Objekt 04/358 - QUELLE 1 bei Rhinow

Elektronische Aufklärung ab 1945 (ELOKA / SIGINT / COMINT / ELINT / EW)
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Beitrag von Techniker » 30.11.2013 19:34

Hallo Mike,

nun die Stufung war International durch die ITU genormt und letztlich auch technisch festgelegt. Siehe auch hier für die PCM 30 --> https://de.wikipedia.org/wiki/PCM30

Alle System basierten auf dieser Struktur mit dem Faktor 4

PCM 30 - 2 MBit
PCM 120 - 8 MBit
PCM 480 - 34 MBit
PCM 1920 - 140 MBit

Bei 140 MBit hätten ja maximal 1920 Fernsprechkanäle überwacht werden müssen. Da ja am Anfang keiner wußte was da drauf war, wurden erstmal die Anwahlrufnummern ausgewertet. Meistens erfolgte der Verbindungsaufbau ja hierarchisch, d.h. z.Bsp. 120 Kanäle nach Frankfurt, 120 Kanäle nach Hamburg usw....

Wenn klar war in welche Richtung die Kanäle gingen, wurden dann Rufnummerselektierungsanlagen eingesetzt. Das waren letztlich Rechner die die gewählte Rufnummer auswerten konnten und dann gezielt die Bandaufzeichnung einschaltete. Über einen Monitor konnte der Operator die Rufnummern einsehen und zusätzlich reinhören. Den größten Überwachungsrechner den ich selber kenne, waren die sogenannten Kilo-Anlagen. Damit wurden 1024 Fernsprechkanäle gleichzeitig unter Kontrolle gestellt.

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Inschenör
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Beitrag von Inschenör » 30.11.2013 21:55

Hallo Techniker,

danke für Deine Ausführungen, die Vorgehensweise zur Fernmeldeüberwachung war ja international üblich, der Hauptaufwand bestand wohl eher im Abhören bzw. Auswerten der ganzen Aufzeichnungen...

Laut http://www.manfred-bischoff.de/Quelle1.htm betrug die Kapazität der LWL-Verbindung jedoch 60 LWL wobei je 30 für die beiden Richtungen verwendet wurden, sodass die Gesamtkapazität der LWL-Verbindung 30 x 1920 = 57600 Fernsprechkanälen entsprach.
Von diesen konnten dann 60 abgeschöpft werden was einem guten Promille entspricht. Hinzu kamen ja noch die anderen Verbindungen über Richtfunk und Satellit, die ebenfalls überwacht wurden und ausgewertet werden mussten.

Gab es dafür in der DDR auch schon computergestützte Spracherkennungsprogramme, die auf gewisse Schlüsselwörter programmiert wurden oder erfolgte das inhaltliche Auswerten der Aufzeichungen noch manuell?
Ich bin stall ein Stolzer zu sein!

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Beitrag von Techniker » 30.11.2013 22:26

Hi Inschenör,

bisher hatte ich nur die digitalen RiFu Quellen angerissen. LWL folgt noch ;)

Aber prinzipiell hast Du recht, die zu Überwachenden Kanäle überstiegen das Maß des möglichen. Ja die Quelle Manfred Bischoff hat dahingehend erst einmal Recht, aber läßt eben unbetrachtet, dass 1986 auf dem LWL nur wenige Fasern beschalten waren.

Und ja es gab automatische Systeme, die genannte Kilo-Anlage und an der Spracherkennung wurde gearbeitet. Heute ist das wesentlich einfacher, da ja fast alles digitalisiert ist und jeder TK-Anbieter per Gesetz zur Einrichtung einer Überwachunsschnittstelle verpflichtet ist.

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Re: Objekt 04/358 - QUELLE 1 bei Rhinow

Beitrag von Brandenburg » 10.07.2014 22:52

MikeG hat geschrieben:Moin!

Heute hatte ich kurz Gelegenheit, mir einmal die ehemalige MfS-Liegenschaft 04/358 in Rhinow (Tarnname „Quelle 1“) von außen anzusehen – ein paar Fotos anbei. Zur Aufgabe der Liegenschaft schreibt Andreas Schmidt in „Westarbeit des MfS“:
Hallo Mike
Den TV- Turm in den Rhinower Bergen gibt es schon seit den 60igern. Von weitem zB aus Grütz sah er aus wie eine stehende Zigarette mit Asche oben drauf.An den Turm damals konnte man bis auf wenige meter ran ich müsste noch ein Foto irgendwo haben.Jetzt hat man den wohl um einige Etagen zurückgebaut

Von einem Schulkameraden dessen Vater arbeitete damals dort.

Das Glasfaserkabel ging in Rathenow am Havelweg vom Stadtzentrum kommend direkt an unserem Wohnhaus (zu DDR-Zeiten) im Abstand von ca. 20m entlang
Ich kann ja mal mit Maps ein Foto hochladen.
Ca 100m weiter vom Wohnhaus hatte ein neu zugezogener ein altes Haus ausgebaut und musste nun an die Gas- und Wasserleitung ran die parallel zum Glasfaser langlief.

Bei seinen Arbeiten,er war selber Klempner standen dann 2 Mann im feinen Zwirn daneben und schauten zu was er wie machte.

E gab meines Wissens 2 Varianten für das PE-Rohr mit dem Glasfaserkabel drin,
1 x von Berlin aus zum Truppenübungsplatz in Klietz und 1 x westdeutsches Telefonkabel - so richtig hat es auch keinen damals interessiert

Mfg

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Beitrag von Techniker » 06.04.2018 21:41

Im Anhang ein par Bilder zur Aufzeichnungstechnik im neuen Dienstgebäude. Es waren Kassettengeräte aus DDR Produktion, betrieben am halben Kilo Rechner.

Das zweite Bild aus dem alten Stützpunkt mit Uher-Bandgeräten und Auswertrechner.
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