Luftschutzorte

Luftschutzbunker, zivile Bunkeranlagen und Schutzbauwerke des 2. Weltkriegs
WEWA112

Beitrag von WEWA112 » 13.02.2016 10:48

Moinsen aus dem Norden. Na ja klar haben einige Luftschutzorte nur strategische Bedeutungen. Irgend wann stand auch der kleine Ort Brunsbüttel im Focus. Da gab es ``nur die Kanalschleuse für den Nordostsee-Kanal und eine Raffenerie.

Mir geht es um einen Abgleich der Standort von den Überregionalen Hilfskräften. Woran sie stationiert? Mein Gedanke ist, da wo es notwendig war mußte so eine Einheit verfügbar sein. Und nur dort wo größere Orte waren konnte auch Personal gestellt werden und die Fahrzeuge untergebracht werden.

In einigen Aufschreibungen wird von 80 solchen Überregionalen Einheiten berichtet. Das schein nicht zu passen. Gezählt wurde erst ab 10. somit können nur 70 solche Einheiten vorhanden gewesen sein. Die Zahl ist aber auch nicht ganz erreicht worden. Die Durchnummerierung geht nur bis 63. Leider sind mir nicht alle Standort der aufgestellten Einheiten bekannt. Es gibt Lücken. Entweder habe ich noch keine Informationen über diese Einheiten oder sie sind garn nicht auf gestellt gewesen und die Nummerierung erfolgte nicht fortlaufend sonder man übersprang einfach ein paar Zahlen um so mehr Einheiten vortäuschen zu wollen.

Soweit meine Gedanken

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klaushh (†)
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Beitrag von klaushh (†) » 13.02.2016 11:49

Moin, moin!

Nette Gedanken, die ich aber nicht teilen kann.
Ich habe zwar keine Kenntnisse über die Aufstellung (-sorte) von Einheiten des SHD (die suchst Du doch oder die der späteren Luftschutzabteilungen der Luftwaffe?).
Eine fortlaufende Nummerierung von Einheiten irgendwelcher Art über größere Flächen (z.B. Deutsches Reich) hat es wohl selten gegeben. Auf jeden Fall dienten die Nummern nicht zur Vortäuschung vom Vorhandensein einer großen Zahl von Einheiten. Kurz gesagt, eine Einheit mit der Nummer 75 bedeutet nicht, dass es auch je die Einheiten 1 bis 74 gegeben haben muss, oder dasas deren Aufstellung geplant war. Das Nichtvorhandensein von Nummern unter 10 ist auch ein Indiz dafür, dass es keine fortlaufende Nummerierung gab.
Einheitsbezeichnungen und -nuumern sagen fast immer etwas aus über regionale Unterstellungsverhältnisse. Oberstes Ordnungskriterium während des Krieges dürften die Wehrkreise oder die Gaue gewesen sein. So dürfte sich auch unter den Nummern der Luftschutzabteilungen mehr als nur eine laufende Nummer verbergen. Laut Pipes sind ja auch nur Nummern zwischen 11 und 60, sowie VI, XI, XII, XIII und XVII bekannt (sind die auch tatsächlich alle aufgestellt worden?).
Wenn Foedrowitz die Zahl 80 nennt: schreibt er, ob diese Einheiten auch aufgestellt worden sind oder sollten?
Vielleicht kannst Du ja mal wenigstens einen Teil der Dir vorliegenden Einheitenbezeichnungen hier auflisten (ggf. römische und arabische Zahlen unterscheiden). Wenn Du dann noch ggf. vorliegende Ortsnamen mit aufzeigst,kann der eine oder andere Forumsteilnehmer Dir bei der Lösung Deiner Fragen vielleicht weiterhelfen.
Übrigens gab es neben den Einheiten des SHD auch Feuerlöschbereitschaften (Regimenter), die ggf. reichsweit eingesetzt worden sind. So waren nach den Terrorangriffen (Operation Gomorrha) 1943 in Hamburg mehrere derartige Einheiten aus ganz Norddeutschland eingesetzt.

Auf alle Fälle hast Du dir ein interessantes und bisher wenig beachtetes Thema von SHD und Luftschutzeinheiten der Luftwaffe ausgesucht.

Gruß
klaushh
Bei Interesse für Bunker und unterirdische Bauwerke in Hamburg mal http://www.hamburgerunterwelten.de besuchen!

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niemandsland
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Beitrag von niemandsland » 13.02.2016 18:11

WEWA112 hat geschrieben:Und nur dort wo größere Orte waren konnte auch Personal gestellt werden und die Fahrzeuge untergebracht werden.
Moin,

also Deine Gedanken in Ehren... aber diese Aussage halte ich für Unfug.

Gerät und Mensch sind beweglich. Wo die Masse "Mensch" nicht vorhanden war, da wurde sie eben hin befördert. Reichsbahn, Gauleitung und Wehrmacht (und sicher noch andere Beförderer, an die ich gerade nicht denke) machten es möglich.

Sicher wurde Großgerät eher in Städten benötigt, wo Luftangriffe zu erwarten waren. Aber gerade außerhalb (jedenfalls hier in Hannover) wurden die "wertvollen" Fahrzeuge untergestellt. Nur sozusagen eine Notbelegung verblieb in der Stadt. Mir sind an zwei Stellen im Raum Hannover Unterstände bekannt. Einer im Stadtwald und einer nahe eines Friedhofs. Die größere Masse an z.B. Feuerwehrfahrzeugen / Spritzen usw. wurde wohl - wenn sich abzeichnete, das ein Luftangriff bevor stand, nach Außerhalb der Stadt verbracht, bis der Luftangriff vorüber war.

Keine Ahnung wie man das Andernorts gehandhabt hat, hier war es wohl so.

Soweit meine spontanen Gedanken. ;-)

Gruß aus Hannover
Guido Janthor

WEWA112

Beitrag von WEWA112 » 14.02.2016 11:22

Mahlzeit aus HH!
Also der Vorgedanke das die Hilfskräfte bei einem Luftangriff die Stadt verlassen haben, kann nicht so richtig passen. So eine Verlegung dauert ein gewisse Zeit. Nach Luftalarm fielen meistens schon nach 15 min die ersten Bomben. Binnen 15 min kann man aber keine solche große Einheiten organiesiert verlegen.
Aus verschiedenen Berichten scheint es so gehand haben geworden zu sein das nur ein kleines Kontigent im Gefahrenbereich vorgehalten wurden,sprich die Örtlichen Kräfte wie Feuerlöschpolizei und Freiwillige Feuerwehren. Um keine Hilfskräfte zu verlieren bei Luftschlägen wurden die SHD-Einheiten in Luftwaffen-Kasernen unter gebracht die außerhalb der Großstädte sich befanden.

Ein Transport/Verlegung usw. war wohl an der Tagesortnung. 1942 wurde ja alles überarbeitet und geändert aufgestellt und mit der Veränderten Luftlage wurde wohl auch immer nachgebessert.
Wichtig schien wohl die Verfügbarkeit für einen Großen Raum nach einem Luftangriff. Z.B dem Ruhrgebiet.

Hier mal einen Überblick wo angeblich die SHD-Abteilungen (LS-Mot) zu finden gewesen sein sollen. Die Angaben können beinhalten, den Standort oder eventuelle angedachte Einsatzräume. Ein genaues Zeitfenster kann ich nicht angeben, denn es erfolgte ja ständig eine Verlegung, besonders zum Kriegsende.
11 1944 im Ort Braunschweig Broitzem, Teile auch im Ort Emden. Später in Hildesheim
12 Bremen-Grohn
13 Merseburg
14 Hannover
15 1942 bis 1944 in Frankreich
17 Wels bei Linz in Österreich
18 Bonn
19 Bonn
20 Danzig
21 Hamburg Wentorf
23 Ostende
22 Münster? August 1943 Nähe Nürnberg
25 Mannheim-Käferthal
26 min eine Kompanie in Raum Frankfurt
28 Feilitzsch bei Hof
29 Münster
30 Rumänien
31 Gnadenberg bei Nürnberg
32 Rennes Frankreich, später Buchholz
33 St. Florent Frankreich, später Darmstadt, August 1943 Nähe Nürnberg
34 Charenton Frankreich, später Nürnberg
37 min zwei Kompanien in Raum Frankfurt Main
36 Frankreich
38 München
39 Bielefeld
40 Raum Berlin
41 Rumänien
42 Rumänien
44 Lech
46 Rumänien
48 Großraum Braunschweig
49 Goldkronach
50 Breslau
51 Halle
52 Gotha
53 Brux
54 München
55 Dresden
56 Wismar
58 Dresden
59 Leipzig
60 Dresden
Ersatzabteilung 1 Wurzen
Ersatzabteilung 2 Bonn

Wer genauere Zeitangaben zur Verfügung hat bitte einstellen, Danke!

Ich erhebe keine Richtigkeit auf die Angaben, denn sie sind aus Büchern, diversen Berichten und aus dem allwissenden Internet zusammen getragen worden, wobei das letzte für mich nicht so verlässlich scheint.

Nimmt nun die Standorte sind es auch viele Luftschutzorte Erster Ortnung oder sie liegen in deren Nähe. Dies macht auch Sinn den dort wurden ja auch gebraucht.

Soweit meine Gedankengänge

WEWA112

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Beitrag von niemandsland » 14.02.2016 15:03

Hi WEWA112,

worauf basieren Deine Informationen? Gibt es einen Stichtag?

Gruß aus Hannover
Guido Janthor

WEWA112

Beitrag von WEWA112 » 14.02.2016 17:00

Also meine Informationen stammen wie oben schon angeführt aus dem Internet, Büchern und Festzeitschriften aus der Feuerwehrwelt die über ihre Geschichte berichtet haben. Einige sind mit der Kriegszeit etwas ausführlicher und beschreiben meist den schwersten Angriff und welche Kräfte angefordert wurden.

Zeiten habe ich nicht, es gab aber mehrere Aufstellungswellen der SHD Abteilungen, 1940, 1942,(dann als LS mot), 1943 und die letzte 1944. Daraus ergibt sich das die letzteren Abteilungen zu den Jahrgang 1944 gehören müßten. Ich denke das sieht man auch an den Aufstellungsorten am Ende der Liste. Grundlage für die Aufstellung dürfte die Erreichbarkeit der Orte im Reichsgebiet sein die im Kriegsverlauf immer weiter gen Osten ging.

WEWA112

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Luftschutzorte

Beitrag von GerdW » 14.02.2016 17:43

Hallo , Zusammen,

hier ein Auszug aus den Aufzeichnungen der BF Bielefeld vom 30.09.1944:

"Nachdem durch Kradmelder die in Bielefeld stationierten 6 F und E Bereitschaften eingesetzt waren, alamierte die Ausweichstelle im Bunker Hillegossen laut Alarmplan die Feuerwehren im Regierungsbezirk Minden.

Von der Luftschutzleitung über Ringleitung wurden 25 F und E Bereitschaften beim Befehlshaber der Ordnungspolizei in Münster angefordert.
Von diesen F und E Bereitschaften traf als erste die IS mot. Bereitschaft 39, welche in Gütersloh stationiert war, ein.

...

Die weiteren Einheiten aus Münster, Dortmund, Gelsenkirchen und Wuppertal, usw., trafen im Laufe des Tages bis 22:00 Uhr ein.
Da durch den Luftangriff die städtische Wasserleitung stark angeschlagen war und kaum noch Wasser aus der Wasserleitung, sondern nur noch aus offenen Wasserstellen entnommen werden konnte, mußte das Wasser über lange Wegstrecken z.B. aus den Stauteichen 1;2 und 3
(die zu diesem Zwecke eingerichtet wurden G.W.) zur Innenstadt gefördert werden.
Die beiden großen Patmos-Teiche der Anstalt Bethel wurden ebenfalls durch den Fußbach in die Lutter geleitet und wurden bei diesem Angriff fast vollständig geleert.


Am Sonntag, dem 1.Oktober 1944 mußten daher nochmals 10 F und E Bereitschaften beim BdO (Befehlshaber der Ordnungspolizei) angefordert werden, die im Laufe des Nachmittags in Bielefeld eintrafen.
Die Lösch - und Aufräumarbeiten dauerten bis Dienstag den 3.Oktober 1944 an.
Die letzten auswärtigen Einheiten wurden im Laufe des Montags, den 2.Oktober 1944 zu ihren
Standorten entlassen."

Quelle: Aufzeichnungen über Alarme und Luftangriffe auf Bielefeld - aus den bei der Berufsfeuerwehr Bieelfeld vorhandenen Depeschenbüchern und Berichten.

WEWA112

Beitrag von WEWA112 » 14.02.2016 21:50

Erstmal Danke für die Info´s!!

Nur hier muss unterschieden werden!
Vor dem Krieg wurden die Berufsfeuerwehren als Feuerlöschpolizei bezeichnet, ab Kriegsbeginn dann als Feuerschutzpolizei. Aus diesen Reihen kam dann auch die Feuerlösch und Entgiftungsbereitschaften. Ab 1942 wurden dann zusätzlich aus den Freiwilligen Feuerwehren ca 800 Feuerwehrbereitschaften gebildet die, in einem Umkreis von 15 km kostenfrei, angefordert werden konnten. Dazu kamen noch die Feuerschutzpolizei-Regimenter, die ab 1942 in Feuerschutzpolizei-Abteilungen umgebildet worden. Diese ganzen Einheiten unter standen Himmler als Reichinnenminister zur Verfügung, wobei die Regimenter vom Heer unterhalten wurden.

Zu guter letzt sind da noch die SHD Abteilungen, die ab 1942 Luftschutzpolizei-Abteilungen zu nennen. Diese unterstanden dem Göring.

Dönitz hatte in seinen Häfen Marinefeuerschutzabteilungen, die ggf auch zum Einsatz ausserhalb des Marinegeländes zum Einsatz kamen.

Somit kann man das ganze nicht ganz so einfach über einen Kamm zu scheren. Nun ist die Frage wer war es denn genau der von außerhalb zu Hilfe kam? Eine Abteilung einer Berufsfeuerwehr aus der nächsten Stadt? Eine Einheit aus Freiwilligen Feuerwehren? Eine Löscheinheiten vom Heer oder Einheit von der Luftwaffe.

Das nun kurz nach dem Krieg genau auseinander zufieseln ist ist schon nicht einfach und nach 60 Jahren fast nicht möglich, wenn da nicht gut geführte Lageberichte vorhanden geblieben sind.

Soweit erstmal wieder meine Gedanken Gruß und so WEWA112

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klaushh (†)
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Beitrag von klaushh (†) » 14.02.2016 22:34

Moin,moin!

@ WEWA112
Ich gebe mich geschlagen.
Die von Dir angeführte Liste der Nummern und Standorte (?) der SHD-Abteilungen läßt in der Tat keine Systematik erkennen (es sei denn, man kennt die Aufstellungszeitpunkte?).
Bemerkenswert bleibt die Tatsache, dass fünf Abteilungen anscheinendmit römischen Zahlen bezeichnet worden sind.

Ich glaube kaum, dass die Art der Nummernvergabe Verschleierungsgründe hatte.
Freigebliebene Nummern waren evtl. für Abteilungen vorgesehen, die dann aus jetzt unbekannten Gründen doch nicht aufgestellt worden sind.
Schließlich wird auch Foedrowitz die von ihm genannte Zahl 80 nicht gewürfelt haben. Andererseits weicht sie doch erheblich von der Differenz zwischen 11 und 60 gleich 50 ab. Sollten noch über 30 Abteilungen aufgestellt werden oder hat mal jemand gesagt, für den Schutz des Reiches wären rund 80 Abteilungen erforderlich?

Gruß
klaushh
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Talpa
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Beitrag von Talpa » 15.02.2016 01:25

Ich habe mir jetzt noch mal die Ausgangsfrage angeschaut.
Vor etlichen Jahren war ich mal an dem Thema, habe es dann aber nicht mehr weiterverfolgt.
Ich erhielt seinerzeit aber den Hinweis, dass das umfassendste Werk zu dem Thema von Hans Brunswiek "veröffentlicht" wurde.
"Die Einsatzerfahrungen der Brandschutzgruppen im zweiten Weltkrieg".
Und genau hier liegt das Problem.
Es gibt von dem Werk nicht einmal eine Handvoll Exemplare.
Eines liegt in der Bibliothek des BBK.
Leider kenne ich das Werk nicht, nur in sehr wenigen Ausschnitten, die hier aber weniger zur Aufhellung beitragen.

Talpa
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