Sperrzone an der Grenze

Bauliche Infrastruktur der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze und des Eisernen Vorhangs
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kuhlmac
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Sperrzone an der Grenze

Beitrag von kuhlmac » 25.01.2011 09:16

Diskussion von diesem Beitrag abgetrennt, ggf. muss ich die Überschrift nochmal anpassen, Shadow.

mucimuc hat geschrieben: Nebenbei dürfte dieses Ortsschild in der DDR-Zeit recht sinnlos gewesen sein, denn aus der Richtung war eher weniger Verkehr zu erwarten...nach 300m folgt der Grenzwachturm, nach 800m der Kfz-Sperrgraben. Man könnte zwar noch aus Richtung Posseck nach Tiefenbrunn abbiegen und somit aus dieser Richtung kommen, aber ich bin mir nicht so ganz sicher, ob das für den Normalmenschen damals ging, immerhin führt die Straße (heute S309) von Posseck Richtung Osten etwa 150m vom Sperrgraben parallel an der Grenze entlang...eher weniger normal für das öffentliche DDR-Straßennetz, oder?
Unterschreibe ich, dass das ein Original-Rahmen sein müsste. Zur Sperrzone heisst es:
Bürger der Deutschen Demokratischen Republik, die ständig in der 5-km-Sperrzone und im 500-m-Schutzstreifen wohnen, müssen bei den örtlich zuständigen Dienststellen der Deutschen Volkspolizei gemeldet sein und in ihrem Personalausweis einen Vermerk besitzen, der zum Aufenthalt in der 5-km-Sperrzone berechtigt.
Das schliesst ja nicht aus, das es da 'ordnungsgemäße' Verkehrszeichen gibt, die auch für die (wenigen und zuverlässigen) Einwohner oder Besucher da gelten. Immerhin gibt das Schild den Beginn der Ortsdurchfahrt und somit ein Tempolimit an. Und die DDR galt ja schon immer als "rotes Preußen", also kaum verwunderlich.
Zur "Staatsgrenze West" waren es übrigens Luftline weniger als 2,5 km.

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Buddelflink
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Beitrag von Buddelflink » 25.01.2011 12:36

kuhlmac hat geschrieben:Bürger der Deutschen Demokratischen Republik, die ständig in der 5-km-Sperrzone und im 500-m-Schutzstreifen wohnen, müssen bei den örtlich zuständigen Dienststellen der Deutschen Volkspolizei gemeldet sein und in ihrem Personalausweis einen Vermerk besitzen, der zum Aufenthalt in der 5-km-Sperrzone berechtigt.
Galt das auch für Berlin- dieser Berechtigungsnachweis zum Wohnen in bzw. Betreten der 5km Sperrzone?

MfG
Andreas

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kuhlmac
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Beitrag von kuhlmac » 25.01.2011 17:49

Buddelflink hat geschrieben:
Galt das auch für Berlin- dieser Berechtigungsnachweis zum Wohnen in bzw. Betreten der 5km Sperrzone?


Moin Andreas.
WB oder Berlin HdDDR? ;-)

Also, ich habe das eben nochmal intensiver nachgelesen. Tatsächlich ist es nach meinem Kurzüberblick so, dass diese Maßangaben zur Grenze der "Deutschen Bundesrepublik" (also zu den westlichen Zonen) zuletzt in der Grenzordnung von 1956 explizit erwähnt wurden. Später hat man sich in den Gesetzen immer nur auf "Sperrzone" "Schutzstreifen" usw. bezogen, m.W. die Maße aber im groben beibehalten. Quelle
Und zur "Einheit Westberlin" wurde das wohl auch DDR-seits gemacht, erstaunlicherweise erst am 21. Juni 1963 (!) Quelle

"Innerhalb" von Ostberlin (und das meinst du?) konnte man das, ich vermute aus Gründen des Vier-Mächte-Status', nicht machen. Bin mir aber nicht sicher, habe dazu aber auch keine Info.

Aber hier sind doch auch auch ehemalige Uniformträger des Ostens angemeldet. Vielleicht wissen die mehr?
BTW: Etwas Offtopic. Vielleicht abtrennen, oh Moderatoren?

Gruß
Christian

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mucimuc
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Beitrag von mucimuc » 25.01.2011 20:21

Salve, Mitstreiter,

apropos "Streiter", ich habe leuten hören, besser gesagt gelesen, eine "Sperrzonendiskussion" fände sich nunmehr hier.

"Hä, was für eine Sperrzonendiskussion?" fragte ich mich, um dann festzustellen, daß eine solche sich scheinbar an meiner schlicht verwundert-fragenden Bemerkung entzündet haben könnte, daß das abgebildete Ortsschild in einem anderen thread eigentlich nur für heimfahrende Grenzer zu sehen wäre (oder Republikflüchtlinge von West nach Ost, die der Schutzwall nicht abgewehrt hat)...höhö :mrgreen:

Also, nix für ungut, aber nichts war weniger geplant, als daraus irgendeine Diskussion anzuzetteln, ich fands halt witzig und auf komische Weise bemerkenswert, wie so manches in der DDR...das war eigentlich alles. Aber eigentlich ging es sowieo nur um den wunderbaren Rahmen klassischer Art.

Daß auch hier am Ende eines Ortes ein Ortsschild gestanden hätte oder in gleichen Fällen stand, ist mir schon auch klar, schließlich gibts da dringlichst einzuhaltende Regelungen in der StVO und ihren VwV ;)
Der sogenannte Wutbürger ist durch und durch Demokrat. Außer man gibt ihm nicht Recht.

petzolde
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Beitrag von petzolde » 25.01.2011 20:34

So ganz kann ich die Angaben zum 500 m breiten Schutzstreifen nicht nachvollziehen: Aus etlichen Verwandtenbesuchen ist mir in Erinnerung, daß man z.B. im Einfamilienhaus-bestandenen Kleinmachnow ganz ohne Sondergenehmigung bis fast an die letzte Häuserreihe gehen konnte, d.h. weniger als 100 m bis zu Grenze.
In dieser letzten Häuserreihe entlang der Grenze wohnten Personen mit Dauer-Sondergenehmigung. Auch deren Besucher brauchten eine (zeitlich begrenzte) Sondergenehmigung. Der Aufenthalt auf dem Gehweg vor diesen Häusern war normalen Nutzern ohne Sondergenehmigung nur kurz erlaubt, um die Türklingel zu drücken. Dann mußte man wieder auf die Straße zurück, und konnte dort sich mit dem Bewohner treffen. Eine solche Straße war (soweit meine Erinnerung) z.B. "Wolfswerder" in Kleinmachnow.
Ansonsten war an der "Staatsgrenze West" natürlich viel mehr freier Raum in Grenznähe, und deswegen der Streifen überall breiter.
gruß EP

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Beitrag von eisenringtheo » 25.01.2011 21:09

Berlin war die Hauptstadt der DDR und viele Sehenswürdigkeiten, aber auch Ämter mit Publikumsverkehr, Spitäler usw. lagen in Grenznähe. Deshalb war es nicht möglich und zweckmässig, ein Sperrgebiet einzurichten: Das Brandenburger Tor z.B. gehörte zu jedem Stadtrungang einfach dazu. Man musste sich hier voll auf die baulichen Massnahmen verlassen, wobei in den 80er Jahren die Grenze auf der Ostseite mit städtebaulichen Massnahmen optisch "entschärft" wurde (Farben an der Hinterlandmauer, gepflegte grosse Blumenkübel). Eine Sicht über die Mauer war nicht möglich.

Beim angrenzenden Bezirk Potsdam gab es wohl dort eine grössere Sperrzone, wo die Grenzsicherung aufgrund der Bebauung eher schwach war:
http://www.passkontrolle.thomschke.org/ ... ent_21.jpg
http://www.brianrose.com/lostborder/36.htm
http://www.brianrose.com/lostborder/images/40-sm.jpg

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Beitrag von kuhlmac » 25.01.2011 21:23

petzolde hat geschrieben:So ganz kann ich die Angaben zum 500 m breiten Schutzstreifen nicht nachvollziehen: Aus etlichen Verwandtenbesuchen ist mir in Erinnerung, daß man z.B. im Einfamilienhaus-bestandenen Kleinmachnow ganz ohne Sondergenehmigung bis fast an die letzte Häuserreihe gehen konnte, d.h. weniger als 100 m bis zu Grenze.
moin, ekkehard,
ja, sowas ähnliches dachte ich mir auch schon. Gerade diese Gebiete rund um Berlin sind da sehr viel näher dran.
Ich vermute mal, dass das auch ein Grund war, warum man diese Entfernungsangaben weggelassen hatte und das teilweise wohl ortsbezogen gemacht hat. Man war 1964 "wolkiger" geworden:
(2) Für die Grenzgebiete können insbesondere festgelegt werden:
a) besondere Schutzstreifen, Sperr- oder Grenzzonen,
Quelle
und insbesondere
Entlang der Staatsgrenze der Deutschen Demokratischen Republik bestehen Grenzgebiete. Innerhalb dieser Grenzgebiete werden je nach den örtlichen Bedingungen und Erfordernissen Schutzstreifen und Sperr-(Grenz)zonen eingerichtet.
Quelle
Also, man hat sich den Erfordernissen angepaßt.

Und zu eisenringtheo
Berlin war die Hauptstadt der DDR und viele Sehenswürdigkeiten, aber auch Ämter mit Publikumsverkehr, Spitäler usw. lagen in Grenznähe. Deshalb war es nicht möglich und zweckmässig, ein Sperrgebiet einzurichten: Das Brandenburger Tor z.B. gehörte zu jedem Stadtrungang einfach dazu.
Ganz genau. Charité ist ein Beispiel, die ja, wie auch das Stadion der Weltjugend, direkt an der Mauer lagen.

Grüße

deproe
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Beitrag von deproe » 26.01.2011 13:54

Eigentlich nicht mein Fach...

Aber es könnte doch ohne viel zu recherchieren folgende Überlegungen gegeben haben.

Die "Außengrenzen" der ehemaligen DDR waren durch zwei Aspekte geprägt, die sozialistische und die kapitalistische Version. ;)
Dies bedingt auch unterschiedliche Rangehensweisen.
Letztere Version wird ja wie auch hier als Teil des "Eisernen Vorhanges" tituliert.

Mit "Innengrenzen" nehme ich die zu Westberlin an.
Da kann man dann noch bemerken, dass es die zwischen der DDR und der DDR-Hauptstadt gab.

Zusammengefaßt gibt es dann 3 Grenzbereiche zum kap. Ausland mit eventuell drei verschieden ausgeprägten Grenzsystemen und damit Sperrzonen :?
bis dann gruß deproe

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kuhlmac
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Beitrag von kuhlmac » 26.01.2011 17:47

Zusammengefaßt gibt es dann 3 Grenzbereiche zum kap. Ausland mit eventuell drei verschieden ausgeprägten Grenzsystemen und damit Sperrzonen
Das dürfte in etwa zutreffen. Wobei du auch noch die Seegrenze berücksichtigen müsstest, denn an die Küste durfte man ja ran, nicht nur in der Ferienzeit.
Die Grenze zwischen DDR und Hauptstadt war ja nur auf dem Papier eine Vier-Mächte-Grenze. De facto eine "normale Stadtgrenze".

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Beitrag von deproe » 26.01.2011 18:02

kuhlmac hat geschrieben:
Zusammengefaßt gibt es dann 3 Grenzbereiche zum kap. Ausland mit eventuell drei verschieden ausgeprägten Grenzsystemen und damit Sperrzonen
Das dürfte in etwa zutreffen. Wobei du auch noch die Seegrenze berücksichtigen müsstest, denn an die Küste durfte man ja ran, nicht nur in der Ferienzeit.
.
Noch 2 Hinweise:
1.: Das stimmt nicht so mit der Grenze zur Ostsee. Da gab es ab einer bestimmten Uhrzeit auch eine Zone ( selbst erlebt in Warnemünde Anfang der 70er )

2.: Ich nehme weiterhin an, dass es zu bestimmten Zeiten ( also von 1949 bis 1989 ) auch unterschiedliche Regelungen in den einzelnen Grenzbereichen gab.

Und was Berlin betrifft, dass ist schon zu den anderen Grenzbereichen und der Zeit von 1949bis1989 ein andres Kapitel, auch hinsichtlich der "Sperrzonen" ;)
bis dann gruß deproe

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