DDR-Grenzer

Bauliche Infrastruktur der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze und des Eisernen Vorhangs
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Mooki
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Beitrag von Mooki » 12.01.2007 22:42

bitti hat geschrieben:Den Stoffhund gab es natürlich auch mit Stofftür ...
Das Ding Tür zu nennen ist aber schon sehr gewagt.

Eher Wind ( & Regen)-Abweiser aus Stoff..... und das auch nur notdürftig.

Ich habe es immer vorgezogen ohne den Fetzen zu fahren - damals... :(

Gast

Beitrag von Gast » 13.01.2007 20:49

leo7 hat geschrieben:Immerhin war kein NVA-Soldat unfreiwillig an der damaligen Innerdeutschen Grenze. Es war eher ein Privileg die DDR vor dem Klassenfeind zu schützen.
Das ist falsch. Mich hatte damals niemand gefragt, ob ich an die Grenze will. Du wurdest mit 18 gemustert, und mit 19 kam der Einberufungsbefehl. Erst dann erfuhr ich, wo es hinging. Nichts mit "wo möchten Sie gerne hin?". Das gilt für die allermeisten Soldaten (18 Monate Grundwehrdienst). Unteroffiziere und Offiziere sind ein anderes Thema.

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patchman
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Beitrag von patchman » 13.01.2007 21:42

Ich muss Kappeler zustimmen, man wurde nicht gefragt ob man an die Grenze wollte. Es wurde nur besser aussortiert, wobei dann im Vorfeld die Genossen und Bekannte im Umfeld des Betreffenden ganz dezent nach dessen Gesinnung und Linientreue, auch die der Familie, befragt wurden.
Ich weiß es deshalb, weil die drei Onkel meiner Freundin an die Grenze MUSSTEN, was für einige die Hölle war.
Und außerdem, wer hat damals schon nen Wehrpflichtigen nach seinen Wünschen gefragt?

Gruß
Patchman
Wer die Vergangenheit nicht kennt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.

www.berliner-unterwelten.de

leo7

Beitrag von leo7 » 14.01.2007 22:39

Im Grunde genommen ist es müßig darüber zu diskutieren wer was warum getan oder nicht getan hat. Drüben waren die Bösen und hier die Guten – so einfach lässt sich die Sachen sicher nicht darstellen. Feindbilder wurden auf beiden Seiten kreiert und nach Belieben wieder relativiert. Zumindest aber waren die Unterschiede der beiden Systeme so groß, dass ich nicht hätte tauschen wollen.

sentry

Beitrag von sentry » 30.01.2007 12:30

Auf die statements von leo will ich mal nicht weiter eingehen. Das hört sich alles so ein bisschen nach "Angelesen in kaltkriegerischen Quellen" an.

Der Stoffhund ist auf jeden Fall aus dem Bestand der Grenztruppen. Das erkennt man an dem grünen Ring um das DDR-Emblem am Kotflügel.
Mit etwas Phantasie kann man auch erkennen, dass das Kfz-Kennzeichen mit GT anfängt.

Andere Fahrzeuge, insbesondere auch der NVA, die strukturell von den Grenztruppen losgelöst war, hätten auch keinen Zugang in den Schutzstreifen gehabt.

Im Gegensatz zu anders lautenden Meinungen deutet auch die Anzugsordnung auf altgediente Grenzer hin. "Marscherleichterung" wurde sich regelmäßig verschafft. Bis auf die fehlende Mütze ist auch keine weitere "Schlampigkeit" zu sehen. Dass der Mann links augenscheinlich keine Waffe mitführt ist "staubig", aber es ist nicht ungewöhnlich, dass Grenzer im Grenzdienst ihre Waffe (in Reichweite) abgelegt haben.
Die Entfernung vom Körper war dabei proportional zum Vertrauen zu dem Mitstreiter und umgekehrt proportional zu der Gefahr von Postenkontrollen ;)

leo7

Beitrag von leo7 » 04.02.2007 17:07

@sentry
Dieses Forum lebt ja auch vom Dialog. Deshalb noch eine Anmerkung zu deiner Einschätzung hinsichtlich meiner "kaltkriegerischen Quellen".
Die Frage, ob der Dienst an DDR-Grenze freiwillig war oder nicht, wird bis heute widersprüchlich beantwortet.
(siehe z.B. http://www.stasiopfer.de/component/opti ... rtpage,39/
oder
http://209.85.129.104/search?q=cache:h3 ... e&ie=UTF-8) unter "II Befehlsnotstand?"
Ich jedenfalls kann mich nur aus div. Quellen informieren da ich selbst nicht betroffen war.

Thunderhorse
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Beitrag von Thunderhorse » 04.02.2007 20:29

Nun, die Möglichkeit sich für den Dienst an der Grenze freiwillig zu melden, gab es. Wenn man sich auch noch für länger verpflichtet (2 Jahre Dienstgrad ULT, um schneller zum Studium zu kommen) ging dies meist ohne Probleme.
Auch mancher Wehrpflichtige nutzte dies, um dann in den Westen rüber zu machen.
MfG. TH

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Beitrag von petzolde » 04.02.2007 23:54

Wieviele Wehrpflichtige oder Zeitbedienstete sind denn beim Grenzbewachen in den Westen abgehauen? Gibt es irgendwelche Zahlen?
gruß EP

sentry

Beitrag von sentry » 05.02.2007 15:26

Nun gut, wenn sich jemand nicht mit Händen und Füßen gegen ein "Angebot" wehrt, ist es durchaus legitim, ihm sein Handeln als freiwillig auszulegen.

So gesehen waren sicher die meisten Grenzer freiwillig da. Es macht ganz offensichtlich wenig Sinn, jemanden an eine Grenze zu stellen, die die Bürger des Landes am Verlassen des selbigen hindern soll, wenn dieser Jemand Widerwillen bekundet hat.

Es wurde übrigens mindestens genauso gut hingesehen, wenn überschwängliche Euphorie und Freiwilligkeit geäußert wurde. Sprich: "Echte" Freiwillige wurden nachweislich einer besonderen Überprüfung "durch das Organ" :mrgreen: unterzogen, bestand doch (nachvollziehbar) auch bei diesen zunächst potentielle Fluchtgefahr.

So gesehen waren wahrscheinlich die meisten Grenzer "Is-mir-egal-Typen", die gedacht haben: "Lieber Waldspaziergang oder Turmhocken, als im Dreck gleiten, bis der Bauchnabel glänzt!" (Das bezieht sich auf die Optionen, die einen bei der allgemeinen Wehrpflicht so erwarten konnten.) ...und..."Warum soll denn ausgerechnet bei mir einer kommen, auf den ich vielleicht schießen muss...!"

Hans_L
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Beitrag von Hans_L » 05.02.2007 16:50

Hallo,

wir (eine Luftwaffeneinheit) machten damals regelmäßig im Rahmen der politischen Bildung mit unseren Neulingen eine Fahrt zur Grenze im Raum Coburg.
Dabei war die eigentliche Grenze ca. 100mtr vor den Sperranlagen.
Spätestens 2 Min nach unserem Antreten an der Grenze (in Blau, ohne Waffen natürlich) rückten immer so 2 bis 4 Mann der "Kollegen" von gegenüber an und postierten sich dort (Abstand 2mtr)
Allerdings war den Jungs offensichtlich verboten worden, mit dem Klassenfeind zu kommunizieren.
In all den Jahren haben wir es nicht einmal geschafft, ein Gespräch zu erreichen, trotz aller Bemühungen.
War schon etwas deprimierend (und für die Jungfüchse doch beeindruckend)
(Ein paar Fotos von so Kameraden müßten in meinem Fundus auch noch rumliegen)

Gruß
Hans

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