Weserflug-Werke

Rüstungsindustrie, Waffen- und Munitionsproduktion, Munitionsanstalten, Tanklager, Depots, U-Verlagerungen etc.
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erlenmeier
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Weserflug-Werke

Beitrag von erlenmeier » 17.01.2011 16:48

Moin zusamm´!

Wer kann mir Informationen über die Weserflug(zeug)-Werke in Einswarden bei Nordenham und Lemwerder geben?

Bisher habe ich bei Wikipedia Folgendes gelesen.

Zitat:"Zur Erschließung eines neuen Geschäftsbereichs außerhalb des Schiffbaus wurde die Weser-Flugzeugbau GmbH 1934 vom Mutterkonzern der AG „Weser“, Deutsche Schiff- und Maschinenbau Aktiengesellschaft (DeSchiMAG), gegründet. Im Zweiten Weltkrieg war Weserflug der viertgrößte Flugzeughersteller des Deutschen Reiches.

Adolf Rohrbach wurde 1935 technischer Direktor von Weserflug in Lemwerder, die 1936 ihre Produktion startete. Seine Arbeitsgebiete waren die Drehflügler VTOL

1934 übernahm Weserflug die Rohrbach Metallflugzeugbau GmbH, Berlin. Im Herbst 1942 erhielt die WFG die stillgelegten Rabsteiner Fabriken bei Böhmisch Kamnitz im Sudetenland als Produktionsstätte für Flugzeuge und Waffen zugewiesen. Im Juli 1944 begann durch Häftlinge des Außenlagers Rabstein des KZ Flossenbürg unter dem Decknamen Zechstein die Anlegung eines auf 80000 m² konzipierten unterirdischen Verlagerungsbetriebes im Rabsteiner Gund bei Johnsbach. Bis zum Mai 1945 wurden 17500 m² fertiggestellt und in der Verlagerungsstätte die Produktion von Zubehör für die Ju 87 aufgenommen. Für den Arbeitskräftebedarf des kriegswichtigen Unternehmens entstanden um Johnsbach, Rabstein und Böhmisch Kamnitz 30 Arbeitslager sowie zwei Kriegsgefangenenlager für sowjetische und angloamerikanische Gefangene. Insgesamt waren im Lagerkomplex Rabstein 6000 Menschen aus 18 Ländern untergebracht.
1944 übernahm Weserflug die Delmenhorster Firma Focke-Achgelis, die Henrich Focke mit Gerd Achgelis zur Entwicklung von Hubschraubern (oder auch Drehflüglern, Tragschrauber) gegründet hatten. 1944 wurde das Berliner Management der Weserflug nach Hoykenkamp (Delmenhorst), zirka 15 km westlich von Bremen verlegt.
In Lizenz stellte Weserflug in seinen Werken Lemwerder, Berlin-Tempelhof und Liegnitz (Schlesien) die Junkers-Flugzeuge Ju 86, Ju 87, Ju 188 und Ju 388 sowie die Focke-Wulf Fw 190 her.
1937/38 präsentierte Weserflug eine eigene Konstruktion: ein kleines zweimotoriges Amphibium We 271 V1, D-ORBE. Die rechteckige Flügelform wurde von Adolf Rohrbach entworfen. Als Triebwerk dienten zwei Argus As 10c von je 240 PS. Die seitlichen Stützschwimmer hatten eigenartigerweise keine Boots-, sonder Tropfenform. Auch das doppelte Endscheiben-Leitwerk hatte ein Fluggewicht von 3500 kg. Die Flächenbelastung betrug 95 kg/m², die Leistungsbelastung 5 kg/PS. Die Flugerprobung fand 1938 mit Bodenstarts in Lemwerder und der Wassererprobung in Einswarden (ehemalige Frerichs-Werft der Deschimag) statt.
Ebenfalls 1938 erfolgte der Erstflug der Bf 163, von Messerschmitt als Konkurrenz zur Fi 156 entwickelt, jedoch wegen Auslastung der Kapazitäten an Weser-Flugzeugbau abgegeben. Das Flugzeug ging zugunsten der Fi 156 nicht in Serie."


Gruß von erlenmeier
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Beitrag von zulufox » 17.01.2011 18:35

Hallo Erlenmeier,

die Geschichte von Lemwerder ist hier:

Wenz, F.-Herbert
Chronik des Lemwerder Flugzeugwerkes 1935 - 1963
Stedinger Verlag, Lemwerder; 1. Auflage 1995; ISBN: 3 - 927 697 - 14 - 1

von den Anfängen bis 1963 dokumentiert.
Es gibt auch noch einen zweiten Band 1964 - 1994 vom selben Verlag.

MfG
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Demosthenes (384 - 322 v. Chr. Athen)
"Nichts ist leichter als Selbstbetrug, denn was ein Mensch wahrhaben möchte, hält er auch für wahr."

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Noch ein Buch

Beitrag von zulufox » 21.01.2011 14:19

Hallo Erlenmeier,

ich habe noch ein Buch in meinen Literaturempfehlungen gefunden:

Kurze, Peter
Geschichte der Luftfahrt in Bremen, Flughafen, Flieger und Flugzeuge, Focke-Wulf, Weserflug und Raketengesellschaft
Bogenschützverlag Bremen, 1. Auflage 1995; ISBN: 3 – 927 485 – 03 – 9

MfG
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Tarn-Bauernhöfe in Volkers - Neuenham

Beitrag von erlenmeier » 28.02.2011 07:34

Moin Zusamm`!

Es gibt Neues aus dem hohen Norden.

Nachdem einige Einheimische befragt wurden, ergaben sich zwei Augenzeugenberichte.

1.) Die 3 Tarn-Bauernhöfe in Volkers, für die geheime Produktion von Wasserflugzeugen geplant, wurden für diesen Zweck nie verwendet. Vielmehr wurden dort als Zulieferbetrieb für die Weserflug-Werke in Einswerden "Teile" hergestellt.
In diesem Betrieb sollen nur Einheimische gearbeitet haben. Keine Zwangsarbeiter. Es wären ja auch keine Lager vorhanden gewesen.

Die Höfe wurden nach 1945 als Getreidelager von der Fa. Bachmann genutzt. Zuerst Lagerung in Säcken, später als Schüttgut.

2.) Der nahegelegene Flugplatz Blexen wurde für das Einschiessen von Jagdflugzeugen benutzt. Die fertiggestellten Flugzeuge wurden auf dem Wasserwege mit Pontons von Einswarden nach Blexen transportiert.
Zwangsarbeiter, die im Flugzeugwerk arbeiteten, wurden morgens mit Bewachung vom Lager zum Werk und abends wieder zurück geleitet.
Das Flugzeugwerft ist hervorgegangen aus der Frerichswerft, auf der Fischkutter gebaut wurden.

3.) Ein zweiter Augenzeuge berichtet, dass Ende 1944 eine sehr große Anzahl von Häftlingen durch die Wesermarsch in Richtung Butjadingen getrieben wurde. Sie wären in breiten Reihen marschiert, waren stark bewcht. Die Bevölkerung traute sich nicht, näher hinzusehen...aus Angst vor Repressalien.

Gruß von erlenmeier
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Beitrag von aflubing » 28.02.2011 08:12

Hallo Erlenmeier,
die Zeitzeugenberichten bedürfen aber einer starken Überprüfung mittels Aktenlage!
Was haben die Häflingsmärsche mitden Anlagen in Volkers und Blexen zu tun?
MfG aflubing.

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Tarn-Bauernhöfe

Beitrag von erlenmeier » 28.02.2011 19:38

Moin aflubing!

Die Frage gebe ich mal zurück.

1.) Rüstungs-Produktion, Produktionsstätten, Kriegsgerät, Rüstungsarbeiter, Zwangsarbeiter...was hat das miteinander zu tun? Für mich erstmal sehr viel.

2.) Das die Augenzeugen-Aussagen überprüft werden müssen, ist klar. Dann schlage ich mal vor, dass du die Details überprüft.

Ich bin z.Zt. jedenfalls damit beschäftigt, den diskutierten Standort durch Augenzeugen-Befragen zu dokumentieren. Das sehe ich als eine Möglichkeit an, unklare Sachverhalte zu ergründen.Die bisher Befragten sind Ende des 70. Lebensjahres. An einem ca. 90-Jährigen bin ich dran.
Man muss natürlich im Einzelfall sehen, in wie weit die Berichte sachlich, verschliffen oder persönlich verbogen sind.

Die bisher veröffentlichten Dokumente, die mir bekannt sind, beschreiben die Vorgänge in Volkers gar nicht und die Abläufe in Einswarden unzureichend.

Bin mal gespannt, was deine Prüfung ergibt.
Gruß von erlenmeier
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Weserflug-Werke

Beitrag von erlenmeier » 28.02.2011 19:44

Moin zusamm´!

Aussage eines alten Herrn aus Nordenham, der als Jugendlicher zu Kriegsende ein paar Details mitbekommen hat, im Folgenden in Kurzform.
Die Lager, in denen die Rüstungsarbeiter für das Werk Einswarden untergebracht waren, befanden sich in den "Poggenkuhlen" und im "Haferkiel".
Dort sollen Polen, Franzosen und Russen untergebracht gewesen sein.

Gruß von erlenmeier
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Re: Tarn-Bauernhöfe

Beitrag von bettika » 28.02.2011 22:14

erlenmeier hat geschrieben:Moin aflubing!

Die Frage gebe ich mal zurück.

2.) Das die Augenzeugen-Aussagen überprüft werden müssen, ist klar. Dann schlage ich mal vor, dass du die Details überprüft

Bin mal gespannt, was deine Prüfung ergibt.
Gruß von erlenmeier
Hallo elenmeier,
Deine Zeitzeugenbefragungen sind ein guter Einstieg,
die Anmerkungen von @aflubing sind aber berechtigt,Deine Antwort bringt uns da nicht weiter.
Die bisher veröffentlichten Dokumente, die mir bekannt sind, beschreiben die Vorgänge in Volkers gar nicht und die Abläufe in Einswarden unzureichend
Da ich die o.g. Dokumnete nicht kenne, wäre es hilfreich zu wissen, was schon bekannt ist, und ob die Zeitzeugen, die vorhandenen Informationen ergänzen oder in Frage stellen. Ich bin gespannnt, was Dein Projekt weiter an neuen Informationen bringt.
Grüsse
bettika
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Weserflug-Werke/Tarn-Bauernhöfe

Beitrag von erlenmeier » 02.03.2011 19:10

Moin zusamm`!

Im letzten Beitrag sind mir zwei Fehler unterlaufen. (Hör-/Schreib-Fehler).

1.) Das erste Lager soll sich in der Papenkuhle befunden haben. (Fährstr./An der Papenkuhle in Nordenham)

2.) Das Zweite im Haverkiel (Abzweigend von der B212 in die Straße Haverkiel/OT Blexersande?).

3.) Ein weiteres Lager im Gebiet Blexersanderstr./ Martin-Paul-Str./ Schwarzer Weg in Nordenham. Nähe Friedrich-August-Hütte.

Gruß von erlenmeier
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Titel: Weserflug-Werke/Tarn-Bauernhöfe

Beitrag von erlenmeier » 06.03.2011 12:56

Moin aflubing!
Ein ehemaliger Facharbeiter aus dem Flugzeugwerk Einswarden hat folgende Aussage gemacht, die eine Korrektur meiner letzten Berichte nötig macht.
Die in Einswarden fertig gestellten Flugzeuge wurden auf dem nahe gelegenen "Flugplatz" Blexen eingenordet. Dazu wurden sie auf eine Drehscheibe aus Beton mit Grad-Markierungen transportiert, um das Kompass-System zu justieren.
Anschliessend wurden Sie auf Prahmen auf der Weser nach Lemwerder verbracht, weil nur dort eine befestigte Startbahn vorhanden war.
Der Standort Blexen war von Anfang an als reiner Hafen für Wasserflugzeuge angelegt worden.

Gruß von erlenmeier
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