zukünftig "Lost Fotos"?

Fotografie-Themen - richtige Belichtung, Technik und Techniken etc.
Baum
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zukünftig "Lost Fotos"?

Beitrag von Baum » 28.11.2004 18:21

Hallo,
laut Fotoladen meines Vertrauens geht der Trend ja eindeutig in Richtung digitale Fotografie, d.h. "normale" Filme sind immer weniger gefragt und der Aufwand für Entwicklung, Abzüge etc. wird immer teurer.
Wie sieht es daher eigentlich mit der "Haltbarkeit" digitaler Fotos aus und dies mittelfristig bis langfristig.
Klar wenn ich vergesse eine Sicherheitskopie zu ziehen und alle meine Bilder nur auf der Festplatte habe ist das persönliches Pech bei einem Festplattencrash.
Aber welche Speichermedien sind langfristig sicher, so dass vielleicht auch mal noch meine Enkel etc. meine Bilder anschauen können (so sie denn wollen)?
Heutzutage werden Fotoalben vererbt und zukünftig?
Oder leben wir derzeit in einer Periode, von der "verhältnismäßig" wenig Bilddokumente überdauern werden?
Gruß
Baum

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MikeG
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Beitrag von MikeG » 28.11.2004 18:29

Moin!

Die Frage hört sich trivial an, ist es aber tatsächlich nicht.

Man muß erstmal zwei Problembereiche unterscheiden:

1.) Haltbarkeit der Daten auf dem Datenträger (Materialalterung etc.) und spätere Medienkompatibilität

und

2.) Lesbarkeit in n+x Jahren

Problem 2 ist schwer sicher zu klären. Mann kann aber wohl davon ausgehen, daß z.B. JPG auch in Zukunft gelesen werden kann. Es wird irgendwann veraltet sein - keine Frage - aber ziemlich sicher noch lesbar.

Problem 1 ist schwieriger - die Medien müssen ja lesbar sein und es könnte so kommen, daß es dafür dann keine Laufwerke mehr gibt. Darüber hinaus halten eben nicht alle Medien ewig - CDs altern, das Plastikmaterial z.B. eines Tapes altert etc.. Richtige Abhilfe schafft nur regelmäßiges Umkopieren auf neue Datenträger(formate).

Mike

Lutz

Beitrag von Lutz » 29.11.2004 09:37

MikeG hat geschrieben:1.) Haltbarkeit der Daten auf dem Datenträger (Materialalterung etc.) und spätere Medienkompatibilität
Das Hauptproblem. Beschreibbare CDs und DVDs sind für langfristige Datenarchivierung absolut ungeeignet.
Dafür eignen sich nur M/O (magneto-optische)-Medien oder Streamer (z.B. LTO). Aber auch da wird man nach einigen Jahren nicht ums umkopieren herum kommen.
:?

Rumpiausdertonne

Beitrag von Rumpiausdertonne » 02.12.2004 13:42

Das Problem gab es jetzt beim ZDF in München...

Ich hab dort öfter zu tun und durfte mir die schmerzverzerrten Gesichter der Mitarbeiter der MAZ ansehen, die aus dem alten Archiv alle alten Mabnetbänder auf DVC-pro kopieren mußten. Also auch Profis mit mehr Budget als Privatpersonen haben mit dieser Problematik zu kämpfen. Das problem werden wir Haushaltsuser dann wohl auch noch eine Weile haben...

Tip: In Stein meißeln, ist halt nicht RGB sondern Graustufen Farbtiefe ~ 4 mm ::ironie::

Oder: Mikrofilm.... da gab´s doch mal ein Artikel hier... ;)

Gruß Chris...

petzolde
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datenhaltbarkeit

Beitrag von petzolde » 02.12.2004 16:26

Magnetbänder aus den 60ern laufen noch auf den alten Tonbandgeräten,
Musikkassetten aus den 80ern sind teilweise stumm geworden.
Disketten (8") aus den 70ern sind nicht mehr lesbar, weil es keine Lesegeräte mehr gibt.
Disketten (5") aus den 80ern funktionieren noch, aber kaum einer hat noch ein solches Laufwerk. Es gibt mitunter Schwierigkeiten bei den ersten Disketten, die noch nicht 2S/2D waren.
Disketten (3,5") aus den späten 80ern machen Schwierigkeiten, wenn sie einfache Dichte haben.
Farb-Dias aus den 70ern sind bis auf wenige Ausnahmen noch gut erhalten.
Ob bestimmte Datenformate auch in ferner Zukunft noch lesbar sind, bezweifle ich. Auch Super8-Filme, Musik- und Videokassetten, 5"-Disketten galten mal als "bleibender Standard", aber die Wirklichkeit sieht schon etwas anders aus. Und der analoge Standard-Fernseher funktioniert in weiten Teilen unseres Landes auch schon nicht mehr.
Stein-Meißeln ist vielleicht doch nicht so falsch....
Gruß EP

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MikeG
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Beitrag von MikeG » 02.12.2004 16:49

Hi!

Nun, die Fotos und Dias aus den Siebzigern sind soo überzeugend auch nicht mehr - meist sind sie inzwischen rotstichig, da sich die Pigmente z.T. chemisch verändert haben. Einzig die guten alten s/w-Negative im Mittelformat sind selbst aus den 20ern noch gut erhalten.

Mike

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Beitrag von Gravedigger » 02.12.2004 17:03

Also bleibt nur die Möglichkeit, das man regelmäßig alle paar Jahre die Daten auf ein aktuelles Speichermedium umkopiert und hochwertige Datenträger verwendet.

CU Markus
Zivilisation bedeutet, sich gegenseitig zu helfen von Mensch zu Mensch, von Nation zu Nation. (Henry Dunant)

ladykracher
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Beitrag von ladykracher » 02.12.2004 17:18

Hi!

Hier mal die Technische Umsetzung des Archivierens aus Sicht des Bundesarchivs : http://www.bundesarchiv.de/imperia/md/c ... abtb/1.pdf


Artikel aus: Der Archivar, Jg. 55 (2002), S. 117-120.

Besonders bedauerlich ist auch der beschriebene, und bei uns im Studium an der FH behandelte, "Nasa - Effekt".

Die Nasa beschäftigt eine ganze Abteilung um mehrere TerraByte pro Jahr auf aktuelle Speichermedien zu kopieren.



Gruss
Philipp

ladykracher
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Beitrag von ladykracher » 02.12.2004 17:29

Hier noch ein Link zur Haltbarkeit von Datenträgern:

http://www.techwriter.de/thema/lebensda.htm.

Für mich ist es immer interessant, dass säurefreies Papier bis zu 500 Jahre haltbar ist. Bei Papier der Jahrhundertwende um 1900 bis ca in die 60er Jahre sieht man schon die ersten Auflösungserscheinungen.

Die Papiere müssen dann aufwendig entsäuert werden. Leider habe ich gerade keine Zahl parat, wieviel Meter laufender Bücher/Akten dadurch schon zerstört sind.

Interessant wäre hierbei auch die Frage, ob auch MFS Akten/Schnipsel davon betroffen sind.

Durch den Brand in der Anna-Amalia Bibliothek sind leider auch die älteren Werke durch das Löschwasser in Mitleidenschaft gezogen worden :shocked: . Diese werden nun (schock)gefrostet und auch aufwendig restauriert.

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Beitrag von ladykracher » 02.12.2004 17:41

Zur Restauration beschädigter Bücher hier noch ein Link: http://www.br-online.de/wissen-bildung/ ... fahren.xml

So long
Philipp

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