Bundesstraßen im nördl. SH

Verkehrsgeschichte - Straßen, Autobahnen und sonstige Straßenverkehrs-Bauwerke
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stefan64
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Bundesstraßen im nördl. SH

Beitrag von stefan64 » 07.07.2010 12:35

Moin moin,

dann will ich auch mal einen Threat starten. Da ich zugezogener Schleswig-Holsteiner bin, ich wohne seit 1993 in der Gegend von SL, kann ich selber zu dem Bau von Staßen hier nichts sagen.
Als ich das erste mal hier in der Gegend war, war schon deutlich vor 1993, ist mir hier eine merkwürdige Art, Straßen zu bauen, aufgefallen:
- Die ehemalige B76 von SL nach FL ist von der Trasse her so breit gebaut, dass sie 4-spurig ausgebaut werden könnte. Die Ausfahrten sind selbst bei kleinsten Dörfern autobahnähnlich ausgeführt und die Ausfahrt SL ist geradezu fürstlich dimensioniert.
- Die B76 von Eckerförde nach Kiel ist ähnlich komfortabel gebaut. Hier befindet sich auch noch eine autobahnähnliche Ausfahrt, direkt hinter Eckernförde, die ins Nichts führt. Wofür war die vorgesehen?
- Ähnlich gut ausgebaut ist auch die B203 von Eckernförde nach Kappeln.
Erstaunlich sind auch die z.T. großzügig ausgeführten Rastplätze entlang dieser Straßen, die würden einer Autobahn zur Ehre gereichen.
So großzügige Ausführung von Bundesstraßen war ich aus NRW nicht gewohnt, höchstens an absoluten Schwerpunkten. Von Schwerpunkten kann man hier in SH aber nicht gerade reden, zumal zu der Zeit als die Straßen gebaut wurden (ich nehme mal an Ende ´60er Anfang ´70er).
Für mich sieht das so aus, als hätte man mit den Straßen noch viel vorgehabt, es dann aber doch nicht getan.

Vielleicht kann mir ja jemand sagen warum das damals so gemacht wurde, verkehrstechnische Notwendigkeit war es, denke ich mal, nicht.

Schöne Grüße,
Stefan

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Bart
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Beitrag von Bart » 07.07.2010 13:41

Moin Stefan,

das wir wohl auf das "Programm Nord" zurück gehen, mit dem die Infrastruktur in den nördlichen Landesteilen ausgebaut werden sollte.

Guckst du hier.

Grüße
Jens

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stefan64
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Beitrag von stefan64 » 07.07.2010 14:16

Hallo Jens,

danke für den Link, da hatte ich tatsächlich noch nie etwas von gehört. Da hat man aber damals vor allem bei der Verkehrsinfrastruktur geklotzt was das Zeug hielt. Heute haben wir noch gut davon. Man ist ziemlich zügig zwischen Flensburg, Husum, Schleswig, Kappeln, Eckerförde, Kiel und Rendsburg unterwegs. Selbst auf dem Land gibt es noch einige sehr gut zu fahrende Durchgangsstraßen.
Ich hatte schon den Verdacht es hätte etwas mit den Olympischen Spielen 1972 zu tun gehabt. Da wird ja im Vorfeld auch immer ordentlich in die Verkehrsinfrastruktur reingepumpt.

Mmh, bleibt jetzt noch die Frage der erwähnten Ausfahrt ins Nichts von der B76 Eckernförde - Kiel, kurz hinter Eckernförde. Karten und Satellitenbilder geben da auch nichts her. War hier vielleicht mal ein zweites Damp geplant?

Schöne Grüße,
Stefan

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nordfriese
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Beitrag von nordfriese » 07.07.2010 14:47

Moin!

Ich weiss zwar nicht mehr wann es war, aber ich kann mich noch dran erinnern,
dass die A7 damals in Schleswig-Jagel aufhörte und meine Eltern und ich immer
auf der B76 weiter Richtung Norden gefahren sind.
Ich denke, die B76 war damals so ner Art "A7-Verlängerungsersatz", vielleicht daher
der relativ gute Ausbau.

Ist aber gaaaanz lange her... :-)

Gruss aus NF in die "Wurststadt"!
Rolf

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stefan64
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Beitrag von stefan64 » 07.07.2010 15:00

Moin Rolf,

na ja, Stadt ist übertrieben mit 1500 Seelen und nochmal soviel Besucher des Werksverkaufes.

Ja, Du hast vermutlich recht. Vielleicht war die Planung seitens des Bundes damals noch garnicht so klar die A7 weiterzubauen. Deshalb möglicherweise die extrem breit ausgeführte Trasse.

Übrigens, parallel der ehemaligen B76 läuft noch ,in Teilen original erhalten, die ursprüngliche Bundesstraße. Die wird weitgehend eine historische Trasse gewesen sein. Man findet hier noch ganz alte Kilometersteine. Die Anteile mit Kopfsteinpflaster werden immer schlechter und immer mehr mit Asphaltflicken versehen, sodas irendwann in naher Zukunft der Kopfsteinbelag lost ist. Noch garnicht lost und in einem fast perfekten Originalzustand ist die Ausfahrt Sieverstedt/Stenderupau. Erstaunlich, wie lange Kopfsteinpflaster halten kann.

Schöne Grüße,
Stefan

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Beitrag von Leif » 07.07.2010 19:01

Hallo,

verantwortlich für die Planung ist und war der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr mit Hauptsitz in Kiel. http://www.lbv-sh.de/
Ich gehe davon aus, dass dort auch ein Archiv vorhanden sein müsste oder zumindest ein Ansprechpartner zu finden sein muss. Ansonsten könnten noch die Niederlassungen in Flensburg und Rendsburg Unterlagen haben.

Ach ja, auf der Seite des LBV findet man unter Geschichtliches einiges zu den Meilensteinen mit einem Beispiel eines Steins bei der B76.

Viele Grüße,
Leif

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Beitrag von guthardt » 27.03.2011 00:02

Die ehemalige B76 zwischen Schleswig und Flensburg ist in der tat sehr gut ausgebaut, dem geneigtem Betrachter fällt die grosszügige Bankette auf, man kann die Strasse dort locker um mindestens eine Spur verbreitern, ohne großen Aufwand.
Dieses ist sicherlich auch der ggf. Militärischen Nutzung der Autobahn zu Schulden.
Siehe Forensuche "Notlandepläzte".

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Beitrag von petzolde » 27.03.2011 03:29

Die heutige A21 Bargteheide Richtung Kiel war in den 70ern neu und eine großzügig ausgebaute Bundesstraße, aber relativ eng, kurvig und (teilweise) ohne Standspuren. Wann sie zur Autobahn umdeklariert wurde, weiß ich nicht.
Möglicherweise war das mit den oben genannten Straßen auch so gedacht?
gruß EP

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Beitrag von Seemann » 27.03.2011 21:31

Die Strecke B76 Flensburg-Schleswig, dann B77 bis Rendsburg usw. war der direkte Vorläufer der 1978 fertiggestellten A7.
Diese Strecke war früher auch die Europastraße 3, also die Verbindung zwischen Skandinavien und dem restlichen Europa, wenn man Fährverbindungen mal außer acht läßt.
Vorgänger dieser Bundesstraßenverbindungen war der historische Ochsenweg, der wohl schon zur Bronzezeit existierte und auf dem der Viehhandel zwischen Jütland (Dänemark) und den Marschen in Nord- Ost- und Westfriesland abgewickelt wurde.
Die Bedeutung dieser Route erklärt schon den guten Ausbauzustand und den bei modernen Kraftfahrstraßen auch oft anzutreffenden Ausbau der Ausfahrten und Rastplätze.
Ich erinnere mich noch gut an den vielen Verkehr und die zahlreichen Tankstellen, wenn wir mit der Familie von Flensburg nach Rendsburg zu den Großeltern gefahren sind.
Auch der damals schon vierspurig ausgebaute Kanaltunnel mit 2 Röhren bei Rendsburg zeigt die Bedeutung der Strecke zur damaligen Zeit.
Eine gewisse militärische Bedeutung ist bei der Dichte an Kasernen in Schleswig-Holstein natürlich auch ganz sicher anzunehmen.

Gruß Til

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