VTG-Tanklager in Franken

Depots, Tanklager, Munitionsniederlagen, Versorgungs- und Nachschub-Infrastruktur des Militärs
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Leif
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VTG-Tanklager in Franken

Beitrag von Leif » 22.11.2002 19:59

Hallo.
Da ich nicht wußte, ob Zweiter Weltkrieg oder kalter Krieg, also nun hier. Mike kann es ja verschieben :mrgreen: Der Bezug zu Norddeutschland kommt durch die im Text genannten Orte weiterer Tanklager. Falls es jemanden in die Gegend verschlagt: Ganz in der Nähe ist ein schönes Korpsdepot.
Leif

http://www.fraenkischer-tag.de/cgi-bin/ ... -c3650.txt

Schienenstrang ist der große Hoffnungsträger

VTG-Tanklager bei Eberau kämpft um die Anbindung per Gleis - Museale Atmosphäre

EBRACH. Die Verbindung zwischen Gegenwart und Vergangenheit stellen ein paar hundert Meter Gleis her. Um Gegenwärtiges auf eine sichere Basis für die Zukunft zu stellen, wäre genau der Erhalt der Bahnschienen nötig. Der Fortbestand bzw. die Revitalisierung der Nebenstrecke nach Ebrach hat für das VTG- Tanklager bei Eberau große Bedeutung. Deswegen setzt sich Pächter Richard Schmitt auch so engagiert dafür ein.


von Anette Schreiber

Wer die B22 an der Bahnunterführung bei Eberau passiert, bremst gerade mal wegen der hier häufig aufgestellten Radarfallen. Darüber, was sich außer einem Polizeiauto möglicherweise noch so hinter dem Durchgang befinden könnte, macht man sich keine Gedanken. Und dabei tut sich gerade hier ein Tor in die Geschichte auf. Auf 15 Hektar Wald im Schmerber Grund befindet sich das Areal der VTG Tanklager (Vereinigte Tanklager- und Transpormittel GmbH Hamburg-München), deren Pächter Richard Schmitt seit vier Jahren ist.

Hier stehen riesige Lagertanks mit Kapazitäten von insgesamt 5000 Kubikmetern. Sie werden in der Hauptsache für Heizöl und Biodiesel genutzt. Darüber hinaus bieten zwei Gebäudekomplexe über 4000 Quadratmeter Lagerfläche. Eine gigantische, im Wald verstreute Anlage, deren Finessen zu einem Großteil unter der Erde verborgen sind.

Das wiederum rührt von der Geschichte her. Bauwerke und Zweckbestimmung datieren auf die Dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts: Die "Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft" (daran erinnert in Ebrach die "Wifostraße") hat hier ein Tanklager gebaut. Dessen Aufgabe war es, sich mit der Einlagerung und Veredelung der für Wehrzwecke bestimmten Kraftstoffe zu widmen. Die Anlage umfasste neben den acht Tanks, Bürogebäude, Fassreparaturwerkstatt, Werkstatt, Lagergebäudlichkeiten und Kesselanlage mit Pumpstation. Letztere bezeichnet Pächter Schmitt als das "Herzstück". Auch zwei Bunker berherbergt das weitläufige Areal, das fast schon den Eindruck einer Filmkulisse erweckt.

Bis über 200 Menschen waren in der dunklen Zeit der deutschen Geschichte hier beschäftigt. Wohl auf Grund seiner logistischen Bedeutung als Kraftstoffdepot wurde das Tanklager 1945 bombardiert. Allerdings mit eher mäßigem Erfolg. Bis auf einen Tank blieb alles unversehrt. Und so ist seit Kriegsende hier alles mehr oder weniger original erhalten geblieben, hat eine Art musealen Charakter. Nach 1945 übernahm die VTG das Lager, um für den Bund hier einen Teil der 90-Tage-Erdöl-Bevorratung für die gesamte Bundesrepublik vorzuhalten.

Ebrach befindet sich in illustrer Gesellschaft mit den VTG- Lagern in München, Regensburg, Stuttgart, Main, Köln, Duisburg, Hannover, Berlin, Hamburg und Kiel, wie Schmitt erklärt.

Der gelernte Spengler war über 21 Jahre bei der VTG beschäftigt, bevor diese das Eberauer Lager an ihn verpachtete. Zusammen mit Ehefrau und Sohn betreut er die Anlage nun eigenständig.

Das heißt, Schmitt wickelt die Einlagerung und Auslieferung ab, vermietet zudem den Lagerraum und ist auch über den VTG-eigenen Tiefbrunnen Haupt-Wasserlieferant für den Markt Ebrach. Der Brunnen stammt übrigens ebenfalls aus den Dreißigern und wurde ursprünglich für Notfälle wie beispielsweise Brände angelegt.


Nicht ungefährlich

Zwecks Einlagerung oder Abholung kommen mehrmals pro Woche 40-Tonnen-Züge hierher. Allerdings können nur solche mit maximal 3,80 Metern Höhe den normalen Weg ab der B22 wählen. Die höheren müssen über Schmerb den Waldweg nehmen. Nicht ganz ungefährlich, wie Richard Schmitt sagt. Sicherer, wesentlich einfacher und auch umweltfreundlicher wäre es, sie könnten die Schiene nutzen (ein Kesselwagen ersetzt in zwei bis drei Lkw). Aber letztmals steuerte die Bahn das Eberauer Lager im Jahre 1990 an. Das verwaiste Gleis an der Ladestation ist die letzte und bleibende Reminiszenz und ihrerseits noch voll funktionstüchtig. Und mit dem Transport per Kesselwagen könnte Schmitt heute auch einige Kunden dazu gewinnen, argumentiert er in diese Richtung.
Die gleis- und straßen-angebundene Verladestation jedenfalls befindet sich in einem Top-Zustand. Ebenso wie der Rest der Einrichtung. Und dabei stammt vieles noch original aus den Dreißigern des letzten Jahrhunderts. Das führt Schmitt mit Hingabe im Detail vor, beinahe schon wie ein Museumsführer. Diesen gibt er übrigens auf Wunsch schon mal an Wochenenden für Personengruppen ab 20 (Infos: Tel. 09553/230). Er hofft aber noch auf die Rettung des Schienenweges, denn dann könnte er den regulären Betrieb des Lagers weiterhin aufrecht erhalten.

PIRATE

WO

Beitrag von PIRATE » 14.01.2003 00:28

hi wo genau is das Tanklager in Franken hast du noch mehr infos über unsere ecke melde dich bitte by sebie BACH landkreis Ansbach FEUCHTWANGEN

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Beitrag von Navis » 10.07.2003 04:10

G'day.

Eberau liegt kurz hinter Ebrach im Steigerwald, an der Bundesstrasse zwischen Würzburg und Bamberg.

Man kann da schön gucken, da die Strasse im Bereich der Einfahrt auf 60 km/h beschränkt ist :)

Gruss,

Navis.

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Beitrag von René » 14.07.2003 23:17

Hei,

da habe ich ja verdammt Glück, dass ich in der nächsten Woche nach Würzburg fahre.

Kam gerade recht, der Tip :kiss: Ich hoffe, die Fotos werden was :-)

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Beitrag von Navis » 13.08.2004 19:35

Das Thema liegt zwar bereits einige Zeit zurück, ich konnte jedoch heutigentages mal die Schwingen in Richtung auf das vorgenannte Objekt lenken, und hatte sogar eine kleine Kamera dabei für ein paar Impressionen an Bord, auf dass man mal einen Eindruck gewinnt, wie hübsch versteckt im Walde die Anlage liegt.

Jetzt bin ich nur noch gespannt, ob ich das mit dem Fotohochladen hin bekomme 8)

Grüsslich,

Navis.
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Beitrag von Navis » 13.08.2004 19:38

Naja, nicht schlecht - zwei Drittel haben gefunzt. Das dritte ist auch vorhanden, muss aber wohl separat geöffnet werden.


Grüsslich,

Navis.

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mucimuc
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Beitrag von mucimuc » 22.04.2005 10:24

Der BayernViewer bietet auch einen interessanten Draufblick. Interessante Sache - vor allem, weil ich 23Jahre in Erlangen, nicht weit weg, gewohnt habe und zum ersten Mal davon lese! :shocked:

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MikeG
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Beitrag von MikeG » 06.04.2006 14:29

Moin!

Da in einem anderen Thread nochmal danach gefragt wurde, hier mal in Telegrammform die Fundstellen, die ich auf die Schnelle in meinem Bestand entdecken konnte:

Heerestanklager Erbrach, Deckname Eberau, Gesamtkapazität 7200 Kubikmeter, u.a. auch Lager für T-Stoff.

31.03.1945 Bombardierung durch 9th AF.

1996 VTG-Tanklager



Mike

flowerfix (†)

Vor Ort

Beitrag von flowerfix (†) » 25.03.2009 19:11

Hallo

Hier noch ein paar erweitende Infos und Bilder zum Tanklager in Ebrach.

Ein in vielen Fällen vergessenes Erbe der Nationalsozialistischen Kriegsmaschinerie sind die Tanklager der Wirtschaftlichen Forschungsgesellschaft mbH (Wifo), Berlin. Die am 24 August 1934 unter Mitwirkung des Reichswirtschaftsministeriums in Berlin gegründete Gesellschaft war ein Gemeinschaftsunternehmen der Gesellschaft für öffentliche Arbeiten AG, Berlin (80% des Stammkapitals) und der I.G. Farbenindustrie AG, Frankfurt (20% des Stammkapitals).
War als offizieller Zweck des Unternehmens „ die Errichtung und der Betrieb von Versuchs- und Forschungsanlagen zur Förderung von Industrie und Handel“ genannt worden, sah die Realität freilich pragmatischer aus. Seit seiner Gründung widmete sich das Unternehmen der Beschaffung und Bevorratung strategischer Rohstoffreserven (Kraft- und Schmierstoffe, neben Rohöl auch Ölprodukte und später T-Stoffe als Treibstoff für Raketentriebwerke). Bis Mitte 1942 überzog das Unternehmen das Reichsgebiet und z.T. auch besetzte Länder mit einem Netz aus Tanklagern und schuf eine imposante Transportinfrastruktur aus über 38.000 Kesselwagen (Bahnwaggons) und 35 Binnenschiffen. Die Gesamtkapazität der Lager hatte bis dahin ca. 1,5 Millionen cbm Tankraum für Kraftstoffe und über 100.000 cbm für Schmierstoffe erreicht. Hinzu kamen erhebliche Tankkapazitäten für andere Stoffe.
Die deutsche Luftwaffe bezog rund 90 % ihres Treibstoffbedarfs von der Wifo, während sich das Heer mit 10 % bei dem Versorgungsunternehmen eindeckte. Neben der Lagerung und dem Umschlag von Öl- und Kraftstoffprodukten gehörte auch das Mischen von Treibstoffen sowie die Verwaltung der ganzen Produktpalette zu den Aufgaben der Gesellschaft. Die Zahl der bei der Wifo Beschäftigten lag bei Kriegsende bei rund 10.000 Menschen. 1951 wurde die Auflösung der Wifo eingeleitet, aber erst am 15. Mai 1970 wurde sie schließlich vollzogen.

Weitere Bilder des Tanklagers vor Ort und Infos unter:

www.forschungsgruppe-untertage.de/wifo_ebrach.html
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deproe
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Re: Vor Ort

Beitrag von deproe » 27.03.2009 20:54

[quote="flowerfix"]Hallo

Hier noch ein paar erweitende Infos und Bilder zum Tanklager in Ebrach.

Die deutsche Luftwaffe bezog rund 90 % ihres Treibstoffbedarfs von der Wifo, während sich das Heer mit 10 % bei dem Versorgungsunternehmen eindeckte. Neben der Lagerung und dem Umschlag von Öl- und Kraftstoffprodukten gehörte auch das Mischen von Treibstoffen


Ist in dem zusammenhang auch was zu J2- oder J3 - Treibstoffen erwähnt worden oder sogar nachgewiesen?
sollen auch für strahlentriebwerke wie die für Me 262 verwand worden sein
bis dann gruß deproe

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