Lichterstraßen in Österreich

Verkehrsgeschichte - Bauwerke der zivilen Luftfahrt
heba
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Beitrag von heba » 11.12.2016 13:41

Hallo Kurt,

ich habe das Wort "Grindelsberg" mal an Google verfüttert, und siehe da - ein Volltreffer:

Grindelsberg Runde III - Reste aus dem 2WK
https://www.geocaching.com/geocache/GC5 ... us-dem-2wk

Das große Bild des Sockels gibt es hier:

http://imgcdn.geocaching.com/cache/b33c ... 7c8677.jpg

Das ist offensichtlich der Sockel bzw. das Fundament 2 ohne das Eisengestell.

Die Koordinaten dieses Geocacheortes erhält man erst nach Anmeldung, aber ich nehme mal an,
daß sie weitgehend den Koordinaten in Deinem ersten Beitrag entsprechen.

Auf meinen Sockelsuchtouren habe ich übrigens schon mehrere Leute getroffen, die der festen
Überzeugung waren, daß das Leuchtfeuer aus dem 2.WK war. Ein alter Mann sagte zum Sockel
Mainbach: "Jaja, da stand dem Hitler sein Leuchtturm, der hat nach Neuburg hinüber geleuchtet."
Als ich ihm erklärte, daß dies nur eines von vielen Leuchtfeuern für den zivile Nachtflug war,
schien er etwas enttäuscht zu sein, weil dieses Leuchtfeuer nichts "Besonderes" war ;-)

Zur Beacon-Bible (siehe dazu auch die angehängte KMZ-Datei):

Wenn man für "Emil" die Angaben "4814 N" und "1330 O" als 49°14' 00" N und 13°30' 00" E
als Koordinaten im Potsdam-Datum interpretiert und in das WGS84-Datum umrechnet, dann
paßt dieser Ort gut zum nahe gelegenen "Ried im Innkreis" (die Ortsangabe "Bied" in der Bible
ist ein Tippfehler).

Der Ort "Toni" liegt auch deutlich näher an Amstetten ("Amsteden" ist ebenfalls ein Tippfehler)
als an der Verbindungslinie von Grindelsberg zum FH Wien-Aspern, auch wenn die Linie in der
Realität sicher nicht so "schnurgerade" ist.

Mein Fazit: Für die Sockelsuche ist die Beacon-Bible leider nicht zu gebrauchen, und entgegen
der Angabe in der Legende: German visual ... beacons ist in der Bible kein einziges
Leuchtfeuer aufgeführt. Ich habe jedenfalls kein mir bekanntes gefunden, und außerdem hatten
die Leuchtfeuer keine Code-Namen.

Für die Suche habe ich aus der PDF-Version eine Word-Tabelle gemacht, damit ich die Einträge
in den Spalten sortieren konnte. Gebracht hat das zwar nix, aber ich hänge die Word-Datei mal an,
vielleicht kann ein "Funker" die Sortierfunktion gebrauchen.

Mangels Unterlagen (falls es die noch irgendwo gibt) mit den Koordinaten der geplanten, bzw. im Bau
befindlichen Leuchtfeuer bleibt momentan also nur, auf Landkarten die möglichen Standorte nahe
der Verbindunglinie zu suchen, wobei die Leuchtfeuer i.d.R. auf dem höchsten Punkt in der Gegend
standen. Und ja, das wäre dann die "Hardcore-Variante" von Sockelsuchen... ;-)


Gruß
Henry
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Beitrag von SES (†) » 11.12.2016 14:38

Hi Henry.
The Beacon Bible is based on ELINT, hence there are no visual beacons included ;) and the positions are some way off.
mfg
SES

Franz Ferdinand
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Beitrag von Franz Ferdinand » 11.12.2016 18:18

Hallo Henry,
das ist nett von dir dass du soviel Zeit investierst und mir die Dinge aufbereitest.
Vorgestern habe ich auch den Geocaching Beitrag gesehen. Es zeigt das kleinere Fundament 2. Die Geocoach Koordinaten (ich habe einen Zugang) liegen ca. 30m daneben. Meine Koordinatenangaben beziehen sich auf das größere Fundament 1.
Bin noch nicht dazugekommen alles besser zu dokumentieren, neue Fotos, einen Lageplan zeichnen, ....

Die Sockel wurden an einer schmalen Stelle auf einem Höhenrücken im Wald, ca. 600m Seehöhe, neben einem bestehen Forstweg, vermutlich 1940/41 errichtet.
Fundament2: Einige Meter vom Weg abgerückt, ca 50 m westlich von Fundament 1. im Süden fällt das Gelände steil ab. Größe 3,2x 3,2m. Guter Erhaltungszustand, am Foto sind die unbenutzten Aussparungen für die Stahlteile gut erkennbar. Tiefe der großen Aussparung ca 100cm.

Ich habe Fotos von deinen wiederentdeckten Leuchttürmen mit "vorgesetzten Sockeln" gesehen. Ist arbeitstechnisch aufwändiger und auch optisch nicht so schön. Bei den Sockeln am Grindelsberg könnte man das Baujahr vielleicht mittels baugleichen Vergleichsbeispielen kontrollieren.
Am Donnerstag habe ich die Sockeln nach 12 Jahren wieder in Augenschein genommen, obwohl ich von Zuhause Sichtkontakt auf die Türme hätte. Mir ist sonst nichts besonderes aufgefallen. Keine Kabelreste, keine Erdungsfahne. Bei Fund. 2 müsste mittig ein Eisenrohr herausschauen, habe es erst Zuhause auf der alten Aufmaßskizze wiedergesehen.

Fundament 1: Größe 5,5x 5,5m mit Eisengestell, das mittlerweile verbogen ist. Derzeit ist im Umfeld ein Jungwald vorhanden. Momentan eher nicht als geschichtliches Objekt wahrnehmbar.

Emil dürfte dann in Ried im Innkreis, Gemeinde Tumeltsham , (gewesen) sein.

Ich jedenfalls weiß was ich zu tun habe: Sockelsuchen, immer der gelben Linie entlang. :lol:

Lg Kurt

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Beitrag von nordfriese » 14.12.2016 18:54

Moin!
Franz Ferdinand hat geschrieben:In den Aussparungen der Fundamente waren nie Eisenteile einbetoniert.
Das würde ich so nicht "unterschreiben". Anbei ein Sockel eines "Heinrich"-Turmes (ist war
etwas anderes, aber nur einmal als Beispiel). Dort ist auch kein "Eisenteil" zu sehen, der
Turm war aber definitiv vorhanden.

Gruss aus NF!
Rolf
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Beitrag von nordfriese » 28.12.2016 15:20

Moin!

Nachdem ihr so viel über die zivile Seite geschrieben habt, hier noch eine durchaus
überlegenswerte, militärische Alternative.

Der Luftwaffenbefehlhaber Mitte gab im September 1943 eine "Weisung für die Kampf-
führung der Nachtjagdverbände des Luftwaffenbefehlshabers Mitte" heraus.

Hier sind nicht nur die Scheinwerferstrassen (von Flugplatz zu Flugplatz) der Nacht-
jagd beschrieben, sondern auch "Leuchtfeuerstrassen".

Hier die mir bekannten Scheinwerferstrassen:
"Alster" = Stade - Lüneburg
"Bode" = Münster-Handorf - Bonn-Hangelar
"Eider" = Schleswig-Land - Lübeck-Blankensee
"Havel" = Brandenburg-Briest - Werneuchen
"Lech" = Leipheim - München-Riem
"Lehe" = Oldenburg - Rotenburg/Wümme
"Leine" = Wunstorf - Wesendorf
"Lindwurm 2" = Melsbroek (B) - ?Evreux (F)?
"Murg" = Münster-Handorf - Mönchen-Gladbach
"Neckar" = Mainz-Finthen - Karlsruhe - Echterdingen
"Pleiße" = Köthen - Brandis - Altenburg
Quelle:
http://milgeolw.vexilli.net/Alte_Karten.html
Karte Bodenorganisation Großraum-Nachtjagd / Luftflotte Reich


Hier etwas über die Leuchtfeuer/-strassen:

"- Leuchtfeuer
ist ein starkes Lichtzeichen, dass eine drehende Lichtkennung ausstrahlt und hierdurch
dem Flugzeugführer aus grosser Entfernung einen auf der Erdoberfläche besonders bestimmten
Punkt angibt."

"- Morsekennfeuer
ist ein Lichtzeichen mit Kennung (Lichtscheine und Dunkelpausen) in einiger Entfernung
vom Leuchtfeuer aufgestellt. Die Verlängerung der Linie Leuchtfeuer - Morsekennfeuer
führt zum nächsten nachtlandeklaren Flugplatz."

Unter "Navigationsmittel für die Grossraumnachtjagd" findet man die folgende Aussage:
"- Leuchtfeuer
Die Leuchtfeuer werden nach den Morsebuchstaben, die sie als Kennung ausstrahlen, benannt.
Zur besseren Befehlsgebung werden einzelne Leuchtfeuer zu Leuchtfeuerstrassen vereinigt.
Diese werden nach Farben benannt, z.B. 'Leuchtfeuerstrasse grün'."


Im Süden des "Reiches" gab es laut Weisung zwei Leuchtfeuerstrassen (Positionen/Positions-
beschreibungen sind der Weisung entnommen):

"Leuchtfeuerstrasse grün"

- Leuchtfeuer (LF) 10, "Otto"
In Gegend Feldberg (Taunus), Etzelberg bei Eppenheim, 50° 13' 24" N, 8° 26' 51" O.
Morsekennfeuer steht in Richtung Fliegerhorst Rhein-Main;

- LF 11, "Anton"
In Gegend Würzburg, 50° 11' 49" N, 99° 38' 53" O., Morsekennfeuer steht in Richtung
Langendiebach. Ab 30.9.43 auf diesem Standort in Betrieb, bis 30.9.43 auf altem Standort;

- LF 12, "Heinz"
In Gegend Breitengüsbach, 49° 57' 57" N, 10° 53' 34" O.
Morsekennfeuer steht in Richtung Fliegerhorst Nürnberg;

- LF 13, "Wilhelm"
In der Gegend Marienbad, 49° 58' N, 12° 45' O.
Morsekennfeuer steht in Richtung Fliegerhorst Plisen;

- LF 20, "Dora"
In Gegend Prag, 50° 05' 08" N, 14° 11' 49" O.
Morsekennfeuer steht in Richtung Prag-Rusin;
[bei FuSZ Gr Jentsch (Jenec, CZ)]



"Leuchtfeuerstrasse gelb"

- Leuchtfeuer (LF) 10, "Otto"
s.o.

- LF 14, "Fritz"
Bei Neckarbischofsheim, 49° 18' 21" N, 8° 30' 19" O.
Morsekennfeuer steht in Richtung Fliegerhorst Biblis;

- LF 15, "Ulrich"
In der Gegend Ellwangen, 49° 0' 48" N, 10° 12' 49" O.
Morsekennfeuer steht in Richtung Fliegerhorst Echterdingen;
[bei FuSZ Ellenberg, auch Schweres Funkfeuer "Dagmar". Laut Chronik von Ellen-
berg war das Morsekennfeuer etwa 500m vom Leuchtfeuer entfernt.]

- LF 16, "Paula"
In Gegend Augsburg, 48° 32' 54" N, 11° 27' 35" O.
Morsekennfeuer steht in Richtung Fliegerhorst Ingolstedt-Manching;
[bei FuSZ 25/34 ?, Kienhöfe]

- LF 22, "Zeppelin"
(noch nicht in Betrieb) In der Gegend Wernhardsberg, 48° 12' 48" N, 12° 9' 30" O.
Morsekennfeuer steht in Richtung München-Riem;
[bei FuSZ 30, Wernhardsberg, auch Schweres Funkfeuer "24"]


Wie ihr ja schon festgestellt habt, könnte man das jetzt weiterspinnen...
Von München über Zeppelin, Emil und Toni nach Wien. Oder von Wien über Prater,
Sonja und Manfred nach Prag, aber leider wird in der Weisung darüber nichts
geschrieben.

Gruss aus NF!
Rolf
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Beitrag von SES (†) » 29.12.2016 09:36

Hi Rolf,
Thank you for a most comprehensive post. Please also see:
http://www.gyges.dk/Leuchtstrasse.pdf
mkg
SES

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Beitrag von Franz Ferdinand » 29.12.2016 11:37

Hi SES,
the object in your map with the number 23 http://www.gyges.dk/Grossraum%20Lagekarte%20I%20JK.pdf. What is it?

Best regards
Kurt

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Beitrag von SES (†) » 29.12.2016 13:11

Hi Kurt,
Here
http://www.gyges.dk/Gebiets%20nachtjagd.htm

I have it as "Schweres Funkfeuer 8".
bregds
SES

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Beitrag von nordfriese » 30.12.2016 12:26

Moin!

Beide Karten beziehen sich auf Funkfeuer und nicht auf Leuchtfeuer.
Die 23 (Funkfeuer 8) ist meiner Meinung nach ein wenig zu weit im
Westen, da sich das Funkfeuer 8 wohl bei der Funksendezentrale in
Kirchschlag befunden haben dürfte. Viele Funkfeuer wurden durch
Funksendezentralen der Lw betrieben.
Allerdings gab es in diesem Bereich noch eine weitere Möglichkeit,
nämlich die Nutzung des Funkfeuers der Reichsflugsicherung in Flecken-
dorf. Ich bin mir da nicht sicher...

Gruss aus NF!
Rolf
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Leuchtfeuerstandort Turmberg

Beitrag von heba » 04.06.2017 23:55

Hallo Kurt,
Franz Ferdinand hat geschrieben:Ich jedenfalls weiß was ich zu tun habe: Sockelsuchen, immer der gelben Linie entlang. :lol:
Dazu ein Tipp:

- diese Seite aufrufen: http://www.doris.at/viewer/(S(2c5uzyb42 ... &karte=dkm ,

- in die Suchleiste rechts oben "Turmberg" eingeben

- den erster Vorschlag: "Turmberg (Berg, Tal in der Gemeinde Haag am Hausruck)" wählen

- den Maßstab "1:1000" wählen

- im Menü links nur "Orthofoto Speed" und "Höhenschichtlinien 10 m" wählen

und schon hast Du eine Satellitenansicht vom Turmberg mit Höhenlinien zur besseren Orientierung :-)

Ich möchte fast wetten, daß in dem mit "740 m" umgrenzten Bereich ein Sockel zu finden ist, wenn nicht sogar zwei wie in Grindelsberg - vorausgesetzt natürlich, daß sie bereits gebaut wurden.

Das erste Leuchtfeuer nach Aschau in Richtung Wien stand wahrscheinlich auf der Burg zu Burghausen, wobei ich als Bezugspunkt für die gelbe Linie die Hauptburg genommen habe. Auf der langgezogenen Anlage kommen natürlich noch andere Orte in Frage. Vielleicht können die Museumsleute der Burg etwas dazu sagen, mal sehn...

Das nächste Leuchtfeuer nach Turmberg könnte nahe dem Flugplatz Welsch gestanden haben, aber darüber kann man mangels einer Dokumentation nur noch Mutmaßungen anstellen, und auf der Karte nach möglichen Standorten weiter in Richtung Wien zu suchen ist eher was für Masochisten ;-)


Gruß
Henry
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