Kühlungsborn - Villa Baltic

Zivile und sonstige Bauten mit geschichtlichem Hintergrund und deutlichem Bezug zu den Fachthemen, die jedoch nicht eindeutig zuzuordnen sind
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Gerfried Eisen
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Kühlungsborn - Villa Baltic

Beitrag von Gerfried Eisen » 17.01.2019 14:58

Hallo allerseits,
eine Perle an der Ostsee soll hier nicht fehlen: die Villa Baltic in Kühlungsborn (hin und wieder mal erwähnt, sie sollte einen eigenen kleinen thread bekommen :8): )
Sie hat eine sehr wechselvolle Geschichte...

Eine prachtvolle Villenruine in der allerbesten Lage von Kühlungsborn, die Ostsee direkt vor der Tür. Keine Gedenktafel erinnert an die wechselvolle Geschichte dieses Hauses.

Errichtet wurde dieses Schmuckstück 1910 bis 1912 als Privathaus für den Berliner Rechtsanwalt und Notar Hausmann. Die Kosten exorbitant: 2,5 Millionen Goldmark. Das Ehepaar Hausmann blieb kinderlos und die Witwe Hausmann vermachte 1929 die Villa testamentarisch der Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums mit der Auflage, hier ein Erholungsheim für jüdische Akademiker und deren Familien zu betreiben.

1930 wurde die Akademische Gesellschaft Hausmann-Stiftung gegründet, die 1931 die Villa Baltic als Erholungsheim eröffnete.

1936 wird die Hausmann-Stiftung durch die Nationalsozialisten enteignet und aufgelöst.

Das Haus wird dem Reichspropagandaministerium unterstellt und als Gästehaus der Joseph-Goebbels-Stiftung für Bühnenschaffende genutzt.

Nach 1945 wird das Haus von Soldaten geplündert, bevor es dann von der Roten Armee als Lazarett genutzt wird.

Es erfolgte eine Rückübertragung des Hauses an die Jüdische Landesgemeinde Mecklenburg, die es 1949 an die UdSSR verkauft!

In den 1950er Jahren wird aus dem Lazarett das FDGB Erholungsheim „Kurt Bürger“.

1969 wird gleich neben dem Erholungsheim eine Meerwasserschwimmhalle errichtet (die erste in der DDR!) und durch einen Verbindungsbau mit der Villa Baltic verbunden, wie sie seit 1972 nunmehr offiziell heißt. Die Meerwasserschwimmhalle wurde 2003 geschlossen und 2017 abgerissen (darüber wurde auch im Schwimmhallen-thread berichtet)

Nach 1989 wird der FDGB „abgewickelt“ und das Haus geschlossen. Privatisierungsversuche scheitern; das Haus wird 1991 an die Jewish Claim Conference übertragen. Diese verkauft die Villa im Jahre 2003, der neue Eigentümer geht in die Insolvenz und verkauft das Haus weiter – die Villa Baltic steht immer noch leer.
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