Stadtentwicklung Erlangen

Zivile und sonstige Bauten mit geschichtlichem Hintergrund und deutlichem Bezug zu den Fachthemen, die jedoch nicht eindeutig zuzuordnen sind
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Janericloebe
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Beitrag von Janericloebe » 03.09.2011 05:10

mucimuc hat geschrieben:Sie ist ein typisches Zeit-Zeichen der Aufbruch- und massiven Wachstumsjahre in Erlangen, welches unzerstört nach dem Krieg innerhalb kurzer Zeit von etwa 35000 auf 100000 Einwohner im Jahr 1974 anwuchs.
Da hat der Lokalpatriot aber Einwaende:

Nun, das mit dem Aufbruch in der Nachkriegszeit stimmt schon. Siemens, eine der wenigen unversehrten Universitaetsstaedte Bayerns usw.

Allerdings war Erlangen schon vor dem Krieg nicht unbedeutend und der Anstieg der Einwohnerzahl muss auch unter Beruecksichtigung dieses Ereignisses gesehen werden, das in Erlangen 1972 stattfand:

http://de.wikipedia.org/wiki/Gebietsreform_in_Bayern

Es ist ja zum Glueck nicht so, dass 65 % Prozent der Stadt Erlangen und der Stadtteile aus 60er-Jahre-Bauten bestehen - auch gerade weil es im Krieg kaum zu Schaeden kam... ;)

Den groessten Bevoelkerungszuwachs hatte "Erlangen" gleich nach dem Krieg. Und in den 1950er Jahren entstanden vor allem grosszuegig angelegte Waldsiedlungen im Osten und Suedosten der Stadt (Sebaldussiedlung etc.) oder kleine Einfamilienhaeuser mit Ausblick auf das Regnitztal im Westen (Siedlung Sonnenschein, Paprikasiedlung etc.).

Die Punkt-Hochhaussiedlungen in Erlangen-Bruck und -Buechenbach sowie einige Bausuenden suedlich des Stadtzentrums wie eben das "neue" Rathaus sind im Vergleich mit anderen Staedten dieser Groessenordnung eher Ausnahmen.

Gruss
Janericloebe

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mucimuc
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Beitrag von mucimuc » 05.09.2011 06:05

Bißchen off topic,

aber als ebenfalls Lokalpatriot kann ich das nur bedingt bestätigen. Während die boomende Nachkriegszeit (Siemens und der Sog im Umfeld) von etwa 1945 bis 1970 ca. 40000 Einwohner beisteuerte und somit eine ungefähre Verdoppelung brachte, was weit über den Wachstumsraten der Stäfte in der Umgebung liegt, waren es durch die Gebietsreform 1972 nur eingemeindete Dörfer des Umlandes, die einen Zuwachs von grob 15000 Einwohnern brachte.

Der 100000 Kopf wurde 1974 geboren. In der Folgezeit trat eine Ausbreitung der Wohngebiete im Umland (ERH/FO usw) ein, wo man zahllose Eigenheimwohnlagen findet, die ohne das Arbeitsplatz-Oberzentrum Erlangen nicht existieren würden, sich aber nicht in der Einwohnerzahl niederschlagen, weswegen die Stadt bei gut 105000 EW weitgehend stagniert.

Und: Großwohnsiedlungen der Nachkriegszeit kennzeichnen das Stadtbild in weiten Teilen, vielfach auch in den vorherigen Umlanddörfern große Eigenheimsiedlungen, was auf ein recht hohes Einkommensniveau zurückzuführen ist, im Fall der Großwohnanlagen in einem nicht kleinen Teil auf Siemens-eigene große Wohnanlagen, insbesondere in der Südstadt.

Interessanterweise ist ER auch eine der wenigen Städte in der Gegend, die nach dem Krieg (1946) mehr Einwohner als 1939 hatten, weil es eben nicht zerstört war. Natürlich ist auch ein beträchtlicher Teil des Nachkriegszuwachses aus Zuzug von Vertriebenen in die Stadt aber auch vor allem in das Umland entstanden (Geigenbauersiedlung in Bubenreuth/ERH zum Bsp.), ganz nebenbei auch unter freundlicher Mitzählung meiner ostpreußischen Großeltern.
Der sogenannte Wutbürger ist durch und durch Demokrat. Außer man gibt ihm nicht Recht.

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Beitrag von Janericloebe » 10.09.2011 02:36

mucimuc hat geschrieben:Bißchen off topic,
Sehe ich eigentlich nicht so, weil es ja hier auch ums Thema Verkehrsgeschichte geht und die hat ja was mit der Bebauung zu tun.
mucimuc hat geschrieben:Großwohnsiedlungen der Nachkriegszeit kennzeichnen das Stadtbild in weiten Teilen, vielfach auch in den vorherigen Umlanddörfern große Eigenheimsiedlungen, was auf ein recht hohes Einkommensniveau zurückzuführen ist, im Fall der Großwohnanlagen in einem nicht kleinen Teil auf Siemens-eigene große Wohnanlagen, insbesondere in der Südstadt.
Also in diesem Punkt teile ich Deine Meinung nicht. In meinen Augen kann in Erlangen nicht die Rede sein von "Grosswohnsiedlungen", die das Stadtbild "kennzeichnen". Die vierstoeckigen Siemens-Reihenhaueser aus den 1950er, zwischen denen sogar noch die alten Baeume des Reichswaldes stehen, bezeichne ich allerdings auch nicht als solche. Und die Hochhaeuser in Bruck-Nord (Isarstrasse, Langfeldstrasse etc.) wurden m. E. vor 1965 von der Gewobau errichtet. Wo sind da "grosse Wohnanlagen" von Siemens?

Ich habe mal die mir bekannten Erlanger Grosswohnsiedlungen auf GE gekennzeichnet, die historisch und staedtebaulich als solche bezeichnet werden koennen. Zum allgemeinen Verstaendnis:

http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fwohnsiedlung

Und dazu ein paar Fotos aus meiner Sammlung. Die zum Hochhaus an der Gerhart-Hauptmann-Strasse (Äußere Brucker Straße 160) gehoerende ehem. Tankstelle gabs schonmal hier:

viewtopic.php?t=139&postdays=0&postorder=asc&&start=570

Und hier noch was Interessantes zur groessten Grosswohnanlage Bayerns:

http://de.wikipedia.org/wiki/Langer_Johann
http://www.br-online.de/bayerisches-fer ... 357948.xml

Ansonsten natuerlich vielen Dank fuer Deinen interessanten Tankstellenfund in der Innenstadt. War schon ziemlich grossstaedtisch damals: Tanken, parken und direkt im Neuen Markt, Horten oder Rathaus flanieren... :8):


Gruss
Janericloebe
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Beitrag von Gravedigger » 10.09.2011 08:34

Janericloebe hat geschrieben:
mucimuc hat geschrieben:Bißchen off topic,
Sehe ich eigentlich nicht so, weil es ja hier auch ums Thema Verkehrsgeschichte geht und die hat ja was mit der Bebauung zu tun.
In diesem Thread schon, da es hier um alte Tankstellen geht (Nur zur Erinnerung ;) )
Von daher trenne ich das hier ab und mache einen neuen Thread auf.

CU Markus
Zivilisation bedeutet, sich gegenseitig zu helfen von Mensch zu Mensch, von Nation zu Nation. (Henry Dunant)

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