Hallo,
MikeG schrieb:
Es gab keine Kommunikationsmöglichkeit zwischen Schönefeld und den West-Berliner Flughäfen.
Zu dieser Aussage möchte ich Folgendes zu bedenken geben:
Die Frage ist doch gewesen, ob es:
1.) moglich war, von Tower zu Tower zu telefonieren
und
2.) ob das in der Realität gemacht wurde.
Das sind meines Erachtens zwei unterschiedliche Dinge. Niemand, mich eingeschlossen hat behauptet, dass telefoniert wurde, aber es ist doch
technisch möglich gewesen.
Dass es auf den meisten Flughafenbetriebsstellen in Ost und West auch ein Telefon gab, mit dem man ins Postnetz telefonieren konnte, kann wohl als gegeben hingenommen werden. Und wenn man schon im Postnetz ist, kann man weltweite Telefonate führen, wenn man nur die Telefonnummer des gewünschten Gesprächspartners hatte (das ging auch in der DDR, man hatte evtl. "nur" einen ungebetenen Mithörer). Es gibt und gab natürlich Möglichkeiten, z.B. Vorwahlen für´s Ausland zu sperren, aber ob das bei technisch gebildeten Mitarbeitern sinnvoll war...? (Ich selber habe ständig aus dem BASA-Netz der Reichsbahn überallhin ins Postnetz telefoniert, obwohl der Apparat keine "Postberechtigung" hatte. Das konnte jeder, dem`s einmal gezeigt wurde).
Dass Telefonate zwischen den Towern nicht geführt wurden, hatte also nicht technische sondern politische Gründe, so kurzsichtig und falsch die auch immer waren.
Aus dieser Sichtweise würde ich also der oben zitierten Aussage so nicht zustimmen.
Nochmal in Kürze:
Es gab mit Sicherheit die technische Möglichkeit einer telefonischen Kommunikation über das ganz normale Telefonnetz, wenn man die jeweiligen Telefonnummern hatte. Eine Nutzung dieser Möglichkeit war ebenso sicher zumindest von DDR - Seite unerwünscht und den Mitarbeitern in Schönefeld untersagt. Nicht ausschließlich zu diesem Zweck, aber
auch um dieses Verbot zu kontrollieren, wurden an die Telefonleitungen in Schönefeld die von mir schon in einem früheren Beitrag in diesem Thread erwähnten "Sprachspeicher" sprich Mittschnittgeräte angeschaltet
Die technischen Anlagen in Schönefeld wurden übrigens von dem nicht mehr existenten "VEB Funk- und Fernmeldeanlagenbau Berlin", meinem Lehrbetrieb, installiert. Die Wartung wurde auch von diesem Betrieb durchgeführt, so daß die hier gegebenen Informationen auf eigener Anschauung aus den 70er Jahren beruhen, was den Schönefelder Teil angeht
Als Abschluss noch die Frage, woher der von Mike zitierte Mitarbeiter der DFS die Verhältnisse auf den Towern Berlins eigentlich kannte. Laut alliertem Recht hatte er dort doch keinen Zugang, oder irre ich mich?
Grüße aus BÄRlin
Ollie
P.S.: Wenn irgendwo von Tower die Rede ist, so ist damit nicht gemeint, dass sich das gesamte technische Equipment auch örtlich in diesem befunden hat, da gab es genügend Nebengebäude zur Aufnahme der nachrichtentechnischen Installationen. Im Tower befanden sich natürlich nur die Endgeräte, das war schon aufgrund der "russischen Miniaturen" in der damaligen Zeit notwendig.
"Traditionspflege bedeutet nicht, in der Asche herumzustochern, sondern die Flamme weiterzugeben
(Ricarda Huch)