Küstenverteidigung Langeoog

Luftverteidigung durch Flak und andere Fliegerabwehr, Scheinwerferstellungen, Scheinanlagen und ähnliche Objekte
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aflubing
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Beitrag von aflubing » 17.02.2016 11:50

Hallo Jane,
in der Obstfeld-Chronik steht auf Seite 30:
"1940 errichtete die Wehrmacht im Osten der Insel einen Scheinflugplatz."
Ob die Fundamente im Groden zum Scheinflugplatz gehörten, kann ich nicht sagen. Aber vielleicht kannst Du von Anwohnern oder von Herrn Tongers vom Heimatverein etwas erfahren.
Viele Erkenntnisse fürs Forum wünsche ich durch Deine Erkundungen vor Ort.
MfG aflubing.
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janne
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Beitrag von janne » 17.02.2016 15:46

Vielen Dank für das Obstfeldzitat. Insel Osten würde sich da aber nicht so ganz mit dem Geo Tag von Kai decken. Oder ist das interpretationssache?
Welche Grodenfundamente meinst du denn, Aflubing? Auf googlemaps sind nur Hallenfundamente, ich glaube der Werkstatthallen,im süden zu sehen.da ist aber kein Groden.
Gruß
Jan

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redsea
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Beitrag von redsea » 17.02.2016 18:20

Hallo Jan,

mit "im Osten der Insel" wird man bestimmt östlich des Dorfes meinen, sonst hätte man sicherlich von Molkerei oder Ostende gesprochen. Das wäre meines Erachtens für einen Scheinflugplatz auf einer Insel wie Langeoog auch schon zu weit vom tatsächlichen Flugplatz entfernt.

Auch auf dieser Seite wird für die Lage der von mir gekennzeichnete Bereich angegeben: [...] Dezember 1940: Scheinflugplatz im Westgroden [...].

Das Fundament im Groden ist mir bisher noch nicht aufgefallen. Vielleicht handelt es sich bei diesem Fundament um das eines Strom-Gittermastes, da die Insel früher vom Festland aus mittels einer Überlandleitung mit Strom versorgt wurde.

Viele Grüße

Kai

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janne
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Beitrag von janne » 17.02.2016 21:18

Das sollte als Beleg genügen!
Es gibt eine Struktur im Groden, die ein Fundament sein könnte. Hab sie in der Ortsmarke markiert. Es führen auch mögliche Fahrspuren dorthin, die von einer alten Schotterpiste stammen könnten.
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nordfriese
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Beitrag von nordfriese » 18.02.2016 14:57

Moin!
redsea hat geschrieben:Vielleicht handelt es sich bei diesem Fundament um das eines Strom-Gittermastes, da die Insel früher vom Festland aus mittels einer Überlandleitung mit Strom versorgt wurde.
@Kai: Das Mastfundament hat anscheinend nichts mit der Überlandleitung zu tun. Auf
einem Messtischblatt von 1951, das auch auf Luftbildern aus dem Jahre 1945 basiert,
wird die Position als "Signal Tower" bezeichnet. Anbei ein Ausschnitt aus besagtem
MTB...


Der alliierte (Nachkriegs-)"Seabourne-report" über die Küstenverteidigung listet
jeweils ein FuMB 4 (Samos) und 5 (Fanö) für die Radarbeobachtung. Da diese Antennen
meist nur auf kleinen "Containern" waren, dürften sie nach Kriegende recht schnell
verschwunden sein. Reste wohl Fehlanzeige...
http://www.gyges.dk/kriegsmarine_signal ... ligenc.htm

Weiter listet der Report auf der Insel ein FuMo 5 (Boulogne) und ein FuMO 214
(Seeriese) für die seetaktische Beobachtung. Das Boulogne könnte auf einer Platte
oder vier kleinen Sockeln gestanden haben, eventuell auch mit einem Splitterschutz.
Der Seeriese dürfte wohl auf dem "Würzburg-Riese-Sockel" gestanden haben. Die
Kriegssmarine hatte dafür die Regelbaubezeichnung "V 229".
http://www.gyges.dk/WM%20Radartypes%20ny.htm

Ob irgendetwas der Kriegsmarine/Luftwaffe einmal auf- oder abgebaut wurde, kann ich
leider nicht sagen (sprich: Das auf der DAWA-Seite aufgelistete Korfu-Gerät).

Das auf der DAWA-Seite gelistete FuMO 213 der Flakstellung ist ein "stinknormales"
kleines Würzburg-D-Funkmessgerät für die Flak-Ortung. FuMO 213 war die Bezeichnung
bei der Kriegsmarine und das passt ja dann auch zu der Marine-Flak-Batterie. Dieses
mobile Funkmessgerät wurde mit ziemlicher sicherheit nicht auf einen Würzburg-Riese-
Sockel gewuchtet.
http://www.gyges.dk/kriegsmarine_radartypes.htm


Etwas zur LANGUSTE (auf Langeoog): Gab es die überhaupt? Steht darüber etwas in den
genannten Büchern?

Hier einmal ein paar Fakten:

- Auf einer Karte vom April '43 taucht eine LANGUSTE im heutigen Polen auf, auf Lange-
oog ist nichts eingetragen.

- Auf einer weiteren Karte vom August '43 taucht die LANGUSTE auf Langeoog dann auf,
jedoch mit dem Hinweis "im Ausbau oder Erkundung". (Die "polnische LANGUSTE" wurde
hier inzwischen in REGENPFEIFFER umbenannt)

- Eine Karte vom 20.6.44 zeigt dann auf Langeoog wieder nichts...

- Langeoog müsste eigentlich zum Bereich des Ln-Rgt 202 gehört haben, aber über die
LANGUSTE findet man nichts. http://www.ww2.dk/ground/ln/ln202.html
Auch nach der Umorganisation 1944 (der Bereich gehörte dann zum Ln-Rgt 232) findet
man nichts. http://www.ww2.dk/ground/ln/ln232.html

- Ln-Datenbank: Fehlanzeige

Kam die LANGUSTE über die Erkundung bzw. den Au(s/f)bau überhaupt hinaus?
Es ist durchaus möglich, dass der "Würzburg-Riese-Sockel" eigentlich für die Luftwaffe
gebaut wurde, dann aber (vielleicht samt Gerät?) an die Kriegsmarine zur seetaktischen
Beobachtung abgegeben wurde. Das gab es z.B. beim PELIKAN in St. Peter.

Gruss aus NF!
Rolf
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Beitrag von janne » 18.02.2016 18:19

Hallo Rolf,
jetzt habe ich auch das Fundament lokalisieren können. Ich hab es als Geotag gemarkt. Gut zu sehen sind vier Sockel für den Turm. Am Messtischtischblatt sind noch zwei weitere Türme verzeichnet. Ein "Observation tower" und ein "tower". Die Ausschnitte habe ich beigefügt. Davon sind jedoch auf Google keine Fundamente erkennbar.
Die Bezeichnung Regenpfeifer ex. Languste habe ich auch schon gelesen.
Hier wurde auch berichtet:
https://www.geschichtsspuren.de/forum/s ... t6295.html

Ich habe es allerdings so interpretiert, dass Teile der Kompanie, des Material usw. im Laufe des Krieges nach Polen verlegt wurden.
Ich meine, Languste und Langeoog passt namentlich auch sehr gut.
Als Quelle habe ich ich aber auch auf DAWA bezogen.
Ich hoffe in der Literatur findet sich etwas dazu.

Viele grüße
Jan
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Beitrag von janne » 18.02.2016 19:16

Hier ist Languste auch dem Himmelbett Nachtjagdraum zu Langeoog zugeordnet.
Die Karte würde ich als originales Dokument zählen.

http://www.luchtoorlog.net/hoofdstuk1.html

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Beitrag von janne » 27.02.2016 21:11

Moin zusammen,
habe das Kriegstagebuch "Zeugnisse aus unheilvoller Zeit" heute entliehen und schlappe 700 Seiten im Schnellleseverfahren ausgewertet. Ein Großteil der Einträge befasst sich mit Wangerooge. Hier gibt es diesen Rahmen sprengende Hinweise. Ich habe deshalb die Einträge über Langeoog entnommen und chronologisch nach Jahr und Monat sortiert.
Dabei habe ich militärisch wichtige Hinweise und die betreffenden Örtlichkeiten fett markiert.
Vorweg schon einmal: Es sind sehr viele Erkenntnisse aber auch Fragen hinhzugekommen.
Ich versuche das Word-doc hier im folgenden Jahreweise einzufügen.

Viel Spaß beim Lesen, eine Auswertung folgt später!

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Beitrag von janne » 27.02.2016 21:13

Kriegstagebuch Langeoog

1939

Juni:
Flugplatzbau

September:
Nachrichtentrupp hat Stellung beim alten Artilleriestand in den Dünen beim Hospitz bezogen

November:
Flugwachdienst im Lütjen Schlopp

Dezember:
Schießübung schwere Flak am Anfang Pirola Tal, Flakstand mit Bunkern und Gleisanschluss

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Beitrag von janne » 27.02.2016 21:17

1940

Frühjahr:
Fernsprechvermittlung „Stellwerk“ im Hotel Deutsches Haus


März:
Scheinwerferzug auf Weg nach L., 3 Scheinwerfer: 1. Dünen Hauptstrand, 2. Mitte Insel, 3. Ostende

Barackenlager auf L. gebaut, östl. Barkhausstr im Polderland getarnt als Dorfhaus (heutige Gartenstr.)

Mai:
Wiederabtransport der Scheinwerfer
Gasmaskenübung leerstehende Scheinwerferbaracke zw. Wasserturm und Hauptbad

Etwa 3 km östl. des Ortes befindet sich im großen Schlopp ein Scheinflugplatz mit elektr. Rundbeleuchtung

Juli:
Inselosten: Batterie Paulsen eröffnet Feuer mit 2 x 3,7 cm (Dünenschlösschen, Kaapdüne bzw. Nähe Landungsbrücke, Bahndamm???)

Hochstand des deutschen Hauses getroffen
MG Feuer von Hochstand



Scheinwerfer 100m östl. Strandhalle

Dezember:
Scheinflugplatz am Westgroden, Energieversorgung über Umformer Kpt. Wittenberg-Str.

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