Asyl für Obdachlose, Wien, Unter-Meidlinger Straße Nr. 63

Zivile und sonstige Bauten mit geschichtlichem Hintergrund und deutlichem Bezug zu den Fachthemen, die jedoch nicht eindeutig zuzuordnen sind
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TimoL
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Asyl für Obdachlose, Wien, Unter-Meidlinger Straße Nr. 63

Beitrag von TimoL » 15.03.2020 21:57

Bei schönstem Wienerischen Sonnenschein habe ich mich heute [zum ersten Mal] mal auf die Spuren von Adolf Hitler begeben, genauer gesagt zu einer seiner drei [bis heute] bekannten Wohn-/ Unterkunftsadressen in Wien.

Neben dem bekannten [ehemaligen] Männerwohnheim in der Meldemannstraße 27 (ursprünglich: 25–29, dann: 25–27, zuletzt 2003: 25) hatte Hitler sein Quartier von November bis Dezember 1909 im Asyl für Obdachlose in der Unter-Meidlinger Straße Nr. 63.

Der Gebäudekomplex wurde in den Jahren 1908 bis 1909 von den Architekten und Baumeistern Karl Krepp, Friedrich Mahler und Albrecht Michler erbaut.

Nach der Fertigstellung und Übernahme durch den [privaten] "Asylverein" im Jahre 1909 bot der Gebäudekomplex Schlaflätze für 1.100 Obdachlose und war damit das größte Asyl für Obdachlose der Stadt Wien.

Der gesamte hatte Gasbeleuchtung; einige Räume, wie z.B. das Lesezimmer verfügten aber auch schon über elektrische Glühlampen.

Geheizt wurde der gesamte Gebäudekomplex mit einer damals modernen Dampfniederdruckheizung.

Im Erdgeschoss befand sich der Speisesaal, das Lesezimmer mit einer Raucher- und Nichtraucherabteilung.

Für Selbstversorger gab es eigene Kochnischen mit Gaskocher und Geschirr.

Weiter gab es ein vollausgestattetes Krankenzimmer mit einem eigenen Hausarzt und eine Desinfektionskammer.

Zusätzlich zu Waschräumen und Rasierzimmern gab es auch noch eine Badeanlage Brausen und Wannen.

Im Keller und im Wirtschaftsgebäude befanden sich ein Kleider- und Schuhputzraum, ein Gepäckraum, einen Fahrradkeller sowie eine Schuster- und Schneiderwerkstatt.

Der Gebäudekomplex verfügte über vier Schlaftrakte, die sich in den oberen drei Etagen befanden, in denen sich zwölf Schlafsäle mit jeweils 22 Betten befanden.

Das Heim wurde abends um 20 Uhr geöffnet und musste gegen 9 Uhr morgens wieder geräumt werden.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Gebäudekomplex bis in die 1980er Jahre auch zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt.

Seit den 1980er Jahren werden in dem Haus " Kastanienallee" obdachlose Familien untergebracht.

In den Jahren 2007 und 2009 wurde der gesamte Gebäudekomplex entkernt und umgebaut; die Außenfassade blieb dabei in ihrem historischen Ursprung aber vollständig erhalten und steht unter Denkmalschutz.

Heute, bzw. seit dem Jahre 2007 beherbergt das ehemalige "Asyl für Obdachlose" Unter-Meidlinger Straße Nr. 63 die "Männer-Notschlafstelle U63" der Caritas Erzdiözese Wien.

Damit ist das ehemalige "Asyl für Obdachlose" Unter-Meidlinger Straße Nr. 63 das älteste Gebäude Wiens, das als Obdachlosenasyl erbaut wurde und heute noch in diesem Sinne genutzt wird.

Die "Männer-Notschlafstelle U63" bietet heute auf vier Stockwerken Schlafplätze für 117 Männer (in Mehrbettschlafzimmern) ab dem vollendeten 18. Lebensjahr.

Jedes Zimmer ist mit Kühlschränken und versperrbaren Spinden ausgestattet, Duschmöglichkeiten (Einzelduschen) gibt es auf jeder Etage.

Daneben gibt es noch
- ein behindertengerechtes Zimmer,
- Aufenthaltsbereiche mit Kochgelegenheit und TV,
- eine Bibliothek,
- Ausgabe/ Tausch von Spritzen und Injektionsnadeln,
- medizinische Versorgung durch die Caritas (einmal in der Woche),
- Beratung und Krisenintervention durch diplomierte SozialarbeiterInnen und BetreuerInnen,
- psychiatrische Betreuung (einmal in der Woche),
- Nachtnotaufnahme (Krisenplätze für akut obdachlose Männer in den Nachtstunden).
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