Hallo,
bisher bin ich bei meinen Forschungen zur Geschichte der "
Flugplätze der Luftwaffe 1934 - 1945 und was von ihnen übrig blieb" im Zusammenhang mit den Anlagen im Staatsforst Karlum immer nur dahingehend informiert worden, dass dies das "Bereitschaftslager" für schwere Munition des E-Hafens Leck gewesen sei, dass dort also zunächst Bomben gelagert wurden. Gegen Ende des Krieges seien dann in dem Gelände auch die V1-Marschflugkörper für die Einsätze im Rahmen des Unternehmens "Rumpelkammer" einsatzfertig gemacht worden.
Auf den von SES gezeigten Luftbildern sind jedenfalls keine V1-
Abschussrampen zu sehen, die sind ganz charakteristisch, heben sich auch deutlich ab. Außerdem wären sie von den vorrückenden Briten mindestens ebenso stark bekämpft worden wie die am Pas de Calais.
Weiter finden sich keine Informationen über den Fund von V1-
Abschussanlagen in den Unterlagen der Briten, und dort sind sogar Fieseler Storch und Klemm 31, 34, 35 Schulflugzeuge aufgeführt.
Ich habe zudem letzte Woche noch mit Wilhelm Helmold gesprochen, er ist der Verfasser des Buches
Die V1 Eine Dokumentation, erschienen im Weltbildverlag GmbH, Augburg; ISBN: 3 - 7628 - 0471 - 0
Ihm ist aus dem Studium der Dokumente über die V 1 in diversen Archiven
nichts über Abschuss-Stellungen in Schleswig-Holstein bekannt.
Ein ganz wichtiger Aspekt ist meiner Meinung nach noch nicht geklärt:
Womit waren die Gefechtsköpfe der in Dänemark aufgefundenen nicht explodierten V 1 gefüllt? Zweite zu klärende Frage wäre: Waren die Arugs-Schubrohre vor dem Einschlag in Betrieb gewesen?
Die in Schweden und auf Bornholm aufgefundenen V1 stammten alle aus den Erprobungsschüssen von Peenemünde aus entlang der pommerschen Ostseeküste nach Osten. Die Gefechtsköpfe dieser Flugkörper waren
nicht mit
Sprengstoff, sondern mit
Schwerspat gefüllt. Weitere Gefechtsköpfe dieser Art wurden auch in Peenemünde gefunden, einige davon befinden sich inzwischen auch im Luftwaffenmuseum der Bundeswehr in Berlin-Gatow.
Es ist nahezu 100% sicher, dass die Erprobungsschüsse (schon aus Sicherheitsgründen) nur mit diesen Schwerspat-Gefechtsköpfen durchgeführt wurden.
Zum Argument der Nutzung zur Invasionsabwehr: In einem solchen Fall wären ja die Abschussrampen seewärts (also nach Westen) gerichtet gewesen, wie hätten dann die Geschosse im Norden in Dänemark einschlagen sollen?
Bei den Nachforschungen muss auch berücksichtigt werden, dass die Zünder der V 1 erst nach einer Flugstrecke von
70 km scharf gemacht wurden (über den Log-Propeller ermittelt).
Die
Vermutungen von Herrn Hellmold und mir gehen dahin, dass es sich bei den in Dänemark eingeschlagenen Flugkörpern um Notabwürfe bei Einsätzen gegen England bzw. um in falsche Richtung abgeschossene Irrläufer gehandelt haben könnte. Aber, wie gesagt, Vermutungen, hier ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten.
MfG
Zf