Scheinanlagen Rheinaue

Luftverteidigung durch Flak und andere Fliegerabwehr, Scheinwerferstellungen, Scheinanlagen und ähnliche Objekte
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Steigo
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Scheinanlagen Rheinaue

Beitrag von Steigo » 25.02.2016 19:17

Bin bei google earth auf die Fulderaue aufmerksam geworden. Man könnte es für ein Strassensytem
halten, hätte aber keine Funktion und keinen Sinn auf der Aue. Es sind drei Zentren zu sehen von
denen strahlenförmig Wege abgehen.
Hat jemand eine Idee oder so etwas schon einmal gesehen?

Mit freundlichen Grüssen
Steigo
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dolphiner
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Beitrag von dolphiner » 25.02.2016 22:35

Mein Gedanke dazu,
da wird mit einem Vorsatzgerät am Traktor gegen die drohende Verbuschung angegangen.
So einen Art Fräse, die verhindert dass Büsche wachsen und die Wiesenlandschaft der Aue erhalten bleibt.
Wird bei uns in der Viernheimer Heide auch so gemacht und sieht direkt nach der Maßnahme genauso aus.
Mit Schaafen versucht man auch das Landschaftsbild zu erhalten.
Leider gibts immer weniger Schäfer.

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Fieldmouse
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Beitrag von Fieldmouse » 26.02.2016 09:15

Moin,
das hatten wir schon mal, im alten gelöschten thread "Spuren".
Sah dort bei Rheine genauso aus.

Im Zentrum eines jeden Sterns steht ein Hochsitz....
Fm.

Steigo
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Da wäre ich wohl zuletzt drauf gekommen.

Beitrag von Steigo » 01.03.2016 14:29

Danke, für die Antwort.

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EricZ
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Beitrag von EricZ » 01.03.2016 16:55

Moin,

da mich die Gebäude auf der Rheinaue etwas neugierig gemacht haben, habe ich eine kleine Ergänzung zur Fulder Aue gefunden:
Fulderaue südöstlich von Geisenheim, nordwestlich von Frei-Weinheim.

Allgemeine Zeitung vom 1.2.2000: Die Fulder Au westlich von Frei-Weinheim hat eine lange Geschichte, der Andreas Saalwächter in seinem 1962 erschienenen Büchlein Die Namen von Frei-Weinheim am Rhein, Heft 13 der "Beiträge zur Ingelheimer Geschichte, nachgegangen ist. Gesprochen wurde früher von ihr als der Johannisberger Au. Eine Urkunde vom 11.Dezember 1215 belegt, dass Philipp II. von Bolanden und seine Gemahlin Beatrix dem Kloster Johannisberg eine Au bei Geisenheim verkauften. Von daher leitete sich der damalige Name der Insel ab. Die Johannisberger Au ging 1716 in das Eigentum des Fürsten zu Fulda über, als der das seit dem Jahre 1563 verlassene Benediktinerkloster Johannisberg im Rheingau von dem Kurfürsten zu Mainz kaufte. Die zum Klostervermögen gehörende Johannisberger Au bekam nach dem Verkauf an den Fuldaer Fürstbischof auch einen anderen Namen: nun hieß sie: Fürstlich Fuldische Au. Trotzdem war auch noch mehrere Jahrzehnte später der Name Johannisberger Au geläufig. 1782 besagte nämlich die kurpfälzische Karte des Rheinlaufes von Mainz bis Bingen: die oberhalb vorigen (Geisenheimer Au) in diesseitig Chur-Pfälzischem halben Rhein gelegene Insel Johannisberger Au genannt, dem Stift Fuld gehörig. Sie liegt gegenüber Sporkenheim nächst der Haderau und zeigt auf dem linken Inselufer ein Haus." In einem Dokument von 1795: "Die Fulder Au gehört zur Rheinsektion der Gemarkung Frei-Weinheim und wird auch Johannisberger Au genannt. Das darauf stehende Haus mit Zubehör umfasst eine Fläche von dreieinhalb Ruten". 1803 pachtete Francoir Christoph Kellermann, Marschall im Dienst Napoleons, von der Mainzer Domänenverwaltung die Au. Sie wurde ihm für 10 Jahre überlassen. Durch Dekret des französischen Kaisers wurde Kellermann im Jahre 1807 Eigentümer der Domäne Johannisberg. Er starb am 12.Sept.1830. Im Jahre 1842 verzeichnete die Frei-Weinheimer Parzellenkarte die Fulder Au als Flur VI. 1857 erzählt die evangelische Pfarrchronik Frei-Weinheim, die Fulder Au sei 24 ha groß, diene der Landwirtschaft und dem Obstbau; Sie verfüge über Stallungen und Wirtschaftsgebäude. Eigentümer sei der Fabrikant Hans Krayer aus Winkel. Für den Postverkehr war damals das Postamt Ingelheim und seine Posthilfsstelle Frei-Weinheim zuständig. Heute gehört die Fulder Au dem Land Hessen.
Q: www.regionalgeschichte.net


Viele Grüße, Eric
And I'm hovering like a fly, waiting for the windshield on the freeway...

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RAD Einsatz auf dem Kühkopf

Beitrag von Steigo » 02.03.2016 14:15

Bin über einen Zeitzeugenbericht eines RAD Mannes gestolpert der beim Bau beteiligt war.
Er war in Guntersblum stationiert. Die Arbeiten dauerten ca. 3 Wochen, leider weiss er nicht mehr so genau was er da gebaut hat.

Aus "Noch ist es nicht zu spat" Erinnerungen von Heinrich Heil

http://www.mohrsnh.de/Heinrich_Heil/Alless.PDF




Nun etwas über unsere Arbeit und den Tagesverlauf. Um 5:30, wie in Dieburg
so auch hier, war Wecken. Dann Frühsport, Waschen, Frühstück und danach
Antreten zum Appell. Nach dem Appell und der sogenannten
"Befehlsausgabe", ging es zur Arbeit auf die Insel Kühkopf im Rhein. Um dort
hinzukommen, fuhren wir mit Fahrrädern, immer schön zwei nebeneinander,
so an die sechs Kilometer bis zur Anlegestelle einer Rheinfähre. Mit der Fähre
dann ein kleines Stück über den an dieser Stelle begradigten Rhein bis zum
gegenüber liegendem Ufer. Der Altrhein macht hier eine Schleife nach Osten,
die hat man abgeschnitten indem man dem Rhein ein neues Bett baggerte. So
entstand die Insel Kühkopf. Zum Teil war sie recht sumpfig, eben eine Rheinaue.
Gute Wege gab es so gut wie nicht, nur Feld.- oder Wirtschaftswege. Und
die befuhren wir mit unseren Rädern. Ein schönes Stück Arbeit. So ein
Wehrmachtsrad war recht stabil und von daher ganz schön schwer. Es wog
bestimmt zehn kg, hatte keine Gangschaltung, nicht wie heute, super leicht
und bis zu zwanzig Gängen. Auf dieser Insel kamen wir zum Einsatz. Aus
Latten, Balken, Brettern, Sackleinen, Dachpappe und viel Draht nagelten wir
große, provisorische Hallen zusammen. Die sollten die Flugzeuge der Alliierten
nachts von den militärisch wichtigen Zielen im Reich ablenken. Die so
gebauten Hallen sollten Rüstungsbetriebe darstellen oder auch Flugplätze. Die
Dächer, aus Dachpappe und Draht gefertigt, wurden mit einer phophorisierenden
Farbe bestrichen, die des nachts, wenn der Mond schien, ganz leicht
reflektierte. Aus großer Höhe konnte man vielleicht meinen, dort unten liegt
eine Fabrik oder ein Flugplatz. Ob und wann, wenn überhaupt, auf so ein
Potemkinsches Dorf je eine Bombe fiel? Ich weiß es nicht, ist mir nicht
bekannt. Ich glaube nein. Die Engländer und Franzosen ließen sich so leicht
nicht täuschen. Außerdem hatten die bestimmt überall ihre Spione, die schon
wußten was hier gebaut wurde und das den entsprechenden Stellen weiter
meldeten.
Bis eine Halle stand, war schon allerhand zu leisten. Ein Glück, daß der Ackerboden
der Insel aus recht lockerem Rheinsand bestand. Das Ausheben der
Pfostenlöcher war von daher verhältnismäßig leicht. Als Werkzeug hierfür
wurden Spaten und Frankfurter Schaufeln benützt. Ab und an wurden auch
Erdbohrer verwendet. Diese Geräte, die von zwei Mann bedient wurden, sahen
wie große Korkenzieher aus und wurden, wie die in Flaschen gedreht wurden,
eben in den Sandboden, gebohrt. Wenn man den Bohrer so um die 20 cm tief
in das Erdreich gedreht hatte, wurde der Bohrer samt dem Erdreich aus dem
Bohrloch genommen. Auf diese Art entstand ein Loch von ca. 20 cm Durchmesser
und bis zu einem Meter Tiefe. In das dann ein Pfosten gestellt und fest
gestampft wurde. Das alles war schon eine recht schwere und anstrengende
Arbeit, die außer Kraft auch noch eine gehörige Portion Geschick erforderte.
Zuerst aber wurde mit Flurstäben der genaue Plan abgesteckt, dann die Höhe
der Pfosten nivelliert und markiert. Wenn nun die Pfosten gesetzt und fest
gestampft waren, kam die Hauptarbeit, nämlich das Verstreben und Verspannen
der einzelnen Teile. Zum Schluß wurden dann die Wände und das Dach
angebracht. Das alles wurde in einem etliche Hektar großen Zuckerrübenfeld,
aufgestellt. Das Material dazu lagerte auf einem Feldweg und wurde von uns
Arbeitsmännern auf den Schultern zu dem jeweiligen Platz getragen. Das
waren alles Arbeiten, die uns mächtig forderten. Was taten uns abends die
Schultern, die Hände und, zum Schluß die Füße weh. Es ist müßig, zu erwähnen,
daß wir selbstverständlich sorgsam mit dem Material und auch mit den
Zuckerrüben umgehen mußten und nichts beschädigen durften. "Kampf dem
Verderb", hieß auch hier die Parole. Ab und zu ließ sich der Besitzer des
Feldes sehen. Angewiesen und unterstützt bei diesen Arbeiten wurden wir, die
wir alle ja von dem Einrichten und Fertigstellung so eines Projektes, keinerlei
Ahnung hatten, von einem Zivilingenieur. Ich glaube, der hatte keine leichte
Aufgabe mit uns.

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niemandsland
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Beitrag von niemandsland » 02.03.2016 17:36

Hallo Eric,

einen interessanten Bericht hast Du da ausgegraben. Schade nur das der Autor der Zeilen seit 7 Jahren nicht mehr unter uns weilt. Trotzdem nicht ganz uninteressant. Mir jedenfalls war bisher nicht bekannt, das der RAD aktiv am Bau von Scheinanlagen beteiligt war (welcher Art auch immer). Bisher wusste ich nur von Lw Bau Komp. und die waren auch in den offiziellen Texten benannt.
Einmal mehr schade, das der Autor nicht mehr lebt. Auf jeden Fall von meiner Seite Danke für den Beitrag.

Gruß aus Hannover
Guido Janthor



Grüße auch nach Groß Gerau. :-)

Wenn Du mit den Begriffen "whitehead" (O.) und "Wizler" (M.) dann sende Bitte auch Grüße in diese Richtung. :-) Wenn nicht, kein Problem. ;-)

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