zu kriegen) - denen hatte man nach ihrer Einberufung gesagt, ihre Stellung sei zum Schutz von KHD, der Raffinerie Wesseling o. ä. da sei, wohl um ihre Motivation zu erhöhen. Es wäre auch viel von 16-Jährigen verlangt gewesen, sie in die taktischen Grundsätze der mittleren Führung einzuweisen, die auch so mancher höhere Offizier nicht wußte!
Es darf nicht übersehen werden, dass die Führung bis in hohe Kommandos hinein damals nur einen Bruchteil des Luftkriegsgeschehens wusste bzw. mitbekam.

Um Batterien im Raum Hannover und ihre Abschusserfolge zu ermitteln, habe ich folgende Empfehlung für eine "Viechs-Arbeit":
Sich im Bundesarchiv-Militärarchiv Duplikate der Mikrofilme mit den Abschussmeldungen der Jäger und Flak besorgen (kostet viel Geld) und sich damit zum nächsten Stadt- oder Staatsarchiv begeben, dás noch einen Reader-Printer hat und dann die Filme stundenlang durchnudeln, nach Abschuss- bzw. Absturzmeldungen von Flugzeugen im Großraum Hannover suchen (kostet sehr viel Zeit), dann die einzelnen Tage/Nächte ausdrucken (kostet Geld) - aber dann kommt der Aha-Effekt, wenn in den Meldungenbislang unbekannte "Vereine" auftauchen, wie Alarm-, Heimatflak-, z.b.V.-Batterien, oder wenn eine v-Batterie (also verlegungsfähige) als O=ortsfeste Bttr auftaucht, dazu dann die Scheinwerfer-Bttr.
Es lohnt sich.
Viel Erfolg
wünscht
Gebhard Aders

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