Friedhöfe im Ruhestand

Zivile und sonstige Bauten mit geschichtlichem Hintergrund und deutlichem Bezug zu den Fachthemen, die jedoch nicht eindeutig zuzuordnen sind
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Djensi
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Beitrag von Djensi » 22.10.2011 11:19

ti79 hat geschrieben:@Djensi:

Karlsruhe, bist du sicher? Karlsruhe wurde doch erst 1715 gegründet. Da könnte höchstens Durlach gemeint sein, heute Stadtteil von Karlsruhe.

Gruß,
Timo
Recht hast Du, mit Durlach hätte nicht jeder etwas anfangen können! :-)

Grüße
Djensi

ruine13
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Beitrag von ruine13 » 25.10.2011 15:38

Janericloebe hat geschrieben:Grab von 1819, das mit abgeknickter Rose und nach unten gerichteter Fackel (Vergänglichkeit) sowie Schmetterling und Sonne (Auferstehung der Seele) gleich vier typische Grabsymbole zeigt.
Die Grabsymbolik finde ich ebenfalls hochinteressant, eine schöne Abhandlung dazu findet man hier:

http://deposit.ddb.de/cgi-bin/dokserv?i ... 360726.pdf

Besonders der Ouroboros als Unendlichkeitssymbol hat es mir dabei angetan. Eigenartig ist dabei, dass er im Gegesatz zu den meisten anderen, historischen Symbolen nie in den christlichen Glauben integriert wurde und zuletzt in der Alchemie auftauchte.

Ein paar Bilder von letzem Wochenende in Brügge:
Friedhof Steenbrugge – einer der ältesten städtischen Friedhöfe in Belgien

Der städtische Friedhof entstand am Ende des 18. Jahrhunderts, als es aus hygienischen Gründen untersagt wurde, die Toten in der Innenstadt zu begraben.

http://www.eghn.org/steenbrugge
Der Friedhof ist nicht lost - allerdings wird ein beeindruckend großes Areal nicht neu belegt, sondern besteht ausschließlich aus Grabsteinen bis etwa 1900.
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Janericloebe
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Beitrag von Janericloebe » 26.10.2011 01:19

Hallo mal wieder.

@ ruine13: Danke für die äußerst stimmungsvollen Bilder und den interessanten Link. Weiter so!

Bei den Totenköpfen und Sensen musste ich zwangsweise an den Friedhof Beth Haim in Ouderkerk aan de Amstel (bei Amsterdam) denken, den ich schon mehrmals besucht habe und zu dem ich vor längerer Zeit einen Wikipedia-Artikel geschrieben habe:

http://de.wikipedia.org/wiki/Beth_Haim_ ... _Amstel%29

Dieser wurde 1614 (nach der amtlichen Anerkennung der Juden in Amsterdam) geweiht und ist damit der älteste jüdische Friedhof in den Niederlanden. Da es sich um einen Friedhof von sephardischen (portugiesischen und spanischen) Juden handelt, weicht die Gestaltung der Gräber deutlich von den typischen jüdischen Friedhöfen nördlich der Alpen ab.

Angefangen von den liegenden Grabsteinen bis hin zu den zahlreichen Symbolen. Im Gegensatz zu den Friedhöfen der Aschkenasischen (deutschen) Juden, verhält es sich hier genau umgekehrt: Die alten Grabsteine sind deutlich reicher verziert als die neueren.

Da es sich bei den sephardischen Juden oftmals um wohlhabende Händler handelte, verwendeten diese für ihre Gräber in einigen Fällen wertvolles und dauerhaftes Marmor. Man bedenke, dass in Holland seinerzeit bereits Sandstein aus Bentheim ein teures und seltenes Baumaterial war.

Die deutschen Juden durften in den Niederlanden knapp 30 Jahre später übrigens auch einen Friedhof anlegen. Aber dazu an anderer Stelle mehr. Zum Verleich: Der älteste bekannte jüdische Grabstein auf einem deutschen Friedhof stammt aus dem Jahr 1076!

Gruß
Janericloebe
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Beitrag von Janericloebe » 26.10.2011 01:34

Fortsetzung:
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ruine13
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Beitrag von ruine13 » 26.10.2011 10:03

Danke für den Tipp, den werde ich mir bei meinem nächsten Amsterdam-Besuch mal anschauen.

Direkt vor meiner Haustür liegt der alte Friedhof Sternbuschweg, ebenfalls nicht lost. Aber auch hier findet man zwischen den neueren Steinen Ecken mit historischen Grabmälern.

http://www.bv-neudorf.de/friedhof%20sternbuschweg.htm
In der Zeit von Juli bis September 1866 wurde Duisburg, wie auch andere Gebiete Deutschlands, von einer Cholera-Epidemie heimgesucht. Im Zuge dieser Krankheitswelle erkrankten 409 Bürger, von denen 148 der Krankheit erlagen. Besonders hoch war die
Mortalitätsrate in Vierteln mit schlechten Wohn- und Hygieneverhältnissen, wie etwa in
Kasslerfeld oder im Öderich.Die Einwohnerzahl der Stadt lag in diesem Jahr bei 22 887 Einwohnern, von denen 796 verstarben; im Jahr zuvor wurden bei einer Bevölkerung von 22 207 Einwohnern 652 Todesfälle verzeichnet, ohne dass es zu einer wie auch immer gearteten Krankheitswelle oder Epidemie gekommen war. Es war daher nicht auszuschließen, dass bei einem Wiederaufleben der Epidemie der vorhandene Platz für Bestattungen auf den bestehenden städtischen Friedhöfen nicht mehr ausreichen würde, weshalb die Stadtverwaltung sich gezwungen sah, nach einem alternativen Begräbnisplatz zu suchen.
Das einzige Gelände, welches noch nicht für Bebauungszwecke vorgesehen oder durch
Überschwemmungen gefährdet und zugleich zu Bestattungszwecken geeignet war, lag auf einem Heidestreifen zwischen dem Stadtgebiet und dem Stadtwald, der sogenannten Neudorfer Heide.
Der alte Friedhof ist praktisch ein begehbares Geschichtsbuch: von Hügelgräbern, mittelalterlichen Grabsteinen bis hin zum Krieg 1870 und den beiden Weltkriegen findet man dort Spuren der Duisburger Geschichte. Auch viele Persönlichkeiten, die ihre Spuren in der Stadt hinterlassen haben, liegen dort begraben.

Einen größeren Satz meiner Fotos kann man bei Interesse hier sehen:

http://www.flickr.com/photos/64388349@N ... 028145654/

Viele Grüße

Markus
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Zuletzt geändert von ruine13 am 26.10.2011 10:24, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von ruine13 » 26.10.2011 10:09

Hier ein paar links zu meinen flickr-Alben von diversen alten Friedhöfen:

Quedlinburg - Servatii-Friedhof

http://www.flickr.com/photos/64388349@N ... 035226444/

Derneburg - von-Münster'sches Mausoleum

http://www.flickr.com/photos/64388349@N ... 035037070/

Ein paar der oben erwähnten Wuppertaler Friedhöfe

http://www.flickr.com/photos/64388349@N ... 028101800/

Düsseldorf Nordfriedhof

http://www.flickr.com/photos/64388349@N ... 903476819/

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Beitrag von Janericloebe » 27.10.2011 00:54

Hallo,

@ ruine13: Danke, wirklich stimmungsvolle Friedhöfe und Bilder.

Zur Abwechslung mal wieder ein Erbbegräbnis. Diesmal von der Familie Tucher von Simmelsdorf.

http://de.wikipedia.org/wiki/Tucher_von_Simmelsdorf

Eine der einflussreichsten Patrizierfamilien der Stadt Nürnberg, erstmals urkundlich erwähnt 1309. Namensgebend für den Zusatztitel und Familiensitz seit 1598 war (und ist) Simmelsdorf im Nürnberger Land, in dessen Nähe sich auch das Tucher-Mausoleum befindet.

Zunächst fanden die Familienangehörigen an verschiedenen Orten ihre letzte Ruhe. Tucher-Gruften gibt es z. B. in der mittelalterlichen Sebalduskirche in der Nürnberger Altstadt, in der Pfarrkirche von Behringersdorf sowie auf dem ehemaligen Pestfriedhof im Nürnberger Stadtteil St. Johannis.

Das Tucher-Mausoleum, gut versteckt inmitten des Waldes bei Simmelsdorf gelegen, wurde "erst" 1886 von dem Architekten August Ottmar Essenwein errichtet. Zufälligerweise befanden sich bei meinem Besuch zwei quicklebendige Herrschaften und eine Freifrau (oder sowas ähnliches) hinter dem ansonsten verschlossenen Tor und ich erhielt sogar "für ein paar Minuten" freien Zutritt und Fotografie-Erlaubnis. :thanx:

Oben und von der Vorderseite erreichbar befindet sich die Kapelle, unten und über einen Hintereingang erreichbar die eigentliche Gruft.

Gruß
Janericloebe
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Zuletzt geändert von Janericloebe am 27.10.2011 02:00, insgesamt 3-mal geändert.

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Beitrag von Janericloebe » 27.10.2011 01:03

Kleiner Nachtrag:

Eines der bekanntesten Familienmitglieder der Tucher dürfte wohl diese Dame sein: Elsbeth, die allerdings nicht im Mausoleum liegt, weil sie viel älter ist.

Gruß
Janericloebe
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Beitrag von violette » 13.11.2011 11:05

Moin,

in Alt-Rhoden gibt es einen sehr alten, stimmigen, gut erhaltenen Friedhof.
Aus Wrexen wurden die Verstorbenen bis 1682, aus Dehausen bis 1858, aus Ammenhausen bis 1876 und aus Orpetal bis 1896 auf dem Kirchhof beigesetzt.
Was sagt ihr Experten zu diesen Symbolen: Schere (Bild 53),
eine 4(?) mit Kreuzchen(Bild 51)...?

Gruß,
Vi
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Beitrag von Käptn Blaubär » 13.11.2011 22:21

Moin!
violette hat geschrieben:
eine 4(?) mit Kreuzchen(Bild 51)...?
Das könnte eine Hausmarke sein. Hatten wir vor einiger Zeit schon mal kurz hier:

viewtopic.php?p=94853#94853

(die letzten beiden Beiträge)

Viele Grüße
Michael
Das Leben ist kurz, behauptet man.
Ansichtssache, sage ich. Die einen sind kurz, die anderen sind lang, und manche sind mittel.
Außerdem hatte ich noch dreizehneinhalb andere davon.
(Walter Moers, Die 13 ½ Leben des Käpt´n Blaubär)

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