Bombardierung Ford Werke

Gerüchte, Geschichten, Utopien
Gesperrt
radar
Forenuser
Beiträge: 245
Registriert: 26.08.2006 21:17
Ort/Region: Gangelt

Re: Bombardierung Ford Werke

Beitrag von radar » 13.05.2020 23:04

@ Josch,
Die US Bomber waren außerhalb des Wirkungsbereiches der 2cm Flak.
Schussweite 4800 m
Schusshöhe 3700 m
Zerlegergrenze 2200 m

Tiefflieger hatten damit ein Problem aber nicht die Bomber.
Gruß
Radar

Josch
Forenuser
Beiträge: 82
Registriert: 29.12.2019 22:32
Ort/Region: Nettetal

Re: Bombardierung Ford Werke

Beitrag von Josch » 13.05.2020 23:24

Danke Radar,

"Fliegt sich Flieger hoch in Luft macht die Flak nur Puff, Puff, Puff", ich glaub das war so ein Spruch damals.

Mir war schon klar, 2cm war was für Tiefflieger. Die gab es ab 1943 reichlich im Zielgebiet, komisch das keiner der
Piloten es bis Ford am Rhein geschafft hat. Wie strikt war die Befehlslage für die Piloten?

Beste Grüße

Josch
Forenuser
Beiträge: 82
Registriert: 29.12.2019 22:32
Ort/Region: Nettetal

Re: Bombardierung Ford Werke

Beitrag von Josch » 14.05.2020 23:04


Bertill
Forenuser
Beiträge: 193
Registriert: 05.05.2017 17:38
Ort/Region: Niederlande

Re: Bombardierung Ford Werke

Beitrag von Bertill » 15.05.2020 18:36

Moin, moin.

Heute hab ich das Buch zuhause bekommen, "General Motors und die Nazi's".
Erstmal lesen, dieses Wochenende.

Josch, danke fur die Link.

Bitte schau mal dieses Link an,

https://books.google.nl/books?id=fHYh1Q ... w2&f=false

Mit freundliche grusse,
Bertill.

Josch
Forenuser
Beiträge: 82
Registriert: 29.12.2019 22:32
Ort/Region: Nettetal

Re: Bombardierung Ford Werke

Beitrag von Josch » 15.05.2020 23:08

Sehr verehrter Herr Aders, und ins Forum

gerne übersende ich Ihnen die Zielkarte komplett, per PN, des lieben Copywrights wegen, dort ist
eine Datumsangabe von 1942.

Ich denke, das man auf Allierter Seite sehr früh die rechtlichen und auch moralischen Konsequenzen für die eigene Bevölkerung bei der Bombardierung internationaler Firmen im Ausland erkannt hat. Spätestens nach der Bombardierung von Ford Paris und Ford Antwerpen wird man in der Ford Firmenspitze gezetert haben, etc. Eisenbahngelände war damals und ist auch heute noch exterritoriales Gelände, sozusagen Staatsbesitz. Von daher gelten die Luftangriffe zunächst der Infrastruktur. Logistik eben, ein Werk ohne Werkstoffe ist nutzlos, aber versichert.

Für Ford Köln gab es drei Zulieferverkehrswege. (die fehlen auf der Zielkarte). Wie sie schon sagten, beim späten Angriff im Oktober 1944 wurden Merkenich, Niehl, Riehl und Longerich getroffen. Erstaunt hat mich dabei zunächst Merkenich, (Sie schrieben: der Verband ist rechts vom Ziel abgewichen, durch Wind und hat seine Bomben auf Merkenich und Longerich abgeworfen.) nördlich Ford, aber Merkenich war über die Fähre Hitdorf-Langel direkt mit dem Ruhrgebiet verbunden und in den späten Kriegsjahren wahrscheinlich die sicherste Art der Anlieferung nach Ford. (15 Lkw pro Fährfahrt). Das Bahngleis führte, wenn es damals denn noch funktionierte, bis Niehler Hafen, entlang des Niehler Damm zum Fordwerk, bzw. bis zum nördlichen Teil des Güterbahnhofs südlich von Longerich (Bahnausbesserungswerk) über einen Abzweig bis Niehler Hafen und Fordwerk. Der größte Schaden bei Ford entstand wohl durch herabfallende Splitter von Flakgranaten im Laufe des Krieges, abgesehen von dem Artilleriebeschuß 45.

Was mir bis Dato fehlt, sind authentische Mission details für allierte Einsatze im Kölner Norden und Ford explizit. Wenn ich das briefing der allierten Piloten richtig verstanden habe, geht es in etwa in der Reihenfolge: Wetter, Flugroute, Zielpunkt, spezielles Ziel im Zielbereich, Dienste-Besonderheiten, Rückflug. Das muss doch dokumentiert und zu finden sein?

Beste Grüße

Benutzeravatar
zulufox
Forenuser
Beiträge: 3717
Registriert: 02.10.2006 09:53
Ort/Region: In der Nähe des Urpferdchens
Kontaktdaten:

Re: Bombardierung Ford Werke

Beitrag von zulufox » 16.05.2020 10:44

Hallo Josch,

die mission reports u.a. der 8th U.S.A.A.F. sind alle fein säuberlich bei der Air Force Historical Research Agency archiviert: https://www.afhra.af.mil/.

Fröhliches Suchen
Zf :holy:
Demosthenes (384 - 322 v. Chr. Athen)
"Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr."

Bertill
Forenuser
Beiträge: 193
Registriert: 05.05.2017 17:38
Ort/Region: Niederlande

Re: Bombardierung Ford Werke

Beitrag von Bertill » 17.05.2020 02:07

Moin, moin.

Weil ich warte auf meine freundin (Nachbar gefallen und muste nach Hospitaal)
habe ich dieses sehr interessanter dokument gefunden, Ford Werke AG is auch darin.

The United States Strategic Bombing Survey, Cologne Field Report.

https://drive.google.com/file/d/14MfkE0 ... RCFTT/view

Mit freundliche grusse,
Bertill.

g.aders
Forenuser
Beiträge: 419
Registriert: 04.05.2013 10:25
Ort/Region: Altenberge

Re: Bombardierung Ford Werke

Beitrag von g.aders » 17.05.2020 20:53

Guten Abend, Josch und Kollegen,

morgen melde ich mich mal wieder ausführlicher.
Josch, bitte den Target Plan von Köln als PN zusenden.
Bertil: Der Cologne Field Report ist mit gewisser Vorsicht als Quelle zu benutzen, denn bei verschiedenen Interrogations wurde den jungen US-Offizieren so mancher Bär aufgebunden.

Beste Grüße zum Rest W-E
Euer
Aders

Bertill
Forenuser
Beiträge: 193
Registriert: 05.05.2017 17:38
Ort/Region: Niederlande

Re: Bombardierung Ford Werke

Beitrag von Bertill » 17.05.2020 23:56

Moin, moin.

Herr Aders, zum erganzung bitte, wie jung wahren die US Offizieren wolche dieses report gemacht haben?
Und wolche hintergrund und Ausbildung?

Mit freundliche grusse,
Bertill.

g.aders
Forenuser
Beiträge: 419
Registriert: 04.05.2013 10:25
Ort/Region: Altenberge

Re: Bombardierung Ford Werke

Beitrag von g.aders » 18.05.2020 18:29

Hallo Josch und andere,
Sind meine Dateien Flakabschüsse, Batterien und Materialsammlung VM12 als PN angekommen? Bestand Porz, M 12 ist die Signatur im Hist.Archiv Köln für meine Materialsammlung Köln im 2. Weltkrieg. Sie hat den Einsturz des Archiv 2009 überlebt, da sie nicht im Magazinbau gelagert war. Darin befinden sie zahlreiche Dokumentkopien über Ford als Zielobjekt und die Angriffe – die Signaturen des US-Nationalarchivs stehen darin.
Nochmal in Kürze zur der angeblichen Verschonung von Kapitalzielen – das gehört zu den vielen Luftkriegslegenden.
Zunächst: Es gab in Deutschland keine AG, in der nicht ausländisches Geld steckte- ergo: Bei jedem Luftangriff wurde Eigentum der Anleger und Aktionäre vernichtet und das waren dem britischen Ministerium für Wirtschaftskriegsführung und dem amerikanischen Board of Economic Warfare und dem Zielinformationskomittee (zu dem hochrangige Wirtschaftsfachleute gehörten) scheißegal.
Dann: Basierend Auf den Thesen einiger Luftkriegstheoretiker, vor allem Douhet, war der Krieg der Zukunft allein durch den Luftkrieg zu gewinnen. Durch gezielte vernichtende Angriffe auf die Luftrüstung des Gegners, auf die Energieversorgung und das Verkehrswesen werden seine Widerstandskraft gelähmt, wenn dann dazu Angriffe auf die Bevölkerung kämen, würde die Moral des Gegners unterminiert und das Volk würde seine Führer zwingen, Frieden zu schließen.
Folglich gebe es keine großen Landschlachten mehr erst recht keine Grabenkriege wie im I. WK. Man könne sich daher auch Luftangriffe auf Panzer- und Geschützfabriken ersparen.
Die britische Luftwaffe arbeitete vor 1939 16 Szenarien für einen Luftkrieg gegen Deutschland aus. Nr. 1 betraf Angriffe gegen die deutsche Luftwaffe – sowohl auf Infrastruktur als auch auf Luftrüstungsindustrie. Ein Kuriosum der Western Air Plan 11: Inbrandsetzung der deutschen Wälder, insbesondere des Schwarzwalds, um die deutsche-romantische Seele zu treffen.
Nach den ersten schlechten Erfahrungen mit Tagesangriffen setzte die Führung des britischen Bomber Commands auf Nachtangriffe gegen Städte, und das machte – wenigstens theoretisch – Sinn: Bei einem Großangriff auf eine Stadt würde nicht nur Wohnraum vernichtet, sondern auch Geschäfte, Schulen, Kindergärten, Dienstleistungeinrichtungen jeder Art, Einrichtungen der Gesundheitsvorsorge, Krankenhäuser, Sportstätten, Verkehrseinrichtungen usw. usw. Kurzum: Die Funktionsfähig einer Stadt als komplexes Gebilde aus Industrie, Handwerk, Handel, Verkehr, Verwaltung und Kultur wäre zumindest angeschlagen, wenn nicht ausgeschaltet.
Anfängliche britische Überlegungen galten auch der Ausschaltung der Stromversorgung: Kohlekraftwerke, vor allem die westlich von Köln, Talsperren. Wurde gestrichen, da a) bei Nacht kaum zu finden, b) die Schweiz war bereit, sofort die fehlenden Strommengen zu liefern!
Die Amerikaner setzten von vornherein auf Tagesangriffe gegen Ziele der Luftrüstung. Das waren aber keine Präzisionsangriffe, sondern Flächenangriffe mit einem Objekt in der Mitte des Bombardements.
Übrigens gibt es parallel zu den Stories über das „Verschonen“ von „Kapitalzielen“ solche, die von der gezielten Vernichtung von Industrieanlagen auf dem Gebiet der späteren SBZ bzw DDR berichten – angeblich wussten die Amis schon 1943, welche Gebiete Deutschlands später dazu gehören sollten. Deswegen hätten sie schon ‚43 die Flugzeugwerke in Mitteldeutschland bombardiert und im August ‚44 die Opelwerke Brandenburg (GM-Eigentum!) vernichtet, damit die Russen später nicht von der deutschen Industrie profizieren könnten.
Zu Ford: In einer Publikation, ich glaube, es war „Working for the enemy“, stand, dass der Chef von Ford Köln, während des Krieges in Spanien und Portugal Kontakt zu US-Botschaft aufgenommen habe und über sie zur Zentrale in den USA, und da sei es um das Aussparen des Werks von Angriffen gegangen. Halbwahrheit. Wahr ist, dass Direktor Schmidt die Ford-Niederlassungen in Spanien und Portugal kontaktierte hatte – es ging um Warenlieferungen nach Deutschland -, die dortigen Botschaften sich über die Gespräche berichten ließen und das in die USA kabelten. Ich habe in den USA die Fernschreiben (sowohl die vertschlüsselten als auch die decodierten Texte) gesehen – war nix mit Geheimabsprachen.

Briefings: Die für die einzelnen Squadrons wurde mit Ausnahme von einige Musterstücken nicht archiviert - das wäre ein Riesenberg Papier geworden. Archiviert wurden die seitenlangen und bis ins kleinste detaillierten Befehle für die jeweiligen Missions. Sie enthalten – Bombenzuladung, Startzeiten für Bomber und Jäger, Reihenfolge der Verbände, Sammelpunkte, Kursangaben, Wendepunkte, Ablaufpunkte für Zielanfluge, Haupt-und Ausweichziele, Rendezvouspunkte mit Jägern, Funkrufzeichen, Wetter, Flakzonen, und vieles andere mehr.
Uff, das reicht für heute.

Bertil: Soweit ich damals ermitteln konnte, war der federführende Major 26 Jahre alt, 2 Captains 24 Jahre.
Beste Grüße
Ihr
Aders

Gesperrt