Der Eisenbahn Viadukt in Bielefeld-Schildesche

Verkehrsgeschichte - Bauwerke der Bahn, U-Bahn, S-Bahn etc.
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GerdW
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Der Eisenbahn Viadukt in Bielefeld-Schildesche

Beitrag von GerdW » 05.01.2012 12:59

Hallo,Zusammen!

Der Eisenbahn Viadukt in Bielefeld-Schildesche,gehört
zu den imposantesten und wichtigsten Bauwerken der Köln-Mindener Eisenbahn.
Während des 2.Weltkrieges, rollte über die Köln-Mindener Eisenbahn der Nachschub
für die Wehrmacht und Kohle und Stahl für die Rüstungsindustrie.
Diese Nachschubwege zu zerstören, war ein Ziel der alliierten Luftkriegsstrategie.
Der erste Bombenabwurf wurde am 15.08. 1941 registriert. Er traf aber nicht den Viadukt,
sondern Ackerfläche.

Nach der Operation "Market Garden", im September 1944, begann die systematische Aussschaltung
der Verkehrswege. Darunter zählten auch die Eisenbahn Viadukte von Arnsberg, Altenbeken und Bielefeld-Schildesche. Vom 26.10.1944 bis 14.03. 1945, flogen 8.USAAF und RAF insgesamt
10 Angriffe auf den Viadukt in Bielefeld-Schildesche.Erst am 14.03. 1945, gelang es der RAF,durch Abwurf der bis dahin größten Bombe der Welt "Grand Slam", die Zerstörung des Viadukt in Bielefeld-Schildesche.
1947, befahl die Besatzungsmacht, den Viadukt, nötdürtig zu reparieren. Zwischen die Lücke,
wurde eine SKR Wehrmachtsbrücke, eingezogen.

Skizze 1 zeigt die Zerstörungen am Viadukt, Skizze 2, den SKR Einschub.

Bei Interesse, stelle ich nach und nach, mehr Fotos ein.

Quellen: Chronology of 8.USAAF,ETO; Bomber Command War Diaries; Aufzeichnungen über Luftangriffe und Luftalarme auf Bielefeld, BF Bielefeld

Gruß
Gerd
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kuhlmac
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Beitrag von kuhlmac » 05.01.2012 13:15

Hallo, Gerd!
Ein durchaus interessantes Thema! Was mich auch interessiert, ist der Verlauf der schon früh gebauten Umgehungsbahn für den Viadukt und deren Nutzung.
Davon hat mein leider inzwischen verstorbener Vater immer erzählt, der dortselbst immer vom Krankenhaus BI nach Bad Oeynhausen gefahren ist.

Beste Grüße
Christian
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arachnoPhil
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Beitrag von arachnoPhil » 05.01.2012 13:35

Diese Umgehungsbahn nannte sich "Gummibahn".

Ich glaube sie wurde gegen Ende 1944 in Betrieb genommen.
Kurz vor dem Bahnhof in Brake zweigte sie von der Strecke ab, führte um Meier zu Jerendorf herum, kreuzte die heutige Talbrückenstrasse und führte kurz hinter Meyer zu Eissen wieder auf die Hauptstrecke.

Gerd hat davon eine schöne Karte, vielleicht kann er sie hier einstellen.

Man kann auf googleMaps sogar stellenweise den Streckenverlauf auf den Feldern erahnen.
Hier ein Beispiel, man erkennt die vertikale Spur:

http://maps.google.de/maps?q=gummibahn+ ... 33023&z=16

Heute ist angeblich nichts mehr zu sehn.
Ich habe aber schon was gefunden ;) Ein Foto folgt noch.

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redsea
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Beitrag von redsea » 05.01.2012 19:09

kuhlmac hat geschrieben:Was mich auch interessiert, ist der Verlauf der schon früh gebauten Umgehungsbahn für den Viadukt und deren Nutzung.

Hallo Zusammen,

anhängend der GE-Path des Verlaufs der Gummibahntrasse sowie ein Luftbild-Overlay dazu. Die Gummibahn ist auch in alten Stadtplänen eingezeichnet, allerdings nicht mit ihrem tatsächlich exakten Verlauf:

Die 3,4 Kilometer lange Umgehungsbahn zweigte bei Meyer zu Eissen (Sattelmeyerhof) von der Hauptstrecke ab, durchquerte in einem weiten Bogen die Senke des Johannisbachtals, die Talbrückenstraße, den Johannisbach, die Besitzungen von Meyer zu Jerrendorf und erreichte am Stellwerk Brake, an der heutigen Kreuzung Grafenheider Straße/Ecke Uferstraße hinter dem Gebäude des früheren Hofes Niedermark wieder die Hauptstrecke.
Quelle: Als in Schildesche die Erde bebte - Die Geschichte des Viaduktes | heka-Verlag

Ich kann mich noch sehr gut an damals erinnern, als wir als Kinder rund um die wassergefüllten Bombentrichter spielten und darin Kaulquappen für den Biologieunterricht fingen. :-)

Ein paar aktuelle Fotos des Viaduktes hänge ich auch noch mit an.

Viele Grüße

Kai
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"Gummibahn"

Beitrag von GerdW » 05.01.2012 20:40

Guten Abend!

Anbei die Skizze, von der Phil geschrieben hat:

Die "Gummibahn" zweigte bei Meier zu Eissen von der Strecke ab,
wandte sich dem Johannistal zu, überquerte die Talbrückenstr. und
schwenkte kurz vorm Bahnhof Brake wieder auf die Hauptstrecke.

Nach den Angriffen im November 1944, begann der Bau der "Gummibahn"
Entgegen der Literatur, erkannten die Alliierten die "Gummibahn" sehr wohl;
bei fast jedem Angriff, wurde sie beschädigt.

Die,als Provisorium gedachte, SKR (Schaper[Konstrukteur]-Krupp[Hersteller]-Reichsbahn)
Konstruktion hielt bis 1983, die "Gummibahn" bis 1964.
Schwere Güterzüge, mussten entweder Vorspann oder Schiebeloks haben.
Zu diesem Zweck, wurden Loks der BR 44 im BW Bielefeld stationiert.

Quelle: USSBS Volume VI


Gruß
Gerd
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Beitrag von redsea » 05.01.2012 21:21

Hallo,

hier noch eine kleine geschichtliche Ergänzung:

Die DB ließ sich mit der Ablösung der Gummibahn durch den Wiederaufbau des Personenbahnviadukts bis Anfang der 60er Jahre Zeit. (...) Da eine Rekonstruktion der alten Steinbogenstruktur, wie man es in Altenbeken gemacht hatte, wohl aus finanziellen Gründen ausschied, wurde zwischen 1961 und 1964 eine Spannbetonkonstruktion zwischen die noch stehenden Steinbögen gestellt. Seit dem 3. Juni 1964 steht der neue Personenzugviadukt zweigleisig dem Verkehr zur Verfügung (...) 1983 wurde die zwischen den verbliebenen Bögen des Güterzugviadukts eingezogene Stahlfachwerkbrücke abgerissen. Auch die Güterbahn erhielt nun eine Spannbetonkonstruktion, die optisch der parallel liegenden Personenzugbrücke entspricht; 1985 konnte sie in Betrieb genommen werden.
Quelle: Bahnen in Bielefeld | Verlag Kenning

Viele Grüße

Kai

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Schäden am Viadukt

Beitrag von GerdW » 05.01.2012 22:15

Hallo !

Jetzt noch ein paar Fotos von den Schäden,
die bei den Angriffen verursacht worden sind.

Am 09.05. 1945, besichtigte die "Phsyical Damage Division"
den Viadukt, um die Schäden zu dokumentieren.
Die Fotos unten und die beiden Skizzen vom Eingangs Thread,
stammen daraus. Ich habe sie gescannt, daher die etwas schlechte Qualität.

Die Schäden konnten durch einziehen von T-Trägern wieder repariert
werden.
Die Gummibahn ging erst Ende Februar 1945 richtig in Betrieb, nach dem Angriff der RAF
vom 22.02.1945


Quelle: PRO Air 40/181

Edit: der Fehlerteufel hat ein "A" geklaut.
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Beitrag von kuhlmac » 05.01.2012 22:32

Oh, danke, dass ist interessant.

Kai, das Foto ist gedreht ;-)
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Beitrag von redsea » 05.01.2012 22:46

kuhlmac hat geschrieben:Kai, das Foto ist gedreht ;-)
Nö, ist es nicht, Christian. Spiele in GE einfach mal ein bißchen mit dem Schieberegler der Transparenz. ;-)

In GE sind auf den Feldern im nord-östlichen Bereich übrigens noch deutlich die Bodenstrukturen der Gummibahn bis hin zum ehem. Bahndamm (Nähe Stellwerk Brake) zu erkennen.

Viele Grüße

kai

petzolde
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Beitrag von petzolde » 06.01.2012 01:52

Bemerkenswert sind die Schräg-Verbindungen über jeweils 3 Schwellen. Vorsorglich im Vorfeld von Bombenangriffen eingebaut, um bei kleineren Schäden am Viadukt noch eine Rest-Stabilität zu erhalten? Oder erst nach Bombardierungsschäden?
gruß EP

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