Innerdeutsche Grenze

Bauliche Infrastruktur der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze und des Eisernen Vorhangs
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MikeG
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Beitrag von MikeG » 24.07.2006 13:47

Moin!

In den Anfangsjahren wurden im Grenzstreifen wohl zum Teil noch diese Personenminen mit Holzgehäuse verlegt - die gammel natürlich (wodurch sie aber auch nicht ungefährlicher werden). Die moderneren Personenminen dürften evtl. nach einigen Jahren ein e gewisse Ausfallrate entwickeln, wie hoch die ist, vermag ich aber nicht zu sagen.

Unf zum Thema "Minen gammeln in Germany": Ja, prinzipiell schon. Das hört sich aber an, als ob sie dann "weg" wären oder "unbrauchbar" oder gar "ungefährlich". Mitnichten :-(

Mike

hollihh
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Beitrag von hollihh » 24.07.2006 14:26

Moin,

die "was wäre wenn.." Diskussion finde ich beizeiten etwas überflüssig..... aber ich wil meinen Senf auch mal dazu geben :
Von westlicher Seite gab es wohl keine Bestrebungen, den Zaun zu überwinden (bitte jetzt nicht das FOFA Konzept ausgraben!) und die andere Seite wußte sicher Bescheid, wie der "antifaschistische Schutzwall" zu überwinden gewesen wäre.

Mitnichten brettert man so einfach durch den Zaun, so wie sich einige das vorstellen - AP Splitterminen können einen Panzer nachhaltig beschädigen. Denkt mal an die optischen/optronischen Sensoren, Radlager, Antennen, Kühler etc. Taub und blind fährt es sich nicht so gut. Und wer schon einmal einen Drahtzaun aus einem Laufwerk rausgerupft hat, weiß sicher auch, wovon ich rede...

Minenpflüge/Roller gab es bei der Bundeswehr nicht, der Keiler ist im Prinzip das erste "echte" Minenräummittel gewesen (...wenn man von der legendären Minensuchnadel oder den "Sprengschnüren für Minengassen" absieht !). Ein größeres Hindernis wäre die Grenze nicht gewesen, eher ein Hemmnis - man hätte die Übergänge pioniertechnisch vorbereitet.

Es gibt tatsächlich Panzerminen, die sich nach eingestellter Zeit selbst "räumen" (AT-2, 3,6,9,12,36 bis 72 h - ), die werden aber i.d.R. eingesetzt, um kurzfristig Räume zu sperren und per Rakete, Minenwerfer oder Flugzeug verlegt - also nix für eine Grenze, die ja etwas länger Bestand hat....

Die eingeschränkte Lebensdauer der AP Minen an der ehemaligen IDG war wohl mehr eine "statistische" Größe, weil ein gewisser Prozentsatz der Minen verloren ging (angeblich vermisst man noch über 30.000 an der IDG - Überschwemmungen, Wildauslösung...). Die Dinger verlieren leider nichts an Gefährlichkeit. Es hat Jahrzehnte gedauert, die WK II Minen im Hürtgenwald zu räumen ("Wilde Sau"), in Lybien und Ägypten (und leider nicht nur dort) liegen heute noch Millionen von Minen aus dem letzten Weltkrieg, die jedes Jahr Menschen und Tiere töten und verstümmeln. Das Klima spielt bei den Teilen nur eine untergeordnete Rolle....


Gruß aus HH

Holli

Thunderhorse
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Beitrag von Thunderhorse » 24.07.2006 14:47

Die Holzminen waren die PMD-6M. Die sind verrottet und stellten danach weiterhin eine Gefahr dar.
Problem für die Grenztruppenführung war jedoch, dass die Nachfolgemodelle teilweise aufgrund von Mängeln unbrauchbar wurden.
Klimatische Bedingungen, wie Wassereinbrüche, Schneelasten, Bodenfrost.
Die Hersteller konnten auch keine Garantiedauer geben. Ferner wurde durch Schnee, Hochwasser, Wild und Selbstauslösung ein großer Teil von Minen ausgelöst oder auch abgeschwemmt.

Die Splitterminen SM 70 (keine AP im heutigen Sinne) am Zaun (Kein Drahtzaun mehr ab 1978, sondern Metallgittermatten) wären schon detoniert sobald von westlicher Seite der Zaun auch nur umgedrückt worden wären.

Hat ja auch der eine oder ander Flüchtling mit Planierraupe oder Lkw vorgeführt.

Die Auslöseschnüre waren so gespannt, dass auf Zug und Druck eine Detonation erfolgte. Es erfolgte dabei eine Schließung eines Stromkreises. Durch Abschaltung der Anlage seitens der GT konnten auch, nicht unbedingt gefahrlos, Wartungsarbeiten durchgeführt werden.
Eine Gefahr für gepanzerte Fahrzeuge wären die sicher nicht gewesen. Die Verlegten Bodenminen waren reine Personenminen. Auch für Kettenfahrzeuge kein Problem.
MfG. TH

sentry

Beitrag von sentry » 26.07.2006 15:28

willem hat geschrieben: Und die Zonengrenze hätte eine Panzertruppe wohl 3 minuten aufgehalten:2:30 zum lachen,0:30 zum durchfahren.
In diesem Falle wäre es dann jedoch gut gewesen, erst durchzufahren und dann zu lachen. An einer potentiellen Panzerrennstrecke wie z.B. der A2 wären ohne große Mühe 1 bis 3 RPG-Schützen in 2 mins in den Abschnitt gerückt und hätten bestimmt ein paar lachenden Panzermännern den Tag versaut...bevor es ihnen selbst an den Kragen geht ...ach ja :? , die Hätte-Hätte-Sandkastenspielchen...vermutlich hätte-hätte man den Krieg aller Kriege mit massiven Luftschlägen eingeleitet und sich keine Gedanken um ein paar Grenzhanseln gemacht.

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Beitrag von Hoffi28 » 26.07.2006 20:18

Hallo zusammen,
da gibt es ein sehr interesantes Buch über Planspiele, zwar nicht auf dem "modernsten" Stand, aber trotzdem sehr spannend zu lesen. Das Planspiel FALLEX 66 befasst sich nicht nur mit dem militärischen Teil, sondern auch mit den Problemen von Flüchtlingen, Sabotage und anderen inneren Problemen.
In diesem Buch wird auch im Rahmen der Kriegsvorbereitung auf die innerdeutsche Grenze eingegangen und zwar das die Minensperren und Grenzhindernisse an Teilen der Grenze entfernt worden ist/ wäre ( Seite: 90). FALLEX 66 ist zu diesem Thema sehr zu empfehlen. Zu dem Ausgang und Verlauf kann man natürlich streiten, aber es geht über den militärischen Teil herraus, was viele andere Bücher leider nicht machen.

So heiss war der Kalte Krieg- FALLEX 66 von Wolfram Dorn
ISBN: 3-920862-39-2

Tim

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Beitrag von Krakau » 18.07.2009 09:34

Moin - Nach oben hol' !

Es gibt ja nun mittlerweile eine ganze Reihe von Beiträgen zu diesem Thema, darum hänge ich das mal hier an:

Eine nette und doch informative 3-D Spielerei zum Aufbau der Grenzanlagen der Innerdeutschen Grenze von der DW:



Gruß
Thomas

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zur ersten Frage

Beitrag von heiner.dallemann » 20.07.2009 00:42

Moin,

wäre WK 3 nicht ein Raketenkrieg, bzw. Luftkrieg geworden?
Wäre der nächste WK noch analog?

Es grüßt ein Zivilist, h.d.

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Beitrag von Krakau » 20.07.2009 16:19

Moin!

Das echt dumme an Raketen oder Flugzeugen ist: Sie können keine Geländestreifen besetzen oder gar halten....

Wohl oder übel wird man immer auf bodengebundene Einheiten (wie auch immer die aussehen) zurückgreifen müssen. Ein reiner Luft- oder Raketenkrieg führt für keine Partei zu Gewinnen.

Naja, und ob der nächste WK noch analog ist weiß ich nicht, aber der übernächste wird ziemlich sicher wieder mit der Holzkeule ausgefochten!

Gruß
Thomas

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Beitrag von Djensi » 20.07.2009 17:18

Krakau hat geschrieben:Moin - Nach oben hol' !

Es gibt ja nun mittlerweile eine ganze Reihe von Beiträgen zu diesem Thema, darum hänge ich das mal hier an:

Eine nette und doch informative 3-D Spielerei zum Aufbau der Grenzanlagen der Innerdeutschen Grenze von der DW:



Gruß
Thomas
Echt coole Animation! Danke für den Programmhinweis.

Djensi

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Beitrag von Buddelflink » 21.07.2009 21:29

Das Video ist auch nicht ohne.... ich fühle mich gleich 20 Jahre jünger.

https://www.youtube.com/watch?v=pFB8E7u ... re=related

Beste Grüße
Andreas

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