Sprengung Elbe-Seitenkanal

Vorbereitete Sperren, Sperranlagen und zugehörige Infrastruktur
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MikeG
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Sprengung Elbe-Seitenkanal

Beitrag von MikeG » 27.12.2005 23:31

petzolde hat geschrieben:Womit wir wieder beim Thema wären: Ist es sinnvoll, den eigenen Schifffahrtskanal (hier: Elbe-Seiten-Kanal) zu sprengen, damit der Feind danach in volllaufenden Senken im Wasser steht???
Oder: Ist der Kanal nach einer Sprengung und Entleerung nicht sogar viel besser durch feindliche Truppen zu queren, wenn man denn nur mit passenden Panzern beidseits eine Rampe hineinschiebt? Vgl. dazu u.a. den Thread "Dortmund-Ems-Kanal leer"...
gruß EP
Hi!

Ich hab das mal von dem themenfremden Thread getrennt. Also: Sicherlich wäre so eine Sprengung nur als letzter Versuch unternommen worden, es gab ja ansonsten reichlich vorbereitete Sperren am Kanalverlauf. Eine Durchquerung dürfte generell nicht so einfach sein, ob Wasser drin ist oder nicht, ist da gar nicht soo wichtig. Der Sinn einer Flutung des Umlands hätte aber nicht darin bestanden, Überschwemmungen oder einen Mini-Tsunami auszulösen, sondern den Boden großflächig aufzuweichen und damit für schweres Gerät unpassierbar zu machen. Inwieweit dies, eine Sperre oder Krieg überhaupt sinnvoll ist, sei mal dahingestellt. Einen taktischen Sinn erkenne ich in so einer Art der Sperrung allerdings schon.

Leider habe ich bisher nur jede Menge unabhängige Hinweise dazu, aber keine schriftliche Primärquelle ..

Mike

Rick (†)

Beitrag von Rick (†) » 28.12.2005 01:35

Hi Mike,

eine Gewässerüberquerung führt zwangsläufig zu Truppenkonzentrationen, die im norddeutschen Flachland nicht vernünftig getarnt werden können und die bei Überschwemmung des Umlands noch verstärkt werden. Also ein ideales Ziel für Fliegerangriffe oder Artillerie. Überschwemmungen führen darüber hinaus zu drastischer Reduzierung der Geschwindigkeit aller Operationen. Und nasser Boden oder leichte Verschlammung zu exzellenten Aufklärungsergebnissen (Spuren!).

Übrigens waren in Niedersachsen eine Zeit lang größere Mengen Munition aus Platzmangel auf Lastkähnen auf den Binnenschifffahrtswegen eingelagert, vorwiegend für das deutsche Heer, aber auch für einige Alliierte, soweit ich mich erinnere. Eine Umlagerung dieser Munition (wohin?) hätte vielleicht etwas mehr Zeit gebraucht, als die kurzen Vorwarnfristen in diesem Raum erlaubten...

petzolde
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Beitrag von petzolde » 28.12.2005 06:45

Im WK2 ist die Überführung des Dortmund-Ems-Kanals über die Ems bombardiert und zerstört worden; der Kanal nördlich von Münster lief leer. Soweit ich mich an Zeitzeugenberichte erinnere, lief das Kanalwasser "geordnet" in die Ems ab, d.h. Überschwemmungsschäden - wie z.B. nach Bombardierung der Möhne-Staumauer - gab es nicht.
Grundsätzlich würden mich da die Berechnungen der Wehrtechnischen Erprobungsstelle Jettenberg (? genaue Bezeichnung ?) interessieren. Kommt man da ran? Googeln dazu hatte wenig gebracht.
gruß EP

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MikeG
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Beitrag von MikeG » 28.12.2005 11:56

Moin!

ich habe eine Zusammenfassung der Geschichte des Kanalteilstücks/Tauchbeckens von der WTD Overjettenberg bekommen, allerdings wird darin wirklich nur auf das Becken und seine Historie als Erprobungsinstrument eingegangen. Berechnungen oder Hinweise auf ein "Leerlaufenlassen" finden sich nicht.

Die taktischen Gründe für so eine Aktion hat Rick ja schon genannt. Ob es dafür allerdings jemals eine wirkliche pioniermäßige, praktische Vorbereitung gab oder diese Möglichkeit lediglich im Rahmen z.B. von Stabsübungen durchgespielt wurde, weiss ich leider nicht.

Vielleicht findet sich ja irgendwann etwas dazu im BA/MA.

Mike

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