Ausstellung Minenräumen in der Nachkriegszeit

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kontingentstruppen
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Ausstellung Minenräumen in der Nachkriegszeit

Beitrag von kontingentstruppen » 11.03.2018 17:42

Im Museum Alter Flakleitstand ist eine Ausstellung über die Minenräumung nach Kriegsende zu sehen .

Nach dem verlorenen Krieg kam neben diversen anderen Problemen auch die Verminung der Gewässer hinzu. Eine Schifffahrt konnte faktisch nicht stattfinden, weil so ziemlich alle wichtigen Gewässer vermint waren. Es wurden während des Krieges abertausend Seeminen von den Deutschen und von den englischen Alliierten gelegt , um einerseits die eigenen Küsten vor dem Eindringen feindlicher Schiffe zu sichern und zweitens versuchte man mit den Minen die gegnerischen Schifffahrtsstraßen zu verseuchen.
Selbst heute, über 70 Jahre nach Kriegsende, erinnern solche Altlasten immer wieder an diese dunkle Epoche. Zuletzt wurde im Januar 2017 in einem Offshore-Windpark nördlich von Norderney eine treibende Ankertaumine gesichtet.
Trotz stetiger Räumung im Krieg und nach dem Krieg wurden noch hunderte von Schiffen Opfer der nicht geborgenen Minen .
Um die Schifffahrtsstraßen wieder befahren zu können, mussten bei Kriegsende vorrangig ganz schnell die wichtigsten Gewässer freigeräumt werden.

Wie bereits nach dem Ende des 1.Weltkriegs sehen sich die Alliierten auch nach dem Kriegsende 1945 nicht in der Lage und willens , die heikle Aufgabe des Minenräumens selbst zu übernehmen.
In der Kapitulationsakte wird festgelegt , dass deutsche Minenstreitkräfte zur Räumung der Seeminen einzusetzen sind.
Dem Oberkommando der Marine wird von den Siegermächten des zweiten Weltkriegs befohlen , eine für die Durchführung dieser äußerst gefährlichen Aufgabe geeignete Organisationen aufzubauen.
Schließlich wird die Deutsche Minenräumdienstleitung –D.M./R.L. (engl. „ German Mine Sweeping Administration –G.M./S.A. ) gebildet Sitz der Organisation ist das „ Navy House“ in Hamburg. Ihr Konteradmiral ist Fritz Kraus. Ihm unterstehen fast
400 Einheiten an Minensuch- und Räumbooten ,Versorgern , Fischkuttern und sonstigen Hilfsschiffen .
Ende 1945 beträgt die Personalstärke der G.M./ S.A. fast
27000 Mann.
Die Besatzungen tragen ihre alten Kriegsmarineuniformen – ohne Hoheitsabzeichen und Kriegsauszeichnungen.
In den Einheiten gelten die alten Disziplinarbestimmungen und der Dienst an Bord (DAB ) der Kriegsmarine.
Als Erkennungssignal müssen sie die auf Anweisung der Alliierten die unbeliebte Flagge Charly des Internationalen Signalbuches führen.

Zunächst bestehen sechs Minenräumdivisionen ( MRD ) die ihre Heimatstützpunkte in Kiel , Cuxhaven, Dänemark /Skagen , Norwegen /
Oslo , Holland / Ijmuiden und Bremerhaven haben.
Von diesen Stützpunkten laufen die Einheiten aus und räumen in zugewiesenen Seegebieten die tödlichen Hinterlassenschaften
des Seekrieges
Diese Aufgabe erfüllen sie über einen Zeitraum von zwei Jahren hinweg durchaus erfolgreich , so dass die Alliierten ab 1947 an eine schrittweise Verringerung der Verbände denken .

Hinzu kommt politischer Druck von Seiten der Sowjetunion, die die fortdauernde Existenz deutscher Marineverbände - wenn auch unter alliierter Kontrolle – mit Argwohn und Misstrauen sahen.

Sie vermuten eine verkappte Keimzelle für eine deutsche Wiederbewaffnung .
Am 31.Dezember 1947 wird die G.M./ S.A. schließlich aufgelöst.

Da aber weiterhin Räumarbeiten auf See notwendig sind, entsteht eine neue Organisation unter dem Namen Minenräumverband Cuxhaven unter britischer Aufsicht und direkt der Royal Navy zugeordnet.
Etwa 600 Mann der G.M./S.A. wechseln dorthin und nehmen zwölf Räumboote und einige Hilfsschiffe mit nach Cuxhaven.
Auch mit diesem Verband wird eifrig und erfolgreich in Nord- und Ostsee geräumt –bis zu seiner Auflösung am 31.Juni 1951.
Ein Teil der Besatzungen wechselt anschließend zum Bundesgrenzschutz See , ein anderer Teil tritt in den Dienst der US-Amerikaner , die in Bremerhaven einen Labour Service –Unit –B (LSU/B) betreiben .
Hier dient Personal , das die Amerikaner aus den Besatzungen der ihnen als Kriegsbeute übergebenen deutschen Schiffen rekrutiert haben.
Zu den Aufgaben der LSU gehören unter anderem allgemeine Hafendienste und Schiffsüberführungen. Fortan kommen mit den zwölf Booten des Minenräumverbandes Cuxhaven auch Minensuch-und Räumaufgaben hinzu.

Mit der Gründung der Bundesmarine im Jahr 1956 verliert die LSU/B jedoch weitgehend ihre Existenzberechtigung ,denn der größere Teil der Besatzungen wechselt zur Bundesmarine –ihre Boote nehmen sie mit.

Schon bald wird der Verband als 1.Minensuchgeschwader in Dienst gestellt und der Nato unterstellt.
So ist tatsächlich –gewollt oder ungewollt-eine ununterbrochenes Linie deutscher seemännischer und militärischer Tradition entstanden , die von der Kapitulation des Jahres 1945 bis zur Aufstellung der Bundesmarine reicht .

Das Militärhistorische Museum ‚Alter Flakleitstand ‘widmet diesem Thema jetzt eine Sonderausstellung .
Die Ausstellung ist ab sofort zu besichtigen.


Militärhistorisches Museum „ Alter Flakleitstand „
Burhaverstr. 41
26954 Nordenham
Telefonisch zu erreichen ist das Museum unter 0173 / 2376330
oder 04731 / 6176 oder 951680
Im Internet unter www.alterflakleitstand.de

Öffnungszeiten Die –Don 15 Uhr -18 Uhr
Sam 9 Uhr 30 - 12 Uhr 30
Gewünschte Führungen bitte stets an melden .
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Beitrag von EPmuc » 11.03.2018 19:38

Danke für die Kurzeinführung in das Thema.
Für einen Tagesausflug ist das Museum für mich zwar etwas weit weg, aber wenn ich mal in der Gegend bin....
Gruß, Eugen
Heute ist das Morgen vor dem Du dich gestern gefürchtet hast.

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