Depot am Nürburgring?

Depots, Tanklager, Munitionsniederlagen, Versorgungs- und Nachschub-Infrastruktur des Militärs
HW (†)
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Beitrag von HW (†) » 27.11.2007 19:07

Meine vermutung war aber immer noch, dass es ein Depot vom MatAmt Heer war.
Um das besser zu Verstehen hier die Kurz-Chronik bis 1972:

In Bad Neuenahr/Ahrweiler befindet sich von der Bundeswehr das Logistikzentrum des Heeres. Diese Bezeichnung für diese Dienststelle gibt es erst seit dem 1. Oktober 2002. Davor war die Bezeichnung seit 1970 Materiealamt des Heeres, kurz MatAmt Heer. Die Keimzelle bildete das am 3. Januar 1956 aufgestellte Zentralkommando Materialübernahme-Organisation (Heer).

Hauptaufgabe dieses Zentralkommandos mit zunächst sieben Offizieren, 13 Unteroffizieren und zwei Schreibkräften war die Übernahme und Verteilung des von den Vereinigten Staaten von Amerika gelieferten Gerätes für die Material-Erstausstattung des deutschen Heeres.
Schon zwei Jahre später erhielt das Kommando die neue Bezeichnung Kommando Depotorganisation (Heer).
Dieses Kommando erhielt neue Aufgaben und wurde die Spitze der Versorgungsorganisation des Heeres rückwärts der Korpsebene.

Seine Aufgabe lautete:
• Das Heer mit Material aller Fachgebiete sowie mit Munition auszustatten und den Verbrauch ständig zu ergänzen
• Den taktischen Vorrat des Heeres zu lagern
• Die Depotinstandsetzung von Heeresmaterial durchzuführen
• Heeresmaterial in Instandsetzungseinrichtungen der anderen Teilstreitkräfte, der in- und ausländischen Industrie sowie der verbündeten Streitkräfte einzusteuern

Dem Kommandostab waren zunächst die Depot-Gruppenstäbe Lingen und Germersheim mit 19 Geräteparks/Depots unterstellt.
Später kam die Depotgruppe Mitte in Mainz dazu.
Heeresinstandsetzungswerke vor allem für die Depotinstandsetzung von Großgerät und eine Vielzahl von Depots wurden aufgebaut.

Im Laufe der Jahre mussten Organisation und Personal den sich im Rahmen des weiteren Ausbaus der Streitkräfte ständig ändernden Erfordernissen angepasst werden. Schon am 1. April 1959 unterstanden dem Kommando beispielsweise 32 bodenständige Depots und 24 unterschiedliche Versorgungstruppenteile.
Bis 1971 stieg die Zahl der vom Kommando Depotorganisation (Heer) geführten Versorgungseinrichtungen und Dienststellen schließlich auf 139. Diese waren in 116 verschiedenen Standorten über das ganze Bundesgebiet verteilt. Mehr als 10.500 Personen gehörten Ende der 60er Jahre der Depotorganisation des Heeres an.
Damit kamen zu den bisherigen Aufgaben weitere aus dem Bereich der Entwicklung von Wehrmaterial, der Technik und der Materialerhaltung hinzu.
Dies führte 1972 zu einer erneuten internen Umgliederung und endete 1973 in eine STAN, mit der für die kommenden 17 Jahre die personelle Ausstattung des Amtes festgelegt wurde.
Größe und geographische Ausdehnung dieses Kommandobereiches und inzwischen eingetretene Veränderungen im logistischen System der Streitkräfte erzwangen eine Dezentralisierung und Regionalisierung der Depotorganisation. Am 1. Juli 1970 wurde daher die Kommandofunktion über die Depots an die Territorialkommandos abgegeben. Gleichzeitig wurden der Stab und die Abteilungen des Kommando Depotorganisation (Heer) zum Materialamt des Heeres umgebildet.

Meine Vermutung war also, dass dieses Mun-Depot auf der Hohen Acht eines dieser ersten Depots war.

Nun hatte ich bei meinen Recherchen Kontakt zu einem Offizier der schon lange beim MatAmt Heer bzw. Logistikzentrum des Heeres seinen Dienst verrichtet und sich auch mit der Geschichte des Amtes bzw. des Zentrums befasst. Nach seiner Meinung war das MunDepot Hohe Acht ein Depot der Alliierten. Er hat mir zugesagt, selbst auch einmal zu forschen, ob es über das Depot weitere Informationen gibt.

Quelle zur Kurzchronik: Heeresamt der Bundeswehr, Vom Kommando zum Zentrum - Aus der Geschichte des Logistikzentrums des Heeres

HW (†)
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Beitrag von HW (†) » 28.02.2008 13:13

Nun habe ich gestern einen Telefonanruf von diesem Offizier erhalten. Er hat versucht etwas "Licht in das Dunkel" des Mun-Depot auf der Hohen Acht zu bringen. Hat mit verschiedenen Stellen Kontakt gehabt und auch mit verschiedenen Personen gesprochen.
Zusammenfassung: Das Mun-Depot wird als Mun-Depot in keinen der Unterlagen/Aussagen erwähnt. Es dürfte also mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht von der Bundeswehr gewesen sein, sonst würde es irgendwo (alte Unterlagen) bestimmt genannt worden sein. Der Offizier hat seine Vermutung noch einmal bekräftigt, dass es ein Mun-Depot der Alliierten war.
Das Mun-Depot erscheint zwar in Unterlagen der Bundeswehr, aber nicht mehr als Mun-Depot, sondern als Bundeswehr-Liegenschaft für die Fernmeldetruppe. Hier wurden von den Fernmeldetruppen der Bundeswehr Fernmeldeübungen abgehalten und Richtfunkverbindungen aufgebaut. Die Hohe Acht ist ja auch der höchste Berg der Eifel. Die Liegenschaft war auch so eine Art Ausweichstellung für den mobilen Richtfunk der Bundeswehr.

Ingo

Beitrag von Ingo » 29.02.2008 12:37

aha...

HW (†)
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Beitrag von HW (†) » 22.11.2009 23:30

Ich grabe noch einmal aus.
Am Samstag habe ich einige Karten bekommen, unter anderem auch der Bereich Hohen Acht. Hier ist die Umfriedung des betreffenden Bereiches eingezeichnet.

Was so ziemlich feststeht, dass es ein Munition-Depot oder Lager war. Aber nicht von der Bundeswehr. Vermutung von den Franzosen.
Die Bundeswehr hat das umfriedete Gelände dann als Übungsplatz für die Fernmeldetruppe genutzt. Hierzu kann ich folgendes wiedergeben: In einem Gespräch mit einem ehem. Mitarbeiter der Standortverwaltung in Mayen habe ich nach der Hohen Acht gefragt. Als MunDp sagte es ihm nichts, er wusste aber, dass dort immer Fernmelder Richtfunkverbindungen aufbauen. Aha, sagte ich, dann sind die Mayener Fernmelder (in Mayen lag das FmBtl 960) immer zur Hohen Acht zum "Üben". Nein, sagte er, das waren die Fernmelder aus Gerolstein und die haben von der Hohen Acht immer Verbindungen bis nach Flensburg aufgebaut.
Jetzt müsste es eigentlich beim Luftdragoner klingeln. Wer war in Flensburg/Glücksburg? Die Marine, und was war in Gerolstein? Na? Ich sehe da schon einen Zusammenhang.
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derlub
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Beitrag von derlub » 22.11.2009 23:49

Höchst interessant!

Luftdragoner
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Beitrag von Luftdragoner » 23.11.2009 08:22

HW hat geschrieben: Jetzt müsste es eigentlich beim Luftdragoner klingeln. Wer war in Flensburg/Glücksburg? Die Marine, und was war in Gerolstein? Na? Ich sehe da schon einen Zusammenhang.
:thumbup:

VWrulez
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Beitrag von VWrulez » 23.11.2009 20:35

Nein, sagte er, das waren die Fernmelder aus Gerolstein und die haben von der Hohen Acht immer Verbindungen bis nach Flensburg aufgebaut.

Nabend.

Ich habe mich heute mit nem Kollegen unterhalten, der in Gerolstein war. Er sagte, das er selber des öfteren auf der hohen Acht war um eben diese Richtfunkverbindungen zu erstellen. Sogar bis runter nach Bayern hätte er Richtfunkverbindungen aufgebaut.

Der war glaube ich im schweren Richtfunkzug (bitte berichtigen, wenn falsch) und hat diese mobilen Gittertürme aufgebaut aus Segmenten, die zusammenklappbar waren.
Die Höhen waren 30m und über 40m wenn mich nicht alles täuscht.


Gruß Sascha

migru
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Beitrag von migru » 14.11.2015 14:36

Hallo,

1987/88 war ich in Mayen bei der 2./960.

Auftrag war die Herstellung von feldmäßigen 120-Kanal-Richtfunkverbindungen für die Bundeswehrführung.

Hierzu wurden sAT = schwere Antennenträger aka Richtfunkmasten errichtet. Die 12-Kanaler bei den Korps nannten wir Mickey-Mouse-Funker, weil sie lediglich auf Knopfdruck ihre Antennen ausfuhren. Bei uns wurden die Antennenträger = Türme etagenweise errichtet und dann die Antenne(n) hochgezogen.

Der Ernstfall trat nach der Wende ein als im Zuge der Wiedervereinigung auch die neuen Dienststellen angeschlossen werden mussten.

Während der Übungen im Westen gab es erkundete Aufbauplätze. Die konnten mitten im Wald liegen oder aber auch auf befestigtem Gelände. Zu Letzteren zählten auch Bundeswehrliegenschaften. Ich selbst war im Rahmen des KpGefStd 1988 in Mechernich als Topo auf einer BW-Liegenschaft im Wald auf einem Berg.

Nach meiner Erinenrung gab es einen erkundeten Aufbauplatz "Hohe Acht". Neben den offiziellen Namen hatten manche Aufbauplätze auch ihre Spitznamen. Aufbauplätze in festen (z.T. auch bereits sowieso bewachten) Liegenschaften hatten gewisse Vorteile. Mit den reinen Richtfunktrupps mit ca. 6 Leuten war die Eigensicherung rund um die Uhr mit 2 Soldaten nebst rund-um-die-Uhr-Betrieb und ausreichender Nachtruhe für die MilKf vor Verlegungen nicht leicht durchplanbar. Ja, teilw. waren auch Übertrager (ÜT) mit auf einem Aufbauplatz.

Insofern ist es für mich sehr plausibel, wenn die genannte Liegenschaft tatsächlich ein Aufbauplatz der Fernmeldetruppe war. Aufgrund der Lage in der Eifel war das für die Fernemldeverbindung zuständigkeitshalber definitiv die 2./960.

Michael

gfaust
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Beitrag von gfaust » 15.11.2015 22:46

Kaltenborn-Lützelacht (Landkreis Ahrweiler)
mutmaßliches französisches Munitionslager an der L 10 zwischen Adenau und Einmündung in die B 412, nördlich der Hohen Acht. Quellenbeleg, dass es definitiv französisch war, fehlt mir. Wurde vermutlich Ende der sechziger / Anfang der siebziger Jahre aufgegeben. Gelände wurde im Anschluss von der Bundeswehr als Übungsgelände genutzt.
Diese Info stammt aus http://www.cold-war.de/archive/index.php/t-3587.html und ist bereits von Anfang 2014.

Gem. http://www.relikte.com/_basis/docs/bw_2_2-4.pdf gehörte 1989 das Übungsgelände Lützelacht zum Bereich des VKK411.

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Depot an der Hohen Acht

Beitrag von Rauhaardackel » 23.12.2016 18:51

Nun kann ich mich ganz gut daran erinnern, dass ich mit meinem Feldjägerausbildungszug der FJgAusbKp 445 aus Mayen, nach dem Überfall 1969 auf das MunDepot in Lebach, dass Depot in Nachtsheim und eine Liegenschaft (Depot?)an der "Hohen Acht" pioniertechnisch sichern musste. Mit Spanischen Reitern und S-Draht Rollen - wochenlange Arbeit - . Im Feldhaus am Eingang waren ein Depotfeldwebel (Hauptfeldwebel?) und eine Menge an Zivilpersonal vorhanden.
Jahre später,ich war schon lange in den Ruhestand versetzt worden, bin ich mal wieder zur "Hohen Acht" gefahren, da war schon alles dem Erdboden gleich gemacht.
Ebenfalls wurde in dieser Liegenschaft während einer Wehrbereichsgefechtsübung (1974 oder 1975) Reservisten in eine InstKp eingezogen. Vom Bahnhof in Adenau - da schon leicht unter "Sprit" - wurden sie zu dieser Liegenschaft transportiert. Als ihnen zu Übungsbeginn eröffnet wurde, das sie bei ca. 40 - 50 Maico Kräder per Montiereisen die Räder wechseln sollten, war es kurz vor einer Meuterei. Feldjäger wurden eingesetzt, da die anwesenden Vorgesetzten überfordert waren.
Ich hoffe, ich habe nun zur Verwirrung beigetragen!!

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