FlaRak-Stellungen in Hengsen und Opherdicke

Militär nach 1945 - FlaRak, CRC, CRP, SOC & Co, TMLD etc.
Antworten
Benutzeravatar
haardy
Forenuser
Beiträge: 97
Registriert: 15.11.2005 16:57
Ort/Region: Munster
Kontaktdaten:

FlaRak-Stellungen in Hengsen und Opherdicke

Beitrag von haardy » 09.01.2006 17:14

Moin,
da ich in dieser Gegend geboren bin und bis zum 27. Lebensjahr auch beheimatet war, interessiert mich, was mittlerweile noch von den genannten Stellungen existiert. Gemeint sind die Einrichtungen rund um den Truppenübungsplatz Holzwickede-Hengsen. Im Ortsteil Opherdicke gab es eine Unterkunft für amerikanische Soldaten, auf einem Höhenzug zwischen Hengsen und Sölderholz gehörten Radartürme zum Landschaftsbild. In Raketensilos standen Flugabwehrraketen, die von Zeit zu Zeit von Privatfirmen neu lackiert wurden. Ist davon noch was übrig?

mfg
haardy
ttfn
haardy

Benutzeravatar
MikeG
Administrator
Beiträge: 8757
Registriert: 07.05.2002 14:38
Ort/Region: Bispingen
Kontaktdaten:

Beitrag von MikeG » 09.01.2006 20:52

Moin!

Nun "Silos" waren das nicht, in denen die NIKE-FlaRaks standen, eher einfachere Unterstände.

Nach meinen Unterlagen gehörte die Stellung zum FlaRakBtl 21 der Luftwaffe. Anscheinend wurde die Stellung später auf Patriot umgerüstet.

Mike

michel
Forenuser
Beiträge: 391
Registriert: 15.05.2002 08:36
Ort/Region: NL
Kontaktdaten:

Beitrag von michel » 09.01.2006 20:56

MikeG hat geschrieben:Moin!

Nun "Silos" waren das nicht, in denen die NIKE-FlaRaks standen, eher einfachere Unterstände.

Nach meinen Unterlagen gehörte die Stellung zum FlaRakBtl 21 der Luftwaffe. Anscheinend wurde die Stellung später auf Patriot umgerüstet.
Stimmt, und wieder aufgegeben.

Silo's gab es nur in den USA und im ehemaligen Sowjet Union.

Gruss,
Michel
Achtung: Feind hört mit!

HW (†)
Forenuser
Beiträge: 1990
Registriert: 24.07.2002 16:42
Ort/Region: Pullach i. Isartal und Ottobrunn

Beitrag von HW (†) » 11.01.2006 20:04

Genau über diese Stellung gab es schon einen Thread hier.
Habe aber trotz verschiedener Versuche unter Forum-Suche nichts hier gefunden. Es war eine Anfrage von einem User, der von der Autobahn das Radom des Feueleitbereiches gesehen hatte und wissen wollte, was dieses sei.

Gast

Beitrag von Gast » 13.03.2007 02:54

Die schöne Nike-Hercules Rakete, die "quasi" dort in Hengsen im Vorgarten der Launcher-Station lag ist inzwischen eingepackt. Der Standort ist so peu-apeu eingeschlafen.

Die Kaserne im nahen Kreis ist inzwischen wohl von der Bundeswehr teilweise geräumt.

Auf dem Truppenübungsplatz Hengsen ist allerdings noch "scharfer Schuss". Hier wird noch gearbeitet, wohl, laut der Standortverwaltung wegen Mangel an alternativen Standorten.

Das Radom gehört leider zu den brühmtesten in Deutschland.

Wer über die A1 in Richtugn Bremen fuhr konnte Jahre lang das perfekte olive Radom auf einem Hügel hinter der BAB-Raststätte Lichtendorf erkennen.

Heute ist hier eine noch-aktive Richtfunk-Strecke der Bundeswehr, die, sollte sie irgendwannmal nicht mehr gebraucht werden, sicherlich zu Geld gemacht wird. Von dort kann man weit bis ins Sauerland sehen. Ein schöner Ort.

Leider steht der Standort in einem unschönen Licht. Einmal gab es einen Strahlenskandal mit dem Nike-Herkules Raketen. Ein dt. Soldat wurde hier von einem Truppengericht verurteilt. Er hatte als "Strahlenbeauftragter" dort Messungen an den Raketen vorgenommen, gegen die Anweisung der amerikanischen Soldaten vor Ort. Die Ergebnisse waren prekär und er meldete sie seiner Standort-Verwaltung. Trotzdem wurde er verurteilt.

Zum anderen leiden zahlreiche Menschen im Umkreis um das alte Radom heute unter Krebs der unterschiedlichsten Art. Allein 4 Fälle sind mir bekannt.

Die Stadt Dortmund grenzt unmittelbar an diese Anlage bzw.die A1 an, bevor der Kreis Unna und seine Gemeinde Oppherdicke beginnt.

Ach so: Die Anlage soll zur Zeit des kalten Krieges einen Funk-Link in die Dortmunder Innenstadt gehabt haben, zu den Napier-Barracks der englischen Rhein-Armee, die dort u.a. mit einem Flugabwehr - Systemen der Marke "Rapier" ausgestattet war.

Deren Radome sind noch heute zwischen dem ehem. englischen Golf-Club "St. Barbaras" und dem neuen Trainingsgelände von Borussia Dortmund zu sehen.

Die Golfspieler (ich bin keiner) entzückt hierbei am meisten das Radom, was selbst wie ein Golf-Ball aussieht ;-)

Benutzeravatar
pigasus
Forenuser
Beiträge: 444
Registriert: 02.06.2006 23:54
Ort/Region: Windeck
Kontaktdaten:

Beitrag von pigasus » 13.03.2007 17:45

Ach ja, damals (c)

1982/83 war ich bei der 3./21 in Holzwickede. Was im Internet an Mitteilungenüber diese Batterie und andere Nike-Hercules-Standorte kursiert - im Zusammenhang mit den erwähnten Skandalen - ist oft von der Realität vor Ort weit entfernt.

Umgang mit atomaren Sprengköpfen etwa hatten die Bw-Soldaten nicht: Sobald die Klappen an der Nike geöffnet wurden, galt es, sich umzudrehen, immer mit einer Reihe US-Soldaten mit M16 im Rücken. Reine "Raketenpflege" gehört allerdings schon dazu.

Auch die sogenannten Abschussbunker waren keine, sondern dienten nur dem Schutz der Crew beim Start. Der Abschuss wäre grundsätzlich von einem Anhänger (LCT) oder vom Radarbereich aus vorgenommen worden.

Interessant damals war die Situation zwischen Friedensbewegung und dem Anspruch auf Höchstleistungen. Die selben friedensbewegten Soldaten hatten den Ehrgeiz, wieder mal beste Batterie beim Taceval, beim Schiessen auf Kreta etc. zu werden und teilten ihrem Crewchef mit, dass diese Crew keine Atomwaffen abschiessen werde - ohne Folgen für die Betroffenen übrigens.

Christoph
Es gibt 10 Arten Menschen: solche, die binär denken, und solche, die das nicht tun.

Gast

Beitrag von Gast » 13.03.2007 23:41

Aha!

Ich war 82 gerade mal 5 Jahre alt ! Ich bin erst so ca. 89/90 über den Truppenübungsplatz gehuscht (mit dem Bike aus DO-Höchsten und dem Befehl: "Um 7 biste aber zum Abendbrot wieder zuhause, ja?!")
und stand dort irgendwann vor dem typischen PATRIOT Radar das auf einem "aufgestelzten" LKW stand.

In dieser Zeit ist dann auch irgendwann das Radom, der "Ballon" verschwunden.

Gibt es denn irgendwas über die Briten ?

Und wie und wo waren dort denn die US-Soldaten ? Ich dachte immer Dortmund und Unna waren britisch besetzt?

Grüße Dominic

Benutzeravatar
pigasus
Forenuser
Beiträge: 444
Registriert: 02.06.2006 23:54
Ort/Region: Windeck
Kontaktdaten:

Beitrag von pigasus » 14.03.2007 00:34

Noch eine Ergänzung: Die Nike lagerten nicht in Silos und nicht in Bunkern, sondern in normalen Hallen- auch die mit nuklearen Sprengköpfen. Durch hochfahren eines normalen Rolltores und zuklappen eines Schienenstücks konnten die Raketen aus der Halle auf die Rampen geschoben werden.

Hinzu kamen je 3 konventionelle Raketen draußen auf den Startrampen. Die meisten Raketen der Batterie waren konventionell ausgerüstet. Von den 4 Sektionen aus Ajax-Zeiten waren 3 bei der Hercules noch aktiv, die vierte war zum Lager umgerüstet. Theoretisch war auch die Nike-Hercules mobil, Anhänger, Fahrgestelle usw. waren eingelagert und wurden auch ab und zu gewartet ;) Praktisch geprobt wurde eine Verlegung aber nie in meiner Zeit. Auch die ebenfalls eingelagerte 20mm-Zwillings-Flak haben wir nur einmal ausgepackt.
Und wie und wo waren dort denn die US-Soldaten ? Ich dachte immer Dortmund und Unna waren britisch besetzt?
Nach meiner Erinnerung waren sie in einem Gebäude vor dem äußeren Teil des Abschussbereichs untergebracht. Es waren auch nicht viele, zu sehen waren hauptsächlich 2 Mann am Eingang zum inneren Bereich in einer Wachstube. Außerdem tauchten sie wie beschrieben auf, sobald es an die Nuklearwaffen ging.

Christoph
Es gibt 10 Arten Menschen: solche, die binär denken, und solche, die das nicht tun.

Benutzeravatar
haardy
Forenuser
Beiträge: 97
Registriert: 15.11.2005 16:57
Ort/Region: Munster
Kontaktdaten:

Beitrag von haardy » 09.07.2008 17:41

Schreibtischtaeter hat geschrieben:Aha!

Und wie und wo waren dort denn die US-Soldaten ? Ich dachte immer Dortmund und Unna waren britisch besetzt?

Grüße Dominic
Hehe, zu dieser Zeit war ich in den frühen Zwanzigern und verdiente mir mit Taxifahren mein Studium in der Gegend. In Dortmund und auch Werl waren die Briten untergebracht (hinter Aplerbeck wurde sozusagen Cockney gesprochen). Aber die US Army hatte auch einige Standorte, darunter eben Opherdicke und Deilinghofen.

Als Kutscher wußte man manche Einheiten den Standorten zuzuordnen, denn die Fahrten waren recht begehrt.

"Fuckin' first Queen's" bedeutete z.B. Werl. So eine Fahrt brachte 30 - 40 DM.

cu haardy
ttfn
haardy

Benutzeravatar
Handlampe
Forenuser
Beiträge: 469
Registriert: 03.12.2002 15:44
Ort/Region: Donauwörth

Beitrag von Handlampe » 09.07.2008 21:09

Schreibtischtaeter hat geschrieben: Deren Radome sind noch heute zwischen dem ehem. englischen Golf-Club "St. Barbaras" und dem neuen Trainingsgelände von Borussia Dortmund zu sehen.
Auf dem Luftbild erkennt man ja die Strukturen des ehem. Luftwaffenstandorts mit der Start-/Landebahn noch erstaunlich gut.

Antworten