Berlin - Gesundbrunnen

Luftschutzbunker, zivile Bunkeranlagen und Schutzbauwerke des 2. Weltkriegs
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haardy
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Luft

Beitrag von haardy » 25.10.2009 12:33

Wir verbringen einige Zeit im unbelüfteten Schutzraum und überlegen gemeinsam, wie sich Sauerstoffmangel bemerkbar macht. Um, wie Arbeiter unter Tage dies tun, seine Haustiere mitzubringen - speziell Tauben oder kleinere Vögel - wird man in Alarmsituationen wenig Gelegenheit gehabt haben. Tatsächlich waren Kerzen ein mögliches Hilfsmittel. Das Sauerstoff verdrängende CO2 im "Ausatemgasgemisch" ist nämlich schwerer als Luft. Also zeigt eine Kerze am Boden an, daß dort eine lebensfeindliche Atmosphäre entstanden ist, wenn sie einfach so verlischt. Eine verlöschende Kerze auf der Bank zeigt an, daß man jetzt besser stehen sollte. Ob man noch auf die Bank steigt und ob es Sinn macht, noch eine weitere Kerze anzuzünden - das war wohl immer eine Einzelfallentscheidung.

Dabei kam es natürlich auch darauf an, ob man in einem belüfteten Raum saß oder in einem Durchgangsraum, der nachträglich als Schutzraum umgewidmet wurde, weil einfach der Platz gebraucht wurde. Überall gab es Schotts und Türen, die die Räume voneinander trennten. Druckwellen sollten so stufenweise abgeschwächt werden.

Dem Thema Belüftung ist am Gesundbrunnen ein ganzer Raum gewidmet. Es muß aber nicht zwingend der Lüfterraum gewesen sein, denn Rohre nach draußen sind nicht sichtbar. Allerdings sind auch heute noch namhafte Hersteller wie Auer und Dräger hier vertreten. Die Lüfter-Exponate und Armaturen sind also eher etwas für den Erlebnischarakter als für Authentizität.
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Luftdruck

Beitrag von haardy » 25.10.2009 12:52

Direkt hinter dem nächsten Durchgang hängt oben in der Ecke ein wahres Monstrum von Barometer. Jede Bahnhofsuhr wäre neidisch ob der Zeigergröße. Der flurähnliche Raum ist relativ hoch und das Instrument hängt ebenfalls auf einer Höhe von über 3 Metern.

Außer dem Stromkabel erreicht noch ein weiteres Rohr das Gehäuse. Es ist jedoch nicht zu erkennen, ob es sich hierbei um ein Kabel oder etwa um ein Leerrohr handelt, und die angezeigten Druckschwankungen an einem anderen Ort gemessen wurden.

Jedenfalls erschließt sich der Sinn dieser Armatur nicht auf den ersten Blick. Ich denke wohl schon zu lange darüber nach, denn die Gruppe ist zwischenzeitlich schon zwei Stationen weiter. Schnell noch einmal die Kamera in einen Ausstellungsraum gehalten und wieder aufgeschlossen.

Wer in einem Bunker das Denken anfängt, der ist schnell allein.
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Sani!

Beitrag von haardy » 25.10.2009 13:30

Der nächste Raum wirft für mich noch mehr Fragen auf, weil das Thema auch eines meiner Themen ist. Als Betriebssani mit mit 'halber Rettungssani"-Ausbildung sind die Exponate des Raums natürlich doppelt interessant.

Wieder ist der Raum komplett mit Leuchtfarbe gestrichen. Die ausgestellten Gegenstände sind seltsam vertraut und doch irgendwie fremd. Aber überall scheint auch ein Augenzwinkern, ein versteckter Hinweis zu liegen, der darauf wartet, wahrgenommen zu werden, um daraus zu lernen.

Welche Leistungen waren wohl mit Gutscheinen des DRK abgedeckt?

Wenn man eine bestimmte Leistung benötigte, aber den entsprechenden Gutschein nicht vorweisen konnte, was passierte dann?

Welche Art von Einläufen waren im Bunker notwendig oder überhaupt denkbar?

Welche Beziehungen haben Staat und Pharmakonzerne heute, die unsere Nachfahren als Zeugnisse der Zeitgeschichte ausstellen werden?

Hm! "In erster Linie [...] den Soldetn an der Front" - Hat sich der Verteilmodus für Medikamente seit dem WK II wirklich nicht geändert? (Heute heißen die Wirkstoffe nur anders: "Celvapan", "Pandemrix" "Focetria")

Wer hat in Sanitätsräumen von Bunkern Karten gespielt und um welche Einsätze ging es?

Goldene Regel für Führungspersonal in Unterwelten: "Je länger die Führung andauert, desto weniger bekommt der Geführte über die Tonspur noch mit, denn er beginnt, sich in eigenen Gedanken zu verstricken."

:holy:
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Ausklang

Beitrag von haardy » 25.10.2009 13:50

Meine geknipsten Fotos unterschlagen zwei weitere Themen der Tour 1: "Geschichte der U-Bahn" mit der kompletten Frontpartie eines Wagens und den Keller, der den Brauereien der Stadt Berlin gewidmet ist. Bier wurde in Berlin nämlich lange Zeit unterirdisch gelagert. Das hat persönliche Gründe. Meine Aufmerksamkeit gilt mehr den nächsten als dem letzten Bier. ;)

Ich liefere hier noch zwei Schnappschüsse aus dem Rohrpostraum nach, die das Rohrpostnetz Berlins zeigen. Rohrpost war beliebt, weil Originale damit abhörsicher und schnell transportiert werden konnten. Damit waren die Rohre auch Teil der Unterwelten und kommen an vielen Stellen heute noch bei Bauarbeiten zu Tage.

Wer mehr über die Unterwelten in seiner Umgebung kennen lernen möchte, der sei an die Vereine verwiesen, wie sie z.B. in Hamburg, Berlin und Stuttgart bestehen. Ich glaube, man ist aber auch gut beraten, wenn man Stadtbesichtigungen künftig von ganz unten anfängt. Wenn man schnell etwas über die Bewohner einer Stadt lernen möchte, dann lohnt sich ein Blick nach unten ebenso, wie ein Blick auf die Friedhöfe.

Jedenfalls werde ich beim nächsten Mal wieder die Kamera mitnehmen.
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Beitrag von internett » 12.03.2010 15:21

Hi,

das Foto von dem Zoo-Bunker mit der Aufschrit "Made in Germany" war ja zumindest laut Aussage des "Erzählers" relativ populär und natürlich entsprechend peinlich für die Briten. So hab ich es zumindest auch noch aus meiner Führung in Erinnerung.

Jemand von euch eventuell eine Idee, wo man dieses Foto finden könnte? Danke schonmal.

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Beitrag von patchman » 12.03.2010 19:21

Keine Ahnung, ich hab ein Foto davon bisher auch noch nie gesehen.

Gruß
Patchman
Wer die Vergangenheit nicht kennt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.

www.berliner-unterwelten.de

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klaushh (†)
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Beitrag von klaushh (†) » 12.03.2010 20:41

Moin, moin!

Ein Foto habe ich auch noch nie gesehen, allerdings gibt es auch die Behauptung, dass der gleiche Spruch in HH-Wilhelmsburgbei der Sprengung des GT VI gefallen sein soll.

Gruß
klaushh
Bei Interesse für Bunker und unterirdische Bauwerke in Hamburg mal http://www.hamburgerunterwelten.de besuchen!

Biedermann (†)

Beitrag von Biedermann (†) » 12.03.2010 20:51

Laut Arnold/Janick "Sirenen und gepackte Koffer" war es ein amerikanscher Fotograf der die unvollständige Sprengung des Zoo-Bunkers mit "Made in Germany" kommentierte.
Als Quelle wird angegeben: "Bunker hat nun friedlichen Inhalt", Die Welt, 16.01.1963

Grüße
Ingo

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Beitrag von Gravedigger » 27.06.2010 15:38

Am Montag hatte ich Gelegenheit die Tour mit zu machen. Die Führung war doch recht kurzweilig und sehr anschaulich erklärt. Auch eine Prise Humor durfte nicht fehlen, typisch Berlin eben ;) Alles in allem sehr empfehlenswert. Der einzige Wermutstropfen ist, das die Touren nur Nachmittags angeboten werden, meist ist die letzte Tour um 16 Uhr, teilweise auch schon um 14 Uhr. Das ist leider etwas ungünstig, wenn man arbeiten muß :(
Zivilisation bedeutet, sich gegenseitig zu helfen von Mensch zu Mensch, von Nation zu Nation. (Henry Dunant)

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Zwackelmann
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Berliner Unterwelten droht Insolvenz

Beitrag von Zwackelmann » 17.10.2020 10:05

Hallo allerseits,

Ich weiß, dass wir uns in Sachen Corona zurückhalten sollen, aber da es nun unsere Interessen unmittelbar betrifft:

https://m.tagesspiegel.de/berlin/wegen- ... xc9VNmWYsI

Hoffentlich kommt es anders...

Gruß, Thomas!
Ich bin mal wieder gesperrt, Ihr habt das super im Griff...

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