KZ Dachau

Zwangsarbeit, Fremdarbeiter-, Konzentrations- und Kriegsgefangenenlager (STALAG, DULAG etc.) und deren Außenlager
petzolde
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Beitrag von petzolde » 16.06.2008 23:29

SS-Schriftverkehr: KL = Konzentrationslager
Schriftverkehr der Hitler-Regierung: ???
"Umgangssprache" im drittenreich / WK2: "KZ" ?
Ab wann kam "KZ" auf?
gruß EP

petzolde
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Beitrag von petzolde » 17.06.2008 00:27

Wo wir denn gerade beim Thema "Bezeichnungen" (i.w.S.) sind. Bei Kuhlmacs neuem Beitrag zur nicht gebauten Autobahn Hamm-Rhynern - Kassel stieß ich wieder darauf: "...Kriegsausbruch 1939..."
Entspricht diese Wortkonstruktion überhaupt der geschichtlichen Realität? Brechen Kriege aus, wie Pest oder Cholera? Oder hat nicht irgendwer angefangen? Im WK2 sicherlich Gröfaz&Co.
Auch Napoleon und Cäsar haben Kriege angefangen, um Länder zu erobern (unterwerfen). Allerdings kann ich mich nicht erinneren, im schulischen Geschichtsunterricht vom "Kriegsausbruch" unter Napoleon oder Caesar gehört zu haben.
Woher kommt also diese Formulierung "Kriegsausbruch" bei WK2 und auch bei WK1?
gruß EP

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kuhlmac
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Beitrag von kuhlmac » 17.06.2008 09:52

petzolde hat geschrieben:Wo wir denn gerade beim Thema "Bezeichnungen" (i.w.S.) sind. Bei Kuhlmacs neuem Beitrag zur nicht gebauten Autobahn Hamm-Rhynern - Kassel stieß ich wieder darauf: "...Kriegsausbruch 1939..."
Entspricht diese Wortkonstruktion überhaupt der geschichtlichen Realität? Brechen Kriege aus, wie Pest oder Cholera? Oder hat nicht irgendwer angefangen? Im WK2 sicherlich Gröfaz&Co.
Auch Napoleon und Cäsar haben Kriege angefangen, um Länder zu erobern (unterwerfen). Allerdings kann ich mich nicht erinneren, im schulischen Geschichtsunterricht vom "Kriegsausbruch" unter Napoleon oder Caesar gehört zu haben.
Woher kommt also diese Formulierung "Kriegsausbruch" bei WK2 und auch bei WK1?
gruß EP
Hmm... gute Frage.
Inzwischen (nach diesem Einwurf) würde ich jetzt sicher "Kriegsbeginn" schreiben.

Aber war das nicht ab dem späten 19. Jahrhundert, dass man sich "den Krieg" als eine Art "gefräßiges Raubtier" vorstellte, das dann eben "ausgebrochen" ist - und man es wieder "einfangen" musste ? Auch diese Formulierung ist mir irgendwo schon mal untergekommen (Ich meine, in Büchern aus dem Beginn des 20. Jahrh.)

Und, hat man sich nicht England noch 1939/40 als das "perfide Albion", also einen gemeinen, bösartigen Löwen, vorgestellt - der Deutschland dann den Krieg erklärte, also "ausbrach"?

petzolde
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Beitrag von petzolde » 17.06.2008 09:59

In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an Sprüche längst verstorbener Vorfahren oder Nachbarn, wie: "Wenn die Bevölkerung zu groß wird, gibt es wieder Krieg, und so werden es wieder weniger...".
Man glaubte wohl wirklich, Krieg sei etwas normales, wiederkehrendes, ausbrechend wie eine Epidemie, und erst zu Ende gehend, wenn das Land weitgehend entvölkert ist. Wie nach Pest und Cholera.
gruß EP

cisco
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Beitrag von cisco » 17.06.2008 14:47

"In Deutschland gab es die ersten Konzentrationslager 1921 in Cottbus-Sielow und in Stargard in Pommern. Die damals schon offiziell so genannten "Konzentrationslager“ wurden auf dem Gelände und in den Gebäuden ehemaliger Kriegsgefangenenlager errichtet, und am 23. Januar 1921 kündigte der preußische Innenminister Alexander Dominicus ( DDP) an, daß man nun mit der Internierung von unerwünschten Ausländern beginnen werde. Gemeint waren vor allem Juden, die oder deren Vorfahren eingewandert waren, die aber infolge der seit 1842 in Preußen und seit 1871 im Reich geltenden Gesetze nicht mehr eingebürgert worden waren und jetzt, behandelt als unerwünschte Ausländer und bewacht von Reichswehrsoldaten, "abgeschoben werden sollen, aber aus mehreren Gründen nicht abgeschoben werden können“, wie der preußische Innenminister Carl Severing (1875 – 1952) 1923 im preußischen Landtag auf eine Anfrage hin bedauernd die Auskunft gab. In den ersten Jahren der Weimarer Republik wurden außerdem „Verfassungsfeinde“, worunter ausschließlich Kommunisten und Sozialisten verstanden wurden, in " Schutzhaft“ genommen, d.h. ohne Gerichtsurteil und ohne Tatverdacht inhaftiert und in Lagern untergebracht, die ebenso wie die Abschiebelager für unerwünschte Ausländer "Konzentrationslager“ genannt wurden."

Quelle:

http://www.preussen-chronik.de/_/begrif ... lager.html

Gruß

Cisco

chinaman
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Beitrag von chinaman » 20.06.2008 08:45

Krakau hat geschrieben:Doch am wahrscheinlichsten für die Ausfälle von Seiten der Besucher sind für mich 2 Erklärungen:
Witze, Dumme Sprüche usw. gibt es immer dann,
wenn (gerade bei Jugendlichen) der Erfahrungshorizont zu klein ist, oder
wenn das Thema als Pflichtveranstaltung (weil z.B. Geschichte) absolut nicht interessiert.

Ein weiterer Aspekt ist, glaube ich, die Größe des Areals und die Menge der erhaltenen Substanz. Der "Zweck" ob "nur" Lager oder "Vernichtungslager" ist dann eher nebensächlich.
Vielleicht auch ein Grund, dass diejenige, die eben solches Verhalten zeigen, versuchen einen "Schutzwall" gegen das, was sie sehen aufbauen wollen. Keine Emotionen durchdringen lassen...
Nur eine Vermutung.

Ich war selbst noch nicht da, aber mein Arbeitgeber führt seit einiger Zeit Studienfahrten nach Krakau und Auschwitz durch, allerdings nur für eine begrenzte Anzahl von Teilnehmern, die bis dato nur Auszubildende sind. Das positive dieser Fahrt ist imho vorallem, dass mit den jugendlichen zusammen das ganze Vor- und Nachbereitet wird. So wird auch ein "Sensationstourismus" desinteressierter jugendlicher ausgeschlossen.

Mr.Kimura
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Beitrag von Mr.Kimura » 24.08.2008 11:55

Pingo hat geschrieben: ...also hinter dem länglichen Gebäude sind noch Eisenbahnschienen und diverse, der Schienentrasse zugehörige Gegenstände zu sehen. Unter anderem ein unterirdischer Einmanbunker oder Unterstand mit zu jeder Seite hin zeigenden Sichtschlitzen...
Dabei handelt es sich wohl um folgende drei...
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Beitrag von Krakau » 11.09.2008 21:53

Moin!

... um nochmal auf die Ausfälle beim Besuch von Gedenkstätten zurückzukommen.

Gerade ist in Polen ein aktueller Fall in den Nachrichten: Ein junges Mädchen sitzt in einem Verbrennungsofen und schreibt in Ihrem Fotoblog noch dazu "Erinnerungsfoto aus Majdanek".

Der Artikel der online Zeitung Gazeta.pl mit dem unsäglichen Bild:
http://wiadomosci.gazeta.pl/Wiadomosci/ ... l?skad=rss

Thomas

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mucimuc
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Beitrag von mucimuc » 12.09.2008 19:15

Das mit dem Foto wirkt ja von mir aus derb, aber ich halte es für klassische Pressemache. Leider ist zu vermuten, daß in den Relikten der Lager täglich massenhaft solche Bilder entstehen, ebenso wie ausländische Besucher in Nürnberg es völlig normal und rein touristisch finden, auf der Führerkanzel der Zeppelintribüne den Arm für ein Foto zu heben. Warum sollten sie es auch ungewöhnlich finden, die meisten schleppen diese Geschichte nicht mit sich rum und haben einfach einen Hintergrund, der dem von Katastrophentouristen nicht unähnlich ist.

Wer bitte macht sich vom Interesse an Außergewöhnlichem, eben auch im unfassbar Unmenschlichem, frei? Es gibt "Crasharchäologen", die an Absturzstellen sonstwo auf der Welt nach Relikten suchen, täglich umkreisen tausende (wie ich) den Ort des World Trade Center, Kriegsfilme reißen Topquoten. Ist es da nicht etwas verlogen -oder Ergebnis einer stereotypen deutschen political correctness - das Interesse von Leuten, die den in Deutschland schon durch die Schule von klein auf vorhandenen Bezug auf diesen Teil der Vergangenheit nicht haben, als verwerflich zu brandmarken?

Der Japaner, Amerikaner, sonstwer, verbindet mit dem gehobenen Arm auf dem Zeppelinfeld eben etwas anderes als wir, eher Bilder seiner Schulzeit, die was von Helden und so weiter erzählt. Warum sollten gerade wir anderen das vorwerfen? Man kann alles überbewerten.
Der sogenannte Wutbürger ist durch und durch Demokrat. Außer man gibt ihm nicht Recht.

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Djensi
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Beitrag von Djensi » 15.09.2008 09:41

Moin,

sicherlich sind solche Fotos aus dem ehemaligen KZ vielleicht pietätslos und manch "coole" Reaktion vor Ort scheint uns Erwachsenen als befremdlich. Meist bleibt aber etwas in diesen Menschen zurück, weil sie nicht in der Lage sind in diesem Moment vor Ort die Schrecken, die sich damit verbinden, zu erfassen. Ganz ehrlich, dazu sind wir Erwachsene doch manchmal auch nicht in der Lage. Häufig kommt die Reaktion auf das "erfahrene und erlebte" erst viel später, manchmal muss man auch eine Nacht drüber geschlafen haben. Irgendwann kommt die Betroffenheit und der Sinn des Besuchs ist erfüllt!

Es grüßt
Djensi

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