Hallo Guste,
zu der Belastung des Lagers mit Industrie-Schlacke, kann ich persönlich nur sagen, das ich vor einigen Jahren - trotz der dicken roten Schilder, die dort überall standen, und die vor der Belastung im Boden warnten, dort mehrfach umgesehen habe. Mich interessierte damals jedoch mehr die alte Flakstellung, die es inzwischen in der Form auch nicht mehr gibt. Ich war mit zwei Freunden oder guten Bekannten vor Ort. Es hatte diesen Tag geregnet, und der, der im Wagen geblieben war, dem ging es gut. Mein Bekannter und ich hatten mit Kopfschmerzen zu kämpfen. Die sich auch einige Tage hartnäckig hielten. Beim ersten mal hatten wir das nicht so ernst genommen, und waren schon am darauf folgenden Wochenende wieder auf dem Gelände unterwegs. Mit gleichem Ergebnis. Es hatte ebenfalls wieder geregnet. So das wir auch nicht mehr an Zufall oder so glaubten. Wenn man jedoch bei gutem Wetter sich dort aufhielt, so hatte man diese Probleme nicht. Ich habe - nachdem wir dann drei oder vier mal dort waren - diese Ecke nicht wieder besucht. Inzwischen wurde dort ein wenig saniert und wohl auch viel Boden abgefahren.
Ich möchte mir aber nicht ausmalen, welche Auswirkungen dieser Ort auf einen Menschen hatte, der dort sich nicht nur einige Stunden aufhielt, sondern dort über Jahre lebte.
Andererseits wird heute auch oft übertrieben. Als ich Jugendlicher war, fanden wir auf den Bolzplätzen eigentlich überall diese schicke rote zerkleinerte Schlacke, man hat sich die Knie aufgerissen, und auch sonst damit immer wieder zutun gehabt. Später hieß es dann, das die Schlacke belastet sei und verschwand überall, wie auch die Eisenbahnschwellen, die auch jahrelang überall zu finden waren. Nun, ich möchte das nicht vergleichen mit dem Gelände bei der Accu. Das geht auch nicht. Ich möchte einfach nur auf dem Umstand hinweisen, das es derartige Fälle wohl irgendwo immer gab.
Was den Roßbruchgraben betrifft, diesen schönen, klaren Bach, der sich wie ein natürliches Rinnsal durch das ganze Gelände zieht, so kann ich das nur bestätigen, das der Bach, der ja auch zur Entwässerung angelegt wurde, sehr klares Wasser enthielt. Jedoch auch bräunliche Ablagerungen.
Der gesamte Bach im Lagerbereich wurde komplett saniert. Zu diesem Zweck wurde der Bach stellenweise durch Rohre abgeleitet und dann das Gelände beackert. So zum Beispiel zwischen der späterten Firma Johnsen Control, und der Brücke am ehem. KZ Außenlager "Accu". Ich erinnere mich auch das wohl der Boden unmittelbar danach, in der früheren Gartenkollonie offenbar getauscht wurde.
Durch die Sanierungsmaßnahmen und durch Baumaßnahmen (das Gelände ist heute als Baufläche für Wissenschaftliche und Forschungszwecke ohne Keller ausgeschrieben) wurden bereits viele Bereiche dort großflächig verändert. Und wenn sich Investoren finden, so wird wohl auch irgendwann die Fläche des Lagers "Garbsener Landstr. 7" irgendwann vollständig verschwinden. Von den Accu-Hinterlassenschaften wird wohl langfristig nur das ehem "KZ Accu" (Stöcken) erhalten bleiben. Alles andere soll, so die Planungen früher oder später bebaut werden.
Leicht neige ich wohl dazu, in langatmige Schilderungen zu verfallen.
Nun, ich denke damit hat zumindest hier niemand wirklich Probleme. Besser ausführliche Schilderungen, als "Ich habe dort mehre Jahre gelebt.". Nein, ganz ehrlich ich bin super dankbar für all diese Schilderungen. Und ich denke, der eine oder andere sicherlich auch. Weil gerade aus dieser Zeit, der unmittelbaren Nachkriegszeit, erzählen noch immer viel zu wenige. Ich denke die Mehrzahl nimmt ihre Erlebnisse einfach so mit ins Grab. Was ich auch nachvollziehen kann. Denn jeder Mensch geht damit wohl anders um. Trotzdem sind die Schilderungen einfach schön. Sie ermöglichen Einblicke in eine Zeit, wo die meisten hier noch nicht gelebt haben. Sicher, für mich der direkten Bezug zu diesem Gelände hat, weil er aus den späteren Jahren fast jeden Betonbrocken oder jeden Stein dort kennt, ist so eine Schilderung einfach unfassbar. Ich habe Jahre nach Information gesucht, und dann sowas...
Ich kann mich einfach nur bedanken auch für Deine Offenheit.
Soweit erstmal auch für jetzt...
Gruß aus Hannover
Guido Janthor