Umschalten auf "Gleichwelle" ?

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Godeke
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Umschalten auf "Gleichwelle" ?

Beitrag von Godeke » 15.07.2004 07:45

Hallo :) ,

Eine Frage an unsere Funk- und Elektronikfreaks:
In einem verteidigungspolitischen Beitrag habe ich über die Maßnahmen im Spannungsfall Mitte der 60er Jahre gelesen, daß "der Rundfunk auf Gleichwelle umgeschaltet" werden sollte. Kann das mal jemand in einfachen Worten erklären?
...und jetzt noch mal schnell zu www.thw-lueneburg.de , der aktuellen Seite mit News aus der wunderbaren Welt des Helfens!

Gast

Beitrag von Gast » 15.07.2004 08:09

Die Funkamateure hier mögen mich verbessern, aber für mich klingt das wie CONELRAD in den Staaten: Alle Rundfunksender schalten auf gleiche Frequenz und stehen so den Roten nicht mehr als Navigationshilfen zur Verfügung.

Soweit meine Denkergebnisse am frühen Morgen und noch ohne jeden Kaffee. :cry:

MO

Beitrag von MO » 15.07.2004 08:09

Moin,

Gleichwellenfunk ist ein Verfahren zur flächendeckenden Funkversorgung eines lokal begrenzten Gebietes. Wenn ein Sender zur Ausleuchtung des Versorgungsgebietes nicht ausreicht und weitere Frequenzen nicht zur Verfügung stehen, oder wenn die Antennenstandpunkte niedrig gehalten werden sollen, um Überreichweiten zu vermeiden, bietet sich der Einsatz eines Gleichwellenfunksystems an.

Beim Gleichwellenfunk werden mehrere Festfunkstellen, auch Gleichwellenumsetzer oder Gleichwellenzentralen, welche bei den gleichen Sende- und Empfangsfrequenzen arbeiten, an geeigneten Orten installiert. Es wird immer bei allen Funkstellen gleichzeitig der Sender getastet. Um hier STörungen zu vermeiden senden alle Funkstellen in einem hamonisierten Frequenzbereich, der genau Abgestimmt und vermessen ist, der Gleichwelle.

Da die Sender der Gleichwelle unterschiedlich weit von der Zentrale außeinander leigen wird dem Signal auf dem Zubringer zu den einzelnen Sendern (das können Drahtleitungen aber auch Richtfunkstrecken sein) ein Zeitversatz mitgegeben, so das synchron gesendet werden kann.

Im öffentlichen Rundfunk wird so ein Verfahren von der AFN verwendet. Was allerdings jetzt genau der Vorteil im Spannungsfall sein soll entzieht sich in dem Fall meiner Kenntnis, ich kenne das nur vom BOS-Funk.

Gruß, otti

Gina
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Beitrag von Gina » 15.07.2004 08:10

Hallo Godeke

Auf der Seite

http://www.dxradio-ffm.de/histo1942.htm

sind Frequenzbeispiele zur Gleichschaltung - Gleichwelle aufgeführt.


Liebe Grüße
Gina
"Lieber Tommy, fliege weiter, hier wohnen nur die Ruhrarbeiter ..."

Gast

Beitrag von Gast » 15.07.2004 09:53

MO hat geschrieben:[...] Was allerdings jetzt genau der Vorteil im Spannungsfall sein soll entzieht sich in dem Fall meiner Kenntnis, ich kenne das nur vom BOS-Funk.
Genau daher kenne ich den Begriff der Gleichwelle auch, konnte mir aber nicht vorstellen, das dies hinsichtlich Rundfunk zutrifft.

Der von Gina dankenswerterweise gepostete Link läßt für mich nach wie vor die Frage offen, ob diese Gleichwelle in den 60ern nun zur besseren Ausleuchtung oder eben doch zu CONELRAD-ähnlichem Zweck diente.

Aber da sollen mal die Funkamateure 'ran... :?

Johan

Beitrag von Johan » 15.07.2004 13:37

Bin auch mal gespannt auf eine (für Nicht-Funker verständliche) Erklärung. Ist es nicht so, dass die Signale zweier Sender, die auf der gleichen Frequenz das gleiche Signal senden, sich stellenweise verstärken, an anderen Stellen aber auslöschen? WEie wird hier Interferenz vermieden?

Johan

MO

Beitrag von MO » 15.07.2004 13:58

Moin,

die Auslöschung wird bei der Gleichwelle dadurch verhindert, dass eben die Sender so eingestellt werden (Abstrahlwinkel, Antennenhöhe usw.) dass es praktisch (allerdings abhängig von den Wetterbedingungen) keine Überlagerungen gibt. Das erfordert eine sehr oderentliche Planung und stellt angesichts der Tatsache, dass technisch nur eine begrenzete Anzahl von Gleichwellensendern auf einem "Kanal" möglich ist auch einen sehr hohen Aufwand dar (wenn man davon ausgeht, dass man wirklich flächendeckend ausleuchten möchte).

Daher begreife ich immer noch nicht was der Vorteil beim Rundfunk sein soll. Wäre evtl. einfach nur Gleichschaltung gemeint (wie z.B. beim ARD-Nachtprogramm) würde ich das schon eher kapieren...

Gruß, otti

Gast

Beitrag von Gast » 15.07.2004 16:25

Gleichschaltung?! :crazy: Böööööses Wort... ;)

vw1701
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Beitrag von vw1701 » 15.07.2004 22:00

also im rundfunktechn. Sinne ist die gleichwelle das Ausstrahlen einer Sendung quasiparallel über mehrer Sender mit entsprechender zeitl. Verzögerung, so dass wirklich die Signale sich nicht beeinflussen.

mir scheint hier die erklärung, dass evtl. eine Warnmeldung dl-weit über alle erreichbarren Sender übermittelt wird und so grösste Erreichbarkeit erziehlt wird.

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Mungo
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Beitrag von Mungo » 30.07.2004 20:17

Das stimmt.

Allerdings ist Gleichwelle nur bei geringen Senderleistungen und einer aufwändigen Planung möglich, was im analogen Bereich (UKW, Fernsehen) kaum technisch möglich ist. Wie gesagt, es kommt zu Auslöschungen und bei TV würde es bei den hohen übertragenen Bandbreiten von 5 MHz zu Geisterbildern und Farbflimmern kommen.

Anders im Digitalen: Mobilfunk funktioniert seit dem D-Netz tatsächlich auf diese Weise, DAB und DVB-T nutzen auch diese Möglichkeit. Der Vorteil liegt in der geringeren "Verschmutzung" des Äthers durch viele Frequenzen, was natürlich auch militärisch interessant ist :lightup: (zumindest in den 60ern, jetzt ist eh alles bis mehrere Gigahertz alles dicht)

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