Geretsried

Rüstungsindustrie, Waffen- und Munitionsproduktion, Munitionsanstalten, Tanklager, Depots, U-Verlagerungen etc.
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Handlampe
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Beitrag von Handlampe » 19.04.2004 12:49

Röchling-Geschosse:
An den Toplitzsee wurde 1943 die Marine-Versuchstation aus Kiel verlegt, die zunächst Versuche mit „Röchling-Geschossen“ durchführte. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg entwickelten Ingenieure in den Röchling-Eisen – und Stahlwerken unterkalibrige schlanke, flügelstabilisierte Granaten. Die Röchling-Geschosse (u.a. Kaliber 12 cm, Länge 230 cm, Wandstärke 2cm) wurden an der Gößler Wand getestet. Noch heute finden sich angeblich Reste dieser verbogenen Geschosse in der Wand. Ein Geschoss bekam eine zweite, zivile Bedeutung – es fungierte in Grundlsee als Zaunpfahl !

QUELLE:
„Da schau her“ :crazy: : Beiträge aus dem Kulturleben des Bezirks Liezen,16. Jahrgang, Juli 1995, S. 9-11


Bobingen:
Eigentümer des Werkes war die Montan Industriewerke GmbH, Betreiber war die Gesellschaft zur Verwertung chemischer Erzeugnisse mbH, eine Tochter der Dynamit-AG. Errichtet wurde die Anlage ab 1937 bis 1939 durch die Dynamit-AG. Der erste Teil des Bobinger Sprengstoffwerkes („Fasan 1“), war als Versuchsanlage für die großindustrielle Produktion des panzerbrechenden Spezialsprengstoffes „Hexo*gen“ konzipiert. Eine monatliche Produktion von 50 Tonnen war geplant. Gleichzeitig wurde jenseits der Wertach mit dem Werk „Fasan 2“ eine industrielle Großanlage für „Hexo*gen“ geplant und teilweise 1939/40 ausgefürt. Die Monatsproduktion von „Fasan 1“ wurde bis 1945 auf 900 Tonnen gesteigert. Auf dem Gelände von „Fasan 1“ wurden ca. 65 Gebäude errichtet, während für „Fasan 2“ nur 25 Gebäude verzeichnet sind.

Ein paar Bilder aus dem Gelände Ö der Wertach („Fasan 1“). Bild 1 zeigt einen Produktionsbunker. Ansonsten sind die Vollbetonbunker gesprengt, während die Betonpfeilergebäude noch z.T. genutzt werden.

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Beitrag von Handlampe » 19.04.2004 12:54

Bilder der Röchling-Geschosse:
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Beitrag von Handlampe » 19.04.2004 12:57

Bilder Bobingen
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Bobingen

Beitrag von wolfi » 20.04.2004 21:06

Ja,das sind Bilder von der Anlage "Fasan I".Auf der anderen Seite der Wertach gibt es noch eine Anlage mit dem Namen "Fasan II". Die Brücke,die beide Werke mit einander verbunden hat existiert auch noch.Übrigens wird gerade ganz in der Nähe des Bunkers auf dem ersten Fotos ein LS-Bunker freigelegt.War vermutlich für den Werkschutz,da sich gleich daneben das alte Wärterhäuschen befindet.

Hier mal ein Foto eines gesprengten Bunkers aus den fünfzigern.Ist aber aus Waldkreiburg

Pettersson
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Foto ???

Beitrag von Pettersson » 20.04.2004 21:42

Hi,

@Wolfi

Jetzt fehlt uns nur noch das Foto ;)

Gruß,
Pettersson

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Foto

Beitrag von wolfi » 21.04.2004 08:02

Das Foto funzt leider nicht.Zu groß.Dann gibt´s eben eins aus Augsburg.Es handelt sich einmal um einen Stolleneingang in der Gesundbrunnenstraße
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Beitrag von Handlampe » 22.04.2004 12:40

Noch zwei Bilder aus Bobingen, u.a. mit der Brücke über die Wertach.
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Wassergeist

Re: geretsried

Beitrag von Wassergeist » 16.05.2004 22:29

hi wolfi,

freunde von mir und ich wollen demnächst mal auf Bunkersuche gehen. waren am wochenende in geretsried haben auch 2 bunker gefunden aber den rest nicht.
wenn du jemanden kennst der evtl pläne von damals hat dann meld dich bei mir.
auch das was das treffen betrifft.

bis dann
Wassergeist

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Pläne

Beitrag von wolfi » 18.05.2004 21:23

Hi

Pläne hab ich.Bekam ich mal im Geretsrieder Stadtarchiv.Am Donnerstag erkunden wir noch mal das neu entdeckte Tunnelsystem.Kannst dich ja anschließen.Meine Handy.Nr:0160/93203418

Gruß Wolfi

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Heeresmunitionsanstalt St. Georgen

Beitrag von bettika » 12.04.2011 20:57

@HW :Die Wehrmacht betrieb in St. Georgen (heute die Stadt Traunreut) eine weitläufige Anlage zur Herstellung von Kampfstoffmunition mit einem dazugehörigen Lager bei Stein-Hörpolding. Nach Kriegsende veranlassten die Amerikaner das 46 000 Tonnen Kampfstoffe in St. Georgen vernichtet werden sollte. Davon sollen allein ca. 20 000 Tonnen in die Ostsee versenkt worden sein. Der Rest von angeblich 7 400 Tonnen (11 000 Tonnen sollten nach Italien zur Vernichtung, 6 000 Tonnen wurden neutralisiert, 1 500 Tonnen wurden zu anderen Chemikalien - Dünger - Farben - umgewandelt) wurde in St. Georgen verbrannt.
Hallo,
die Historie der Heeresmunitionsanstalt St.Georgen , Ihre Folgen und die getroffenen Massnahmen wird vom Landkreis Traunreut ganz offen und m.E vorbildlich auf Ihrer Internetseite dokumentiert.
http://www.traunstein.com/wTraunstein/v ... 176401.php
Historie:
"Auf dem heutigen Stadtgebiet von Traunreut wurde im Zeitraum von 1936– 1945 die Heeresmunitionsanstalt St. Georgen betrieben. Die Heeresmunitionsanstalt (Muna) war in zwei Bereiche untergliedert, wobei der „konventionelle Teil“ zur Herstellung von konventioneller Munition und der Lagerung von konventioneller und chemischer Munition sowie der „chemische Teil“ zur Abfüllung und Lagerung von Kampfstoffmunition genutzt wurde. Im „chemischen Teil“ wurden vorrangig Granaten mit taktischen Mischungen von Lost (Senfgas) befüllt. Im Zeitraum 1944 – 1945 wurden auf dem Gelände der Muna St. Georgen Kampfstoffmunition sowie Kampfstoffvorräte aus dem Besatzungsgebiet des Deutschen Reiches (z.B. Italien, Bulgarien) gesichert eingelagert.
Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde die Heeresmunitionsanstalt bis 1951 zur Entgiftung und Vernichtung von Kampfstoffen aus der amerikanischen Besatzungszone weiter genutzt. Befüllte Munition wurde teilweise in amerikanische Bestände überführt (z.B. alle Tabun-Granaten) oder zur Versenkung in Ost- und Nordsee abtransportiert. Ein großer Teil der Kampfstoffe wurde aber auch vor Ort in Verbrennungsgruben vernichtet. Nach Abschluss der Arbeiten wurde das Gelände entgiftet. Auf dem Gelände der Heeresmunitionsanstalt hat sich die Stadt Traunreut entwickelt, wobei der ehemals „chemische Teil“ heute als Industrie- und Gewerbegebiet genutzt wird. Auf dem „konventionellen Teil“, der auch zur Lagerung von Kampfstoffmunition genutzt worden ist, befindet sich das Stadtgebiet Traunreut mit Wohn- und Gewerbeflächen.

2000-2001: Auftrag der Stadt Traunreut an Prof. Dr. Preuß: Historisch genetische Studie über die ehemalige Kampfstoff-Füllstelle in der Heeres-Munitionsanstalt St. Georgen"


Weitere Informationen ergeben sich aus einem bereits an anderer Stelle zitierten Protokoll aus dem Bundestag 1995

Deutscher Bundestag: Drucksache 13/2733 vom 24.10.1995
Kleine Anfrage der Abgeordneten Ulrike Höfken, Steffi Lemke, Dr. Jürgen Rochlitz und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/13/027/1302733.asc

"Von den bis zum Kriegsende hergestellten 70 000 Tonnen Kampfstoffen wurden bis Kriegsende etwa 58 000 Tonnen in Bomben und Granaten verfüllt. 12 000 bis 14 000 Tonnen flüssige, chemische Kampfstoffe verblieben bei Kriegsende in sechs großen chemischen Munitionsanstalten und -lagern:
-- St. Georgen in Bayern,
Vier der ehemaligen Lagerstandorte befinden sich heute in einer Nutzung bzw. in unmittelbarer Nähe von Wohngebieten:…..
-- In St. Georgen sind die Lagerzisternen und die direkt daneben befindlichen Verbrennungszisternen mit Gebäuden überbaut, die von der Firma Siemens genutzt werden

1. Wieviel flüssige Kampfmittel (Schwefel-Lost und arsenhaltige Kampfmittel) lagerten 1945 in Deutschland und den sechs genannten Lagerstandorten?.....
St. Georgen in Bayern
Nach den vorliegenden Unterlagen existierten im Jahr 1945 insgesamt sieben Zellen mit Schwefel-Lost (2,2'-Dichlordiethylsulfid) mit je ca. 1 000 m3 Fassungsvermögen. Es wird davon ausgegangen, daß die Zellen gefüllt waren. Sie waren mit einem Pumpensumpf ausgestattet.

2. Wie sind diese Kampfmittel entsorgt worden, und gibt es Aufzeichnungen über die vernichteten Mengen?
St. Georgen in Bayern
Der Inhalt der sieben Kampfstoffzellen wurde verbrannt. Der Verbrennungsofen befand sich in unmittelbarer Nähe der in Reihe angeordneten Zellen. Nach Abschluß der Verbrennungsarbeiten wurde das kontaminierte Erdreich im Umgriff des Verbrennungsofens Anfang des Jahres 1949 abgetragen, in einem eigens dafür ausgehobenen Graben entsorgt und mit einer kompakten Erdabdeckung versehen. Nach einem Bericht der amerikanischen Militärregierung vom 7. Januar 1949 wurden ca. 7 400 t Kampfstoffe durch Verbrennung vernichtet. In Granaten abgefüllte Kampfstoffe wurden nach Italien und überwiegend nach Norddeutschland abtransportiert und ins Meer -- vornehmlich in die Ostsee -- versenkt.

25. Wie sieht der aktuelle Stand der Sanierung in St. Georgen aus, und wie sind die Kampfstoffmittelreste gesichert?

In den Wintermonaten 1975/76 und 1976/77 wurden die an drei Stellen innerhalb des Betriebsgeländes der Firma Siemens entdeckten Lostkampfstoffreste, die offensichtlich aus den seinerzeitigen Vernichtungsmaßnahmen stammten, geborgen. Die Entsorgung dieser Überreste erfolgte auf dem Gelände des Sprengkommandos Ingolstadt des Kampfmittelbeseitigungsdienstes.
Im Jahr 1985 erfolgte eine Untersuchung des Sportplatzes, der über einer ehemaligen Kiesgrube errichtet wurde. Diese Kiesgrube war im Rahmen der o. g. Vernichtungsmaßnahmen mit sämtlichen Metallrückständen und zum Teil kontaminierten Bauschuttmaterialien der MUNA St. Georgen verfüllt worden. …..Ein Lageplan über das Gelände der MUNA St. Georgen vom 1. Juli 1949 mit Eintrag der Kiesgrube mit kontaminiertem Abraum, des Lagerplatzes verunreinigter Fässer und Bomben und gesprengter Bunkerliegt vor. Den vorstehend genannten Untersuchungsmaßnahmen von 1975 bis 1977 sowie 1985 ist dieser Lageplan zugrunde gelegt."



Grüsse
bettika
„Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“ George Santayana

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