Volksempfänger

Militärische Objekte und Anlagen des 2. Weltkriegs (und 1933-1945)
petzolde
Forenuser
Beiträge: 2103
Registriert: 05.09.2004 14:03
Ort/Region: Münster

Beitrag von petzolde » 03.01.2011 21:10

Interessantes Merkblatt, leider schwer zu lesen (weil zu kleine Schriften).
Es gibt bei Danzig, Königsberg, Bremen die Zusätze I und II. Etwa 2 Programme?

Der Kurzwellensender Podiebrad(?) sagt mir nichts. Klingt tschechisch, d.h. evtl. für das Reichsprotektorat?
gruß EP

Benutzeravatar
erlenmeier
Forenuser
Beiträge: 539
Registriert: 17.12.2010 12:44
Ort/Region: Oldenburger Land

Volksempfänger / Fernempfang

Beitrag von erlenmeier » 04.01.2011 09:00

Moin zusamm`!

Also noch mal zum Empfang ausländischer Sender mit dem DKE38 und dem VE301 und dessen Varianten.

Solche Einfach-Empfänger waren sehr häufig Audion-Empfänger. Die oben genannten Typen 100%ig. Siehe dazu die Schaltpläne im Radiomuseum.org oder bei GFGF.org. Audion = Mitkopplungsempfänger bedeutet, dass ein Teil der verstärkten Energie wieder auf den Eingang des Empfängers zurückgegeben wird. Dadurch wir die Verstärkung höher.

Übertreibt man diese Rückkopplungseinstellung, dann hört man im Lautsprecher ein widerliches Pfeifen. Wie zwischen Mikro oder Gitarre auf der Bühne.

Durch diese Rückkopplungen hat man also für wenig Geld während der NS-Zeit einen relativ empfindlichen Empfänger herstellen lassen. Aber, und das schrieb ich schon, waren die Reichssender so leistungsstark und die Filter im Radio so breitbandig, dass z.B. der Sender Hamburg u.U. einige cm der Skala für sich in Anspruch nahm. Damit überdeckte er ausländische Sender oder entferntere deutsche Sender, die in seiner Nähe lagen.

Nun schreibt ganymed12, dass er heute mit seinem VE301 ausländische Sender hören kann. Aber....in Deutschland gibt es heute nur noch sehr wenige Sender im AM-Bereich. Radio Bremen hat z.B. seinen MW-Sender Anfang 2010 abgeschaltet, weils kaum noch Hörer gab.
Klar, dann hat der weit entferntere Sender natürlich wieder eine Chance, gehört zu werden.

Letztendlich müssen wir immer wieder auf die Senderleistung schauen.
Mit welcher Leistung hat der BBC 1942 gesendet, mit welcher der Sender München?
Mit welcher Leistung arbeiteten die letzten MW-Sender in Deutschl. heute, mit welcher der BBC.

Das wäre mal wieder eine Recherche wert, oder?

Gruß von erlenmeier
Nur wer die Vergangenheit kennt, kann auch Gegenwart und Zukunft bewältigen.

petzolde
Forenuser
Beiträge: 2103
Registriert: 05.09.2004 14:03
Ort/Region: Münster

Beitrag von petzolde » 04.01.2011 14:22

Wilhelm Bauer und Peter Dehen, haben in ihrem Buch über Deutschland aus ca. 1942 auf S. 42 diese Senderliste, aber mit kW-Angaben. Gängig waren wohl 50 und 100 kW.
gruß EP

Benutzeravatar
erlenmeier
Forenuser
Beiträge: 539
Registriert: 17.12.2010 12:44
Ort/Region: Oldenburger Land

Sendeleistungen der Rundfunksender

Beitrag von erlenmeier » 04.01.2011 17:43

Moin Petzolde!
Die Sendeleistungen der Rundfunksender stehen in der Liste, die ich am 20.12.2010 unter meinen Beitrag gehängt habe. Mit Adleraugen kann man das so grade lesen. Im Deutschen Reich lag die Leistung zwischen 0,25 und 60W, je nach Größe des versorgten Gebietes. München sendete z.B. mit 60KW, der BBC meist mit 50KW. Hannover, Flensburg und Bremen dagegen nur mit 150 bis 250W.
Gruß von erlenmeier
Nur wer die Vergangenheit kennt, kann auch Gegenwart und Zukunft bewältigen.

Baum
Forenuser
Beiträge: 928
Registriert: 15.12.2003 20:50
Ort/Region: 74223 Flein

Beitrag von Baum » 04.01.2011 18:17

Hallo,

nachdem hier anscheinend noch mehrere Probleme beim Bildbetrachten sprich Vergrößern haben, hier noch einmal der Tip von Fieldmouse auf dieser Seite:

viewtopic.php?p=136040#136040

So kann ich die Tabelle einwandfrei ohne Lupe und Adlerauge lesen.

Baum

petzolde
Forenuser
Beiträge: 2103
Registriert: 05.09.2004 14:03
Ort/Region: Münster

Beitrag von petzolde » 04.01.2011 18:42

Habe gestern einen Beitrag geschrieben, der wohl abgestürzt ist. Also nochmal:
Bei gugeln "podiebrad + kurzwellensender" erhalte ich ein Buch von
Wilhelm Bauer & Peter Dehen: Tatsachen und Zahlen über Deutschland, Sommer 1941. Braunes Zeitdokument, aber: Dort findet sich auf S. 42 ein Senderverzeichnis, z.B.:
Deutschlandsender 1571 m, 120 kW
Radio Bremen II 1339 m, 50 kW
Wien, Prag ... 120 kW
Köln, München, Bremen I ... 100 kW
usw.

Da deine Tabelle von 1933 (?) ist, und diese von 1941, könnte man daraus eine enorme Erhöhung der Senderleistung ableiten.
Oder Druckfehler??
gruß EP

Benutzeravatar
erlenmeier
Forenuser
Beiträge: 539
Registriert: 17.12.2010 12:44
Ort/Region: Oldenburger Land

Rundfunk-Sender im III.Reich

Beitrag von erlenmeier » 05.01.2011 10:29

Moin zusammen!
Moin petzolde!
Habe mir die Arbeit von Bauer und Dehen (1941) durchgesehen.
Fazit:
1.) Völlige Neuordnung der Senderstandorte und-leistungen zwischen 1933 und 1941.
Es kamen neue Standorte dazu. Einige Senderleistungen wurden z.T. stark erhöht, wenige auch abgesenkt. Es muss also ein völlig neues Versorgungskonzept durchgesetzt worden sein.

2.) BBC mit ca. 50KW Sendeleistung war in etwa gleich stark im Vergleich zu einigen Reichssendern. Man muss ja auch an die Entfernung England-Deutschland denken.

3.) 1939 wurde der Großdeutsche Rundfunk formiert, d.h. vormals noch eingeschränkt eigenständige Sendeanstalten wurden nun total an die staatliche Kandarre genommen.
Dazu ein Zitat aus Wikipedia.
Zitatanfang. Auf Veranlassung von Joseph Goebbels wurde zum 1. Januar 1939 für den Reichsrundfunk die Bezeichnung „Großdeutscher Rundfunk“ eingeführt. Mit Kriegsbeginn ging der Goebbels-Vertraute und neu ernannte Leiter der Rundfunkabteilung des Propagandaministeriums, Alfred-Ingemar Berndt, daran die Rundfunklandschaft den Erfordernissen der Kriegsführung anzupassen. Ein Großteil des journalistischen und technischen Personals wurde in die Propagandakompanien der Wehrmacht eingezogen, die Sendepläne wurden ausgedünnt, Programme zusammengelegt und ab Juni 1940 nur noch zwei Vollprogramme mit regionalen Fenstern für das gesamte Reichsgebiet gesendet.
Das „Reichsprogramm“ wurde über alle Reichssender und ihre Nebensender übertragen. Am Vormittag gab es für ein bis zwei Stunden lokale Eigenprogramme. Etwa ab Mitternacht bis zum Sendebeginn um 5 oder 6 Uhr morgens war eine Sendepause. Diese wurde durch das Programm des Deutschlandsenders ausgefüllt, der mittags um 12:30 Uhr mit seinen Sendungen begann, die nach den Frühnachrichten endeten.Zitatende.


4.) Das Ganze hat nach meinen bisherigen Erkenntnissen zu tun mit
- erweitertem Sendegebiet durch die Annektierung der Nachbarländer,
- Versorgung und ideologischen Beeinflussung der Soldaten und Verwalter in den besetzten
Gebieten,
- Verdrängung ausländischer Sender. D.h. z.B. in Hamburg hatte ein Volksempfänger kaum eine Chance, den BBC gut zu empfangen. Vorausgesetzt, dass BBC 1941 immer noch auf 301,5m Wellenlänge mit 50KW sendete, der Reichssender Hamburg bei 331,9m mit 100KW, wurde BBC wahrscheinlich überdeckt. D.h. durch die Breitbandigkeit der Eingangsfilter nahm der Heimatsender einige cm auf der Skala ein. Es war keine gute Sendertrennung möglich. Mit einem Sperrkreis dazu gekauft schon eher. Der hätte den Ortssender kurzgeschlossen.
Bleibt die Frage, ob solche Leute vom Verkäufer angeschmiert wurden. Das ist mir aber nicht bekannt.

Wir müssten nun die Sendertabellen aus gleichen Jahren finden, um das ins richtige Verhältnis zu setzen. Von 1933 ist das Gesamt-Dokument bereits vorhanden. Für 1941 müssten wir die gesamte europäische Liste bekommen. Interessant ist ja auch ein Vergleich der heutige Sender um zu klären, warum man heute mit einem VE oder DKE englische Sender gut empfangen kann.
Auch wäre es hilfreich, einen alten Rundfunkspezialisten aus den 30er/40er-Jahren zu befragen. Ein paar davon gibt´s ja noch.

Frisch auf ans Werk.

Gruß von erlenmeier
Nur wer die Vergangenheit kennt, kann auch Gegenwart und Zukunft bewältigen.

Benutzeravatar
erlenmeier
Forenuser
Beiträge: 539
Registriert: 17.12.2010 12:44
Ort/Region: Oldenburger Land

Rundfunksender

Beitrag von erlenmeier » 06.01.2011 17:32

Moin Petzolde!

Habe mal wegen des Kurzwellensenders Podi.... nachgesehen.
Es gibt auf jeden Fall eine Stadt Podebrady in der Ex-Tschechoslowakei, heute Tschechien.
Das wird sie wohl sein.

gruß von erlenmeier
Nur wer die Vergangenheit kennt, kann auch Gegenwart und Zukunft bewältigen.

petzolde
Forenuser
Beiträge: 2103
Registriert: 05.09.2004 14:03
Ort/Region: Münster

Beitrag von petzolde » 07.01.2011 00:00

So habe ich es auch verstanden. Der Sender muß wohl schon vor der deutschen Okkupation so bestanden haben.
Ob man für die Deutschen dort unbedingt einen Kurzwellensender brauchte, oder ob auch ein MW-Sender gereicht hätte??
Andererseits könnte ich mir vorstellen, daß ein so "erbeuteter" KW-Sender gerad recht kam, um deutsche Worte auch nach Amerika zu schicken. Soweit ich in Erinnerung habe, war der Sender im 49 m-Band?!

Bei dieser Gelegenheit: Welche Kurzwellendienste aus Deutschland gab es denn damals?
gruß EP

Carlo33

Volksempfänger

Beitrag von Carlo33 » 09.01.2011 12:54

Hallo,

mein Vater war damals zu arm, um sowas zu erwerben :-)

Antworten