Bunker in Ilbenstadt/Führungsbunker der Stadt Frankfurt

Zivile bzw. nicht-militärische Schutzbauwerke und Anlagen des Kalten Krieges
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Natodepot
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Bunker in Ilbenstadt/Führungsbunker der Stadt Frankfurt

Beitrag von Natodepot » 02.02.2009 23:08

Hallo zusammen was ist mit dem Bunker in Ilbenstadt :-)

Da ist doch der Bunker für Frankfurt kann man den Besichtigen war schon mal früher da .

M.f.G
Sven

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TimoL
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Beitrag von TimoL » 02.02.2009 23:12

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derlub
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Beitrag von derlub » 02.02.2009 23:25

Hallo Sven,
könntest Du bitte hier im Forum zukünftig Satzzeichen verwenden?
Danke.
Christoph

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dolphiner
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Beitrag von dolphiner » 07.10.2009 20:39

Ich würde gerne das Thema Zivilschutzbunker Ilbenstadt nochmal aufgreifen.
Die Suchfunktion brachte nicht viel und auf der Website des Bunkers finde ich die Antworten auf meine Fragen nicht. :?

Ich war am 03. Oktober bei einer Führung in diesem Bunker.
Schon vor Jahren habe ich im Internet von dem Objekt gelesen und auch von den Einbrüchen der Friedensaktivisten.
Bei der Führung war die Gruppe sehr groß und ich kam auch nicht dazu speziellere Fragen zu stellen.
Zum Teil fielen sie mir erst Zuhause ein.

Das Bauwerk sollte ja bis zu 80 Personen ca 30-40 Tage lang Schutz bieten.
Selbst bei einer Detonation einer 5(?)MT Bombe in 2600m Entfernung.

Es wurde auch die Filteranlage direkt neben der Küche und dem Kühlraum besichtigt. Ich kenne die Rundfilter aus MZA und anderen Bunkern. Die im Bunker Ilbensadt ingegen wirkten so klein und unterdimensioniert.
Wenn da eine Atombombe in 2,6km hoch geht, ist die Aussenluft doch sowas von heiss, wie hätten diese Filter ohne Kühlung das überstanden?

In der SChleuse ist mir auch aufgefallen, dass es nur einen Gegensprechanlage gibt. Aber keine Möglichkeit IN die Schleusenkammer zu sehen. Was wenn die Person in der Schleuse nicht mehr sprechen kann? Oder zusammen bricht? Von anderen Anlagen kenne ich diese Panzerglasfenster zur Schleuse hin.

Besonders interessieren würde mich, was wäre denn in den 30-40 Tagen gegessen worden?
80 Mann
3 Mahlzeiten am Tag
Schichtbetrieb
Was war hier auf dem Speißeplan?
Gibt es Listen was beschafft worden wäre im Ernstfall?

Denn 30 Tage lang EPA ist echt nicht vorstellbar.


Gibt es denn in anderen Bauwerken dieser Art die Möglichkeit, eine gewisse Zeit mit einer ausgewählten Gruppe darin den Schutzzustand zu fahren?
In der Schweiz gibt es dsa Bunkerhotel.
3 Tage lang, leben und(simuliert) arbeiten wie im Ersntfall. Mit den Nahrungsmitteln, mit Überdruck in der Anlage und am liebsten mit NEA Betrieb (inkl dem Lärm und Gestank) wärend des Auffenthaltes.

Vielleicht kann mir ja jemand die Fragen beantworten. :-)
Danke
Bernd

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MikeG
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Beitrag von MikeG » 07.10.2009 21:33

Moin!

Zwar nicht das ganze EPA, sondern nur ein Teil davon - die Komprinatverpflegung nämlich - war durchaus eine Zeit lang für Zivilschutzanlagen geplant. Und "nicht vorstellbar"? Natürlich vorstellbar - eine Zivilschutzanlage war nicht dazu vorgesehen, irgendetwas zu bieten ausser dem nackten Überleben.

Mike

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derlub
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Beitrag von derlub » 08.10.2009 00:04

dolphiner hat geschrieben: In der SChleuse ist mir auch aufgefallen, dass es nur einen Gegensprechanlage gibt. Aber keine Möglichkeit IN die Schleusenkammer zu sehen. Was wenn die Person in der Schleuse nicht mehr sprechen kann? Oder zusammen bricht? Von anderen Anlagen kenne ich diese Panzerglasfenster zur Schleuse hin.
Eine spätere Einschleusung war für solche Führungsanlagen vermutlich gar nicht vorgesehen. Man darf diese Anlagen nicht 1:1 mit den Funktionen eines öffentl. Großschutzraumes gleichsetzen.

Die Belegschaft für den Katastrophenschutzstab war fest ausgewählt. Man wäre vermutl. nicht 5 Min. nach 12 in die Anlage eingerückt. Für die Behörden gab es einen sogenannten Alarmplan in dem auch geregelt war, wer wann in welche Befehlsstellen einzurücken hatte. Unter der Annahme, dass sich eine kriegerische Auseinandersetzung auf dem zu verwaltenden Territorium nicht von jetzt auf gleich entwickelt, gab es im Alarmplan bestimmte Stufen der Alarmierung, die den jeweiligen Alarmzustand regelten.
Beim "Rufbereitschaftsalarm" hätte sich der vorher festgelegte Personenkreis außerhalb der Dienstzeiten ständig in telefonischer Erreichbarkeit in der eigenen Wohnstätte befinden müssen. Handgepäck für einen längeren Aufenthalt wäre vorzubereiten gewesen. Diese Vorbereitungen hätten unauffällig gegenüber der Öffentlichkeit geschehen sollen.
Dann gab es noch den "Voralarm" und danach den "Hauptalarm", bei dem sich die Mitglieder des Arbeitsstabes endgültig in die Befehlsstelle begeben hätten.
Das Einrücken in die Befehlsstelle war also theoretisch natürlich schon vor Eintreten der Kampfhandlungen geplant, womit man sich dann wohl auch einen Schleusenwart zum Einschleusen und Dekontaminieren Schutzsuchender Personen gespart hat und damit auch kein Schleusenfenster gebraucht hätte. Man hätte wohl eher nach einer möglichen Verseuchung einen Spürtrupp ausgeschleust, um die Außenluft auf Verunreinigungen zu messen.

Näheres zu dieser Anlage kann vermutlich Wetback sagen.

Christoph

Nabilianer
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Führungsbunker der Stadt Frankfurt

Beitrag von Nabilianer » 05.09.2012 18:30

Ein Artikel aus der Welt- Online

http://www.welt.de/kultur/history/artic ... furts.html


In einem unterirdischen Schutzraum in der Wetterau sollte die Exekutive von Frankfurt am Main, rund 90 Menschen, den Atomkrieg überleben. Heute ist der Bau als "Denkmal der Angst" zu besichtigen.


Der Originalblock mit den Meldezetteln liegt noch auf dem Tisch. Wer bei einer Nuklearkatastrophe in den unterirdischen Schutzraum hätte flüchten können, sollte Bericht erstatten. Zu melden war die beobachtete Anzahl der atomaren Geschosse und "deren Knallzeit in Sekunden". Zu den Chronisten hätte aber kein Bewohner von Ilbenstadt gehört. Der 1968 gebaute Bunker in der Wetterau war allein Einsatzkräften und der Stadtregierung aus dem nahen Frankfurt am Main vorbehalten. Heute ist er als Zeitzeugnis zu besichtigen.

92 Menschen sollten nach einem Atombombeneinschlag hier 30 Tage überleben und Verfügungen treffen können, während in der Wetterau und über Frankfurt radioaktiver Niederschlag fiele, das Wasser verseucht wäre und zwischen den verbrannten Ruinen wohl auch kaum noch jemand sein Dasein fristen könnte. "Eine absurde Vorstellung", sagt die Leipziger Professorin und Museumsarchäologin Sabine Wolfram, die für die Gemeinde Niddatal-Ilbenstadt 2008 den Bunker auf seinen Wert als Erinnerungsort untersuchte. "Dieser Bau ist auch ein Denkmal der Angst."

1970 übergab das Bundesamt für Zivilschutz die Anlage an die Stadt Frankfurt. Deren jeweiliger Oberbürgermeister samt Stab hätte – bei genügend Vorwarnzeit – in Ilbenstadt als Untertageexekutive und nach Maßgabe der gerade erst verabschiedeten Notstandsgesetze Regierungsgewalt übernehmen sollen. Zum gespenstischen Katastrophenteam sollten auch Feuerwehrchefs, Bundeswehr, Polizei, Strahlenschutzleute und gegebenenfalls Stationierungsstreitkräfte zählen. Ein Koch sollte die Versorgung übernehmen.


Eine absurde Situation


So sah es die bundeseinheitliche Katastrophenschutz-Dienstvorschrift KatS-Dv 100 in ihrer damaligen Fassung vor. Bauten wie der Ilbenstädter Bunker waren dort als eine Abschnittsführungsstelle kategorisiert. "Der Führungsvorgang", hieß es in der Vorschrift, sei ein "immer wiederkehrender und in sich geschlossener Denk- und Handlungsablauf". Die Vorschrift beschrieb die Situation, eine unter tödlichen atomaren Beschuss genommene Region aus einem eingeschlossenen Untertagebunker zu regieren. Eine absurde Vorstellung, sagt Sabine Wolfram.

Gegen Eindringlinge, sprich die Zivilbevölkerung, wäre der abgesicherte Betonbunker mit Waffengewalt verteidigt worden, sagt Wolfram. Wozu ein Ilbenstädter Überlebender keinen Zutritt bekommen hätte, sind drei Ebenen mit bis heute teilweise original eingerichteten Arbeits-, Schlaf- und Wirtschaftsräumen, getrennten Bädern für Frauen und Männer, Dekontaminierungsduschen, Sanitätsstation, einem "Hauptführungsraum" und einem einzigen, sechs Quadratmeter großen Privatgemach, vorbehalten dem Frankfurter Stadtoberhaupt.


Vorbild für andere Abschnittbauten


An der Stirnseite der u-förmigen Tischformation vor der Wandkarte im Hauptführungsraum steht bis heute das Platzschildchen "S1", hier sollte der OB amtieren – zuständig für Personal und Inneres –, flankiert von Sitzen für S2 (Lage), S3 (Einsatz), S4 (Versorgung) und weiteren Experten. Womöglich hätten sie hier ihre eigenen Meldezettel vervollständigt und die Werte für Detonationswolkengrößen, Einschlagswinkel und geschätzte Bombenkilotonnen angekreuzt. Nach 30 Tagen, mangels Diesel mussten dann alle Bunkersysteme versagen, blieb die Wahl zwischen Erstickungstod oder Auftauchen.

Archäologin Wolfram bezeichnet den Ilbenstadt-Bunker als einzigartig. "Er sollte im Kalten Krieg Vorbild werden für andere Abschnittsbauten. Aber dazu ist es dann bekanntlich ja nicht gekommen." Nach Querelen zwischen dem Bundesvermögensamt und der Stadt Frankfurt hat die Kommune Niddatal 2001 den Bunker gekauft. Ein Verein bietet bis heute Führungen an. Rabiate Pazifisten hatten sich 1985 nach tagelanger Schweißarbeit an der oberirdischen Eingangstür unangemeldet Zutritt verschafft. "Kein sicheres Plätzchen für Bonzen", sprayten sie rot auf die Wandkarte im Führungsraum. Dort nachzulesen bis heute, denn der Ilbenstädter Bunker ist ein Zeitzeugnis.

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EPmuc
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Beitrag von EPmuc » 03.10.2018 13:16

Im HR war heute Mittag in der Sendung Hessens verborgene Unterwelten
u.a. ein Bericht über den Bunker in Ilbenstadt.
Sollte demnächst in der Mediathek verfügbar sein.
https://www.ardmediathek.de/tv/sendungV ... 5884&tag=0
Gruß, Eugen
Heute ist das Morgen vor dem Du dich gestern gefürchtet hast.

Chris2706
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Beitrag von Chris2706 » 07.10.2018 14:51

Das scheint eine Doku aus 2017 zu sein.
Ich hab die auch bei Youtube gefunden, jemand hat die dort eingestellt.

In der Mediathek hab ich die jetzt auf die schnelle nicht finden können.

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