Fragen zum eisernen Vorhang

Bauliche Infrastruktur der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze und des Eisernen Vorhangs
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Toliman
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Fragen zum eisernen Vorhang

Beitrag von Toliman » 11.02.2021 02:42

Bekanntermaßen bestand der eiserne Vorhang aus verschiedenen Grenzabschnitten, welche zu verschiedenen Staaten (DDR, Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und der Sowjetunion) gehörten und deren Sicherung auch diesen Staaten oblagen. Dies führte dazu, dass es Nahtstellen gab. Ging dort wirklich der Grenzzaun des einen Landes direkt in den Grenzzaun des anderen über oder wie waren diese Nahtstellen realisiert? Gibt es entsprechende Bilder? Wie war eigentlich der eiserne Vorhang zwischen Bulgarien und Griechenland realisiert, wo die Grenze zum Teil durch unwegsames Hochgebirge verläuft? Wurde eigentlich die Wirksamkeit der Grenzsperranlagen von sowjetischen Geheimdiensten zentral überprüft, um die Wirksamkeit der Grenzsicherungsmaßnahmen zu überprüfen? Hatte eigentlich Albanien eine befestigte Grenze?

Tower
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Re: Fragen zum eisernen Vorhang

Beitrag von Tower » 26.04.2021 00:21

Hallo Toliman,
ja die Grenzzäune gingen tatsächlich Nahtlos über. Gut zu sehen kann man das auf Google Earth im Dreiländereck (DDR, BRD, Tschechien. Der Grenzzaun der DDR biegt hier östlich von Prex nach Osten ab und verläuft bis etwa südlich von Tiefenbrunn Parallel zu ihr. An dieser Stelle Zweigte der Tschechische Grenzzaun von dieser ab Richtung Süden. Der Tschechische Grenzzaun verlief ja bekanntermaßen ca. 100-500 m hinter der eigentlichen Staatsgrenze. Bilder darüber über diese Nahtstellen konnte ich leider auch keine finden aber ich denke das man es noch ganz gut durch den Grenzverlauf auf Google Earth erahnen kann.
Zu deiner nächsten Frage. Ja Albanien hatte ebenfalls ein Grenzüberwachungssystem, das im übrigen gleich zu setzen war, mit den anderen Ostblockstaaten. Der Link zu dieser Seite "Das Albanische Grenzregime 1945-1990" https://www.eiserner-vorhang.de/grenzre ... index.html erklärt mit unter auch wie Grenzen im Hochgebirge oder nahezu unzugängliche Grenzbereiche gesichert waren. In der Regel waren in jedem Ostblockstaat die Grenznahen Bewohner angehalten Verdächtige sofort zu melden und die Örtliche Geheimpolizei sowie Grenzsoldaten taten ihr übriges um die Grenze zu sichern. Falls deine Frage darauf ab Ziehlt das hier möglicherweise Lücken im Eisernenzaun waren, so denke ich war es einem damaligen einfachen DDR-Bürger sicher nicht möglich diese zu kennen, geschweige dort hin zu gelangen. (z.b. Hochgebirge Griechenland). Sicherlich hätte der eine oder andere eine Reisegenehmigung ins Bruderland Bulgarien zwecks dortigen Urlaub machen, erhalten aber sei dir sicher das jeder seiner Schritte genauso Überwacht wurde durch die dortige Geheimpolizei wie in der DDR. Die wenigen (70- bis 100) die es überhaupt bis in die Nähe der Bulgarischen Grenze zu Griechenland schafften, bekamen diese zum Großteil nicht zu Gesicht. Sie alle wurden vorher durch diverse Ortsansässige und Geheimpolizisten verraten bzw. entdeckt und wurden vor Ort entweder verhaftet oder erschossen. Gleiches galt für alle anderen Ostblock-Bruderländer in mehr oder weniger gleicher Form. Ich hoffe ich konnte ein paar deiner Fragen beantworten.

Toliman
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Re: Fragen zum eisernen Vorhang

Beitrag von Toliman » 28.04.2021 16:32

Vielen Dank für die Information. Wurden eigentlich von den anderen Sektionen des einstigen eisernen Vorhangs Stücke des Grenzzauns wie bei Point Alpha museal erhalten? Wenn ja, wo?
Wie weit durften sich eigentlich in den anderen osteuropäischen Ländern die "normalen" Leute (einschließlich Besucher aus der einstigen DDR) den eisernen Vorhang nähern? War das Grenzsperrgebiet zum Hinterland eingezäunt oder gab es nur (mehrsprachige) Schilder? Gab es eigentlich im Gebiet von Bratislava, ähnlich wie um Berlin eine Grenzmauer, weil man hier mit einem kleineren Grenzsperrgebiet auskommen mußte?

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Re: Fragen zum eisernen Vorhang

Beitrag von isch » 30.04.2021 17:41

Hallo,

kann mich nur wenig an Bratislava 1989 erinnern. Aber Wegweiser nach Wien gab es. Und zum Abschluss der Stadtrundfahrt konnten wir auch mal nach Wien schauen, von einer Anhöhe über das Donautal. Grenzanlagen waren nicht zu erkennen.
Insgesamt betrachtet würde ich meinen das die damalige CSSR Ende der 1980er Jahre schon mehr Richtung Westen orientiert war.

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Re: Fragen zum eisernen Vorhang

Beitrag von zulufox » 30.04.2021 20:03

Toliman hat geschrieben: 28.04.2021 16:32 Vielen Dank für die Information. Wurden eigentlich von den anderen Sektionen des einstigen eisernen Vorhangs Stücke des Grenzzauns wie bei Point Alpha museal erhalten? Wenn ja, wo?
Hallo Toliman,

schau mal auf Google Maps nach Páneurópai Piknik Emlékhely
Dort gibt es auch Bilder wie es dort heute aussieht.
Ansonsten mit dem Begriff auch mal eine Suchmaschine füttern :-) .

Mfg
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"Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr."

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Re: Fragen zum eisernen Vorhang

Beitrag von Michael aus G » 01.05.2021 03:08

Toliman hat geschrieben: 11.02.2021 02:42 Wie war eigentlich der eiserne Vorhang zwischen Bulgarien und Griechenland realisiert, wo die Grenze zum Teil durch unwegsames Hochgebirge verläuft?
Die Griechen hatten diese Grenze ebenfalls stark gesichert.
Während des Kalten Krieges wurde fast die gesamte griechisch-bulgarische Grenze als strikte Sicherheitszone eingestuft und stand unter militärischer Verantwortung und Bewachung.
Es umfasste insgesamt knapp 1200 Kilometer und beinhaltete alle 11 Grenzbezirke Griechenlands – 5 davon betrafen die griechisch-bulgarische Grenze.
Jede „defensive Region“ beinhaltete eine „verbotene Zone“ («απαγορευμένη ζώνη»), wo der Zugang für nicht-militärisches Personal verboten war, und eine „Überwachungszone“ («επιτηροφμενη ζώνη»), wo der Zugang für Zivilisten unter bestimmten Regeln und Einschränkungen erlaubt war.
Das Regime der „Überwachungszonen“ blieb in großen Teilen im Norden Griechenlands bis zum Dezember 1970 bestehen, als es von der Regierung abgeschafft wurde – mit Ausnahme der Region West-Thrakiens, welches 3 der 5 Bezirke der griechisch-bulgarischen Grenze (Xanthi, Rodopi und Evros) umfasste.
Dort wurden die „Überwachungszonen“ erst im November 1995 abgeschafft.
Die griechisch-bulgarische Grenze während des Kalten Krieges: die griechische Perspektive
Gib mir genügend Schubkraft und ich bringe dir ein Klavier zu fliegen!

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Re: Fragen zum eisernen Vorhang

Beitrag von zulufox » 01.05.2021 09:46

zulufox hat geschrieben: 30.04.2021 20:03
Toliman hat geschrieben: 28.04.2021 16:32 Vielen Dank für die Information. Wurden eigentlich von den anderen Sektionen des einstigen eisernen Vorhangs Stücke des Grenzzauns wie bei Point Alpha museal erhalten? Wenn ja, wo?
Hallo Toliman,

schau mal auf Google Maps nach Páneurópai Piknik Emlékhely
Dort gibt es auch Bilder wie es dort heute aussieht.
Ansonsten mit dem Begriff auch mal eine Suchmaschine füttern :-) .

Mfg
Zf :holy:
Ich ergänze mal:

https://www.sachsen-erkunden.de/moedlareuth-vogtland/

MfG
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Re: Fragen zum eisernen Vorhang

Beitrag von wobo » 02.05.2021 21:51

Toliman hat geschrieben: 28.04.2021 16:32 Wurden eigentlich von den anderen Sektionen des einstigen eisernen Vorhangs Stücke des Grenzzauns wie bei Point Alpha museal erhalten? Wenn ja, wo?
Moin, siehe auch hier: ... Seite 3 = Hötensleben
viewtopic.php?f=52&t=2573&start=20

Gruß Wolf

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