Depots in Langweid-Foret

Depots, Tanklager, Munitionsniederlagen, Versorgungs- und Nachschub-Infrastruktur des Militärs
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MartinM

Depots in Langweid-Foret

Beitrag von MartinM » 24.05.2004 17:48

Ein Stück nördlich von Augsburg liegt an der bisherigen B 2 der zur Stadt Langweid gehörende Ortsteil Langweid-Foret. An dessen West-Ende befindet sich in einem kleinen Wald ein offenbar stillgelegtes Depot. Dieses liegt genau in dem Dreieck der Gemeinde-Grenzen von Langweid-Foret, Gablingen und Stettenhofen. Am Haupttor (direkt am Stettenhofener Sportplatz) finden sich noch viele deutsche Schilder, was wohl auf ein Bw-Depot schließen läßt. Wenn man um den äußeren Zaun herumfährt, trifft man in der nordöstlichen bzw. südwestlichen Ecke auch auf nicht mehr funktionsfähige Gleisanbindungen (am südwestlichen Tor befindet sich der Bahnhof von Gablingen). Da die Begrünung bzw. Bewaldung nach wie vor sehr dicht ist, sieht man praktisch nicht in das sehr hügelige Gelände hinein. Die letzte Bw-Einheit, die ein eigenes Depot (Waffen, Munition oder Betriebsstoff) gebraucht haben könnte, ist vor mindestens 10 Jahren aus Augsburg abgezogen, die letzte US-Einheit 1998. Die FmSt Süd braucht kein Depot. Also liegt das Ganze wohl schon länger brach. Das was man erkennen kann, sieht auch so aus.

Etwa einen halben Kilometer Luftlinie östlich befindet sich direkt zwischen der alten und der neuen B 2 ebenfalls ein ehemaliges Depot. Dieses ist aber nicht nur viel kleiner wie das andere, sondern auch schon sehr verfallen. Auch hier ist ein alter, aber intakter Sperrzaun vorhanden. Dadurch kann man zwar erahnen, daß sich unter den Unkraut-Massen (viel Schleierkraut) kleine Bunker befinden, richtig erkennen kann man aber eigentlich nichts. Von der Größe der Bunker her, denke ich, war hier nur "kleinere" Munition (Patronen, Handgranaten etc.) und vielleicht auch kleinere Waffen eingelagert. Für eine andere Verwendung (z. B. Betriebsstoffe) ist es nicht nur viel zu klein, auch ist nichts Derartiges erkennbar (keine Gleise, unbefestigte Zufahrt). Vom Unkraut-Bewuchs her könnte diese Lagerstelle schon länger als zehn Jahre aufgegeben sein. Aber hier ist nicht erkennbar, ob es ein Bw- oder US-Depot gewesen sein könnte.

Wer weiß was ? 8)

HW (†)
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Beitrag von HW (†) » 24.05.2004 19:32

Einmal meinst Du ein Depot zwischen der alten B 2 und der Eisenbahnstrecke nach Donauwörth. Auf dem Luftbild sieht man hier auch die Konturen von einem Depot. Mehr ist mir darüber nicht bekannt.
Das andere Depot, so im Winkel der alten und neuen B 2 kenne ich. Es ist aber viel größer, ich meine, es war mind. genauso groß, wie das andere Depot. Auf dem Luftbild sieht man es sehr gut, es kommt einen vielleicht nur etwas kleiner als das andere Depot vor, weil es jetzt von der neuen B 2 eingeschnitten wird. Ich war vor ca. 15 jahren mal hier und meine, es hatte etwas mit Betriebstoff zu tun gehabt. Es kann sein, dass ich es durcheinander bringe, aber ich meine dort eine Abfüllanlage gesehen zu haben (war aber auch damals schon stillgelegt). Richtig ist, und das habe ich auch noch in Erinnerung, dass es amerikanisch war.
Das andere Depot muss nicht unbedingt mit Augsburger Bundeswehreinheiten in Verbindung gebracht werden, die Versorgungsregimenter hatten ihre eigene Dislozierung. In meinen Unterlagen finde ich aber nichts über dieses Depot. Es könnte daher evtl. doch amerikanisch gewesen sein und vielleicht auch noch zur Anlage Gablingen gehört haben. Gablingen war ja früher ein großer Flugplatz, auf dem Luftbild sieht man sehr gut, wie die Start- und Landebahn durch das Antennenfeld getrennt wird.
Das Gelände im Norden von diesem Antennenfeld gehörte noch dazu. Da führt heute noch eine Werksbahn nach dem Industriegebiet Gersthofen durch.
Was ich dort in der Gegend anzubieten habe, wäre eine ehem. Peilzentrale in Mertingen von den Eloka-Fernmeldern aus Donauwörth. Aber Mertingen liegt schon etwas weiter nördlich.

Björn
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Beitrag von Björn » 24.05.2004 19:34

@MartinM:
Beide Anlagen stammen noch aus dem 2.WK. Damals dienten sie als Luftpark und Luftnebenmunitionsanstalt (das Gelände, auf dem die nahegelegene ehem. US-Abhöranlage Gablingen steht, war während des 2.WK schließlich mal ein Fliegerhorst von Luftwaffe und den Messerschmitt-Werken!). Stettenhofen ist eigentlich die alte Luftwaffensiedlung. Nach dem Krieg wurden beide Lager als "Korpsdepot 259" von der Bundeswehr genutzt. Das bei Langweid wurde Mitte der 1990er geschlossen, das am Lech schon wesentlich früher...
Noch Fragen ?!

MartinM

Beitrag von MartinM » 25.05.2004 12:35

Hallo, Jungs, danke !
Das Depot zwischen alter und neuer B 2 sieht aber auch so aus, als ob es schon Jahrezehnte aufgegeben ist.
HW, mir ist die Größe so nicht aufgefallen, da nur noch ein kleiner Bereich eingezäunt ist. Vielleicht ist das früher tatsächlich größer gewesen, aber das schau ich mir das nächste Mal an. Technische Anlagen sind natürlich keine mehr vorhanden. Möglicherweise hat man das Ganze stark zusammengestutzt, während die neue B 2 gebaut wurde. 8)

Björn
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Beitrag von Björn » 25.05.2004 17:16

@MartinM:
Das östliche Gelände am Lech ist rund 30 ha groß (durch den Bau der neuen B2 auch nicht mehr ganz). Der westliche Bereich bei Foret ist 18 ha groß. Allerdings war gerade dieser Bereich im 2.WK wesentlich größer, da er sich über die gesamte Fläche des heutigen Industriegebietes erstreckte (etliche Gleisanlagen kann man ja noch sehen). Die Bw nutzte nur noch den übrig gebliebenen Restbereich.

Breaker747
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Re: Depots in Langweid-Foret

Beitrag von Breaker747 » 07.06.2020 15:05

Hier noch ein paar Bilder von den letzten erkennbaren Straßenresten des Deports an der Bahnstrecke Augsburg-Donauwörth. Der Bewuchs auf dem Gelände wurde inzwischen entfernt, in naher Zukunft wird dort das Eisenbahnunternehmen "Go Ahead" eine neue Betriebswerkstatt für Züge bauen.
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Re: Depots in Langweid-Foret

Beitrag von zulufox » 08.06.2020 15:10

Liebe Mitforisten,

um mal etwas Struktur in die Geschichte des betreffenden Geländes zu bringen:
Gablingen Luftpark Foret.jpg
Dieser Bereich gehörte als sogenanntes "Vorwerk" seit 1934 zur "Gebirgsschule der Süddeutschen Lufthansa GmbH". Unter dieser Tarnbezeichnung erfolgte der Bau des zweiten Fliegerhorstes in Gersthofen/Gablingen. Da der Platz für die Unterbringung des Kreisluftparks V Gersthofen vorgesehen war, wurde wie bei den anderen Kreisluftparken ein Vorwerk mit Lager- und Rüsthallen errichtet.

Die Ausdehnung dieses Vorwerks ist auf dieser Luftaufnahme vom 18. April 1945, die den Bereich von der Bahnstrecke bis zum Werkkanal und zum Lech abdeckt, gut zu erkennen.
Gablingen LB 1945 04 18 Foret kl.jpg
Ostwärts der damaligen Reichsstraße 2 sind drei Schießstände zu sehen, die dem Anschießen und Probeschießen angelieferter Bordwaffen dienten.

Nach dem Endes des Zweiten Weltkriegs wurde im Bereich des Vorwerks Industrie angesiedelt, die zumindest zum Teil auch in den nach den Beschädigungen durch Bombenangriffe wiederhergestellten Lagergebäuden einzog.

Hier https://www.amerika-in-augsburg.de/index.php?id=1284 kann mach auch einiges zur Geschichte nach dem Krieg nachlesen.

Im Jahr 1967 wurde im kleinen Bereich westlich der Industriegeländes und ostwärts der damaligen B 2 das Korpsdeopt 259 des Deutschen Heeres eingerichtet.

Wer mehr zur Geschichte des Platzes erfahren möchte, kann dies gerne in meinem Buch

Zapf, Jürgen
Flugplätze der Luftwaffe 1934 – 1945 – und was davon übrig blieb Band 9 – Bayern – Luftgau VII - München
VDM Heinz Nickel, Zweibrücken, 1. Auflage 2015; ISBN: 978 – 3 – 86619 – 093 – 1

auf den Seiten 155 - 171 nachlesen.

MfG
Zf :holy:
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Demosthenes (384 - 322 v. Chr. Athen)
"Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr."

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Re: Depots in Langweid-Foret

Beitrag von Breaker747 » 08.06.2020 16:31

Hier noch zwei Bilder vom derzeitigen Zustand des Deport(teils) östlich der alten B2. Vom ehemaligen Doppelzaun ist nur noch der Innere vorhanden. Vom Äußeren stehen nur noch die Betonpfosten.
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Re: Depots in Langweid-Foret

Beitrag von Breaker747 » 08.06.2020 16:38

Der südliche Teil des Deports östlich der alten B2 ist inzwischen wieder ein normales Waldstück. Hier findet man nur noch wenige Reste die auf die ehemalige militärische Nutzung hindeuten.
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thomasbreitenbacher
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Re: Depots in Langweid-Foret

Beitrag von thomasbreitenbacher » 07.12.2020 16:29

Hallo,

zu den Depots/Lagern bei Langweid-Foret einige Anmerkungen von mir:

das Lager östlich der B 2 (müsste auf der Gemarkung Stettenhofen liegen, deshalb verwende ich diesen Namen) wurde in der zuletzt vorhandenen Ausgestaltung meiner Meinung nach definitiv von der US Army eingerichtet. Darauf verweisen die bei meinen Besuchen der zu dieser Zeit wahrnehmbar bereits länger aufgegebenen Liegenschaft im Jahr 1996 vorhandenen Einrichtungen: die als „ammo magazine’s“ errichteten gemauerten Lagerhütten sowie die hölzernen „storage sheds“ verweisen auf die typische Einrichtung von frühen US-Munitionslagern ohne earth-covered magazines, wie sie ab der ersten Hälfte der fünfziger Jahre errichtet wurden (nahezu identisch war beispielsweise Merklingen auf der Schwäbischen Alb). Dass es dann später von der Bundeswehr genutzt wurde, ist nicht auszuschließen (vermutlich dann nach dem Abzug der 24th Infantry Division 1970 aus Augsburg). 1996 noch vorhandene Anschriften wie „Saugstelle“ unterstützen dies.
Bilder eines „ammo magazines“ sowie eines „storage sheds“ aus Stettenhofen füge ich bei, ebenfalls eine einfache Lageskizze auf Basis der entsprechenden Topographischen Karte 1:25.000 vom Bayerischen Landesvermessungsamt , welche ich ebenfalls 1996 gefertigt hatte. Nummeriert mit Längsstreifen sind die gemauerten „ammo magazine’s“ zu finden, mit der Nummer 7 markiert die vorhandenen „storage sheds“.
Auffällig ist der nördlich anschließende, räumlich getrennte kleinere Lagerbereich mit Doppelzaun, auffallenden Schutzwällen, welche vier Bereiche abtrennten (in einem waren 1996 noch Reste eines ursprünglich gemauerten Lagergebäudes zu finden) und 1996 noch rundum am Außenzaun vorhandenen Leuchten. Hier war ursprünglich sicherlich etwas andere Munition gelagert als im größeren Lagerbereich. Weiter will ich nicht spekulieren.

Das ehemalige Korpsdepot in Langweid-Foret war ein reines Betriebsstoffdepot mit 26 der typischen vorne offenen POL-Lagerhallen, drei weiteren offenen Hallen (eine davon mit Bedienpult für vier unterirdische Tanks), einer Eisenbahn-Tankkesselwagen-Entladestelle mit Seilzugvorrichtung sowie einem größeren geschlossenen Lagergebäude mit fünf Toren. Im Oktober 1997 standen die POL-Hallen noch, im Januar 2001 waren sie bereits abmontiert.
Auch hierzu eine einfache Lageskizze mit der ehemaligen Nummerierung der POL-Hallen (soweit 1997 noch erkennbar) und Bildern vom Tor-/Verwaltungsbereich und dem großen geschlossenen Lagergebäude aus 2001 (Nummer 3 der Lageskizze).

Viele Grüße, Thomas.
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