Geschichte des L-D-M Kanals

Verkehrsgeschichte - Wasserwege, Häfen und zugehörige Bauwerke
Janericloebe
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Beitrag von Janericloebe » 15.07.2011 09:38

Hallo zusammen,

ich war mal wieder in der Heimat und habe ein paar weitere Bilder vom noerdlichen Teil des (dort) ehemaligen Ludwig-Donau-Main-Kanals gemacht. Erst mal moechte ich Euch das Kanaldenkmal in Erlangen vorstellen.

Hier fand am 15. Juli 1846 die Einweihungsfeier des Ludwigskanals statt. Mit dem hier komplett gemauerten Kanalbett, zwei Schleusen (Nr. 89 und 90), dem Eisenbahntunnel (dem ersten in Bayern!) der Ludwig-Sued-Nord-Bahn, der Kanal- und der Eisenbahnbruecke ueber die Schwabach bildete es in einem Gesamtensemble am Hang des Burgbergs eine romantische Kulisse, die gleichzeitig fuer den technischen des jungen Koenigreichs Bayern stand.

Irgendwo habe ich gelesen (evtl. auf Hans Grueners Kanalseiten), dass man hier auch einen Tunnel fuer den Kanal plante. Auf jeden Fall gibt es Plaene, die auch eine Schiffbarmachung der Regnitz in diesem Bereich vorsahen. Letztlich errichtete man das komplett aus Sandstein gemauerte Kanalbett zwischen Regnitz und Burgberg.

1938 wurden die Mauer und das Denkmal um mehrere Meter in den Burgberg versetzt, um Platz fuer die Reichs-, spaeter Bundesstrasse 4 (heute St 2244), zu machen. Dabei verschwanden zwei Freitreppen, die zu parkaehnlichen Gaerten am Hang des Burgbergs fuehrten. In den 1950er Jahren wurde das Kanalbett vor dem Denkmal bereits fuer die Kanalisation zur (im Kanalbett weiter noerdlich) neu errichteten Klaeranlage gefuellt bzw. verdeckelt. Seit den 1960er Jahren verlaeuft hier die Trasse des Frankenschnellwegs A 73, fuer die auch ein Teil des historischen Industrieviertels Werker abgerissen wurde.

Seitdem fristet das Denkmal, zeitweise dem Verfall preisgegeben, ein Dasein im verkehrstechnischen Abseits. Inzwischen wurde das wichtigstes Denkmal im 19. Jahrhundert in Mittelfranken mehrmals aufwendig renoviert.

Eine ausfuehrliche Beschreibung des Kanaldenkmals und historische Fotos gibt es natuerlich auf der ausgezeichneten Website von Hans Grüner:

http://www.hansgruener.de/docs_d/kanal/denkmal.htm

Ausserdem habe ich noch diese Seite entdeckt, von der die unten genannte GE-Datei mit dem kompletten Verlauf des Kanals stammt:

http://www.eyrich-net.org/gedaten.html#ludwigskanal

Weitere Bilder mit Kanalresten folgen...

Gruss
Janericloebe
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Janericloebe
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Beitrag von Janericloebe » 15.07.2011 15:58

Hallo nochmal,

zum oben genannten Gesamtensemble am Erlanger Burgberg, das den technischen Fortschritt im jungen Koenigreich Bayern zeigen sollte, gehoerte auch das ehemalige Gasthaus "Zur Windmuehle". Einst befanden sich dort neben Staellen fuer die Treidelpferde des Ludwigskanals ein Biergarten mit Keller, der zu den beliebtesten der Stadt gehoerte. Heute zwischen Staatsstrasse 2244 und Autobahn 73 gelegen, befinden sich in dem Haus nur noch Firmenadressen.

Die Sicht auf das Suedportal des Burgbergtunnels (aeltester Bahntunnel Bayerns) mit den zwei Bayerischen Loewen wurde 1936 durch die Bruecke der Reichsstrasse 4 (heute St 2244) verstellt. An der ehemaligen Reichs- bzw. Bundesstrasse 4 befindet sich auch eine historische Tankstelle. Mehr dazu hier: viewtopic.php?t=139&start=570

Ebenfalls 1936 wurde der Bahntunnel fuer die Elektrifizierung der Bahnstrecke Nuernberg-Bamberg erweitert. Die historischen Bahnbruecke der Ludwig-Sued-Nord-Bahn ist heute ueber einen Radweg zu erreichen.

Das historische Bild stammt von den Seiten von Hans Gruener (link siehe vorheriger Beitrag). Aufgrund seines Alters ist es gemeinfrei. Die aktuellen Bilder stammen natuerlich von mir.

Weitere Bilder vom noerdlichen Abschnitt des Kanals folgen...

Gruss
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Beitrag von Janericloebe » 16.07.2011 12:17

Weiter geht es am noerdlichen Hang des Burgbergs mit dem einstigen Vierstrassenblick (Eisenbahn, Kanal, Landstrasse, Regnitz). Auch von dieser Aussicht ist heute nicht mehr viel geblieben. Der Burgbergtunnel ist auch hier kaum zugaenglich, auf dem Bett des Kanals wurden die Bundesautobahn A 73 sowie die Klaeranlage der Stadt Erlangen errichtet. Entlang der Klaeranlage ist noch der Hochwasserdamm zur Regnitz erhalten.

Noerdlich der Klaeranlagem, bereits auf dem Gebiet des Ortes Möhrendorf gelegen, ist ein stark verlandeter Abschnitt des Kanals mehr oder weniger komplett erhalten.

Der Treidelpfad befand sich hier nicht auf der Dammkrone sondern entlang des ehemaligen Kanalbetts, das unterhalb des Dammes in einem Einschnitt verlief.

Die historischen Fotos zum Vergleich stammen von Hans Grueners Kanalseiten bzw. von Wikipedia und sind gemeinfrei.

Gruss
Janericloebe
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Beitrag von Janericloebe » 16.07.2011 14:02

Und weiter geht es mit ein paar Kanalresten des noerdlichen Abschnittes.

Vom besagten Autobahnparkplatz bis zur Ausfahrt Forchheim-Sued wurde der Ludwig-Donau-Main-Kanal komplett von der Bundesautobahn 73 ueberbaut, anschliessend von der Bundesstrasse 470. An der Kreuzung Bamberger Strasse / Adenauerallee befand sich die Scheuse 93, von der noch das Waerterhaus erhalten ist (Bild auf Seite 1 dieses Threads). Etwas weiter westlich, wo sich der Kanalhafen Forchheim befand, machte der Kanal einen Knick nach Norden (heute Industrie- und Wohngebiet).

Wiederum von einem kurzen Stueck der heutigen A 73 an der Ausfahrt Forchheim-Nord ueberbaut, machte der Kanal eine Kurve nach Nordwesten. Parallel zur Staatsstrasse 2244 bei Eggolsheim und in Neuses an der Regnitz ist das Kanalbett teilweise wieder sichtbar. Erhalten sind hier die vorbildlich renovierte Schleuse 94 (ein Bild hatte ich bereits gezeigt) und die mit Erde gefuellte Schleuse 95 mit Schleusenwaerterhaus (heute in Privatbesitz). Danach ist der Kanal bis kurz vor Bamberg abermals verschwunden, diesmal unter seinem Nachfolger, dem Main-Donau-Kanal. In Hirschaid existiert noch das Schleusenwaerterhaus der Schleuse 96.

Noch eine kurze Anmerkung (Quelle: Wikipedia):
Oliver hat geschrieben:Alte Schleuse, auch hier kann man sehen dass man nur für "Schiffchen" gebau hat.
Fuer heutige Verhaeltnisse handelte es sich bei den Treidelschiffen auf dem Ludwigskanal natuerlich um Schiffchen. Damals (also Mitte des 19. Jahrhunderts) entsprachen diese aber aber den ueblichen Standards.

Die damaligen Regelkähne des Kanals waren ca. 24 Meter (80 bis 84 Fuß) lang, Langholzkähne sollten eine Länge von etwa 30 Meter (100 bis 104 Fuß) nicht überschreiten. Die Breite der Schiffe war auf ca. 4,20 Meter (14½ Fuß) an der Wasseroberfläche und ca. 4,00 Meter (14 Fuß) am Boden begrenzt. Der heute gering erscheinende maximale Tiefgang von etwa 1,16 Metern (4 Fuß) war angesichts der etwa 70 Zentimeter Tiefe von Main und Donau für damalige Verhältnisse relativ groß.

Die Regelschiffe der Flüsse waren hingegen breiter als der Ludwigskanal. In Kelheim und Bamberg musste die Fracht auf die entsprechenden Schiffe umgeladen werden. Die Kähne des Ludwigskanals konnten bis zu 120 Tonnen Fracht befördern.

Zum Vergleich: Die Schiffe auf dem heutigen Main-Donau-Kanal gehören der 1200-Tonnen-Klasse an.
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Beitrag von Toasty » 16.07.2011 23:43

Schöne Doku :)

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Beitrag von Janericloebe » 18.07.2011 11:42

Toasty hat geschrieben:Schöne Doku :)
Danke!

Nun noch der noerdlichste, offizielle Abschnitt des Ludwig-Donau-Main-Kanals in Bamberg, zu dem ich leider (noch) nicht so viele Bilder habe.

Seit Neuses an der Regnitz ist das alte Kanalbett vom Main-Donau-Kanal ueberbaut. Kurz hinter der Stadtgrenze von Bamberg machte der Ludwigskanal dann eine Kurve nach links. Bei Bamberg-Bug befindet sich heute noch die inzwischen zugeschuettete Schleuse 99, die die Kanalschiffe auf das Niveau der Regnitz brachte. Das Schleusenwaerterhaus existiert noch, das Schleusenbecken dient heute als Garage (!). Leider habe ich davon keine Bilder.

Anschliessend folgt die noch bestehende Muendung des Kanals in die Regnitz. Die Treidelpferde mussten seinerzeit ueber eine Bruecke auf das linke Ufer der Regnitz wechseln. Die Schiffe folgten dann dem linken Regnitzarm, der bereits im Mittelalter angelegt wurde, um die Muehlen der Stadt mit Wasser zu versorgen. Es geht entlang des Stadtparks Hain. Kurz vor der Altstadt landete man ueber die heute noch bediente Schleuse 100 im sogenannten Nonnengraben, der ebenfalls schon aus frueheren Zeiten stammt.

Am Nonnengraben befinden sich noch heute die Reste des alten Kanalhafens und, an der Muendung in die Regnitz, der historische Regnitzhafen "Am Kranen".

Das waere es erst mal wieder vom Ludwig-Donau-Kanal.

Gruss
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Beitrag von Oliver » 18.07.2011 19:15

Hi zusammen,

an der Stelle noch der Hinweis dass die Nürnberger nachrichten am Wochenende einen Bericht über den Kanal in ihrer Ausgabe hatten. Ich versuch mal rauszubekommen, ob es diesen auch online gibt.

Gruß
Oliver

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Beitrag von lurker » 20.07.2011 01:12


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Beitrag von Janericloebe » 20.07.2011 22:36

Und das waren die Nachrichten von gestern und heute. Ab und zu kommt der alte Kanal eben auch in der Nuernberger Suedstadt wieder zum Vorschein: :!:

http://www.nordbayern.de/region/land-un ... -1.1374182

Wen wundert es, wenn man weiss, wie es z. B. unweit von dort:

http://www.nordbayern.de/region/nuernbe ... =1.1376104

frueher so ausgesehen hat (siehe Bild von Hans Grueners Kanalseiten unten).

In Baiersdorf und Moehrendorf kommt es auf dem Frankenschnellweg uebrigens auch gerne mal zur Vollsperrung wegen Hochwasser, diesmal wohl auch. Der Wasserspiegel des Kanals duerfte im sandigen Regnitztal nicht viel hoeher gewesen sein als der Pegel der Regnitz (vergleiche das historische Foto vom Vierstrassenblick).

Die heutige Trasse des Frankenschnellwegs ist natuerlich etwas aufgeschuettet. Aber eben nicht ueberall fuer jedes Wetter hoch genug.

Gruss
Janericloebe
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Burgbergtunnel

Beitrag von Rudy » 15.03.2014 17:27

Janericloebe hat geschrieben:Weiter geht es am noerdlichen Hang des Burgbergs mit dem einstigen Vierstrassenblick (Eisenbahn, Kanal, Landstrasse, Regnitz). Auch von dieser Aussicht ist heute nicht mehr viel geblieben. Der Burgbergtunnel ist auch hier kaum zugaenglich, auf dem Bett des Kanals wurden die Bundesautobahn A 73 sowie die Klaeranlage der Stadt Erlangen errichtet. Entlang der Klaeranlage ist noch der Hochwasserdamm zur Regnitz erhalten.

Noerdlich der Klaeranlagem, bereits auf dem Gebiet des Ortes Möhrendorf gelegen, ist ein stark verlandeter Abschnitt des Kanals mehr oder weniger komplett erhalten.

Der Treidelpfad befand sich hier nicht auf der Dammkrone sondern entlang des ehemaligen Kanalbetts, das unterhalb des Dammes in einem Einschnitt verlief.

Die historischen Fotos zum Vergleich stammen von Hans Grueners Kanalseiten bzw. von Wikipedia und sind gemeinfrei.

Gruss
Janericloebe
Hallo zusammen,
nachdem die Rodungen für den Ausbau des zweiten Burgbergtunnels im vollem Gange sind, hatte es sich nach dem Lesen dieses Beitrags für mich angeboten sich die Gegend um den Eisenbahntunnel mal genauer anzusehen. Ein spannender Ort wie ich finde, sowohl der Nord-, als auch die Südausgang sind mit Löwen bzw. Sphinxen flankiert die zum Teil mit Efeu überwuchert sind. Vielleicht ist das ja für den Ein- oder Anderen von Interesse :-)

Grüße
Arne
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