Ausweichsitz NRW

Zivile bzw. nicht-militärische Schutzbauwerke und Anlagen des Kalten Krieges
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Bobbele
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Beitrag von Bobbele » 17.05.2008 16:46

Guten Tag zusammen,

bin ganz neu hier und bin durch andere Internet-Seiten immer wieder auf diese hier gestoßen. Jetzt habe ich mich auch mal registrieren lassen.

Seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit dem "Kalten Krieg" sowohl politisch, als auch militärhistorisch. Ursache des interesses ist, daß ich seit 1972 Luftlinie keine 300 m vom Ausweichsitz der Landesregierung NRW zeitweise wohne und als Kind auf dem Atombunker angelegten Sportplatz mit der Dorfjugend Fußball gespielt habe. Da ist es schon mal passiert daß der Ball in den Büschen verschwand und den Hang hinunter kullerte, bis er an einem Maschendrahtzaun liegenblieb. Mit dem Maschendraht war einkleiner Bereich auf dem Bunker eingezäunt, wo sich ein kleiner Antennenwald befand. Wir wußten damals nicht für was die Antennen genau waren. Das dort etwas militärisches war, das wußten wir, auch daß es sich um einen Bunker handelt, aber was für ein Bunker wußte eigentlich niemand. Auch Stand ganz oben auf der Bergkuppe ein grüner Antennenmast. Auch da haben wir uns oft rumgetrieben. Von diesen Masten gab es im weiteren Umkreis in der Eifel einige, die aber jetzt verschwunden sind, oder wie bei uns durch einen Mobilfunkmast ausgetauscht wurden. In den siebziger Jahren erzählte man uns , daß es sich bei diesem Mast um einen Verstärkermast für Fernsehn und Rundfunk für unser Dorf sei, aber bei dem bescheidenen Fernsehempfang mußte das damals eigentlich schon angezweifelt werden. Heute weiß ich für was der Mast war für das im Ernstfall vom WDR betriebene Radiostudio im Ausweichsitz (siehe Bildergalerie www.ausweichsitz.de). In der Eifel soll es von Bunkern aus den sechziger Jahren nur so wimmeln. Mag schon sein, denn mir fallen da noch zwei Orte ein, wo diese Antennenmasten standen, die alle zur selben Zeit verschwunden sind. Und es gibt einen älteren Mann in der Eifel, der mich noch als Kind kennt und der wiederum diese Plätze noch kennt, deren Bau er mitbegleitet hat. Mal sehen wie auskunftfreudig er ist.

Diese Plätze zu suchen wird meine persönliche Aufgabe in den nächsten Wochen sein.

Unsere schöne Eifel verbirgt bestimmt noch ein Menge Geheimnisse, ob wir die jemals alle lüften werden?

Und die Landschaft ist nebenbei auch noch ein Traum!

Viele Grüße

Boris Staschko
47877 Willich

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derlub
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Beitrag von derlub » 18.05.2008 11:25

Bobbele hat geschrieben: Das dort etwas militärisches war, das wußten wir, auch daß es sich um einen Bunker handelt, aber was für ein Bunker wußte eigentlich niemand.
Hallo und willkommen im Forum.
Ich würde den Ausweichsitz der Landesregierung NRW aber nicht als eine militärische Einrichtung bezeichnen. Meines Wissens nach wären dort neben dem Ministerpräsidenten nur zivile Personen eingerückt um die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und die Lenkung der Organe des Landes NRW zu gewährleisten. Verbindungen bestanden z.B. zu den untergeordneten Bezirksregierungen NRWs, den Warnämtern IV und V, zu den Ausweichsitzen der Landesregierungen Hessen und Niedersachsen und natürlich zum Ausweichsitz der Bundesregierung. Alles nicht-militärisch (Ausweichsitz Bundesregierung mal ausgeklammert).
Du schreibst, dass die Ortsbevölkerung damals nicht wusste, welche Funktion der Bunker hatte. Gab es denn Gerüchte? Mich würde mal interessieren, was man denn so mutmaßte. Auch die Dimensionierung solcher Bunkeranlagen wurde ja gerne mal als weitaus größer angenommen, als es der Realität entspricht.

Grüße,
Christoph

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TimoL
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Beitrag von TimoL » 18.05.2008 18:28

In die Ausweichführungsstellen wären tatsächlich auch einige Militärs mit "eingezogen", un zwar in Form von Verbindungsstäben und Fernmeldern. Ihre Anzahl variierte aber von Ausweichführungsstelle von Ausweichführungsstelle. Ein guter Anhaltspunkt ist aber die strategische Bedeutung des Bundeslandes.

Zur Geheimhaltung:
Es war nahezu unmöglich die Ausweichführungsstellen, bzw. die Funktion der Bauwerke über einen längeren Zeitraum geheim zu halten: Es war u.a. mehr als auffällig, wenn bei den in regelmäßig stattgefundenen Übungen vor den Bauwerken im großen Stil große Limousinen, BGS- und Militär-Fahrzeuge vorfuhren und standen.
"Die einen kennen mich, die anderen können mich!"
- Konrad Adenauer (1876-1967), erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland 1949-1963 -

Gorleben is more than a nuclear waste disposal site, it's a lifestyle!

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Beitrag von MikeG » 18.05.2008 23:54

Moin!

Das ist ja schon korrekt, aber es bleiben doch eher zivile Objekte. Ein CRC wurde ja auch nicht zu einen nicht-militärischen Objekt, bloß, weil ein Mitarbeiter des zivilen Warndienstes vor Ort war.

Übrigens "Ausweichführungsstelle" ist ein Begriff aus dem Wortschaft der ehem. DDR. :mrgreen:

Mike

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cebulon66
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Bunker

Beitrag von cebulon66 » 20.05.2008 22:37

hallo Bobbele
Ursache des interesses ist, daß ich seit 1972 Luftlinie keine 300 m vom Ausweichsitz der Landesregierung NRW zeitweise wohne und als Kind auf dem Atombunker angelegten Sportplatz mit der Dorfjugend Fußball gespielt habe. Da ist es schon mal passiert daß der Ball in den Büschen verschwand und den Hang hinunter kullerte, bis er an einem Maschendrahtzaun liegenblieb. Mit dem Maschendraht war einkleiner Bereich auf dem Bunker eingezäunt, wo sich ein kleiner Antennenwald befand. Wir wußten damals nicht für was die Antennen genau waren.
bekomme zwei Dinge nicht auf die Reihe oder ist ein anderer Bunker gemeint ??
a) Deine Angabe PLZ und Wohnort und der räuml. Zusammenhang (300m) zum Ausweichsitz der Landesregierung NRW in URFT
b) demnach ist über dem Bunker kein Sportplatz, da Hanglage im Wald, Bunker ist quasi halb im Berg drin, wenn ich mich recht erinnere. Insofern ist Hang schon korrekt, aber der geht runter in Richtung "Förderschule im Hermann-Josef-Haus" unten im Tal am Gillesbach ....

bitte um Aufklärung

Gruss
Manfred

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Beitrag von derlub » 20.05.2008 23:23

Ich habe Bobbele so verstanden: Er war oben auf dem Berg, wo ein Bolzplatz ist. Wenn dort der Ball runter rollt, dann landet er oben an der hinteren Grundstücksgrenze am Zaun, wo sich einige Antennen befinden.
Grüße,
Christoph

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Beitrag von Bobbele » 21.05.2008 10:18

Guten Morgen zusammen,

also kläre ich erst mal meinen örtlichen Zusammehang mit Urft und Willich. Ich bin Jahrgang 1970 und in Willich geboren, wo sich auch noch heute mein Erstwohnsitz und der meiner Eltern befindet. 1972 haben sich meine Eltern in Urft ein Grundstück gekauft um zwei Jahre später dort ein Fereienhaus zu bauen. Bei der Baugenehmigung hat uns der Bunker erhebliche Schwierigkeiten gemacht, aber dazu vielleicht später mehr. So habe ich meine Wochenendkindheit und fast jeden Ferientag bis Ende der achtziger Jahre dort verbracht.

Mit der Lage des Sport - oder Bolzplatzes habe ich mich vielleicht unglücklich ausgedrückt, dann mach ich es mal anders: Der Sportplatz liegt oberhalb des Hanges an dem der Bunker gelegen ist. Nur wer wußte damals überhaupt, was da war, wie groß es war oder wie tief es in den Berg hineinging? Außer einer eingezäunten Treppe und einer Tür neben dem Einfamilienhaus "***********" [genauer Ortsname entfernt. Grund siehe hier: viewtopic.php?t=3122&start=60& . derlub] , bevor dieser Eingang mittels zwei Fertiggaragen versucht wurde zu tarnen, sah man ja nichts, außer den angesprochenen Antennenwald im Wald.

Zu den Gerüchten im Ort, spielte die Einrichtung keine Rolle, zu mindest bei uns und unseren Nachbarn, da wir am anderen Berghang wohnten. Habe so Ende Siebziger, Anfang achtziger Jahre Erinnerungen an Manöver, die dort oben im Wald stattfanden, an Briten und Belgier kann ich mich erinnern, sowie an zahllose Tiefflugübungen.
Politikerlimousinen wurden auch nie gesichtet. Nach Aussagen eines Bunkerexperten fanden alle zwei Jahre Übungen statt, wo man die Anreise mittels Reisebussen vornahm. Dabei spielte das Hermann-Josefs Haus als Notfallzentrum auch eine Rolle. Die Anreise zu den Übungen erfolgte Nachts, damit keiner im Ort mitbekommen sollte, wann die Anlage belegt war.

Zum Schluss noch die Rolle der Bundeswehr im Ausweichsitz, wie schon einige sagten zogen da ein paar Fernmelder mit ein. siehe:

http://ausweichsitz.de/php/fotos/index. ... w=0750.jpg

Ich werde in den nächsten Wochen einen Herrn aufsuchen, der die Anlage vom Bau bis zur Außerdienststellung begleitet hat. Nach Hinweisen meines Bunkerexperten, verbergen sich im Umkreis von Urft noch weitere Geheimnisse des kalten Krieges, die sich durch diesen Herrn lüften lassen.

Das solls aber jetzt an dieser Stelle vom Ausweichsitz gewesen sein, denn das war ja nicht der Titel dieses Threads.

Zum Thema Antennen: Ich kann mich erinnern, das an der Trierer Str. zwischen Dahlem und Stadtkyll auf der Bergkuppe, linker Hand hinter einem Waldstück auch Antennanlagen und Gebäude standen. Unter anderem ein, ich denke mal min. 100 m hoher weiß/rot lackierter Gittermast, der mit Stahlseilen abgespannt war. Kenn jemand diese Anlage noch? Oder war das eine Anlage der Bundespost?

Viele Grüße

Boris

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Beitrag von Bobbele » 21.05.2008 10:33

Hoppla, ich glaube ich habe mich verirrt! Hatte ich nicht auf einen Thread geantwortet, wo es um Antennen in der Eifel ging?

Sorry, dann habe ich etwas durcheinander geschmissen, bitte um Nachsicht!

Viels Grüße

Boris

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Beitrag von derlub » 21.05.2008 13:18

Bobbele hat geschrieben:Hoppla, ich glaube ich habe mich verirrt! Hatte ich nicht auf einen Thread geantwortet, wo es um Antennen in der Eifel ging?

Sorry, dann habe ich etwas durcheinander geschmissen, bitte um Nachsicht!
Mike hat der Übersicht halber den Teil wo es um Urft geht abgetrennt und als eigenständigen Thread eingestellt.
Hier darf also gerne weiter über Urft geschrieben werden.

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Beitrag von Bobbele » 21.05.2008 13:51

Also brauche ich doch noch nicht an mir zu zweifeln............

Mit der Ortsbeschreibung habe ich mich zu sehr reizen lassen. Ich kann den Eigentümer verstehen, glaube, daß mal 2005 versucht wurde dort einzubrechen.

Viele Grüße

Boris

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