Adenauers Jagdhaus-Ruine

[Bunkerpaul]

Vergangenen Sonntag war es soweit. Aufmerksam geworden durch einen Zeitungsartikel ging es in die Eifel in die Nähe von Gerolstein. Die freundliche Dame im Navigationsgerät wies mir zielsicher den Weg. Dort sollte sie sein, die nie fertiggestellte Ruine eines Jagdhauses für Konrad Adenauer.
Angekommen im Ort, galt es die Mineralquelle am Ortsende zu finden, an der man parken könne.
Ausser drei Katzen, die mich erstaunt ansahen, war niemand auf der Straße, den man hätte fragen können. Mit der nötigen Portion Glück fand ich den hölzernen Pavillion der Mineralquelle und stellte mein Auto auf den kleinen Parkplatz.
Ab hier half mir das GPS III weiter, in welches ich zuhause die Koordinaten der Ruine aus der Topographischen Karte eingetippt hatte. 1,5 km Luftlinie von hier, das ergaben ca. 2,5 km Wegstrecke.
Gestärkt mit einem Schluck eiskalten Mineralwassers ging es los. Vorbei an zwei Fischteichen (sollten sie auch zur Erbauung der illustren Jagdgesellschaft dienen? Wer weiß...) ging es leicht bergauf durch lichten Buchenwald. Der anfangs noch geteerte Wirtschaftsweg wechselte nun zu einem befestigten Waldweg und zweigte auf den letzten 300 m in einen unscheinbaren bewachsenen Weg ab.
Doch weit und breit keine Ruine in Sicht. Halt, da war doch was! 100 m voraus starrten leere Fensterhöhlen unheimlich durch die Bäume. Ein kleiner Zaun, mehr zu ahnen als zu sehen, lag umgefallen im Gras.
Da war sie nun. Die zweigeschossige Ruine des Jagd- und Gästehauses für den ersten Kanzler der Bundesrepublik. Als kleines Dankeschön für Adenauers Entgegenkommen von mächtigen Industriellen geschenkt. Die Baugenehmigung wurde nach sagenhaften 12 Tagen erteilt. Als die 1956 geheimgehaltenen Bauarbeiten von der Presse aufgedeckt wurden, stellte man die Baustelle sofort ein. Der Rohhbau mit Heizungsanlage und hölzernen Fensterrahmen blieb unvollendet.
Der heutige private Besitzer sieht sich von strengen Auflagen der Behörden bedroht.
Wahrlich luxuriös sollte sie werden, die Jagdhütte mitten im Kammerwald. Bezahlt von Dr. Spennrath, damaliger Chef von AEG. Ungefähr 20 m lang mit großen Panoramafenstern zeigt die riesige Kaminhalle Richtung Süden. Die Ähnlichkeit mit dem Berghof kommt mir in den Sinn. Eine überdachte Terrasse mit offenem Kamin weist nach Westen.
Der Atombunker im Keller ist bei 15 cm Deckenstärke wohl nur Wunschdenken. Und der Hubschrauber sollte statt auf dem Dach wahrscheinlich ganz brav auf der Waldlichtung nebenan landen. Was auffällt, ist, dass man damals nur eine Garage vorsah. Heute einfach undenkbar.
Da die Treppe zum Dach eingestürzt ist und mir der Keller zu unheimlich, beschränke ich mich aufs Erdgeschoß. Erstaunlich sauber ist die Ruine, keine Schmierereien, kaum Getränkedosen. Liegt es am Fußweg? Obwohl es jede Menge frischer Reifenspuren hier oben gibt, bleibe ich eine Stunde völlig ungestört. Nach ein paar Fotos mache ich mich auf den Rüchweg. Ich stelle mir vor, wie es gewesen wäre. An einem lauen Augustabend am knisternden Kaminfeuer. Aufs beste bewacht von einem Dutzend Grenzschützern. Ein schönes Gläschen 43er Chateau Rothschild in der Hand, bezahlt von der deutschen Elektroindustrie. Und leicht weinselig sagt Dr. Spennrath: "Weiß Du, Konrad..."
Aber ich glaube, jetzt geht die Phantasie mit mir durch.
Es sind noch 1000 m bis zum Auto.

[MikeG]

Hallo!

Toller Fund - ganz herzlichen Dank! Hoffen wir mal, daß die Vandalen auch weiterhin wegbleiben ...

Mike

[petzolde]

Die angefangene Villa ist ja wenig originell - ganz im Gegensatz zum erfrischenden Bericht. War angenehm zu lesen - weiter so.

Was plant denn der heute Besitzer?
Und was plant die heutige Bau- und Umweltbehörde?
gruß EP

[Inschenör]

Ich stelle mir vor, wie es gewesen wäre. An einem lauen Augustabend am knisternden Kaminfeuer. Aufs beste bewacht von einem Dutzend Grenzschützern. Ein schönes Gläschen 43er Chateau Rothschild in der Hand, bezahlt von der deutschen Elektroindustrie. Und leicht weinselig sagt Dr. Spennrath: "Weiß Du, Konrad..."

Tja, wenn ich mir unseren letzten Kanzler anschaue, der von der russischen Gasindustrie bezahlt wird, dann sieht man, wie sich die Zeiten mittlerweile geändert haben...

[Markus]

Guter Fund! Netter Bericht! Vielen Dank!

Markus

[Bunkerpaul]

Danke,

aber ich habs ja nicht entdeckt, nur aufmerksam Zeitung gelesen.

Gut - gefunden - wenn man so will, hab ich es dann im Wald schon.

Also der heutige Besitzer, ein Privatmann, hat die Auflage der Sicherung. Und letztendlich muss er die Ruine wohl abreissen. Das dürfte kein billiges Unterfangen sein, so mitten im Wald. Ich hätte das an seiner Stelle garnicht erst gekauft.

Gefallen hat mir die Ruine schon. Aber ich schwärme ja auch für solche Plätze. Sie strahlen auf mich irgendwas aus...

[Djensi]

Hallöle,
wirklich netter Bericht, aber die Architektur erinnert wirklich an ein Schulgebäude der 50er Jahre, nix von romantischem Jagdhaus, daran ändert auch der Kamin nichts. Mir hätte da ein 43er Rothschild auf einer hölzernen überdachten Terasse sicher besser geschmeckt und ein 2004er Dornfelder aus der Pfalz tut´s auch .

Wo der Gerhard wohl seine Jagdhütte hinbekommt und wird sich das GPS dort noch auskennen....

Ciaoi Djensi

[MattyL]

Hallo Leute
Für alle Interessierten
Ich habe heute in der lokalen Presse einen Artikel über die Villa gelesen : der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz organisiert für den 26. Januar eine Exkursion zur Adenauervilla. Treffpunkt am 26. um 14:00 an der Pfarrkirche Duppach, Führung durch Roland Thelen vom RVDL, Anmeldung bei Dr. Hans Esten in Gerolstein Tel: 06591 4436. Die Exkursion ist Kostenfrei

[Frontstadtkind]

Das ist mal ein toller Fund. Bin ja großer Fan von solchen Orten. Vielen Dank.

[Frontstadtkind]

Die Ruine soll jetzt verkauft werden. http://www.lessentiel.lu/de/news/grossr ... n-31499052