Nauhoff, wo liegt Nauhoff?
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Altenhainer Steinbruch
Hallo,
in der Leipziger Volkszeitung war am 11.02.2013 ein Beitrag zum Thema "Die letzten Tage des dritten Reiches im Muldental" und in dem Artikel ging es um das Mineralöllager im Altenhainer Steinbruch. Der Autor Dirk Reinhardt bezieht sich u. a. auf eine Augenzeugin des Geschehens:
"Allerdings war eine weitere deutsche Augenzeugin näher am Geschehen - Marie Adelheid Sidonie Freifrau von Hodenberg. Diese war bei den verheerenden Luftangriffen auf Dresden ausgebombt worden und bei ihrem Schwager, dem Rittergutsbesitzer Dieter von Gontard, in Altenhain vorübergehend untergekommen. Ihre im Jahre 1950 notierte Erinnerung erschien im "Schicksalsbuch des Sächsisch-Thüringischen Adels": "In einem Steinbruch ganz in der Nähe hatte man riesige Mengen ölhaltiger Rückstände aus der Treibstoffproduktion geschüttet. Ein leichtsinniger Ami machte dort Feuer, und es gab eine gewaltige Detonation. Ein schwarzer Rauchpilz stieg gen Himmel, und durch die enorme Hitze brannte der Wald sofort lichterloh. Nur mit großer Mühe und dem Einsatz der Dorfbewohner gelang es, das Feuer zu löschen und eine Explosion der Munition (die in der unmittelbar danebenliegenden Altenhainer "Muna" und im umgebenden Wald noch gelagert war, d. A.) zu verhindern." Wenn von der Freifrau auch kein Datum genannt wird, beschreibt es das wirkliche Geschehen doch letztlich ziemlich genau.
Während das Schicksal des leichtsinnigen GI (Infanterist der US-Streitkräfte) bis heute unbekannt geblieben ist, mussten dessen Kameraden bei der Eindämmung des Feuers sogar schweres Gerät auffahren. Dennoch brannte es laut der Zeitzeugenberichte im Steinbruch mehrere Tage lang. Was wohl den etwa 24000 Tonnen in den Bruch verbrachten Erdöl-Rückständen zuzuschreiben ist. "
Über die Herkunft der Lagerbestände zieht der Autor einen Bogen zu dezentralen Benzinaufbereitungsanlagen, wobei die von ihm genannten Anlagen relativ weit weg von diesem Steinbruch lagen (Pirna Ofen 19/20 und 21/22).
Tschüss
Bernd
in der Leipziger Volkszeitung war am 11.02.2013 ein Beitrag zum Thema "Die letzten Tage des dritten Reiches im Muldental" und in dem Artikel ging es um das Mineralöllager im Altenhainer Steinbruch. Der Autor Dirk Reinhardt bezieht sich u. a. auf eine Augenzeugin des Geschehens:
"Allerdings war eine weitere deutsche Augenzeugin näher am Geschehen - Marie Adelheid Sidonie Freifrau von Hodenberg. Diese war bei den verheerenden Luftangriffen auf Dresden ausgebombt worden und bei ihrem Schwager, dem Rittergutsbesitzer Dieter von Gontard, in Altenhain vorübergehend untergekommen. Ihre im Jahre 1950 notierte Erinnerung erschien im "Schicksalsbuch des Sächsisch-Thüringischen Adels": "In einem Steinbruch ganz in der Nähe hatte man riesige Mengen ölhaltiger Rückstände aus der Treibstoffproduktion geschüttet. Ein leichtsinniger Ami machte dort Feuer, und es gab eine gewaltige Detonation. Ein schwarzer Rauchpilz stieg gen Himmel, und durch die enorme Hitze brannte der Wald sofort lichterloh. Nur mit großer Mühe und dem Einsatz der Dorfbewohner gelang es, das Feuer zu löschen und eine Explosion der Munition (die in der unmittelbar danebenliegenden Altenhainer "Muna" und im umgebenden Wald noch gelagert war, d. A.) zu verhindern." Wenn von der Freifrau auch kein Datum genannt wird, beschreibt es das wirkliche Geschehen doch letztlich ziemlich genau.
Während das Schicksal des leichtsinnigen GI (Infanterist der US-Streitkräfte) bis heute unbekannt geblieben ist, mussten dessen Kameraden bei der Eindämmung des Feuers sogar schweres Gerät auffahren. Dennoch brannte es laut der Zeitzeugenberichte im Steinbruch mehrere Tage lang. Was wohl den etwa 24000 Tonnen in den Bruch verbrachten Erdöl-Rückständen zuzuschreiben ist. "
Über die Herkunft der Lagerbestände zieht der Autor einen Bogen zu dezentralen Benzinaufbereitungsanlagen, wobei die von ihm genannten Anlagen relativ weit weg von diesem Steinbruch lagen (Pirna Ofen 19/20 und 21/22).
Tschüss
Bernd
Hallo Oberbirken et al.:
Ich kenne die Gegend, wurde 1943 dorthin "verlagert" aus Leipzig. Die genannten Infos (Flugplatz Brandis, Muna Altenhain) kann ich bestätigen.
Auch das:
Ich bezweifle damit auch, dass es sich um "Erdöl-Rückstände" gehandelt hat - weit und breit gab es keine Erdölquellen und -Raffinerien.
Ich kenne die Gegend, wurde 1943 dorthin "verlagert" aus Leipzig. Die genannten Infos (Flugplatz Brandis, Muna Altenhain) kann ich bestätigen.
Auch das:
Für die Herkunft der Ölreste hätte ich eine wohl bessere Vermutung: Öl-Schwelwerk Espenhain in ca. 15 km, und Hydrierwerk Böhlen in ca. 20 km. Beide Anlagen wurden nach Bombardierung immer wieder repariert und bis etwa Febr. 1945 betrieben. Insbesonders bei dem Braunkohle-Schwelverfahren fiel jede Menge ölhaltiger Teer an, nur ein Teil der Kohle konnte damit zu Fetten und Schmierstoffen verarbeitet werden. Auch kann die rel. grosse Menge 24000 t wohl kaum aus Kleinanlagen wie Pirna gekommen sein.Dennoch brannte es laut der Zeitzeugenberichte im Steinbruch mehrere Tage lang. Was wohl den etwa 24000 Tonnen in den Bruch verbrachten Erdöl-Rückständen zuzuschreiben ist. "
Über die Herkunft der Lagerbestände zieht der Autor einen Bogen zu dezentralen Benzinaufbereitungsanlagen, wobei die von ihm genannten Anlagen relativ weit weg von diesem Steinbruch lagen (Pirna Ofen 19/20 und 21/22).
Ich bezweifle damit auch, dass es sich um "Erdöl-Rückstände" gehandelt hat - weit und breit gab es keine Erdölquellen und -Raffinerien.
Zumindest beim Oberen würde ich sagen: JA!g.aders hat geschrieben:Hallo,
ganz andere Frage: Sind die zerstörten Flugzeuge auf dem Foto Nr. 2081 nicht Mistel-Flugzeuge?
Beim unteren mittleren ist es nicht ganz so eindeutig, aber auch da tendiere ich zum Mistelgespann.
Bei den unteren beiden links und rechts kann ich keine Überreste eines zweiten Flugzeuges erkennen.
Hallo Xpro,
Es mag sein - das vorangestellt -, dass in den Altenhainer Bruch teilweise auch Rückstände aus den von dir genannten Anlagen eingeleitet wurden. Ich habe trotz intensiver Recherchen damals keine konkreteren Belege auffinden können. Allerdings ist die Übernahme der zwei Steinbrüche Seelingstädt und Altenhain durch die WIFO ab Ende 1944 Fakt. Und leider sind nur zu der Seelingstädter Einlagerung (die dann ja weiter genutzt werden konnte) Nachkriegs-Dokumente vorhanden. Diese bezeugen eindeutig die frühere Eigentümerschaft der Deutschen Gasolin AG. Dieselbe war auch Nutzer der Pirnaer Ofen-Anlagen und verarbeitete dort Roh-Erdöl aus dem Wiener Becken. Die letzten Transporte der s.g. Top-Rückstände von Pirna, liefen, zumindest bis Seel., noch bis Anfang April '45 per Bahn.
Zum Nachlesen meiner Nachforschungen (mit Quellenangaben): http://muldental-history.de/index.php/g ... n-reiches/
Beste Grüsse
Sooo?Xpro hat geschrieben:Für die Herkunft der Ölreste hätte ich eine wohl bessere Vermutung: Öl-Schwelwerk Espenhain in ca. 15 km, und Hydrierwerk Böhlen in ca. 20 km. Beide Anlagen wurden nach Bombardierung immer wieder repariert und bis etwa Febr. 1945 betrieben. Insbesonders bei dem Braunkohle-Schwelverfahren fiel jede Menge ölhaltiger Teer an, nur ein Teil der Kohle konnte damit zu Fetten und Schmierstoffen verarbeitet werden. Auch kann die rel. grosse Menge 24000 t wohl kaum aus Kleinanlagen wie Pirna gekommen sein.
Ich bezweifle damit auch, dass es sich um "Erdöl-Rückstände" gehandelt hat - weit und breit gab es keine Erdölquellen und -Raffinerien.
Es mag sein - das vorangestellt -, dass in den Altenhainer Bruch teilweise auch Rückstände aus den von dir genannten Anlagen eingeleitet wurden. Ich habe trotz intensiver Recherchen damals keine konkreteren Belege auffinden können. Allerdings ist die Übernahme der zwei Steinbrüche Seelingstädt und Altenhain durch die WIFO ab Ende 1944 Fakt. Und leider sind nur zu der Seelingstädter Einlagerung (die dann ja weiter genutzt werden konnte) Nachkriegs-Dokumente vorhanden. Diese bezeugen eindeutig die frühere Eigentümerschaft der Deutschen Gasolin AG. Dieselbe war auch Nutzer der Pirnaer Ofen-Anlagen und verarbeitete dort Roh-Erdöl aus dem Wiener Becken. Die letzten Transporte der s.g. Top-Rückstände von Pirna, liefen, zumindest bis Seel., noch bis Anfang April '45 per Bahn.
Zum Nachlesen meiner Nachforschungen (mit Quellenangaben): http://muldental-history.de/index.php/g ... n-reiches/
Beste Grüsse
Hallo demo01,
und besten Dank für deine sehr interessante Dokumentation. Danach stammten die Ölrückstände im Altenhainer Bruch ja überwiegend aus den "Ofen"-Anlagen. Ob damit jedoch die großen Mengen zu erklären sind?
Ich kam auf Ölrückstände wegen der ähnlichen Fraktion aus der Braunkohle-Verschwelung. In Statistiken (finde gerade nicht die Quelle) werden als Basis für die Benzinhydrierung u.a. für die Anlagen Böhlen und Zeitz "Schwelteer genannt ((und nicht Braunkohle!), der zumindest für die beiden genannten Anlagen aus Espenhain kam. Womöglich konnte der Teer zT nicht mehr verwertet werden, nachdem die Hydrieranlagen zerstört waren und man eine Speicherung brauchte. Da bot sich der wenige km entfernte Steinbruch an.
Aber Belege dafür sind mir nicht bekannt.
Übrigends wurde die Schwelanlage Espenhain nach dem Krieg weiter betrieben bis fast zum Ende der DDR.
und besten Dank für deine sehr interessante Dokumentation. Danach stammten die Ölrückstände im Altenhainer Bruch ja überwiegend aus den "Ofen"-Anlagen. Ob damit jedoch die großen Mengen zu erklären sind?
Ich kam auf Ölrückstände wegen der ähnlichen Fraktion aus der Braunkohle-Verschwelung. In Statistiken (finde gerade nicht die Quelle) werden als Basis für die Benzinhydrierung u.a. für die Anlagen Böhlen und Zeitz "Schwelteer genannt ((und nicht Braunkohle!), der zumindest für die beiden genannten Anlagen aus Espenhain kam. Womöglich konnte der Teer zT nicht mehr verwertet werden, nachdem die Hydrieranlagen zerstört waren und man eine Speicherung brauchte. Da bot sich der wenige km entfernte Steinbruch an.
Aber Belege dafür sind mir nicht bekannt.
Übrigends wurde die Schwelanlage Espenhain nach dem Krieg weiter betrieben bis fast zum Ende der DDR.
@demo1
Nachtrag Quellennachweis:
Bemerkung: Die 12 dt. Hydrierwerke arbeiteten mit dem Bergius-Verfahren der I.G.Farben, weil damit höhere Oktanzahlen möglich (71-75), die für Flugbenzin geeignet waren. Das musste aber noch mit Bleitetraäthyl aufgepäppelt werden.
Nachtrag Quellennachweis:
Darin u.a. enthalten eine Tabelle der Hydrierwerke mit div. Angaben.Robert Haul: Das Portrait: Friedrich Bergius (1884–1949). In: Chemie in unserer Zeit. 19, 1985, S. 59–67
Bemerkung: Die 12 dt. Hydrierwerke arbeiteten mit dem Bergius-Verfahren der I.G.Farben, weil damit höhere Oktanzahlen möglich (71-75), die für Flugbenzin geeignet waren. Das musste aber noch mit Bleitetraäthyl aufgepäppelt werden.