Raketenstellung "Pydna" Hunsrück

Militär nach 1945 - FlaRak, CRC, CRP, SOC & Co, TMLD etc.
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wake_up

Beitrag von wake_up » 14.04.2003 01:00

Ich hab vor einigen Jahren mal mit ein paar Amateurfunkern auf dem Bunkereingang (Bild wueschheim-ifc-08.jpg) zugebracht. Ich meine mich daran Errinnern zu können das einer gesagt hatte das der sogar befahrbar ist also könnte das ohne weiteres mit den 6 Etagen hin kommen. Jedenfalls vom Eingang wäre er groß genug :)

HW (†)
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Pydna

Beitrag von HW (†) » 16.04.2003 17:16

Mit den 6 Stockwerken interessiert mich auch, ich kann es mir aber nicht so vorstellen. Die Baumaßnahmen für den Bereich der Pydna begannen, soweit mir bekannt ist, Mitte bis Ende der 80er Jahre. Wenn ich Richtig vermute, liegt dieser Bunker auf dem Gossberg bei Wüschheim (ich bitte um Bestätigung), also ein paar Km außerhalb der Pydna-Anlage und wird bewacht. Vorher gab es hier keinen Bunker, nur die Feuerleit/Radarstellung der NIKE-Stellung von Kastellaun. Wie schnell kann man denn so einen Bunker (ABC-Waffen geschützt) mit 6 Stockwerken bauen? 1995 wurde die gesamte Anlage ja schon wieder aufgegeben.
Es soll zwar solche Anlagen in der Pfalz geben, wo Lkw mit Fahrstühlen in die Tiefe fahren, aber hier war ja vermutlich die Feuerleitstellung der Cruise Missile und ob die mit LKw dort herumfahren ist sehr fraglich. Denkbar sind schon mehrer Stockwerke, aber dann so wie bei den Bunkern vom Radarführungsdienst der Luftwaffe.

Gast

Beitrag von Gast » 17.04.2003 00:21

hallo,
die annahme, das es sich um den gossberg bei wüschheim handelt ist korrekt. war am 10.10.02 dort, aber ausserhalb der ehem. ifc-stellung. der zaun scheint noch komplett intakt zu sein. da hängen schilder am zaun bzw. am bunkereingang von einer firma. rechts vom bunkereingang stand ein bauwagen. das gelände sah aber ziemlich ungenutzt bzw. wenig genutzt aus.

grüße michael

HW (†)
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Gossberg (Pydna)

Beitrag von HW (†) » 17.04.2003 10:22

Ich habe eine PN von CliffMcLane bekommen mit vielen sehr interessanten Links dazu. Herzlichen Dank dafür. So wie es jetzt ausieht, gehört der Bunker auf dem Gossberg doch nicht als Feuerleitbereich zur Pydna. Ich muss mich daher korrigieren. In einem Link wird von einer Datenauswertestation gesprochen. Es wurde auch ein Vergleich zu Bad Aibling gezogen. Was mich nur stutzig macht, ist die oberirdische Fläche, die sehr klein ist, quasi nur der Bunkereingang und dann, dass die Anlage auf einem kleinem Hügel ist. Für eine Datenauswertestation benötige ich keinen Hügel, da kann ich mich in einer militärischen Liegenschaft, und davon gab es im Hunsrück genügend, niederlassen.
Zuletzt geändert von HW (†) am 17.04.2003 14:27, insgesamt 1-mal geändert.

Gast

Beitrag von Gast » 17.04.2003 10:45

ich hatte früher (bevor ich die pydna kannte) auch von einem datenauswertungszentrum auf dem gossberg im hunsrück gehört.
(finde den artikel/link aber nicht mehr.)
als ich aber hörte das eine verbunkerte leitstelle auf dem gossberg im rahmen des ausbaus der nike-stellung zur glcm-basis gebaut wurde, dachte ich, dass der bunker auch zur pydna gehört.
was mich verwundert, ist wofür brauche ich eine verbunkerte leitstelle, wenn jedes glcm-werferpaar eine vollklimatisierte leitstelle, ebenfalls auf basis lkw fa. m-a-n sowiso dabei hat, und wenn im krisenfall die werfer-fahrzeuge mit den leitstellen-fahrzeugen stellungsräume in 40-80 km entfernung zur pydna einnehmen sollten.
es gab zwar auf der pydna eine schnellschussstellung (quick reaction alert-stellung) aber dafür reicht die mobile leitstelle auch aus.
auf dem gossberg wurden vor baubeginn erkundungsbohrungen von einer deutschen firma gemacht. ob die amerikaner diese genau über den zweck des bauwerkes informiert haben?

CliffMcLane
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Gossberg

Beitrag von CliffMcLane » 17.04.2003 20:45

Hallo Kollegen,

ich hab hier mal in den diversen Hunsrück-Friedenspostillen von anno dazumal geblättert und danach stellt sich die Geschichte wie folgt dar:

Im Herbst 86 wird öffentlich bekannt, dass auf dem Gelände der früheren Nike-Radar-Stellung auf dem Gossberg eine neue amerikanische Militäranlage entstehen soll. Angeblich reichen die Planungen bis 83 zurück.
Zitat aus einem einschlägigen Artikel: „Hierbei handelt es sich um eine zwei Stockwerke tief in den Schieferberg gebaute ‚Datenauswertestation’, die gleichzeitig als Kriegshauptquartier für die Luftwaffe bzw. ihr unterstellte Verbände geeignet ist. Die Mauern bestehen aus 64 cm dicken Betonmauern. Obendrauf kommen noch vier Stockwerke. … Der Bunker soll 40 mal 60 Meter im Umfang werden. Kalkulierte Kosten: rund 20 Millionen Mark.“ (Hunsrück Forum, 10/86).
Erste Probebohrungen fanden offensichtlich durch eine deutsche Firma aus Kaiserslautern im August 86 statt.
Damals wird vermutet, die „Datenauswertestation“ solle, Zitat: „die Flugbahnen und Angriffsziele für Cruise-Missiles und für Bomberverbände“ berechnen und speichern. Einen direkten Zusammenhang mit den neuen GLCM halte ich allerdings eher für unwahrscheinlich.

Denn trotz INF-Vertrag wird an dem neuen Bunker kräftig weitergebaut. Noch 90 rollen auf dem Gossberg nach Zeugenaussagen „munter die Betonautos“.

Im Sommer 91 ist der angeblich atomsichere Bunker dann fast fertig, schon von weitem kann man die Baukräne sehen. Eine Zeitlang war offensichtlich die Rede davon, auf dem Gossberg werde die 901st Air Control Squadron aus Sembach einziehen (deren Hauptquartier sollte offenbar in die ehemalige GLCM-Stellung verlegt werden). Wegen des Endes des Kalten Krieges wurde daraus nichts.
Neuer Hauptzweck: „Der Gossberg sollte zur verbunkerten Bodenstation werden, an die das strategische Aufklärungsflugzeug TR-1 seine Daten weitermeldet. Eine mobile Bodenstation für dieses Flugzeug gibt es bereits auf dem Flugplatz Hahn. Wärend des Golfkrieges wurde die ganze Ausrüstung nach Saudi-Arabien transportiert und wurde dort ‚äußerst erfolgreich’ eingesetzt. Den Gossberg hätte man wohl kaum nach Nahost abtransportieren können. Die mobile Bodenstation ist also viel flexibler einsetzbar. Sie könnte weiter auf dem Flugplatz Hahn bereitgestellt werden, auch wenn dort der Flugbetrieb eingestellt ist. Auf dem Gossberg wiederholt sich offenbar eine Ironie der Geschichte: Nachdem mehr als 50 Millionen Dollar für die Marschflugkörperstation förmlich in den Hunsrücker Sand gesetzt wurden, ist auch der Gossberg-Bunker schon überflüssig, bevor er fertiggestellt ist.“ (Hunsrück Forum, 06/91; Artikel von Wolfgang Bartels).

Trotz dieser Kritik von Bartels scheint die Anlage auf dem Gossberg zumindest kurze Zeit ihren Zweck erfüllt zu haben – betrieben von der nicht weit entfernt stationierten 6911th Electronic Security Squadron. Beide segneten höchstwahrscheinlich mit der Konversion des Airports Hahn das Zeitliche.

Grüße

CML

vladdes
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Pydna/Gossberg

Beitrag von vladdes » 02.07.2003 18:42

Hallo zusammen,
ich wohne ganz in der Nähe des Gossberges und beschäftige mich schon länger mit dem Thema. Soweit mir bekannt ist, wurde der Bunker nie genutzt und soll bis zu 70m tief sein.
Vor ein paar Jahren hiess es, das meiste stünde unter Wasser.
Nach dem Golfkrieg wurde auch die Station in der Nähe (mit dem erwähnten Funkturm) sehr schnell geschlossen. Vermutlich ist das Datenauswertesystem nie nach Deutschland zurückgekommen.
Auf einem Foto hab ich gesehen, daß die Tür viel zu schmal für ein Auto ist und auch die Parkplätze wären wohl für 600 Mann ein wenig unterdimensioniert. Also ist das eher eine dieser Fehlinfos.
Die Flugzeuge von denen die aus Daten an die Station gefunkt werden sollten, waren wohl hier
" http://www.bunkertours.co.uk/raf_alconbury.htm " stationiert.Im "MAGIC MOUNTAIN" (ewas weiter unten auf der Seite) war auch eine ähnliche Einrichtung, wie die, die auf den Gossberg kommen sollte. Ausserdem gibt´s noch andere gute Bilder auf der Seite.
Der Feuerleitbereich der Pydna war unter einem Gebäude ganz unspektakulär im Keller. Natürlich hinter gepanzerten Türen bzw. Luken! Auf dieser Seite sind ein paar Fotos vom sogenannten "Missile Command Post" : " http://www.bachus-kirn.de/website/texte/text-pydna.html ."
Allerdings hat der Hobbyfotograf ein wenig geflunkert, denn der sogenannte "Weg in den 13 stöckigen Bunker unter der Erde" ist das Teppenhaus des Turms, von dem aus er die vorherigen Bilder geschossen hat...
Die Pydna wurde vom 38. Taktischen Flugkörpergeschwader betrieben.

Gruss,
vladdes

Ralf P.

Beitrag von Ralf P. » 10.07.2003 06:48

Hallo,

ich war vor einer Woche erst da.

Der Kern mit den 6 Bunker ist noch in Takt. Soll Uebungsgelaende der BW werden.

Um den Kern habe ich 2 Eingaenge zu Bunker gefunden, waren leider wieder liebe Mitmenschen daran die Einrichtung zu zerstoeren.

Aktueller Stand:

Die BW moechte den Kern zurueck, alles andere um den Kern (Hallen,Gebaeude,"Bunker") sollen fuer mehrer Mio. beseitigt werden.

"Altlastenbeseitigung", damit sich dort eine Autofirma ansiedel kann.

Klaere mal wie gross die Bunker sind.

Aktuelles Gegenprojekt zur Altlastenbeseitigung:

Erhalt der Gesamten Anlage als Denkmal an den Kalten Krieg !

Es Baut auf ein Konzept des Ehemaligen Oberfinanzpraesident a.D Rheinlandpfalz auf.

Das Projekt laeuft auf Hochtouren, liegt ganz oben bei der Landesregierung von rlp.

Nur der Buergermeister moechte nicht so ganz, muss noch Ueberzeugt werden. Hat schon 2000 einen Freizeitpark dem Museumskonzept vorgezogen.

Er soll u.a. ein Treffpunkt fuer Bunkerverruecke werden, Start zu Bunkertouren in die Region.


Was halte Ihr von der Idee, sollen wir weiter machen?


Mfg Ralf

Ralf P.

Beitrag von Ralf P. » 13.07.2003 08:56

Hallo,

ich habe mit dem BVA gesprochen.

Es gibt dort keine Bunker, die 2 Eingaenge gehen nur zu einen groesseren Raum/Leistelle.

Gruss Ralf

Ralf P.

Beitrag von Ralf P. » 12.08.2003 07:22

Hallo,

ich hatte letzeten Freitag ein Gespraech mit dem BVA und der OFD wegen Pydna.

Zu Pydna gehoerte der Kommandobunker Gossberg. Ist an ein Privantmann Verkauft worden.

Auf Pydna selber ist unter dem Verwaltungsgebaeude ein kleiner Kommandobunker.

Gruss Ralf

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