Autobahnraststätte Hamm-Rhynern als Typbau

Verkehrsgeschichte - Straßen, Autobahnen und sonstige Straßenverkehrs-Bauwerke
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kuhlmac
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Autobahnraststätte Hamm-Rhynern als Typbau

Beitrag von kuhlmac » 22.06.2007 18:52

Hallo,
bevor ich jetzt einen der ellenlangen AB-Threads suche, habe ich was neues.

Ich habe gerade in Archivbeständen gewühlt, dabei ist mir ein Zeitungsauschnitt in die Hände gefallen, der die geplante Raststätte Rhynern an der hutigen A2 als Modell 1938 zeigt.
Sie sollte der Typbau für diverse Raststätten als Motel werden.

Gebaut worden ist sie so nie, der Platz war zwar schon vorgesehen, aber der allgemeine Baustop durch den Krieg hat es zunichte gemacht.
Eine Neuplanung wurde erst langsam 1951 eingeleitet.

Quelle: Westf. Anzeiger 15.12.1938
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petzolde
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Beitrag von petzolde » 23.06.2007 00:01

Ein richtiger Klotz! Kann mich nicht erinnern, eine Autobahnraststätte in der Größe gesehen zu haben.
Interessant ist der Treppenabgang mittig vor dem Hauptgebäude. Eine unterirdische Verbindung zur gegenüberliegenden Raststätte war damals wohl Standard (z.B. Börde/Magdeburg). Auch bei Nachkriegsraststätten gibt es diese Gänge, z.B.an der A3 (u.a. Raststätten Würzburg, Steigerwald, Jura), diese drei allerdings verschlossen / vergittert. Der Sinn dieser Tunnel ist mir unklar, denn es gibt auf beiden Seiten identische Einrichtungen.
Für Fahrgemeinschaften könnte es ja sinnvoll sein, aber das Thema "Fahrgemeinschaften" war beim Bau dieser Raststätten (50-, 60-, 70er Jahre) noch nicht wirklich aktuell.
gruß EP

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patchman
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Beitrag von patchman » 23.06.2007 00:19

Ist denn bekannt, wer der Architekt dieser (geplanten) Raststätte war?

Gruß
Patchman
Wer die Vergangenheit nicht kennt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.

www.berliner-unterwelten.de

Biedermann (†)

Beitrag von Biedermann (†) » 23.06.2007 11:16

petzolde hat geschrieben:Der Sinn dieser Tunnel ist mir unklar, denn es gibt auf beiden Seiten identische Einrichtungen.
gruß EP
In früheren Zeiten war die Raststätte häufig nur auf einer Seite, auf der anderen gab es nur einen Parkplatz. Und einen Tunnel.
Oder aber, als Billigvariante, eine Linksabbiegerspur auf der einen Richtungsfahrbahn, so daß man auf die andere Seite zur Tanke und Raste kommen kann. Z. B. bei der Raststätte Müllrose kurz vor Frankfurt/O. vor der Wende.

Grüße
Ingo

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kuhlmac
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Beitrag von kuhlmac » 23.06.2007 18:56

Biedermann hat geschrieben: In früheren Zeiten war die Raststätte häufig nur auf einer Seite, auf der anderen gab es nur einen Parkplatz. Und einen Tunnel.
Oder aber, als Billigvariante, eine Linksabbiegerspur auf der einen Richtungsfahrbahn, so daß man auf die andere Seite zur Tanke und Raste kommen kann. Z. B. bei der Raststätte Müllrose kurz vor Frankfurt/O. vor der Wende.
Stimmt, das kann man heute z.B. noch einige Km nördlich von Rhynern in Vellern besichtigen. Da ist es auch "einseitig" und es gab eine Unterführung bzw. eine Brücke (auch in Gütersloh z.B.)

Zum Architekten: Keine Ahnung, aber es sieht mir etwas nach dem Oevre von Clemens Klotz aus, bin mir da aber nicht wirklich sicher und stochere nur im Nebel...

Aber gerade gesehen: klick

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Beitrag von MikeG » 23.06.2007 19:25

Moin!

Es handelt sich hier um eine Anlage im damals sog. „Heimatschutzstil“. Die eher modernen Bauten wie z.B. Darmstadt oder Fürstenwalde waren den Nazis zu amerikanisch, zu „undeutsch“. Man änderte den Baustil etwa ab 1937 daher eher in Richtung landestypisch und versuchte, regional typische, bodenständige Baumaterialien zu benutzen.

Außer Klotz könnte ich mir hier auch Tamms als Architekten vorstellen – er hat relativ viele RAB-Hochbauten entworfen.

Mike

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Beitrag von Lasse » 24.06.2007 20:26

Irgendwie hab ich den Verdacht, das die Häuser auch einen Luftschutzkeller haben müssten.
"Siehst Du einen Atompilz: Schau gut hin, Du bekommst so etwas nie wieder zu sehen."

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Beitrag von petzolde » 24.06.2007 23:20

Soweit erkennbar, sind die Reststätten zeitgleich entstanden.
War der Verbindungstunnel etwa als Luftschutzraum gedacht?
In MIchendorf gab es bis in die 70er (?) weder Brücke noch Tunnel, aber einen "Zebrastreifen".
gruß EP

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Beitrag von MikeG » 24.06.2007 23:22

Moin!


Es ist am ehesten anzunehmen, dass die Gebäude über "ganz normale" Luftschutzkeller verfügten, mehr sicherlich nicht.

Mike

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Beitrag von MikeG » 27.06.2007 17:50

Moin!

Hier mal ein paar Daten:

Die Raststätte bzw. Großanlage Rhynern wurde im Rahmen eines Wettbewerbs von dem Architektenteam Helmut Hentrich und Hans Heuser aus Düsseldorf entworfen. Die Tankstellen wurden 1938 fertig gestellt, der Rest verzögerte sich. Aus diesem Grund ließ die zuständige OBR Essen zunächst auf der Nordseite (wo auch das „große“ Rasthaus entstehen sollte) ein kleineres, provisorisches Rasthaus aus Holz bauen, das über sechzig Plätze verfügte (davon 30 auf der Terrasse). Eröffnet wurde das Ganze dann am 27.8.1939. Der Holzbau wurde nach dem Krieg abgerissen, seitdem auch an den Tankstellen einige Veränderungen vorgenommen. Die Tankstellengebäude stehen seit 1984 unter Denkmalschutz.

Mike

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