Wie wurden Standorte für KZs festgelegt?

Zwangsarbeit, Fremdarbeiter-, Konzentrations- und Kriegsgefangenenlager (STALAG, DULAG etc.) und deren Außenlager
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Toliman
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Wie wurden Standorte für KZs festgelegt?

Beitrag von Toliman » 30.08.2020 05:25

Nach welchen Kriterien haben eigentlich die Nazis die Standorte für KZs ausgewählt? Im 2. Weltkrieg sicherlich nahe bedeutender Industrieanlagen, aber warum wurde zum Beispiel auf dem Ettersberg das KZ Buchenwald angelegt, obwohl es dort nicht mal einen Gleisanschluß gab (der wurde erst 1943 realisiert), aber warum wurde zum Beispiel kein KZ im Schönbuch angelegt?

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zulufox
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Re: Wie wurden Standorte für KZs festgelegt?

Beitrag von zulufox » 30.08.2020 11:07

Hallo,

einfach mal hier zur Geschichte von Buchenwald nachlesen: https://www.buchenwald.de/69/

Hier https://www.kz-gedenkstaette-dachau.de/ entsprechende Informationen

Ähnliches gibt es auch zu den Standorten der anderen KZ im "Großdeutschen Reich". Da aber besser auf die einzelnen Websites gehen als auf wiki...

MfG
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Re: Wie wurden Standorte für KZs festgelegt?

Beitrag von Sunninger » 31.08.2020 11:21

Servus,

schau doch mal hier rein -> https://www.erinnern.at/gedaechtnisorte ... astung.pdf

mfg
Holger

isch
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Re: Wie wurden Standorte für KZs festgelegt?

Beitrag von isch » 31.08.2020 18:43

Hallo,

ist ein sehr schwieriges Thema, da gab es keine einheitlichen Kriterien.
Die ersten Lager wurden ja sozusagen von den eigenen Insassen erbaut. In Dachau waren es meistens politische Häftlinge, Hitlers Widersacher, Gewerkschafter, Homosexuelle.
Das Gleiche traf meines Wissens auch auf Buchenwald zu. Sie wurden ja eher noch als Umerziehungslager angesehen, Auschwitz dagegen wurde gleich als Vernichtungslager gebaut.
Kann mich da nur zulufox anschließen und dir empfehlen sich mit der Geschichte jedes einzelnen KZ zu beschäftigen.

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zulufox
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Re: Wie wurden Standorte für KZs festgelegt?

Beitrag von zulufox » 31.08.2020 19:56

Hallo,

dabei bitte nicht nur an die späteren grösseren und somit bekannteren Lager denken. Auch mal ganz an den Anfang gehen, die "Schutzhaft-Lager" und die frühen KZ.

Hier eine weiterer link: https://www.gedenkstaette-osthofen-rlp.de/ in dem auf zwei dieser Lager eingegangen wird.

MfG
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Re: Wie wurden Standorte für KZs festgelegt?

Beitrag von Godeke » 02.09.2020 06:58

Hallo :-) ,

dazu gibt es auch ein sehr interessantes Buch, da geht es um die Errichtung und Belegung eines eines sehr frühen KZ als sog. 'Schutzhaftlager' im Bereich Neumünster/Bad Segeberg. Dort gab es schon ein Lager des Freiwlligen Arbeitsdienstes der Diakonie und die Örtlichkeiten dort wurden übernommen, einfach weil sie schon da waren.

JENNER, Harald: Konzentrationslager Kuhlen 1933. Wachholtz-Verlag Neumünster, 1988. (keine ISBN)
...und jetzt noch mal schnell zu www.thw-lueneburg.de , der aktuellen Seite mit News aus der wunderbaren Welt des Helfens!

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Re: Wie wurden Standorte für KZs festgelegt?

Beitrag von g.aders » 03.09.2020 17:10

Guten Tag,
da muss man mehrere Phasen unterscheiden.
1.) 1933 die Einrichtung von „wilden KZ“, eingerichtet auf Betreiben von unteren und mittleren Behörden unter Zuhilfenahme der SA. Praktisch in jeder Stadt entstanden solche „Schutzhaftlager“ und „KL“ (die Bezeichnung „KZ“ kam erst später auf). Die konnten in normalen Gefängnissen sein (Gollnow bei Stettin), in preußischen Arbeitshäuser, z. B. Brauweiler bei Köln oder Benninghausen, in Fabrikanlagen (Vulkanwerft Stettin, Wasserturm Prenzlauer Berg), Stella-Werk Berg. Gladbach, Hochkreuz in Porz bei Köln), sogar in leerstehenden Hotels wie der „Großherzog“ in Bad Sulza. Aber auch in abgelegenen Gegenden wurden Lager eingerichtet wie die berüchtigten Emsland-Lager (Neu-Sustrum, Börgermoor, Esterwegen und andere)
2.) 1934 wurden fas alle diese Lager aufgelöst und die SS bekam die zentrale Steuerung (Lager wie Oranienburg, Dachau, Sachsenhausen).
3.) Nach Kriegsbeginn forderten Rüstungsindustrie, aber auch Kommunen, von der SS Gestellung von Arbeitskräften, und so entstanden allenthalben Außenlager der großen KZ. Für Köln wurde u. a. 1942 in den Messehallen ein Außerlager von Buchenwald eingerichtet – die Häftlingen wurden vorwiegend für Beseitigung von Trümmern und Bombenentschärfung eingesetzt. Die SS vermietete Häftlinge in den Baubrigaden und Eisenbahnbaubrigaden.
4.) Schließlich kamen die bekannten Vernichtungslager hinzu.
5.) Den KZ hinsichtlich der Menschenverachtung gleichzusetzen warten bestimmte Wehrmachtsstraflager, „Arbeitserziehungslager“, bestimmte Kriegsgefangenelager wie die Moorlager im Emsland, wo es, wenn nicht irre, 14 gab.

Beste Grüße
Gebhard Aders

g.aders
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Re: Wie wurden Standorte für KZs festgelegt?

Beitrag von g.aders » 03.09.2020 18:39

Sorry, da habe ich 2 Literaturangaben vergessen:

Benz, Wolfgang und Barbara Distel; Geschichte der Konzentrationslager 1933-1945, Band 1-4, Metropol Verlag Berlin,

Jan Erik Schulte (Hrsg), Konzentrationslager in Rheinland und Westfalen, Zentrale Steuerung und regionale Initiativen, Paderborn 2005.
Beste Grüße
G. Aders

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Re: Wie wurden Standorte für KZs festgelegt?

Beitrag von Franz Ferdinand » 06.12.2020 20:54

Lage der Standorte zur Gewinnung von Baumaterial durch Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH (DEST)

https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_ ... Steinwerke

Textauszug:
„ Die Arbeitsbeteiligung von KZ-Häftlingen an den geplanten Führerbauten bedeutete für Himmler einen erneuten Machtzuwachs. Himmler, dem die KZ der SS unterstanden, ließ neue Konzentrationslager errichten, deren Lage sich jeweils an geeignetem Gelände orientierte.
Die Lage eines Konzentrationslagers in Thüringen, welches später den Namen Buchenwald erhalten sollte, wählte die Inspektion der Konzentrationslager (IKL) nicht zufällig. Die IKL, die Himmler unterstellt war, beauftragte am 24. April 1937 das Geologische Institut Jena, ein Gelände mit Ziegellehm ausfindig zu machen, da KZ-Häftlinge Ziegel herstellen sollten.
Gründung:
Ein Jahr später, am 29. April 1938, gründete die SS die Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH. Oswald Pohl leitete die DEST und war mit der Produktion von Baumaterial beauftragt. Speer gewährte der DEST einen Kredit von 9,5 Millionen Reichsmark. Der Kredit sollte innerhalb von 10 Jahren durch Warenlieferung von Baumaterialien abbezahlt werden. In der Nähe Mauthausens und Flossenbürgs pachtete die DEST Steinbrüche, und die IKL ließ dort Konzentrationslager errichten. Bei Sachsenhausen, Buchenwald und Neuengamme wurden Ziegeleien errichtet.
Die DEST unterhielt Steinbrüche, Granitwerke, Ziegelwerke, Kieswerke und Baustoffwerke in unmittelbarer Nähe der KZ. So entstanden die Lager Flossenbürg (1938), Mauthausen (1938, Granit), Gusen (1938, Granit) und Auschwitz.
Das Lager Groß-Rosen, das 1940 in Schlesien errichtet wurde, lag neben einem Steinbruch mit hochwertigem Granit, an dem Speer besonderes Interesse hatte. Auch Natzweiler entstand 1940 in der Nähe eines Steinbruchs, da Speer jenen roten Granit nutzen wollte.“

Liebe Grüße, Kurt
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Toliman
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Re: Wie wurden Standorte für KZs festgelegt?

Beitrag von Toliman » 14.05.2021 03:51

Waren eigentlich die Steine, die im Steinbruch des KZ Buchenwald abgebaut wurden, bei den Nazis als Baumaterial, zum Beispiel für Repräsentativbauten, sehr begehrt?

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