Spielbudenplatz in Hamburg (Reeperbahn)

Luftschutzbunker, zivile Bunkeranlagen und Schutzbauwerke des 2. Weltkriegs
Benutzeravatar
klaushh (†)
Forenuser
Beiträge: 2690
Registriert: 14.05.2002 15:00
Ort/Region: Hamburg

Reeperbahn und Bunker

Beitrag von klaushh (†) » 24.03.2004 17:18

Moin, moin!

Der Bunker unter der Reeperbahn / Spielbudenplatz wurde in 5 Bauabschnitten von Ende 1940 bis Juli 1942 gebaut (Erd- und Betonbauarbeiten).

Von Anfang an war vorgesehen, ihn nach Kriegsende als Tiefgarage zu verwenden. Dieses sit auch mit eine Begründung für die Größe des Bunkers.

Er war geplant für 5000 Personen, war aber belegt worden mit über 20.000 Personen. Verständlich, dass es dabei Atemprobleme gab!

Die beiden Ein-/Ausfahrten an den Enden waren von ANfang an gebaut worden. Abgeschlossen wurde er jedoch durch gemauerte und betonierte Wände. Die Äußerung von Stahltoren an den Zufahrten teile ich nicht! Gibt es für sie Belege? Ich lasse mich gern eines besseren belehren.

Über die gesamte Bunkerlänge gab es an beiden Seiten je ca. 10 Eingänge (Treppen), deren Ausgänge auf dem Spielbudenplatz noch heute zu sehen sind. Zwei der Eingänge dienten / dienen als öffentliche Toiletten. Am jeweiligen unteren Ende der Treppen waren die Splitterschutzrüren und die Gasschleusen. Die Reste der Schleusenbereiche sind noch auf den Böden zu erkennen, denn hier hat man nach dem Krieg die Wände abgebrochen. Statt der heutigen Zufahrten gab es früher mit Hamburgensien bemalte Wände.

Der heutige Parkraum besteht praktisch aus einigen aneinandergereihten zweistöckigen Hallen, die alles andere als verwinkelt sind. Die "üblichen Abwinkelungen" liegen lediglich bei den Zugängen für die Schutzsuchenden.

Nach dem Kriege hat man nie daran gedacht, den Bunker für ZS-Zwecke wieder herzustellen.

Die Tiefgarage unter der nahegelegenen Esso-Tankstelle war nie ein ZS-Raum und hat mit dem Reeperbahnbunker absolut nicht gemeinsam - außer, dass Pächter ein und die selbe Firma ist.

Gruß
klaushh


PS: der Erdaushub vom Reeperbahnbunker wurde übrigens teilweise über extra angelegte Gleise zur Teilauffüllung der früheren Sylter Allee transportiert.

Andrako

Beitrag von Andrako » 24.03.2004 22:31

Ein sehr interessanter Bericht. Danke !

Hätte da mal eine Anschlußfrage, die etwas vom Thema abweicht:

Warum wurde die Sylter Allee zugeschüttet ? Wegen des Hafenkrankenhauses ?
In Anbetracht des Alters der Brücken über die Helgoländer Allee hatte ich angenommen, daß diese schon deutlich länger in ihrer heutigen Lage existierte.
Gab es vor 1940 denn nur die schnurgrade Sylter Allee als Verbindung zwischen Landungsbrücken und Millerntor ?

Wann genau und warum wurde überhaupt die direkte Einfädelung der Helgoländer Allee in die Ost - West - Str. wieder zurückgebaut ?
Heute wäre diese Verkehrsführung doch sehr praktisch.

Benutzeravatar
klaushh (†)
Forenuser
Beiträge: 2690
Registriert: 14.05.2002 15:00
Ort/Region: Hamburg

Sylter und Helgoländer Allee

Beitrag von klaushh (†) » 25.03.2004 16:31

Moin, moin!
Viele Fragen auf einmal. Versuche Beantwortung:
1. Sylter Allee hatte nie Brücken über oder unter Helgoländer Allee. Beide Straßen Liefen annähernd parallel.
2. Grund für die Zuschüttung kenne ich nicht genau. Vielleicht war die Straße zu steil und wg. der par. Helgoländer praktisch überflüssig.
3. Zuschüttung hatte dann folgende Nebeneffekte: im zugeschüttetetn Bereich konnte man glleich einen weiteren Schutzraum einbauen, und man hatte Platz für den Aushub von der Reeperbahn und man hatte Erweiterungsflächen für das Hafenkrankenhaus.
4. Nee, so praktisch wäre eine heutige Einfädelung der Helgoländer (oder hieß damals der stillgelegt Abzweiger Cuxhavener?) in den Millerntor nun auch wieder nicht, denn es gäbe eine weitere Unfallmöglichkeit. Die Aufhebung der Einfädelung dürfte in den 50-er oder 60-er Jahren geschehen sein. Vielleicht im Zusammenhang mit irgendeiner IGA?

Gruß
klaushh

Gast

Bunker Spielbudenplatz

Beitrag von Gast » 28.03.2004 14:19

moin moin

@ Klaus hh:

In den unteren Bereichen der Einfahrten sind deutlich halterungen für Schaniere zu erkennen, an welchen Stahltore "aufgehängt" waren. Nur leider habe ich weder Digicam noch einen Scanner, sonst hätte ich Foto`s gemacht...

Gruß

markus

Andrako

Re: Sylter und Helgoländer Allee

Beitrag von Andrako » 28.03.2004 15:25

klaushh hat geschrieben:Moin, moin!
4. Nee, so praktisch wäre eine heutige Einfädelung der Helgoländer (oder hieß damals der stillgelegt Abzweiger Cuxhavener?) in den Millerntor nun auch wieder nicht, denn es gäbe eine weitere Unfallmöglichkeit. Die Aufhebung der Einfädelung dürfte in den 50-er oder 60-er Jahren geschehen sein. Vielleicht im Zusammenhang mit irgendeiner IGA?

Hallo,

in meinem Falkplan von 1973 ist die Einfädelung noch vorhanden gewesen. Cuxhavener Allee hieß das kurze Stück bis zum damaligen Abzweig.
Ich habe noch den ehem. Verlauf der Sylter Allee eingezeichnet.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Gast

Tiefbunker Spielbudenplatz: Lüftungsanlage

Beitrag von Gast » 02.04.2004 14:55

Frank nannte am 22.3.2004 Teile der Lüftungsanlage, die man in einem vergitterten Verschlag bewundern kann. Ist es die Auer-Lüftungsanlage die auf dem Bild (Quelle: LMZ) im Buch "Bunker" von Schmal/Selke genannt ist? Oder ist es eine Nachkriegslüftungsanlage zur Belüftung der Tiefgarage?

Gast

Beitrag von Gast » 05.04.2004 21:03

moin moin

da es mich heute arbeitsmäßig in die gegend verschlagen hat, pakte ich die gelegen heit.

hier ein paar fotos von dort.

ehemaliger zugang vorm docks, jetzt offentliche toilette.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Gast

Beitrag von Gast » 05.04.2004 21:11

im zweiten ug sind z.t. noch die alten wandbemalungen zu erkennen.
leider ist nur die eine sehr gut zu erkennen. :cry:
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Biedermann (†)

Fast Spielbudenplatz

Beitrag von Biedermann (†) » 13.04.2004 19:37

Zum Thema Sylter Allee:
Lt. Schmal/Selke wurde einfach der Geländeeinschnitt für den Bunker genutzt und die Straße aufgehoben. Bau 39/41, Fassungsvermögen (nominell) 1800 Personen in zwei Etagen. Der (vermutliche) Zugang sieht auch heute noch 1a gepflegt aus (das ist die Stelle unter dem BSH wo beim Hafengeburtstag die Rettungsleitstelle/Verbandplatz steht. (Pfeil in 2000.jpg)).
Allerdings könnte die heutige Tür auch zur S-Bahn gehören, die an dieser Stelle unter Straßenniveau entlangläuft (zweiter Ausgang für Haltepunkt Landungsbrücken?) Weiß da jemand genaueres?
Wenn das nicht in die S-Bahn aufgegangen ist, dann könnte der noch in Zivilschutzbindung stehen, so gut wie der Eingang aussieht.
Eine Aufgabe der Sylter Allee wegen Steilheit erscheint übrigens eher unwahrscheinlich, selbst die Straßenbahn schaffte das (Rote Linie in 1915.jpg).
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.

Gast

Tiefbunker ehem. Sylter Allee

Beitrag von Gast » 16.04.2004 16:14

Hier einige Infos zum Tiefbunker i.d. ehem. Sylter Allee:
Nach Quellenlage soll er der Stadt Hamburg gehören. In 11/2003 hatte ich mich deswegen an die Liegenschaftsverwaltung der Finanzbehörde gewandt, die meine Anfrage an den Leiter der Garten- und Tiefbauabteilung weitergeleitet hatte. Der von ihm beauftragte Mitarbeiter hatte in Erfahrung gebracht, dass der Bunker an das "Amt für Seeschifffahrt" vermietet sein soll. Hierbei handelt es sich wohl um einen Übertragungsfehler, so dass das BSH gemeint sein dürfte. Ich hatte das BSH daraufhin wegen des Bunkers angeschrieben, aber keine Antwort erhalten. Da die Sprinkenhof AG Bunker vermietet, hatte ich bei dieser vor kurzem telefonisch angefragt, ob dieser Bunker durch sie vermietet ist, was aber verneint wurde.

Lässt sich erkennen, ob sich der beschriebene Eingang der St.-Pauli-Hafenstr. 10 zuordnen lässt? Mit dieser Belegenheit wird der Bunker (639.-832/1003) nämlich geführt.

Antworten