Einsatzstammnetz der Luftwaffe

Militärische und militärisch (mit)genutzte Fernmeldeanlagen und -einrichtungen, Netze und Infrastruktur (ohne ELOKA)
HW (†)
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Beitrag von HW (†) » 02.03.2018 14:56

Hallo,
zur Karte von Rex Danny noch, ich vermisse die Richtfunkrelaisstelle auf dem Blomberg bei Bad Tölz (Oberbayern). Die Strecke kam von Haindlfing und ging vom Blomberg nach Lenggries zur Luftwaffenkaserne (Richtfunkschaltstelle mit Netzübergang zu HAWK). In der Kaserne in Lenggries gab es aber keinen Fm-Richtfunkturm sondern die "Schüssel" war an einem Kasernengebäude angebracht. Der Richtfunkturm auf dem Blomberg war ein Gittermastturm (selbst gesehen), jetzt steht dort aber ein Betonturm (aber nicht Bw).

Ferner der Richtfunkturm in der Kaserne in Rottenburg/Laaber, ein Betonturm. Eine Richtfunkschaltstelle mit Netzübergang zu HAWK und einer Richtfunkstrecke weiter zum Großen Arber. Rottenburg war an Haindlfing angeschlossen.
Zum Schmunzeln fand ich, die Kaserne war schon längst aufgegeben und zum Teil mit zivilen Firmen neu belegt, der Richtfunkturm hat aber überlebt, neu eingezäunt und zum Militärischen Sicherheitsbereich deklariert.

Gruß
HW

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Einsatzstammnetz der Luftwaffe 120-Kanal

Beitrag von zulufox » 02.03.2018 18:19

Hallo,

zur Fortsetzung jetzt die Standorte der dritten Ausbauphase des Einsatzstammnetzes (120-Kanal).
Mit fehlen hier noch die Standorte der RV-Relaisstellen Eibenbach und Lerchenberg im Bereich der Luftwaffengruppe Süd.

Interessant auch, dass der Ausbau der Stationen doch nicht so schnell wie gefordert erfolgte.

Wie sehr sich der Aufbau hinzog, kann man aus einem anderen Dokument herauslesen: In der Nacht vom 5. zum 6. Oktober 1982 :lol: ein Bombenanschlag auf die "im Bau befindliche" RiFu-Station Heubach verübt wurde.

Der Anschlag wurde, so ging es aus einem Bekennerschreiben hervor, von Personen im terroristischen Umfeld der RAF ausgeführt.

MfG
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P.S.: Frage an HW: Wo stand der Gitterturm in Haindlfing?
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Beitrag von zulufox » 03.03.2018 17:41

Hallo,

nur damit jüngere Mitforisten wissen, was es mit dem mobilen Richtfunktrupp FM 120/5000 auf sich hat, anbei zwei Bilder, aufgenommen bei den Vorbereitungen der Übung WINTEX 1973, für die erstmals auch Teile der vorgesehenen Ost-Trasse des Einsatzstammnetzes betrieben wurden.

In Ellenberg wurde aus diesem Grund anstelle des normal maximal 30m hohen mobilen Gittermastes ein 40m-Mast hochgezogen. Das war nötig, damit die 1. Fresnel-Zone der Strecke hindernisfrei wurde. An der Spitze des Mastes sind zwei Spiegel der Antennen der 120-Kanal-Geräte zu erkennen, darunter die Doppelwendel-Antenne des RiFu-Gerätes FM 12/800. Dewegen die Bezeichnung RiFu-Schaltstelle, denn hier konnten RiFu-Verbindungen von den 120-Kanal-Strecken auf die 12-Kanal-Strecke geschalltet werden.

In Hafenreut stand dann eine RiFu-Relais-Stelle 120-Kanal mit normalem 30m-Mast, hier wurden die Signale nur verstärkt und dann weiter auf die Reise geschickt :-)

Die Bilder sind nun fast genau 45 Jahre alt.

MfG
Zf :holy:
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Beitrag von HW (†) » 03.03.2018 17:48

Also der 1. Richtfunkturm hat sehr wahrscheinlich in der HF-Funkempfangsstellung in Tüntenhausen gestanden (Aussage von ehem. Soldaten aus Freising). Vor Jahren hatten "Dragoner/Luftdragoner" und ich ich deswegen schon einmal Schriftverkehr. Er hatte Informationen, dass der 1. Turm auf einer Fläche an einer Wegegabelung zwischen Tüntenhausen und Untergartelshausen gestanden hat.
Der 2. Richtfunkturm stand an der Straße von Untergartelshausen nach Haindlfing und zwar in halber Höhe zwischen der Zufahrt zur Radarstellung und der Zufahrt zum CRC. Wo der Turm stand ist auch die Zufahrt zur ehem. HWK-Stellung. Dieser Richtfunkturm soll, wie schon gepostet, von den US-Streitkräften gewesen sein und wurde dann vom FmRgt 12 übernommen.

Anmerkung noch: Die 3 Luftwaffenkasernen in Freising waren über Lichtwellenleiterkabel an den Richtfunkturm angeschlossen. In der General-von-Stein-Kaserne gab es zwar einen sehr hohen Funkmast, der aber laut Aussage eines ehem. Soldaten aus dem FmZg nur zur Richtfunkverbindung zu den 4 HAWK-Stellungen diente. Der Funkmast wurde 2010 gesprengt.

https://www.merkur.de/lokales/freising/ ... 09977.html

Gruß
HW

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Beitrag von zulufox » 03.03.2018 17:54

Hallo HW,

danke für die Informationen.

Kleine Anmerkung: Die LWL-Kabel zu den Kasernen kamen aber erst sehr viel später als die RiFu-Endestelle :-) In den 70er-Jahren war daran noch nicht zu denken.

MfG
Zf :holy:

Kleine Ergänzung durch zwei Bilder, aufgenommen bei einer Besichtigung durch die OSLw.
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Beitrag von HW (†) » 03.03.2018 19:22

Kurz noch eine Information zum Richtfunknetz, hier Anschluss an GSVBw 42 und GSVBw 61. Es gab hierzu in einigen Foren Diskussionen. Zur GSVBw 61 in Jengen kann gesagt werden, dass es Unterlagen und Kennzeichnungen über einen Anschluss an das AutoFüFmNLw bzw. Fernmeldenetz der Luftwaffe gibt. Das gleiche soll in der GSVBw 42 (offiziell als Bad Kreuznach bezeichnet, tatsächlich aber in Rüdesheim, einer Verbandsgemeinde westlich von Bad Kreuznach) gewesen sein. Auf einer alten Karte des Richtfunknetzes aus den 80er Jahren war sogar eine Strecke vom Salzkopf nach Bad Kreuznach eingezeichnet. Nicht jede GSVBw war an das Fm-Netz der Luftwaffe angeschlossen.

Nun wurde in den Foren der Richtfunkturm bei den beiden GSVBw gesucht. Vorweg genommen, es gab keinen. Es gab Einwände, dass z. B. bei der GSVBw 42 eine gewisse Anzahl an Antennen stehen. Diese Antennen sind von einem Funkamateur, in der aktiven Zeit der GSVBw gab es diese Antennen nicht.
Auf der Liegenschaft in Jengen, GSVBw 61, sollen im Kalten Krieg 2 kleine Gittermasten gestanden haben. Aber auch diese waren keine Richtfunktürme. In Jengen gab es noch die Geophysikalische Datenleitstelle Süd, ich vermute, dass die Gittermasten zu dieser Dienststelle gehörten. "Dragoner" hatte mich auf den Ort Buchloe angesetzt, hier gibt es 2 große Richtfunktürme, aber nicht Bw.

Dass es bei den GSVBw keine Richtfunktürme gegeben hat, ist vermutlich aus Geheimschutzgründen geschen, dann wäre ja der Bunker ggf. verraten worden.

Auf Jengen wurde ich in den 80er Jahren aufmerksam, bis dahin war der kleine Ort im Ostallgäu mir unbekannt. Bei einer größeren Veranstaltung bei uns wurden eine größere Anzahl von KOM (Bw Bezeichnung für Kraftomnibus) eingesetzt, darunter auch 2 mit dem Taktischen Zeichen aus Jengen (Jengen war ausgeschrieben). Was, in Jengen soll Bundeswehr sein? Noch nie gehört. Aufklärung über die beiden kleinen Bundeswehrdienststellen brachten die Fahrer.

Gruß
HW

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Beitrag von Björn » 04.03.2018 17:16

Sofern der Fernmeldemast in der ehemaligen Kaserne Rottenburg als allerletztes Überbleibsel tatsächlich noch militärisch genutzt wird, wurde er durch einen Neubau südlich von Rottenburg, zwischen Industriegebiet und Eschenloh, ersetzt! (auf Google Maps deutlich zu erkennen). Der alte Mast innerhalb der ehem. Kaserne wurde bzw. wird nämlich abgebaut...

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Beitrag von BjörnT » 06.03.2018 11:09

Hallöchen in die Runde.

Eine Anmerkung noch zu Visselhövede:

Die Verbindung zwischen Kaserne und Bauwerk 2 wurde per Kabel realisiert. Ich bin mir nur nicht mehr sicher, ob die Leitung angemietet war oder der BW gehörte.

Anbei mal zwei Luftbilder von Seppenrade und Bad Iburg aus Mitte der Achtziger zum damaligen Ausbauzustand.

Gruß
Björn
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Die Handgranate stellt erst eine Gefahr dar, wenn sie dick wird und Risse bekommt!

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Beitrag von HW (†) » 15.03.2018 20:01

Etwas Allgemeines zum Richtfunknetz, besonders aber für User, die mit dieser Matherie nicht so vertraut sind.
Da es in einigen verschiedenen Foren öfters zu unterschiedlichen Meinungen gekommen ist, hier einmal etwas Grundsätzliches:
Richtfunknetze sind einem ständigen Wandel unterzogen, dieses trifft insbesondere auch für das Richtfunknetz der Luftwaffe zu.
Richtfunkstrecken wurden aufgelöst oder verändert. Beispiel: Ein Fliegerhorst war per Richtfunk an die Richtfunkschaltstelle XYZ angebunden, in einer nahen Großstadt wurden Hochhäuser errichtet und diese störten die Richtfunkstrecke, also wurde die Richtfunkstrecke an die Richtfunkschaltstelle ABC angebunden. Zur Diskussion darüber kann also gesagt werden, beide User haben recht, der eine, der postete "war an XYZ angebunden", aber auch der andere, der angibt, "war an ABC angebunden".
Das gleiche gilt für Aussagen über eine Station, der eine postet, war eine Richtfunkrelaisstelle, der andere postet, war eine Richtfunkschaltstelle. Beide haben vermutlich recht, nur es müssen die Zeiten bedacht werden.
Ich kann mich an eine Station erinnern, die war auf der Karte von 1985 als Richtfunkrelaisstelle eingezeichnet, auf einer Karte von 2000 war die Station als Richtfunkschaltstelle eingetragen. Die Karten waren von zuständiger Stelle der Luftwaffe.

Grüße
HW

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Beitrag von Cremer » 20.03.2018 10:06

@HW, kann dir nur beipflichten. Zur meiner Zeit als Fernmeldereferent im Innenministerium Rheinland-Pfalz hatte ich auch RiFu's geplant und errichten lassen. Da war auch z.B. der Natoturm auf dem Salzkopf dabei für die Anbindung des GW-Netzes des Rettungsdienstes und der Feuerwehr an die Integrierte Leitstelle Bad Kreuznach. Ebenso bei Bad Dürkheim u d zwei freie Antennenträger auf dem Erbeskopf für die Anbindung der mittleren und oberen Führungsebende des Innenministeriums zur ADD nach Trier und dss Strahlenschutzes.
MfG Euer Fernmelder
Erich Fellgiebel 1935:Nachrichtentruppen sind kostbare, schwer zu ersetzende Mittel der Führung.

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