Automatische Netz Überwachung ( ANÜ)

Militär nach 1945 - FlaRak, CRC, CRP, SOC & Co, TMLD etc.
der kleine Bazi
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Automatische Netz Überwachung ( ANÜ)

Beitrag von der kleine Bazi » 25.06.2010 01:43

kann sich noch jemand an diese Technik erinnern, die anfang der 80 er Jahre im ESNLW eingeführt wurde ?
Soweit ich mich erinnern kann stammte die ursprüngliche Technik von der Deutschen Bahn.
Damals wurden über eine 3,1 Khz Leitung diverse Betriebszusteände einer RSV ( Richtfunk Schalt und Vermittlungsstelle ) Zentral von Köln Wahn aus überwacht.

Roland Wiemann
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ANÜ Zentralen

Beitrag von Roland Wiemann » 14.09.2010 10:08

Es gab noch zwei weitere ANÜ Zentralen im Bereich des ESNLw (Einsatz Stamm Netz Luftwaffe):

In der General Martini Kaserne Osnabrück Block 10 Stabsgebäude, später wurde das ehemalige
Fernmelderegiment 11 verlegt nach Visselhövede in die (Mölders Kaserne) Lehnsheide Kaserne.
In Visselhövede nahm die ANÜ Zentrale den Betrieb im Bauwerk I/II auf.
Nach der Einführung der neuen Digitalen Technik in den 80 Jahren hieß die ANÜ Zentrale dann
Regionale Überwachungszentrale Nord (RÜZNord).
Um Betriebskosten einzusparen, zog die RüZNord aus dem Bw I/II aus und ein Gebäude der nächstgelegenen Lehnsheide Kaserne ein.

Heute steht das Bw I/II zu Verkauf.

Die zweite ANÜ Zentrale / RüZSüd befand sich in der General Fahnert Kaserne in Karlsruhe
Der Betrieb in der ehemaligen RüZSüd wurde eingestellt.

jabbadoo

ANÜ hatte noch

Beitrag von jabbadoo » 27.09.2010 22:20

eine kleine Besonderheit: einen Kippschalter, mit dem man dem jeweiligen Netz signalisieren konnte, dass es schwerwiegende Probleme oder einen Angriff gab - ähnliche Funktionsweise wie der Überfallschalter bei einer Bank.

Beispielsweise wenn eine der Relais- oder Vermittlungsstellen der über NRW verteilten 7/Fm Rgt 11 geknipst hätte, wäre die 6 /11 aus Haus Hardt / Nörvenich (nicht der Fliegerhorst) angerückt........ man hätte wahrscheinlich nicht unbedingt nach Verkehrsregeln gefragt.

Übrigens zählten auch diverse Polizeipräsidien zur Sicherung der verteilten Stationen, via normalem Posttelefon ein Codewort entweder von der Station oder der Zentrale und da wäre einiges losgewesen.

Roland Wiemann
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ANÜ roter Kippschalter

Beitrag von Roland Wiemann » 27.09.2010 23:17

Altes, analoges Netz:
Ja, es ist richtig, den roten Kippschalter gab es wirklich,im alten analogen Netz.
Er wurde an den verschiedenen Fernwirkgeräten wie N 120, PGDKo
(Primärgruppendurchschaltefilter Koffer) usw. verbaut.

Wenn ein Alarm, wie Einbruch, Überfall oder etwas ähnliches auf einer bemannten Fernmeldestelle gegeben hätte und die anwesende Schicht noch Zeit hätte diesen "roten Kippschalter" umzulegen, dann hätten alle damaligen ANÜ Zentralen diesen Alarm akustisch und optisch mitbekommen.
Dann hätte die jeweilige ANÜ Zentrale die nächste Polizeidienststelle oder / und die nächste Bundeswehrliegenschaft angerufen um sog. Amtshilfe zu bekommen.

Neues Netz:

Nach der digitalen Einführung des neuen Netzes (AutoFüFmNLw) waren nun viele Fernmeldestellen nicht mehr
mit Soldaten besetzt.
Deshalb wurde ein sog. stiller Alarm, z.B. durch ein Wählmodem bei einer Fernmeldestelle ausgelöst die :

1. dem gleichen Fernmeldesektor angehört

2. die auch zu einem in der "Nähe" befindlichen Systemtrupp zugeordnet war

3. wenn beides nicht möglich war, wurde der "stille Alarm" zu einer Polizeidienststelle die auch 24 Stunden besetzt war, weitergeleitet.

4. Gleichzeitig wurde der ausgelöste Alarm z.B. einer unbemannten Fernmeldestelle auch an die RüZNord und RüZSüd, bzw. zur Netzführungszentrale nach Köln weitergeleitet, hier wurden nun eventuell weitere Maßnahmen eingeleitet

:-) :8):

jabbadoo

ANÜ - altes Netz, neues Netz

Beitrag von jabbadoo » 28.09.2010 11:21

Stimmt,

wir waren eine der Erprobungsstationen für die Digitaltechnik. Im Vergleich zu den alten Funkgeräten 120/5000 (Wanderfeldröhre, also Magnetron, eine dieser Röhren lag bei 5.000 DM) und 24/800 war sogar eine Ausgabe der Fehler mittels Thermodrucker möglich.

Die alten Röhrengeräte waren übrigens riesig im Vergleich zu deren Leistung. Alleine 3 dicke Funkkoffer für die 24/800, zusammen knapp mannshoch. Die Leistungsaufnahme schon bei einer kleinen RR (Richtfunkrelaisstelle) machte oft eine Klimaanlage nötig. Wenn die Wetterlage problematisch war, sponnen die Pegel speziell der 24/800 öfter und man musste nachregeln. Also rein in den Funkraum, raus aus dem Funkraum, etc., usw.. Resultat war oft Schnupfen.

Das Netz ist später nicht nur wegen der Umstellung auf Sektoren und Digitaltechnik umgebaut worden. Mit Wegfall bspw. der Nike Hercules mussten weniger oder andere Stationen angebunden werden, u.a. Erweiterung nach Osten.

Auch schon zu Analogzeiten gab es einzelne unbemannte Stationen, selbst in den Hauptstrecken.

Übrigens waren die Richtfunker der LW oft "Luxus-Kompanien", speziell bei Wehrpflichtigen. Erstens lag der Anteil an Abiturienten in den Einheiten weit über dem BW-Durchschnitt, zweitens hatte man nebst guten Kenntnissen vom Funken auch gehobene Fähigkeiten qua Verteidigung der Anlagen und saß obendrein recht kommod in einer Art Einfamilienhaus. Konnte aber andererseits bedeutend stressiger sein, da man als normaler Gefreiter nächtens schon mal Stationschef war mit allen Folgen und die Arbeitszeiten wie auch Sicherheit waren nicht in der Grauzone sondern dunkelschwarz.

Roland Wiemann
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Fm 12/800 und das ehemalige Fm 120 / 5000

Beitrag von Roland Wiemann » 28.09.2010 14:19

Das alte analoge Richtfunkgerät heißt genau Fm 12/800 und wurde in den sog. Zubringerstrecken zur Anbindung von FlaRak Verbänden und Fliegerhorsten benutzt.
Ein entsprechendes Bild des damaligen Fm 12/800 habe ich beigefügt.

Hier sind auch einige technische Daten vom Fm 12/ 800:

Ein "altes" Richtfunkgerät FM 12 / 800 PCM modifiziert, z.Zt.aber "nackt" ohne Röhrenbestückung wie die 6AK 5 W, OBW2A und 2C 39 B, aber mit PCM Technik modifiziertem ZF -Streifen.
Es wurde im damaligem Einsatzstammnetz der Luftwaffe für Zubringerstrecken wie z.B. FlaRak Verbänden, oder Anbindung von Fliegerhorsten etc. genutzt und eingesetzt.

1954 Beginn der Entwicklung des Richtfunkgeräts "FM 12/800"
Modulation: Frequenzmodulation
HF - Sendeleistung ca. 10 W,
Frequenzbereich 610 MHz bis 960 MHz
Maximale Übertragbare TF -Kanäle: 24
Anschlusswert bei 230Volt ~ ca. 850 Watt

-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Auf den Nord- Südtrassen wurde das Fm 120/ 5000 eingesetzt.

Hier habe ich ebenfalls ein Bild eingefügt, wie es damals in einem Shelter / Kabine ausgesehen hat.
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Das ehemalige ESNLw bzw. AutoFüFmNLw

Beitrag von Roland Wiemann » 28.09.2010 14:29

TK 40-20:

Das "gute alte" AutoFüFmNLw Telefon, zwar "Luftwaffenblau", aber auch hier ist wirklich "keine Luftwaffe mehr drin"
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Das ehemalige ESNLw bzw. AutoFüFmNLw

Beitrag von Roland Wiemann » 28.09.2010 14:31

Der Vorgänger vom TK 40 / 20, das gute alte FFOB/ ZB

Feldtelefon komplett:

Bedienungsanleitung, Handapparat, Batterieschnur und Vermittlungsschnur, nur der Batteriebecher ist durch den Handapparat verdeckt. :-)
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jabbadoo

Stimmt, die

Beitrag von jabbadoo » 28.09.2010 21:20

technisch exakte Beschreibung war 12/800. Wurde aber intern teilweise 24/800 nach der Anzahl der nutzbaren Kanäle genannt. Für die Mitleser: bei Sprachübertragungen reicht eine vergleichsweise einfache Aufmodulierung aufs Trägersignal, Radarbilder sind etwas umfangreicher, dazu kann mit einer Reduzierung der Kanäle die Reichweite verbessert werden.

Das FFOB/ZB in solider Bakelitausführung war das normale Feldtelefon mit einer Zweitverwendung als Nahkampfmittel - da steckt Wucht hinter, wenn mans schwingt ;) .

Übrigens waren die Stationen in der Regel exzellent bewaffnet. Nix mit Waffenkammer, höchstens noch ein schnell zu öffnender Safe für Extra-Munition. Der Rest war sofort verfügbar, min. ein G3 Magazin immer am Mann.

Vorteil als Weitverkehrsspezialist (Richtfunker): man kam überall rein, wo die Geräte des eigenen Verbandes standen und zum Schießen musste man sowieso auf eine andere Lokation. Touristisch nett war der Flugplatz Nörvenich (auch gutes Schwimmbad damals), Geilenkirchen, Wahn....... Dazu hatten die RRs und auch oft RSVs keine eigene Kantine und wurden von lokalen Gaststätten versorgt. Das reichte allerdings von ganz wenig und mies im Sauerland bis exzellent und viel am Niederrhein.

Den guten Bildern und der Spanne von Analognetz bis Digitalisierung zufolge warst Du wahrscheinlich Zeitsoldat?

der kleine Bazi
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Beitrag von der kleine Bazi » 28.09.2010 21:40

Hallo (Ex) Kameraden,
seid mir nett bös, aber aber was hat ein Endgerät mit der Anü Technik zu tun ?

Mich hatte mehr interesiert, ob die Technik tatsächlich von der DB stammte (wenn überhaupt, der PGdKo denke ich)

Leider habe ich die digitalisierung nicht mehr erlebt. (1987 BFD Maßnahme)

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