Krückau-Verteidigungslinie: Stecksperre und Trichtersperren

Vorbereitete Sperren, Sperranlagen und zugehörige Infrastruktur
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Deichgraf63
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Beitrag von Deichgraf63 » 13.08.2013 21:33

Ich habe mal an dieser Verteidigungslinie weitergeforscht. Da gibt es die Brücke der A 23 über die Krückau. Die Autobahn verläuft auf einem hohen Damm, rechts und links der Krückau verlaufen breite Wege. Vermutlich war dieses überbreite Brückenbauwerk als Sperre, nach Sprengung, vorgesehen. Ich mache davon demnächst Fotos.
Sehr seltsam ist auch die Konstruktion der AKN (A3) Brücke bei Alveslohe über die A7. Rechts und links der Schienen gibt es eine massive, hohe Betonkonstruktion. Ich habe mich schon öfters gefragt, wozu das sein könnte.
Schwere Güterzüge gab es dort nie. Die einzige Erklärung: die Brücke sollte nach einer Sprengung die A7 als Panzersperre unbefahrbar machen. Die Pinnaubrücke dicht dabei wäre dafür viel zu schmal gewesen.
Die AKN Brücke ist in einem Film im Internet über die Fahrt auf der A3 gut zu sehen.
Zu den Deckeln der gesehenen Sprengschächte: alle vorhandenen Deckel mit knapp 80 cm Durchmesser sehen nach dem Verguss an den Rändern so aus, als ob sie nachträglich eingesetzt worden sind. Vielleicht ein späterer Rückbau "light" ? Am eigentlichen früheren Zweck dieser Schächte gibt es nach der Lage allerdings keinen Zweifel, meine ich.

thokos
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Beitrag von thokos » 13.08.2013 22:53

@Deichgraf: Kannst du mal Fotos von der Krückau selbst und dem Gelände machen? Ich konnte zunächst gar nicht glauben, dass dieses zum Teil doch sehr schmale Gewässer einen ausreichenden Hindertniswert hat. Aber der Straßenname macht es dann doch plausibel. :)

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Shadow
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Beitrag von Shadow » 13.08.2013 22:53

Deichgraf63 hat geschrieben:alle vorhandenen Deckel mit knapp 80 cm Durchmesser sehen nach dem Verguss an den Rändern so aus, als ob sie nachträglich eingesetzt worden sind. Vielleicht ein späterer Rückbau "light" ?
Mit "knapp 80cm" dürften wir uns dann in dem von mir als PDF verlinkten Sortiment bewegen. Allerdings sehe ich schon in der bisherigen Bildersammlung Unterschiede. Während es sich bei den Exemplaren von der Krückau (soweit erkennbar) ausschliesslich um nur aufgelegte Deckel handelt, ist die von RexDanny gepostete Version aus Strecknitz eine Ausführung, die mit zwei Schrauben am Rand gesichert ist.
Rex Danny hat geschrieben:Zumindest für Bayern kann ich Dir sagen, daß es sich um originale, 60cm Sprengschachtdeckel ohne Eisenkreuz handelte. Diese wurden explizit in Wallmeisterunterlagen erwähnt und beschrieben.
@RexDanny: Das hier keine Originalunterlagen präsentiert werden können, bei denen der Sperrstatus unklar ist, ist klar. Wenn die aber irgendwo vorhanden sind, wäre es doch interessant, um was für Deckel es sich nun tatsächlich gehandelt hat, da das Mass 60cm weder in das von mir verlinkte Sortiment passt, noch unter Hinblick auf die Vorgabe "Schacht muss 60cm weit sein" passt. Wenn es sich tatsächlich um das gleiche Modell handelt, dass Du da aus Strecknitz gepostet hast, würde das für mich aufgehen.

Rückbau/"Rückbau light": Der Sinn eines Rückbaus ist aus meiner Sicht, den Kontroll- und Unterhaltungsaufwand für diese Objekte los zu werden. Nun muss ein "einfach so da" Schacht sicher seltener angefasst werden, als die Wallmeister das bei aktiven Sperren getan haben. Letzlich muss aber so eine strassenbauliche Anomalie, wenn sie denn noch vorhanden ist, in regelmässigen Abständen mal auf eingedrungenes Wasser und auf grundsätzliche Standsicherheit überprüft werden. Da macht es in meinen Augen keinen Sinn, den uns bekannten Sprengschachtdeckel durch ein Standardmodell zu ersetzen und den Schacht dann immer noch auf der Liste zu haben. Daher gehe ich davon aus, dass die Schächte entweder in ihrer ursprünglichen Form vorhanden sind oder komplett beseitigt wurden.

Thorsten.

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Beitrag von Rex Danny » 13.08.2013 22:57

Hallo !

Ich muß meine zuvor gemachten Angaben bezüglich der Sprengschachtdeckel korrigieren. Ich habe alle Datenblätter durchgeschaut und intensiv die Bilder abgeglichen und nun festgestellt, daß sich die 60 cm Durchmesser tatsächlich auf den Durchmesser der Schächte beziehen. Alle diese Schächte waren aber mit normalen Sprengschachtdeckeln mit dem Eisenkreuz versehen.

Es kann also davon ausgegangen werden, daß die von Deichgraf und mir in Schleswig-Holstein vorgefundenen Trichtersperren rückgebaut und nachträglich mit normalen Deckeln versehen wurden.

Grüße


Rex Danny

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Beitrag von Shadow » 13.08.2013 23:04

Danke für die Beantwortung der Bayern-Frage.

Damit bleibt dann aber für mich offen: Handelt es sich bei den untypischen Deckeln grundsätzlich um einsatzfähige Sprengschächte? Fände ich schon bemerkenswert.
Auf der anderen Seite kann ich mir keinen Grund für so einen "Rückbau light" vorstellen. Das Kontrollproblem bleibt weiterhin bestehen und die Zeit, die der Strassenbau benötigt, um den ursprünglichen Sprengschachtdeckel sauber vom Schacht zu entfernen und einen neuen Deckel einzupassen steht in keinem Verhältnis zu "ab mit dem Deckel und verfüllen". Was sollte also die Erklärung für so eine Massnahme sein?

Thorsten.

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Beitrag von redsea » 13.08.2013 23:33

Thorstens Ausführungen möchte ich noch um einen weiteren Punkt ergänzen. Die Standardsprengschachtabdeckungen (Ø920mm) haben keine Öffnungen bzw. Verschlußstopfen und liegen auf einer Gummidichtung auf dem Rahmen auf, so dass verhindert wird, dass Regenwasser in den Sprengschacht eindringen kann; Stichwort: Frostschäden.

Die hier angesprochenen kleineren Schachtdeckel haben jedoch Öffnungen, durch die Regenwasser eindringen kann. So erscheint es mir jedenfalls, es sei denn die Öffnungen sind unterhalb des Deckels geschlossen und man setzt auch hier eine Gummidichtung ein. Doch was würde einen solchen Aufwand rechtfertigen?

Viele Grüße

Kai

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Beitrag von Shadow » 14.08.2013 01:43

Deichgraf63 hat geschrieben:Sehr seltsam ist auch die Konstruktion der AKN (A3) Brücke bei Alveslohe über die A7. Rechts und links der Schienen gibt es eine massive, hohe Betonkonstruktion. Ich habe mich schon öfters gefragt, wozu das sein könnte.
Schwere Güterzüge gab es dort nie. Die einzige Erklärung: die Brücke sollte nach einer Sprengung die A7 als Panzersperre unbefahrbar machen. Die Pinnaubrücke dicht dabei wäre dafür viel zu schmal gewesen.
Ich füge Deiner einzigen Erklärung mal eine weitere Möglichkeit dazu: statische Ertüchtigung im Zuge des Fahrzeugwechsels MAN-VT/Ueringer auf LHB-VT2E/VTA bzw. die Grundsanierung der Strecke für eine Wiederinbetriebnahme mit den schwereren Fahrzeugen Anfang der 90er Jahre? Vgl. EBO

Die "hohe, massive Betonkonstruktion" ist im verlinkten Video bei 08m50s zu sehen. Würde man die Brücke tatsächlich sprengen, dann ergeben diese Betonstreifen im Vergleich zum Rest der Brücke meiner Meinung nach nur ein paar unwesentliche Brocken. Ich halte es für ein Produkt der Sanierungsphase und nicht für eine Sperranlage.



Thorsten.

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Beitrag von Djensi » 14.08.2013 14:27

Moin,

die Strecke hat in der Vergangenheit schon Güterzüge gesehen, das wird auch auf dieser Website beschrieben: http://bahn.joernschramm.de/eboe.html
Sie war auch als Umfahrung für Hamburg, wie bereits in wikipedia beschrieben, vorgesehen.
Diese Ertüchtigung wurde meines Wissens später bei einigen Brücken an der A 7 vorgenommen, auch im Hinblick auf den 6-streifigen Ausbau und sind neueren Datums. Ich glaube mich auch an einen Blechträgeraufbau zu erinnern, den die Brücke vor der Ertüchtigung hatte.
Grüße
Djensi

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Beitrag von Deichgraf63 » 14.08.2013 14:33

Die jetzigen Triebwagen der AKN vom Typ VTE und VTA sind eher Leichtgewichte mit 6 Achsen und einer Leermasse von 52 bzw. 55 Tonnen. Die Fahrten auf der A3 mit den Schienenbussen endeten im September 1993.
Die Eisenbahnbrücke über die A 7 war beim Bau (etwa 1970/71) für die Achs-und Meterlasten im Güterverkehr ausgelegt, die erheblich höher lagen. Die vierachsige Deutz Güterzuglok der EBO wog allein schon 64 Tonnen, bei gut 13 Metern Länge.
Eine "Ertüchtigung" der Brücke Anfang der neunziger Jahre hätte wenig Sinn gemacht, weil der Güterverkehr fast gegen Null ging. Es gab noch ab und zu Einzelwagenverkehr, beispielsweise für Kuhlke Fleischwaren (Kuhfelle)und Rotes Kreuz (Kleidersamlung.
Im Film ist die etwas seltsame Brückenkonstruktion natürlich nicht von der Seite zu sehen, wobei die Brücke auch vor 20 Jahren schon so aussah. Möglicherweise ist die Konstruktion auch massiver, weil alle Brücken zwischen Hamburg und Kaltenkirchen bereits seinezeit beim Bau(!) für einen sechsspurigen Autobahnausbau (Planungen Flughafen Holstenfeld) ausgelegt sind und die Spannweite recht groß ist.
Es bleibt die Frage, welche Sperrart man für die A7 vorgesehen hatte.
Ich werde mir die AKN Brücke mal aus der Nähe ansehen und Fotos machen, ob das als Hindernis was getaugt hätte. Eine massive Betonbrücke zerkrümelt nicht gleich, wenn sie 5 Meter tief fällt, die Auslegung als Fallsperre ist meiner Meinung nach nicht nicht unwahrscheinlich. Eine Lücke in dieser Sperrlinie halte ich für ausgeschlossen.
Wie zäh derartige Brücken sein können, war kürzlich bei Abrissarbeiten in Itzehoe-Nordoe (Ausbau Ortsumgehung zur A 23) zu sehen: Viel Stahl drin.
Zur Krückau: Das Gewässer ist dort eher ein Bach. Allerdings gibt es dort meist moorigen Untergrund. Aber ein echtes Hindernis ist dieses Flüsschen oberhalb von Barmstedt wohl kaum. Ein Vormarsch von "Rot" wäre wohl nur geringfügig verzögert worden.
Die nächste Sperrlinie wäre dann die Stör gewesen, wo es auch diesen ganzen Zauber gab.

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Beitrag von Bart » 14.08.2013 14:44

Moin,

nur mal so als Gedanke. Sperren sollten ja nicht nur sperren sondern auch lenken. Wenn ich jetzt die A7 als Lücke im Sperrgürtel lasse würde sich der ganze Vormarsch darauf bündeln und sicher ein prima Ziel abgeben.

Jens

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