RRP / CRC Visselhövede

Militär nach 1945 - FlaRak, CRC, CRP, SOC & Co, TMLD etc.
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MikeG
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Beitrag von MikeG » 30.11.2015 08:03

Danke für den interessanten Beitrag!

Bin zwar kein Ehemaliger, aber dafür kann ich ein paar Fotos beitragen...

Neben der Ops fand ich im Teilobjekt 2 auch die Energiezentrale bemerkenswert, ebenso natürlich den Dieselraum. Anbei mal ein paar Fotos von 2006. Die Plexischeiben in der Ops haben leider schon vor Jahren irgendwelche Vandalen zerschlagen - sehr schade.

Inzwischen ist die Liegenschaft glücklicherweise wieder in Nutzung, ein Unternehmen hat sich dort niedergelassen.

Mike
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Detlef K.
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Beitrag von Detlef K. » 30.11.2015 10:59

Hallo Mike,
danke für die Bilder, insbesondere von der Plexiglaswand. Da bekomme ich nämlich gleich wieder ein bisschen Prüfungsangst. Bei der Abschlussprüfung zum Erreichen der ATN-Stufe 8 musste man das sogenannte „Tote“ in allen Einzelheiten erklären. Naja, als W15-Soldat nahm man es nicht so genau mit dem Lernen und da kam man schon das eine oder andere Mal etwas ins Schwimmen. Aber am Ende stand doch ein halber Tag Sonderurlaub für die bestandene Prüfung.

Heute weiß ich nur noch dass im oberen abgeschrägten Bereich die von mir genannten Wetterdaten eingetragen wurden. Das war der Job des sogenannten Plotters. Dieser Job war nicht gerade beliebt, bedeutete es doch zwei bis dreimal die Stunde die Leiter hochklettern zu müssen um die Daten zu aktualisieren. Während der Nachtschicht war das schon ziemlich lästig. Ganz links war übrigens der Bereich für den Einsatzstatus der FLaRakBtl. Für mich als SAMOp also am wichtigsten. Der Bereich wurde allerdings nur bei besonderen Lagen genutzt. Für den normalen Dienstbetrieb hatten wir eine kleine Tafel direkt an unserer Arbeitsposition.

Eine besondere Lage war einmal im Jahr das sogenannte“ TAC EVAL“ (TACtical EVALuation). Das war eine 36 Std-Übung unter gefechtsmäßigen Bedingungen. Zu diesem Zweck wurde das CRC aus dem normalen Dienstbetrieb ausgeblockt, so das die anderen CRCs Brokzetel und Brekendorf unseren Bereich mit übernahmen. Und bei uns ging es dann richtig zu Sache. Es wurden dann Simulationen ins System eingespeist auf die dann reagiert werden musste. z.B. massive Verletzungen des Luftraumes durch Flugzeuge des Warschauer Paktes und ähnliches. Abfangsimulationen, simulierte Abschüsse per HAWK- Raketen usw. Das alles wurde von Offizieren anderer NATO Mitglieder, z.B. den Amerikaner und Engländern beobachtet und beurteilt. Und wen einer dieser Beobachter uns so richtig ärgern wollte, löste er mal ebend einen ABC-Alarm aus, so das wir ein zwei Stunden mit Gasmaske vor den Radargeräten saßen.

Tja, das war schon eine interessante Zeit.

Gruß Detlef

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MWE70
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Beitrag von MWE70 » 31.12.2015 10:49

Moin moin,

ich hoffe das dieser Beitrag doch hier hingehört!

Tja ihr Lieben, heute nun endet nach 44 Jahren die mil. Nutzung °unserer° Truppenunterkunft (TUK), ehem. II./FmRgt 34 und deren nachfolgenden Verbände/Einheiten, in Vissel (Mölders-Kaserne/Kaserne Lehnsheide). Damit ist Visselhövede keine Garnision-Stadt mehr. Das FüUStBtl 285 (als letzter Nutzer) wurde bereits aufgelöset. Die Übergabe der Liegenschaft an den jetzigen Eigentümer Fa. jbs aus Scheeßel findet am 04.01.2016 statt. Für ein weiteres Jahr wird/soll sie, wie auch schon in den vergangenen Monaten, als Erstaufnahmelager für Flüchtlinge dienen.

Der Betrieb °unseres° BW5 geht erstmal, wie gewohnt, durch den abgesetzten technischen Zug 243 weiter, Umrüstung auf GroundMaster 406F war selbstredend erfolgreich und l ä u f t. In naher Zukunft werden aber keine Pesonale mehr von Nöten sein, so dass alles über den EinsFüB 2 getätigt wird!

Trotzdessen wird der GM 406F noch einige Jahrzehnte seinen Dienst am Standort leisten.

Ach ja und wieder geht, sowie in Bad Fallingbostel und Bergen eine mil. Ära in der Region zu Ende!

Grüße Markus

Hans-Jürgen W.
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CRC Visselhövede

Beitrag von Hans-Jürgen W. » 06.12.2018 12:47

Hallo miteinander,
ich bin neu hier bei euch im Forum, das ich leider erst jetzt im Internet entdeckt habe.
Ich war 1974/75 als Funkmechaniker in Visselhövede stationiert, teils auf der Sendeanlage in Hiddingen, teils auf der Empfangsanlage in Drögenbostel. Zeitweise mußte ich auch die Anlage in Uelzen besetzen, wenn Visselhövede wegen Wartung abgeschaltet wurde.
Ich war 2016 mal in Visselhövede und habe mir die alten Anlagen bzw. was davon noch übrig ist angesehen.
Die Sendeanlage ist noch in Betrieb, allerdings weiss ich nicht von welcher Militäreinheit sie genutzt wird. Die Empfangsanlage wird angeblich von einem privaten Funkerverein genutzt, auf dem Gelände ist eine Hundeschule.
Hier im Forum sind ja schon viele technische Details über die Anlagen erörtert worden. Sollte einer von euch noch Fragen dazu haben, bitte melden.
Mit freundlichem Gruß aus Bochum
Hans-Jürgen

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MikeG
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Beitrag von MikeG » 06.12.2018 16:13

Moin und herzlich Willkommen!

Dann stelle ich mal gleich eine Frage: Mit "Uelzen" meist Du TMLZ Hohenbünstorf? Oder etwas anderes?

Mike

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cebulon66
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Beitrag von cebulon66 » 06.12.2018 16:56

Detlef hat den Betriebsablauf und die verschiedenen Arbeitsebenen sehr gut beschrieben, danke dafür. Ich war in den 1980er Jahren mal 'dienstlich' im Rahmen der nimmermüden Aus-und Weiterbildung im CRC Visselhövede. Es ist tatäschlich nur ein oberirdischer großer Schutzbau:
... Neubauten waren u. a. die Gefechtsstände in Meßstetten (Indienststellung 1964, verbunkert), Freising (Neubau durch die US-Streitkräfte, Indienststellung und Übernahme 1965, verbunkert) Lauda (1968, verbunkert), Erndtebrück 1968,verbunkert), und Visselhövede (1973, oberirdisch). ...
Damals gab es z.B. während der NATO-Übung COLD FIRE auch eine direkte und verschlüsselte Leitung vom CRC Visselhövede zur Einsatzstellung der FmEloAufklLw (Fernmelde- und Elektronische Aufklärung Luftwaffe) auf dem Thurauer Berg bei Lüchow (FmSkt B). Diese direkte Kommunikationsverbindung war aber eine Ausnahme und daher auch nur von temporärer Dauer. Der 'übliche Weg' lief normal über die Auswertezentale der FmEloAufklLw, dem ehemaligen Fernmeldebereich 70 (FmBer 70) in Trier.

In der 220 Seiten starken Broschüre "50 Jahre Standort Erndtebrück // Chronik Einsatzführungsbereich 2" sind viele interessante Textpassagen (u.a. auch o.a. Zitat) und auch viele Bildchen zum besseren Verständnis des Radarführungsdienstes der Luftwaffe enthalten.
==> Download-Link

Hans-Jürgen W.
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CRC Visselhövede

Beitrag von Hans-Jürgen W. » 06.12.2018 18:43

Hallo Mike,

das war RP Uelzen. Diese Stellung war nur vorläufig, bis CRC Visselhövede 1973 in Betrieb ging. Danach wurde sie nur noch als sogenannte Ausweichstellung genutzt und 1975/76 abgebaut.

Hans-Jürgen

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Beitrag von MWE70 » 06.12.2018 18:50

Servus Hans-Jürgen!

ich bin noch regelmäßig auf BW5. Ja es hat sich viel, viel in Visselhövede verändert. Wenn Du auch in Uelzen in der Stellung °Ulrike° Deinen Dienst verrichtet hast, dann wirst Du meinen alten Herrn bestimmt kennen. Ich werde Dich mal kontaktieren!

Beste Grüße

Markus

dedek
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Re: RRP / CRC Visselhövede

Beitrag von dedek » 02.06.2021 04:11

Hallo zusammen,

ich bin im Internet per Zufall über dieses Forum gestolpert, als ich Informationen zum damaligen CRC Visselhövede suchte. Ich selber hatte nur Bezug dahin, weil ein Kamerad der Grundausbildung in Goslar dorthin versetzt wurde. Mich selbst hat es zum CRC in Uedem verschlagen, wo bekanntlich auch das SOC2 untergebracht war. Wir konnten damit sehr zufrieden sein, da vermutlich mehr als 80% der Kompanie zu Nike-Herkules FlaRak-Einheiten versetzt wurden. Das war im Sommer 1973, also mitten im Kalten Krieg.
Besonders die Schilderungen der Örtlichkeit in Visselhövede sind für mich interessant. Ich dachte immer, daß Visselhövede so wie Uedem voll verbunkert war. Den Schilderungen nach war die ganze Anlage aber viel kleiner. Der Bunker in Uedem wurde bereits Mitte der 1950er Jahre von den Briten gebaut. In der Mitte war die WeaponsHall mit dem Tote. Halle war der richtige Ausdruck, da von der Höhe 2-stöckig. Es gab stufig 3 Reihen für das Radarleitpersonal. Dahinter in einem separaten Raum über die ganze Breite Radar-Konsolen und dergleichen für die Nato-Crew. Das waren damals Briten, Belgier, Niederländer und ein französischer Verbindungsmann, der weder Englisch noch Deutsch sprach.
In der 2. Ebene darüber in der Mitte der ToteSup, rechts der Master und links daneben eine ähnliche Position. Ich meine mich zu erinnern, das war im Ernsfall der Raum des SectorComander. Das war in Friedenzeiten ein Brigadegeneral, dem man im Bunker durchaus öfter über den Weg lief. Im Krisenfall hatte aber ein britischer Oberst die Befehlsgewalt.
In der oberen Ebene links von der WH war die TP. Der TPO war üblicherweise der Wachführer, ein OL. In der Nacht machte das in der Regel ein OFw oder HFw. Der ToteSup hatte in seiner Hütte eine Konsole mit 90 Buttons. Mit mehr als 60 von denen konnte man auf Knopfdruck mit hohen Dienststellen bis in die Türkei telefonieren. Das war interessant und ich habe das dreimal genutzt.
Wie groß war eigentlich die Flugmelde-Kompanie in Visselhövede? Unsere in Goch/Uedem war damals mindestens 250 Mann stark. Davon ca ¼ Offze bis zu 2 OtL und mehrere Majore. Das lag an der Bedeutung des Standortes.
Auch Uedem wurde im Herbst 1993 geschlossen und die Kaserne in Goch geschleift. Nur das Wachgebäude und eine Halle blieben erhalten. Zusammen mit Kalkar, wo früher der Stab der 3. LwDiv untergracht war, wurde Uedem um- und ausgebaut und berherbergt heute mehre Tausend zivile und militärische Dienstposten. Insgesamt sind es mehr als 10 Einheiten die bis zur Weltraumüberwachung reichen. Das bekannteste ist vermutlich das CAOC2, das man teilweise als Nachfolger des SOC2 ansehen kann.
Auch wenn viele Dienststellen wie Visselhövede aufgegeben wurden: Die Radargeräte blieben, wurden modernisiert und liefern die Daten über Glasfaser zu zentralen Dienststellen wie Uedem.

Dieter

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