Bombardierung Ford Werke

Gerüchte, Geschichten, Utopien
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g.aders
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Re: Bombardierung Ford Werke

Beitrag von g.aders » 09.05.2020 11:18

Guten Tag,
(ich habe was gegen das pseudo-friesische „Moin“ – dass das in vielen Foren immer mehr Verbreitung findet macht den Unsinn nicht besser, ebenso wenig das in meinen Augen plump-vertrauliche Duzen).
Also zur Sache:
Den Rüffel, nur auf eigene Veröffentlichungen hingewiesen zu haben, nehme ich zur Kenntnis – aber eine Eigenwerbung lag mir aber fern. Ich war nur alters- und krankheitsbedingt (Schlaganfall vor ein paar Jahren) zu faul, mich ausführlich zu der Problematik zu äußern. Das will ich jetzt Schrittweise nachholen.
Fangen wir mal mit dem Gerücht der „Verschonung“ der Fordwerke an.
Etwa 40 Jahre lang habe ich mich mit dem Luftkrieg im Raum Köln/Bonn befasst und nebenher mit Gerüchte und Legenden in Verbindung mit dem Luftkrieg.
Nachweislich wurden im 2. WK einige wichtige Großbetriebe entweder gar nicht bombardiert oder erlitten recht geringe Schäden.
Eine Auswahl:
- Ford Köln
- Felten und Guilleaume Köln (Kabelwerk)
- Kraus-Maffei München-Allach
- Stahlwerke Röchling Völklingen
- Opel Rüsselsheim (Im Gegensatz zum zerstörten Werk Brandenburg)
- IG Farben Höchst
- -IG Farben Bayer Leverkusen
- IG Farben Gersthofen bei Augsburg
- Rheinmetall Borsig Sömmerda
- Akkumulatoren Fabrik Hannover
- Bis 1944: Leuna Halle
Das führte dazu, dass schon im Krieg Gerüchte entstanden, warum diese Fabriken verschont wurden. Eines erwähnt David Irving bereits 1967 in „Der Traum von der deutschen Atombombe“: Der IG-Farben Direktor Bütefisch habe bei einem Besuch von Physikern in Leuna von einem „gentlemen’s agreement zwischen den deutschen und amerikanischen Schwerindustrien berichtet…, durch das sichergestellt werden solle, dass die deutschen Hydriewerke, in die die Angelsachsen erheblich investiert hätten, nicht zerstört würden.“
Die meisten Gerüchte oder Stories aber scheinen erst nach 1945 in Umlauf gekommen zu sein.
Bezüglich Ford: Kölner berichteten von einem pensionierten Colonel, der in jungen Jahren Adjutant bei Eisenhower war, und der habe von einem Besuch von Ford jr. in Eisenhowers Hauptquartier in England erzählt, wo Ford auf einer Deutschlandkarte auf Köln gezeigt und gesagt habe „Here is my factory – don’t hit it“. (Zum Wahrheitsgehalt: Henry Ford jr. ist nie in England bei Eisenhower gewesen).

Fast gleichlautende Geschichte aus Höchst – nur dass der Besucher bei Eisenhower jemand aus dem Du Pont-Konzern gewesen. Andere „Begründungen“: Dort sei Tropen-Medizin entwickelt wurden, die via Schweiz an die USA geliefert worden, um sie bei den US-Truppen im Pazifik einzusetzen. Oder noch hirnrissiger: Höchst habe ein Entlaubungsmittel erfunden, sozusagen Vorläufer von „Agent Orange“, an dem die US Army großes Interesse gehabt habe.
Sömmerda: Hier habe IBM interveniert, da man Interesse an dem weiterentwickelten Hollerithverfahren habe.
Felten und Guilleaume: Weil es zum luxemburgischen Arbed-Konzern gehört habe (wurde erst 1969 übernommen)
Gleiches von Röchling – wurde erst 1982 von Arbed übernommen.
Opel Brandenburg: Da habe GM zugestimmt, weil das Werk in der künftigen SBZ liege, konnte dafür weitgehend Rüsselsheim vor der Zerstörung bewahren.
Das fürs erste weiteres kommt noch.
Beste Grüße
Gebhard Aders

g.aders
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Re: Bombardierung Ford Werke

Beitrag von g.aders » 09.05.2020 12:26

Guten Tag,
Josch hatte gefragt, warum die RAF nicht früher Ford anggriffen hat.
Da muss ich etwas weiter ausholen:
Die britische Luftwaffe legte zwei Arten von Zielkarten an, die ständig verbessert wurden: die Zielinformationskarten und die Zielkarten. In die Zielinformationskarten – Target Information Sheet - waren kriegswichtige Ziele wie Industrien, Bahnhöfe, Flugplätze, Häfen usw. eingetragen, versehen mit einem Buchstaben/Nummern-Code, der für bestimmte Zielkategorien stand, z. B. für Flugplätze, Bahnhöfe, Motoren- oder Chemiewerke, und dazu gab es auf Sonderseiten Informationen über die geographische Lager der Stadt, ihre Einwohnerzahl, ihre Bedeutung als Verwaltungs-, Verkehrs- und Industriestadt, dann Angaben über die Bedeutung der Industrieben inklusive von Produktionsziffern. Als einzige militärische Einrichtungen sind der Flughafen Butzweilerhof und der Jagdfliegerhorst Ostheim vermerkt.
Diese Informationskarten auf der Basis älterer deutscher Messtischblätter waren für die deutschen Großstädte sehr genau, zumindest für den Bereich der Kernstadt. Die Kölner Fordwerke lagen so weit außerhalb, dass sie auf den ersten Blättern gar nicht eingezeichnet waren – sie lagen auf der Zielinformationskarte von Leverkusen. Die Karten weniger wichtige Regionen,z. B. für den Raum zwischen Porz und Bonn, weisen einerseits erhebliche Ungenauigkeiten auf- so war in Porz noch das in den 20er Jahren abgebrochene Hochofenwerk Adelenhütte eingetragen -, andererseits hatte man viele „Verlegenheitsziele“ vermerkt wie die Hauptpost in Bonn. Die Zielinformationen wurden 1942/43 zu besonderen Handbüchern zusammengefasst, den sogenannten Bomber’s Baedeker.
Dem britischen Bomber Command kam es nicht darauf an, einzelne Werke auszuschalten (die Bemühungen, 1940/41 bei Nacht z. B. Treibstoffraffinerien zu finden und zu treffen, waren gescheitert. Die Vernichtung von Stadtzentren mit aller Infrastruktur schien erfolgreicher zu sein. Also Ausschaltung von Wohn- und Lebensmöglichkeiten, Dienstleistungseinrichtungen, Nahverkehr, Einkaufsmöglichkeiten, Arztpraxen, Krankenhäuser usw.
Ford lieferte nach Opel die meisten mittleren Lkw an die deutsche Wehrmacht. Wie Ford an die Aufträge gekommen war, müsste noch untersucht werden, denn der Achtzylindermotor, der für einen Pkw entwickelt worden war, bereitete bereits vor dem Krieg den zivilen Nutzern erhebliche Sorgen, im harten Wehrmachtsbetrieb versagte er völlig.
Als das britische Ministerium für Wirtschaftskriegsführung 1940 Listen über die Bedeutung deutscher Fabriken für die Kriegsführung aufstellte, rangierten die Hersteller von Kraftfahrzeugen sehr weit hinten, sie waren also keine wichtigen Ziele für die Royal Air Force. Zwar wird 1942 in den britischen Zielinformationen Ford als „sehr kriegswichtig“ eingestuft, aber die Fabrik in Niehl lag weit außerhalb der städtischen Kernbebauung, also außerhalb des üblichen Angriffsbereichs, außerdem gehörte die Fabrik bis 1944 zum Zielgebiet Leverkusen.
Für die US-Luftstreitkräfte galt lange Zeit, da sie den Grad der Motorisierung des deutschen Heeres als sehr gering einschätzten, Kfz-Werke also kein vordringliches Ziel waren, außerdem hatte der Nachrichtendienst ermittelt, dass die Fahrzeugindustrie in Deutschland und den besetzten Ländern so verzweigt war, dass eine „Querschnittslähmung“ durch Angriffe auf bestimmte Werke als unmöglich erschien.
Im Sommer 1944 gerieten die deutschen Fahrzeugfabriken doch ins Visier der US-Luftstreitkräfte. Am 27. September sollte erstmals Ford-Köln bombardiert werden, da der Angriff ein Fehlschlag war, sollte durch neue Einsätze am 2, 14., 15., 17. und 18. Oktober die Werke vernichtet werden.
Dass dies nicht gelang, lag an der unflexiblen Führung der US-Luftstreitkräfte. Es war eine Standardvorschrift, dass nur strategische Bomber eine Fabrikanlage angreifen durften du dies ausnahmslos unter guten Sichtbedingungen mit der optischen Zielvorrichtung zu geschehen hatte. War die Sicht durch Wolken verdeckt, waren Zweitziele zu bombardieren, die mit Hilfe eines Bordradars zu finden waren. Selbst bei der schlechten Bildschirmauflösung der damaligen Geräte wären die Fordwerke gut zu erkennen gewesen, aber da machten die Stabsoffiziere der 8. US-Luftflotte keine Ausnahme.
Lediglich am 2. Oktober war die Sicht einigermaßen gut, aber im Endanflug verdichtete sich die Wolkendecke, das Ziel verschwand und der Bombenschütze des Führungsflugzeugs machte eine minimale Fehlberechnung über die Stärke des Westwinds. So flog der Verband knapp westlich an der Fabrik vorbei und lud seine Bomben auf Longerich und Merkenich ab.
Bei den nächsten vier Angriffen trat die Regelung ein, dass die unter fast geschlossener Wolkendecke liegenden Fordwerke nicht anzugreifen waren, sondern die Bahnhöfe als Zweitziele.
Am 18. Oktober wollte die 8. Luftflotte mit einem Präzisionsangriff die Fabrik zerstören. 118 Flugzeuge starteten, bei jeder Squadron flog eine B-17 mit dem Navigationsgerät G-H an Bord, damit mussten die Fabrik zu finden sein. Doch diesmal funktionierte die Technik nicht, ein Sender versagte und so warfen die Bomber auf gut
Glück ihre Last ab, wieder wurden nur Merkenich, Niehl und Riehl getroffen; auf den im letzten Augenblick als Ausweichziel angegebenen Verschiebebahnhof Nippes fielen keine Bomben.
Die 8. Luftflotte stellte nun die Angriffe auf Ford ein. Die Luftbildauswertung ergab zwar, dass das Werk kaum einen Kratzer abbekommen hatte, aber die Produktion offensichtlich eingestellt worden war, denn über die Kölner Verschiebebahnhöfe lief kein Nachschub mehr.

Quellen waren in der von mir angelegten im Hist. Archiv der Stadt Köln im Bestand Porz angelegten Materialsammlung M 12/29, 32, 153, 167, 157, 161-163, 198, 216, 223. Die sind zwar nicht beim Einsturz verlorengegangen, aber immer noch nicht zugänglich.
Beste Grüße
Gebhard Aders

g.aders
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Re: Bombardierung Ford Werke

Beitrag von g.aders » 09.05.2020 13:01

Ach ja, die Quellen: Es sind Kopien aus den Nationalarchiven in GB und USA - wenn gewünscht, suche ich die dortigen Signaturen raus
Beste Grüße
G. Aders

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Re: Bombardierung Ford Werke

Beitrag von MikeG » 09.05.2020 14:03

Da man normalerweise mit der Grußformel beginnt, tue ich das auch - und kommentiere dann zunächst auch diesen Teil:

Moin!

Ich stamme aus und lebe in Norddeutschland und (nicht nur) hier sagt man zur Begrüßung ""Moin". Mir das untersagen zu wollen, wäre schlicht unverschämt, es als minderwertig abzukanzeln, beleidigt und diskriminiert die Bewohner eines erheblichen Teils Deutschlands - was nicht nur unverschämt, sondern auch arrogant wäre.

Hier im Forum treffen sich Menschen aus allen Teilen der Republik und zum Teil anderer Länder und bisher gab es selbstverständlich kein Problem damit, dass der Eine "Servus", der Andere "Moin", ein Weiterer vielleicht "Hello" und ein Vierter vielleicht "Guten Tag" benutzt. Womit wir dann auch bei den Umgangsformen des Forums wären: Wir verwenden hier von Beginn des Forums das kollegiale "Du", weil es viele Dinge vereinfacht, ohne dass damit weniger Respekt gegenüber anderen Menschen verbunden sein muss (Es gibt nicht wenige Sprachen, die diesen Unterschied nicht einmal kennen). Das Duzen ist nicht nur in Punkt 6.1 der Nutzungsbedingungen ausdrücklich gesagt, man könnte es nach sieben Jahren Mitgliedschaft hier sicher auch so bemerkt haben. Vielleicht gefällt Dir das nicht so gut, aber jede Gemeinschaft braucht Regeln, die dann auch für alle Beteiligten gelten müssen. Glücklicherweise ist aber niemand gezwungen, Teil einer Gemeinschaft zu sein, in der es ihm oder ihr nicht gefällt.

Zurück zu den Ford-Werken und den Gerüchten um bestimmte Industriebetriebe: Herzlichen Dank für die interessante Darstellung zum Thema, zu dem wir jetzt bitte zurückkehren wollen.

Mike

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Zwackelmann
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Re: Bombardierung Ford Werke

Beitrag von Zwackelmann » 10.05.2020 09:17

Hallo allerseits,

Ich finde die Auskunft von Gebhard - meinetwegen gerne Herrn Aders - sehr erschöpfend und hoffe auf weitere derart fruchtbare Beiträge! Auch wenn ich Käufer seiner Bücher bin, ist der direkte Kontakt doch oftmals sehr ersprießlich.

Schönen Gruß, Thomas!
Ich bin mal wieder gesperrt, Ihr habt das super im Griff...

Josch
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Re: Bombardierung Ford Werke

Beitrag von Josch » 10.05.2020 20:20

ford_koeln Kopie.jpg
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

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Re: Bombardierung Ford Werke

Beitrag von Josch » 10.05.2020 22:21

Sehr verehrter Her Aders,

ich musste das erstmal sacken lassen. Die map ist vom ersten 1000 Bomber Angriff auf Köln1942, Ziel alter Güterbahnhof. Auch Sie sehen die Fordwerke ohne jede Anbindung an irgendwelche Infrastruktur?

Josch
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Re: Bombardierung Ford Werke

Beitrag von Josch » 11.05.2020 11:34

Sehr verehrter Herr Aders,

zunächst vielen Dank für Ihren ausführlich Beitrag und die damit verbundene Mühe. Allerdings befeuern sie dennoch den Grundgedanken, es bleibt ein Beigeschmack. Das Kraus Maffei (meines Wissens Panzerbau) auch zu den „verschonten“ gehört unterstützt die These doch. Wie Ford zu den Aufträgen gekommen ist entzieht sich meiner Kenntnis, auf jeden Fall hat man offensichtlich Geld verdient. Irgendwo habe ich gelesen, das sogar die Nazis eine Entschädigung für Kriegsschäden an Ford bezahlt haben sollen?

Die RAF Karte von 1942 zeigt das Zielgebiet mit den Einträgen der Anlagen am Militärring. Am Butzweilerhof ist für mein Gefühl die Startbahn (die heutige Autobahntrasse) dargestellt. Wie gesagt; ich finde es erstaunlich das Ford frei von jeder Infrastruktur ist. Ein Overlay mit einer heutigen „Google maps“ Karte in Photoshop zeigt die in der Tat hohe Präzision der Zielgebietskarte.

Neu war mir die Standardvorschrift, wo nach nur Bomber mit Zielgerät Fabriken angreifen durften. Was man im deutschen wohl als „Freie Jagd“ bezeichnet hat, gab es bei den Allierten nicht?

Skeptisch macht mich auch das die Allierten erst September 1944 Ford in die Planung nahmen, sozusagen als man die Katze längst im Sack hatte. (Als General Kammhuber sich 1943 nach Norwegen versetzen ließ, war nicht nur den deutschen Militärs klar, das der Krieg nicht zu gewinnen ist). In der Tat brauchte man da Ford gar nicht mehr zu zerstören, da die Zulieferung weder über den Rhein noch die Schienenwege funktionierte, respektive die Zulieferer überhaupt noch liefern konnten.

Überdies war zu diesem Zeitpunkt die deutsche Luftabwehr bereits geschwächt. Die kurze Anflugdistanz über Feindgebiet wäre ein Vorteil gewesen. Von der metrologischen Seite, bzw. den anderen, nicht zum Ziel führenden Umständen bleibt das wohl ein Rätsel.

Sicherlich wissen Sie und Herr Karpf mehr über die „briefings“ der Allierten Piloten? Wenn das Zielgebiet erklärt wurde, gehörte da doch auch sicher dazu, welche Gebiete „verschont“ bleiben sollten. Meines Wissens gibt es doch Karten auf denen z.B. Krankenhäuser markiert sind, um sie als Ziel auszuklammern.

Abschließend zu den „Gerüchten“. Natürlich ist es so das die Nazis von Kreisen der Wirtschaft und Banken finanziert wurde, da liegt es doch nahe zu vermuten, das deren Einfluß beidseits des Atlantiks in die strategische Planung aufgenommen wurde. Das die Dienste, die propagandatechnische Verarbeitung im Blick haben setzte ich mal als selbstverständlich voraus. Das passiert ja heute noch, wenn der Jugend der zweite Weltkrieg mittels TV vermittelt wird, oder? Beste Grüße

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Re: Bombardierung Ford Werke

Beitrag von Bertill » 11.05.2020 18:04

Moin, moin.

Sehr interessanter geschichte.

Zum Opel, 100% General Motors, siehe mal diesen Links an.

https://www.welt.de/print-wams/article1 ... etzte.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Henry_Ashby_Turner

https://portal.dnb.de/opac.htm?method=s ... =120513102

Mit freundliche grusse,
Bertill.

Edit, Das Buch, General Motors and the Nazis : the struggle for control of Opel, Europe's biggest carmaker, 2005, Henry Ashby Turner
gefunden, und gleich bestelt, 18,00 Euro und Versandkosten.

g.aders
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Re: Bombardierung Ford Werke

Beitrag von g.aders » 11.05.2020 19:43

Guten Tag, Josch,
vielen Dank für Ihre Antwort.
Zu der beigefügten Karte: Die gehört nicht zum 1000-Bomber-Angriff, sondern war eine Ziel-Info für den Angriff auf den Verschiebebahnhof Gereon am 21. April 1944. Diese Karten waren für die Navigators in mit H2S-Radar ausgerüsteten Bombern gedacht, die die Bildschirmanzeige mit der Karte vergleichen konnten. Und das H2S kam erst 1943 zum Einsatz.
Stichwort ausländisches, besonders US-Kapital in deutschen Industrieunternehmen: In den 1920er Jahren, kurioserweise auch während der Weltwirtschaftskrise vergaben US-Banken große Kredite für neue Industrieanlagen in Deutschland, auch für den Erwerb deutscher Firmen. Dazu zählten in erster Linie Hydrierwerke, überhaupt Chemische Industrie im weitesten Sinn, aber auch kleinere Betriebe wie die Nagel-Werke in Stuttgart durch Kodak.
Bevor die Banken die Kredite gaben, ließen sie sich ausführliche Dossiers samt Plänen von den geplanten Maßnahmen geben – die dienten im Krieg den US-Streitkräften zur Anfertigung von Zielkarten! Allerdings erschienen auf den bei US-Banken verwahrten Unterlagen nicht während der Bauphase entstandenen Änderungen. So stimmen z. B. die Angaben auf den Zielkarten für Bayer Leverkusen vorn und hinten nicht.
Was die Zielprioritäten der alliierten Luftstreitkräfte betrifft, empfehle ich das Werk von Olaf Groehler, Bombenkrieg gegen Deutschland und die Beiträge von Horst Boog in „Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg“, Band 6 und Band 7, heranzuziehen – am besten in der Stadtbibliothek über Fernleihe bestellen. Der Hinweis auf meine eigenen Veröffentlichungen über Köln, in denen ich auf ´die Zielprioritäten eingegangen bin, stößt ja auf den Unmut des Chief-Moderators.
Einsatzverfahren der US-Army Air Forces: Sie wie auch die US-Land- und Seestreitkräfte operierten nach strikter Befehlstaktik im Gegensatz zur deutschen Auftragstaktik, die den Verbandsführern wenig oder gar keine Entscheidungsfreiheit ließ. Wenn eben grundsätzlich Industrieziele nur bei Sicht anzugreifen waren und Wolken das Ziel verdeckten, konnte der Verbandsführer nicht entscheiden: Angriff mittels Bord-Boden-Radar.
„Freie Jagd“ gab es durchaus für die Begleitjäger, und zwar nachdem beim Einflug eng bei den Bombern bleibend ihren Begleitschutzauftrag erfüllt hatten.
Über die verpassten Möglichkeiten des Britischen Bombercommands, 1944 die Fordwerke auszuschalten, komme ich in einem anderen Beitrag zurück.
Übrigens gab es keine Karten, auf denen Krankenhäuser oder Kulturdenkmale eingetragen, die zu verschonen waren. Auch wurden in den "briefing" nicht darauf hingewiesen.

Beste Grüße
Gebhard Aders

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