Waffen-Depot Ungershausen

Depots, Tanklager, Munitionsniederlagen, Versorgungs- und Nachschub-Infrastruktur des Militärs
MartinM

Waffen-Depot Ungershausen

Beitrag von MartinM » 12.01.2004 17:19

Ungershausen ist eine kleine Ortschaft am östlichen Ende der Start- und Landebahn des ehemaligen Fliegerhorstes Memmingerberg (JaBoG 34 Allgäu). Dem Dorf schließt sich, ebenfalls in östlicher Richtung, ein Waldgebiet an. In diesem befindet sich ein stillgelegtes, dem äußeren Eindruck nach aber von der zuständigen StOV scheinbar noch gepflegtes Depot, welches ich vor ein paar Wochen zufällig entdeckt habe. Das Anwesen ist mit einem Doppelzaun umgeben, der innere trägt zusätzlich eine Stacheldrahtkrone. Auf einem Wald-Versorgungsweg kann man um das gesamte Areal herumspazieren und hat immer mal wieder einen schönen Blick ins Innere. Nach Aussage eines Bekannten, der 1986 seinen Wehrdienst im Stab der Lw-Sicherungsstaffel dieses Fliegerhorstes verbracht hat, wurde dieses Depot auch von US-Streitkräften bewacht und war ansonsten für die meisten Soldaten des Standortes Sperrzone. Nachdem am Fliegerhorst Memmingerberg vor vielen Jahren auch deutsche Tornado-JaBo's für Atomwaffen-Einsätze bereit standen, würde mich interessieren, ob jemand weiß, ob diese A-Waffen vielleicht hier eingelagert waren.

blup

Beitrag von blup » 12.01.2004 18:09

Das ist gut möglich, dass dort die Sonderwaffen eingelagert waren, die vom JaBoG 34 verwendet werden sollten. Du solltest mal das Lager mit den typischen Sonderwaffenlagern vergleichen und nach Ähnlichkeiten suchen.

HW (†)
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Beitrag von HW (†) » 13.01.2004 10:34

So, wie Du es beschrieben hast, muss es das alte Sonderwaffenlager des JaboG 34 gewesen sein. Später sollen die Bomben direkt auf dem Fliegerhorst gelagert worden sein. Soweit mir bekannt, wurde das JaboG 34 aber schon vor längerer Zeit ihrem Auftrag über nuklear Bomben entbunden.
Ich habe gerade keine Topo-Karte, aber auf Bayern-Viewer (GeodatenOnline) des Bayerischen Landesvermessungsamt bekommst Du die neuesten Topo-Karten und auch Luftaufnahmen zu sehen.
Dort in der Nähe gibt es aber noch ein lostplaces. Von der Bahnstrecke Buchloe - Memmingen zweigt ein Gleis von der Bahnstrecke ab (aber nicht das Gleis nach Ottobeuren sondern einige Km davor) und führt in ein Waldgebiet. Hier befindet sich ein großes ehem. Tanklager für den Fliegerhorst. Soweit ich es noch in Erinnerung habe, ist diese Bahnstrecke früher sogar in den Fliegerhorst geführt worden.
Über Bw-Einheiten/Verbände die aufgelöst wurden, gibt es meistens eine umfangreiche Chronik, auch mit Detailangaben.

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Gravedigger
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Beitrag von Gravedigger » 13.01.2004 16:25

Hallo Gemeinde,

ich hab den entsprechenden Kartenausschnitt mal auf meine Homepage hochgeladen und die auffälligen Stelen mal markiert:

Bild

Das ganze gibt es auch noch mal als Satelittenbild aus D-Sat5:

Bild

Das Waldstück sieht wirklich sehr interresant aus.

CU Markus
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MartinM

Beitrag von MartinM » 13.01.2004 20:01

Hallo, Gravedigger, vielen Dank !
Zu der nördlichen Markierung kann ich nichts sagen, weil mir dort noch nie etwas aufgefallen ist. Wäre dies dort aber nicht viel zu nahe an den Verkehrswegen ? Ich kenne die ehemalige Anlage des Fliegerhorstes in Leipheim und die war sehr schön versteckt untergebracht (ist aber zwischenzeitlich dem Erdboden gleichgemacht worden und es gibt da jetzt nur noch eine Freifläche). Die untere Markierung in Deiner Topo-Karte bzw. das Sat-Bild sind ja nun mehr als eindeutig. Im übrigen überrascht mich, daß derartige Plätze in diesen Sat-Bildern nicht retuschiert werden.

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Beitrag von Gravedigger » 13.01.2004 20:19

MartinM hat geschrieben:Zu der nördlichen Markierung kann ich nichts sagen, weil mir dort noch nie etwas aufgefallen ist. Wäre dies dort aber nicht viel zu nahe an den Verkehrswegen ?
Hi,

das ist der Eisenbahnabzweig, den HW beschrieben hat. Wenn ich das Satelittenbild mir der Karte vergleiche kommt es mir vor, als ob die Schienen viel weiter in den Wald hinein führen, als man auf der Karte sieht.

CU Markus

PS: Und das war mein 100ster Beitrag 8)
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Antwort an Gravedigger

Beitrag von Björn » 13.01.2004 20:35

Hallo Gravedigger !

Die Schienen führen -zumindest heute nicht mehr- nicht sehr weit in den Wald hinein. Sie enden recht bald in dem alten Tanklager für den Fliegerhorst Memmingerberg. Bis in die 1950er Jahre verfügte der Fliegerhorst von hier aus jedoch über einen eigenen Gleisanschluß. Ist auf den Karten im übrigen noch sehr gut zu erkennen. Zudem waren die Kesselwagen auch auf einem ganz normalen Abstellgleis im zivilen Bahnhof Ungerhausen abgestellt.

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Beitrag von Frischling » 24.01.2004 13:44

HW hat geschrieben: Später sollen die Bomben direkt auf dem Fliegerhorst gelagert worden sein.
Ich war Anfang der `90 bei dem Haufen stationiert, die Sonderwaffen sind damals von den Amis auf dem Fliegerhorst in einem "Bunker" zwischen Startbahn und Lfz-Sheltern bewacht worden.
Ob sie vorher in einem Aussenlager untergebracht wurden weis ich nicht - es macht aber Sinn die Sonderwaffen in der Nähe der Shelter zu lagern. Ich habe eine Alarmübung/Start mit Atrappen mit erlebt. Die waren mit den scharfen zusammen in dem Bunker gelagert um möglichst realitätsnah unter Zeitdruck ein Luftfahrzeug damit zu bestücken.
Ich vermute dass der Zeitfaktor auch schon früher einen hohen Stellenwert im Bezug auf die Lagerung der Sonderwaffen hatte.

Gruß Andy

Dirk KF

Beitrag von Dirk KF » 25.09.2004 20:12

HW hat geschrieben:... Von der Bahnstrecke Buchloe - Memmingen zweigt ein Gleis von der Bahnstrecke ab (aber nicht das Gleis nach Ottobeuren sondern einige Km davor) und führt in ein Waldgebiet. Hier befindet sich ein großes ehem. Tanklager für den Fliegerhorst. Soweit ich es noch in Erinnerung habe, ist diese Bahnstrecke früher sogar in den Fliegerhorst geführt worden...
Hallo HW,

bei dem von Dir beschriebenen "Tanklager im Waldgebiet" handelt es sich um eine Kesselwagen-Umfüllanlage. Hier wurden die Kesselwagen entladen und der Kraftstoff über eine Pipeline zum Tanklager, das sich direkt auf dem Fliegerhorstareal befindet, gepumpt (siehe hierzu auch http://www.gruene-memmingen.de/archiv/f ... hjfell.htm 3. Abschnitt).


Beste Grüße :)

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Beitrag von eclipse » 26.09.2004 20:26

Hallo,

die EKW-Umfüllanlage ist noch vorhanden, allerdings sind die Gleise vollständig abgebaut. Wie es aussieht ist die Pipeline zum Fliegerhorst auf der alten Bahnstrecke gebaut und einfach mit Erde überdeckt.

Bei dem Munitionslager im südlichen Waldteil handelt es sich nach Inaugenscheinnahme um eine ganz normale Bw-Standortmunitionsniederlage. Von Doppelzaun etc. ist mir da nix aufgefallen.

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